Politisches Buch "Talar und Hakenkreuz":Hitlers willige Gelehrte

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Studieren und kämpfen: Der Rektor der Berliner Friedrich-Wilhelms-Universität, Lothar Kreuz, im Jahr 1942 bei der "feierlichen Verpflichtung" von neuen Studenten, unter ihnen Angehörige der Wehrmacht und Verwundete. (Foto: Scherl/Süddeutsche Zeitung Photo)

Michael Grüttner hat eine großartige Gesamtdarstellung über die Universitäten in der NS-Zeit vorgelegt. Die Quellen offenbaren eine Allianz zum beiderseitigen Nutzen von Regime und Forschenden.

Von Daniel Siemens

In einer Zeit, in der Zeitungen die Frage aufwerfen, ob deutsche Universitäten für jüdische Studierende zu "No-go-Areas" werden, kommt einem Buch über die deutschen Universitäten im Nationalsozialismus nicht nur historische, sondern auch eine unerwartet aktuelle Bedeutung zu. In den 1920er-Jahren waren die Universitäten schon einmal zu Orten gewaltsam ausgetragener politischer Konflikte geworden, hatte eine zunehmend nationalistisch gestimmte Studierendenschaft jüdische Kommilitonen und Dozenten eingeschüchtert und bedroht. Als 1933 dann die Nationalsozialisten die Macht im Staat übernahmen, gehörte die Entfernung jüdischer Hochschullehrer zu einer ihrer ersten Maßnahmen. Von der Mehrheit der Universitätsangehörigen wurde dies mit Schweigen hingenommen, sei es aus Zustimmung, mit Rücksicht auf die eigene Karriere oder schlicht aus Angst, ansonsten selbst ins Fadenkreuz der neuen Machthaber zu geraten.

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