Die Welt wird immer komplizierter und gefühlt unübersichtlicher. Aktuelle Bücher wollen die Zusammenhänge erklären und verständlich machen. Im "Politischen Buch" werden die wichtigsten, gehaltvollsten und originellsten rezensiert und für die Leser aufbereitet.
Das Politische Buch
:Nationalismus, Sexismus, Autokratie
Sabine Fischer deutet Putins Politik als chauvinistische Herrschaft, wo das Recht des Stärkeren dominiert. Und sie erklärt, wie Europa einen weiteren patriarchalen Gewaltzyklus vermeiden könnte.
Das Politische Buch
:Demokratiehunger und Eigensinn
Die Historikerin Christina Morina erzählt fulminant eine Ost- und Westdeutschland vergleichende Demokratiegeschichte seit den 1980er-Jahren. Im Fokus stehen die Bürger und ihr Staatsverständnis - und das erklärt viele ostdeutsche Besonderheiten bis hin zur Anfälligkeit für AfD-Verlockungen.
Das Politische Buch
:Die Lektion der Mutter
Vera Politkowskaja, Tochter der 2006 ermordeten Journalistin Anna Politkowskaja verwebt Familiengeschichte mit einer Analyse der Putinherrschaft. Das kann sie aber nur aus dem Exil heraus tun - denn in Russland gilt sie als Verräterin.
Das Politische Buch
:Lieber ins KZ als in den Gulag
Grete Rebstock hat einstige sowjetische Zwangsarbeiter über deren doppeltes Leiden befragt: vom NS-Regime deportiert und vom Stalin-Staat als Verräter gebrandmarkt. Ihre Angst vor Repressionen unter Putins Herrschaft dauert bis heute an.
Das Politische Buch
:"Letztendlich steht schwarz auf weiß im Vertrag: Die Nato darf sich erweitern"
Die Historikerin Mary E. Sarotte präsentiert in ihrem Buch die "wahre Geschichte der Nato-Osterweiterung". Ein Gespräch über die Motive der Politiker im Jahr 1990, die merkwürdige Rolle von Hans-Dietrich Genscher und über Wladimir Putin, der Geschichte als Waffe benutzt.
Das Politische Buch
:Jagd auf die Demokratie
Wie gefährdet der Parlamentarismus zu jeder Zeit war, kann man in den beiden Jahrzehnten zwischen den beiden Weltkriegen studieren. Konservative Machtträume und Hass auf die Moderne waren nicht nur ein Problem der Weimarer Republik.
Das Politische Buch
:Höchste Zeit zum Handeln
Die Gefahr, die von Peking ausgeht, ist längst erkannt, aber was sind die Konsequenzen? Janka Oertel räumt auf mit all den Fantasien über China, die noch immer in den Köpfen stecken. Pflichtlektüre für alle, die nicht im Selbstbetrug verharren wollen.
Das Politische Buch
:Kuriositäten-Kabinett
Die beiden meinungsstarken Publizisten Henryk M. Broder und Reinhard Mohr machen sich über die Ampel-Politik lustig. Doch die Argumentation hat einen Haken.
Das Politische Buch
:Der sture Radikal-Reformer
Günther Wessel erklärt, wie Chiles sozialistischer Präsident Salvador Allende die Gesellschaft verändern wollte - und dabei scheiterte. Doch 50 Jahre nach dem Militärputsch bewegt seine Geschichte die Menschen noch immer.
Das Politische Buch
:Zwei deutsche Dörfer am Rio de la Plata
Ariel Magnus hat ein ironisch-spöttisches Buch über ein ernstes Thema geschrieben. Es geht um Juden und Nazis im argentinischen Exil - und seine eigene Geschichte.
Das Politische Buch
:Die Neu-Bildungsbürger
Stephanie Zloch zeichnet akribisch nach, wie sich migrantisches Wissen seit 1945 in Deutschland ausbreitete und wie Behörden und Heimatländer den Unterricht der Gastarbeiter-Kinder beeinflussten. Und sie zeigt, warum dieses Wissen der Einwanderungsgesellschaft guttut.
