Europa bleibt vom Klimawandel nicht verschont – ganz im Gegenteil: In den vergangenen 30 Jahren hat sich der Kontinent mehr als doppelt so stark wie im globalen Durchschnitt erwärmt, heißt es im "European State of the Climate"-Bericht. Auf keinem anderen Kontinent seien die Temperaturen so sehr gestiegen. Zwischen 1991 und 2021 habe sich Europa um rund ein halbes Grad Celsius pro Jahrzehnt erwärmt.
Die Folgen des Klimawandels zeigen sich bereits deutlich: So büßten die Alpengletscher in den vergangenen 15 Jahren 30 Meter an Eisdicke ein. Auch Extremwetterereignisse nehmen zu: Insbesondere Südeuropa leidet seit Jahren unter besonders heißen und trockenen Sommern. Kommt dann noch starker Wind dazu, entsteht "Feuerwetter" – und die Vegetation kann sich leichter entzünden. Über Jahre wurde die jährliche Brandfläche in der Tendenz zwar kleiner, doch zuletzt nahm sie wieder zu. Das passt zu Klimamodellen, denen zufolge der Einfluss des Klimawandels für Feuerwetter seit 2019 unter anderem im Mittelmeerraum sichtbar ist.
Auch in West- und Zentraleuropa ist der Klimawandel inzwischen deutlich zu spüren. Mit extremen Hitzewellen wie im Jahr 2003, als in Europa rund 70 000 hitzebedingte Todesfälle auftraten. Die mehrjährige Dürreperiode ab 2018 wurde ebenfalls von großer Hitze angetrieben: Je wärmer es ist, desto mehr Wasser verdunstet aus dem Boden, bis die oberste Schicht ausgetrocknet ist und der Boden überhitzt. Dieser Effekt sorgte dafür, dass sich die jüngste Dürre so rasant und auf so großer Fläche in Europa ausbreitete, wie nie zuvor beobachtet. Die Dürre des Sommers 2022 betraf mehr als 40 Prozent, zu Spitzenzeiten sogar zwei Drittel Europas. Klimaprojektionen zufolge könnten zukünftige Dürren sogar noch größere Flächen in Europa einnehmen und auch mal über zehn bis 15 Jahre in Folge andauern.
Das bedeutet allerdings nicht, dass es nun jeden Sommer eine Dürre geben wird. Auch das andere Extrem dürfte sich künftig häufen: Starkniederschläge. Denn je stärker sich die Luft erwärmt, desto mehr Wasserdampf kann sie aufnehmen. Es dauert also länger, bis sie gesättigt ist, sodass es regnet. Aber ist diese Schwelle erst einmal überschritten, können umso mehr Wassermassen auf die Erde herabprasseln, so wie im Jahr 2021, als es im Westen Deutschlands zu einer verheerenden Flutkatastrophe kam.
Eine Prognos-Studie im Auftrag des Wirtschafts- und Klimaministeriums kam 2022 zum Ergebnis, dass alleine die Hitze- und Dürresommer 2018 und 2019 sowie die Sturzfluten und Überschwemmungen an Ahr und Erft im Jahr 2021 in Deutschland Schäden von mehr als 75 Milliarden Euro verursacht haben.