Das Politische Buch
:Die Leichen ruhen nicht
Der russische Philologe Nikolai Epplée untersucht die nie aufgearbeiteten Staatsverbrechen Stalins. Doch seine brillante Analyse weist weit darüber hinaus, sie ist ein unverzichtbarer Kommentar zur aktuellen Situation der russischen Gesellschaft.
Das Politische Buch
:Rock 'n' Roll und Zeitenwende
Der Journalist Stephan Lamby wollte eigentlich die Ampel beim Regieren beobachten, ganz nah dran wie immer. Dann kam der Krieg. "Ernstfall" ist hoch spannend, voller Details und Anekdoten - aber es hat eine deutliche politische Schlagseite.
Das Politische Buch
:Auf imperialer Mission
Die Russland-Experten Michael Thumann und Gerd Koenen gehen ihre Analysen über Wladimir Putins Herrschaft und den Krieg gegen die Ukraine sehr unterschiedlich an. Thumanns Buch ist Pflichtlektüre. Doch bei Koenen fehlt ein wichtiger Aspekt.
Das Politische Buch
:Turbulente Teilstaatsgründung
2024 feiert Deutschland 75 Jahre Grundgesetz. Der Historiker Michael F. Feldkamp hat dazu eine lesenswerte Darstellung über das Ringen des Parlamentarischen Rats mit den westlichen Alliierten vorgelegt.
Das Politische Buch
:Renaissance der ersten Republik
Was macht die Weimarer Republik 100 Jahre später so interessant? Ein Aufsatzband zeigt, warum die Zeit von 1918 bis 1933 heute positiver gesehen wird als früher und warum Analogien zu heutigen Krisen nicht weiterhelfen.
Das Politische Buch
:Arbeiterpartei? Vorbei!
Brigitte Seebacher, letzte Ehefrau von Willy Brandt, hält der SPD auf Hunderten Seiten ihr Scheitern vor. Überzeugen kann sie damit aber nicht.
Das Politische Buch
:Der holprige Weg nach Westen
Der Historiker Wolfgang Benz hat fundierte Aufsätze über Geschichte und Gegenwart der Ukraine gesammelt. Nicht nur die Politik, sondern auch die Wissenschaft muss sich darin einige Vorwürfe gefallen lassen.
Das Politische Buch
:Mit Goethe gegen den Faschismus
Der holländische Kommunist und Schriftsteller Nico Rost war nach 1945 ein wichtiger Kämpfer gegen den braunen Ungeist und für die Erinnerung an die KZ-Gräuel. Die Studie von Markus Wegewitz holt ihn aus der Vergessenheit.
Das Politische Buch
:Der hohe Preis der Abschottung
Volker M. Heins und Frank Wolff erklären eindrucksvoll, was in Gesellschaften passiert, die "illegale Migration" mit allen Mitteln unterbinden wollen: Akzeptanz von Gewalt, Gewöhnung an Rechtsbruch, Beschädigung der Demokratie.
Das Politische Buch
:Als rechte Gewalt alltäglich war
Ein kluger Sammelband erinnert an die zahllosen Anschläge gegen Migranten und Minderheiten nach 1989 und erklärt, warum Politik und Gesellschaft praktisch keine Konsequenzen zogen.
Das Politische Buch
:Von der Kraft der Distanz
Der Historiker Martin Sabrow analysiert die Krisen seiner Disziplin und erklärt, warum sich die Zeitgeschichte nicht gegenwartsbezogenen Maßstäben unterwerfen sollte.
Das Politische Buch
:Ulbrichts langer Aufstieg zur Macht
Ilko-Sascha Kowalczuk legt am Beispiel Walter Ulbrichts nicht weniger als eine Geschichte des deutschen Kommunismus im 20. Jahrhundert vor. Das akribisch recherchierte Großwerk zeigt, dass der KPD-Politiker mehr war als nur Stalins treuer Parteisoldat.
Das Politische Buch
:Die Fehde der Aufarbeiter
DDR-Deutung ist gerade "in". Der Historiker und einstige Regimekritiker Rainer Eckert könnte Aufklärung betreiben. Doch er legt ein wunderliches Werk vor mit Angriffen auf ehemalige Oppositionelle.
Das Politische Buch
:Gegen die Regeln im Spitzel-Staat
Peter Wensierski gelingt mit seiner Erzählung über den ungeklärten Tod von Matthias Domaschk in Stasi-Haft 1981 ein starkes Panorama der letzten, bleiernen Jahre der DDR.
Das Politische Buch
:Nicht nur Putins Krieg
Zwei Osteuropa-Experten erklären in einem neuen Buch, wie die russische Gesellschaft immer weiter verrohte, und begründen, warum sich das Land kaum ändern wird, sollte einmal jemand anderer im Kreml regieren.
Das Politische Buch
:Der Blutrausch der Revolutionäre
Lenins Traum endete in Mord, Rache und Terror - die russische Revolution von 1917 bis 1921 kostete Millionen Menschen das Leben. Der britische Historiker Antony Beevor entwirft daraus ein gigantisches Panorama aus Leidenschaft und Unmenschlichkeit.
Das Politische Buch
:Der präzise Blick der Außenseiter
Anna Corsten beleuchtet die westdeutsche Historikerzunft nach 1945 und wie sie sich mit allen Mitteln gegen die Holocaust-Forschung emigrierter Kollegen aus den USA sträubte.
Das Politische Buch
:Chronisten der "Endlösung"
Die Standardwerke von Eugen Kogon und Raul Hilberg erscheinen in einer Neuauflage. Heute sind sie Klassiker der Forschung, doch vor allem Hilbergs Analyse wurde jahrzehntelang in Deutschland nicht anerkannt - weil sie sehr unbequeme Wahrheiten enthielt.
Das Politische Buch
:"Reduziere mal die Kernpunkte auf eine halbe Seite"
Stefanie Babst hat 22 Jahre für die Nato gearbeitet. Ihre Konzepte aus dem strategischen Planungsstab zu Russland und China wurden lange nicht sehr ernst genommen.
Das Politische Buch
:Leidgenossinnen
Der Journalist Yves Demuth hat ein aufrüttelndes Buch über Zwangsarbeiterinnen in der Schweiz geschrieben: Frauen, die bis Mitte der 1970er-Jahre zwangsweise in Fabriken schuften mussten. Die Aufarbeitung dieses düsteren Kapitels hat gerade erst begonnen.
Das Politische Buch
:Geist der Vernichtung
Der Fotograf Jan Schenck dokumentiert die Orte der Bücherverbrennungen aus dem Jahr 1933. Ein Buch zeigt eine Auswahl seiner Aufnahmen, selten erinnert ein Hinweis an die Untaten vor 90 Jahren.
Das Politische Buch
:Der Attentäter von der Ostalb
Wolfgang Benz zeichnet seinen Landsmann Georg Elser als couragierten Widerständler, der seinem Gewissen folgte.
Das Politische Buch
:Die Stimmen der Opfer
Katharina Stengel hat erforscht, wie Auschwitz-Überlebende vor westdeutschen Gerichten halfen, NS-Verbrecher zu überführen, und warum sie dennoch so oft auf Unverständnis stießen.
Das Politische Buch
:Die Sprachlosigkeit durchbrechen
Zehn Opfer von sexualisierter Gewalt in der evangelischen Kirche berichten von ihrem Leidensweg und davon, warum sich die Kirche davon ungern "auf den Leib rücken" lässt.
Das Politische Buch
:"Hitler muss vernichtet werden"
Mario Müllers gelungene Biografie über Fabian von Schlabrendorff, konservativer Widerstandskämpfer und später Richter am Bundesverfassungsgericht.
Das Politische Buch
:Bizarres aus Buchenwald
Ilse Koch, die Frau des Kommandanten des KZ Buchenwald, wurde nach dem Krieg gern als Personifikation des Bösen vorgeführt. Alexandra Przyrembel zeigt, wie diese Fokussierung der Selbstentlastung der westdeutschen Gesellschaft diente.
Das Politische Buch
:Wimmelbuch mit Botschaft
Esther Gonstalla will mit ihrem "Atlas eines bedrohten Planeten" die Klimakrise greifbar machen. Ein wenig mehr Text zu den bunten Grafiken hätte dabei nicht geschadet.
Das Politische Buch
:Mordschule der Eugeniker
Die Krankenmorde im NS-Staat dienten "Experten" zum Vorbild für die späteren Vernichtungslager. Zwei wegweisende Sammelbände zeigen auf, warum Euthanasie-Verbrechen und Holocaust zusammengedacht werden müssen.
Das Politische Buch
:Verkrampfte Freundschaft
Michael Wolffsohn seziert 75 Jahre deutsch-jüdisch-israelische Beziehungen, indem er seine eigenen Thesen von 1988 kritisch überprüft. Von seinem damaligen Optimismus ist wenig übrig.
Das Politische Buch
:Systemfeinde im Blick
Das neue Buch von Altbundespräsident Joachim Gauck ist eine Kaskade von Weckrufen an die Politik. Die Krise der Demokratie wird scharf und schmerzhaft analysiert, doch eine Gegenstrategie fehlt.
Das Politische Buch
:Die zerbombte Weltordnung
Was kommt nach dem Krieg in der Ukraine? Der Osteuropa-Historiker Serhii Plokhy und der Ex-Diplomat Rüdiger von Fritsch analysieren die Lage brillant - und versuchen sich an einer Antwort.
Das Politische Buch
:Das große Schweigen von Wolfratshausen
Ein jüdisches Städtchen voller Holocaust-Überlebender direkt nach dem Krieg mitten in Oberbayern? Alois Berger erzählt die skandalöse Geschichte, warum viele Menschen noch nie vom Lager Föhrenwald gehört haben.
Das Politische Buch
:"Ein Exempel musste statuiert werden"
Das Massaker, das deutsche Soldaten 1944 im französischen Oradour angerichtet hatten, blieb in der Bundesrepublik bis heute ungesühnt. Andrea Erkenbrecher hat akribisch erforscht, warum Politik und Justiz die Kriegsverbrecher davonkommen ließen.
Das Politische Buch
:Staat oder Markt?
Der Sozialwissenschaftler Tim Engartner und der Politiker Wolfgang Kubicki diskutieren über Vor- und Nachteile von Privatisierungen. Einer kann mehr überzeugen.
Das Politische Buch
:Eine ganz kommode Diktatur
Die ostdeutsche Historikerin Katja Hoyer verspricht "eine neue Geschichte der DDR". Leider ist es die alte Erzählung, dass im SED-Staat nicht alles schlecht gewesen sei. Systemkritiker kommen gar nicht erst zu Wort.
Das Politische Buch
:Der Sämann
Gunter Hofmanns fesselnde Biografie über Willy Brandt zeigt einen Politiker auf der Suche nach dem besseren Deutschland - und liefert eine überzeugende Verteidigung von dessen Ostpolitik.
Das Politische Buch
:Gipfelschutz vor Bürgerschutz
Wissenschaftler haben sich die Gewaltszenen beim Hamburger G-20-Gipfel 2017 noch mal genau angeschaut. Ihr Fazit: Die Linie der Polizei war institutionell vorgegeben - aber auch fahrlässig.
Das Politische Buch
:Als moralische Instanz versagt
David Kertzer hat als einer der Ersten in den nun geöffneten Geheimarchiven des Vatikans geforscht. Seine Erkenntnisse über Papst Pius XII., dessen Wissen über den Holocaust und sein Schweigen, müssten eigentlich harte Konsequenzen haben.
Helene Bubrowski: "Die Fehlbaren"
:Sag doch mal sorry
Scheuer, Giffey, Baerbock: Mit der Fehlerkultur ist es in Berlin nicht weit her. In "Die Fehlbaren" erklärt Helene Bubrowski, warum es Politikern so schwerfällt, sich zu entschuldigen, und wie sich das ändern könnte.