Reporterinnen und Reporter beschreiben die Welt nicht nur vom Büro aus, sie gehen raus, dahin, wo das Leben stattfindet, wo es wehtut und funkelt, zu den Menschen und ihren Geschichten. Um im Kleinsten das Große zu erkennen. Die SZ widmet der Reportage in jeder Ausgabe ihre Seite Drei.
Rechtsextremismus
:Prophylaxe und Propaganda
In Düsseldorf galt Gernot Mörig als charmanter Zahnarzt – aber er war auch ein umtriebiger Netzwerker für rechtsnationale Ideen und Mitinitiator des Geheimtreffens in Potsdam. Annäherung an eine Familie, die sich seit Jahrzehnten in völkischen Kreisen bewegt.
AfD und Justiz
:Eilverfahren
Wenn Thüringen gewählt hat, könnte die AfD nicht nur stärkste Kraft sein, sondern auch das Landesverfassungsgericht attackieren. Über die sehr drängende Frage: Wie schützt man das Recht vor Extremisten?
Mordfall Hanna Wörndl
:Wir waren vier Freundinnen
Vom „Eiskeller“ in Aschau sind es nur 885 Meter nach Hause, aber dort kommt Hanna Wörndl an jenem 3. Oktober 2022 nie an. Ihre Eltern und ihre Freundinnen sitzen jetzt oft am Küchentisch, denken an Hanna, an ihr Lachen, an den Prozess, der keine Antworten liefert auf all die Fragen, die sie haben.
Wladimir Putin
:Wählt mal schön
Wladimir Putin hat die Verfassung geändert, Gegner aus dem Weg geräumt. Russland ist also bestens vorbereitet auf diese Wahl, die keine ist. Szenen aus einem Land, das gar nicht anders kann, als sich an sich selbst zu berauschen.
Migration in Afrika
:Wir machen den Weg frei
In Europa sind viele entsetzt darüber, dass die Putschregierung in Niger sich mit Russland verbündet und Migranten wieder durch die Sahara lässt. Und in Agadez? Wird gefeiert. Szenen aus einem Land, in dem Flüchtlinge wieder in die Wüste geschickt werden dürfen.
Krieg in der Ukraine
:Mit Schrottraketen gegen Putin
Nach dem Fall von Awdijiwka kämpft sich die russische Armee immer weiter voran in der Ukraine. Wer durch die entvölkerten Dörfer und aufgerissenen Landschaften entlang der Front fährt, trifft auf ausgelaugte Soldaten, die nur eines brauchen: Munition.
Frankreich
:Der Antischolz
Emmanuel Macron war jung, smart, Europas Hoffnung gegen die Populisten. Aber während der Kanzler den Deutschen zu wenig sagt, halten die Franzosen ihren Präsidenten für einen Schwätzer. Als rede da einer gegen sein eigenes Scheitern an.
AfD gegen den Verfassungsschutz
:Showdown in Münster
Am Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalens wird am Dienstag verhandelt: AfD gegen die Bundesrepublik Deutschland. Letztlich geht es um die Frage, wie weit eine Demokratie gehen darf, um sich vor ihren Feinden zu schützen.
RAF
:Jagdszenen aus Berlin
Seit Daniela Klette in Kreuzberg gefasst wurde, werden Türen eingeschlagen und Leute mitgenommen. Es ist eine fast schon verzweifelte Suche nach den RAF-Terroristen Garweg und Staub. Sind das die letzten Tage eines deutschen Traumas?
Scholz und die Taurus-Frage
:Und sprich nur ein Machtwort
Die erstaunliche Beharrlichkeit des Olaf Scholz hat schon in der Panzerfrage viele wahnsinnig gemacht. Jetzt geht es seit Monaten um „Taurus“ – und wieder ist der Kanzler stur: Er will einen Krieg mit Russland verhindern. Das wollen die anderen allerdings auch.
Wirtschaft und Rechtsextremismus
:Aufwachen
Während weite Teile der Wirtschaft so getan haben, als gingen sie die Rechtsextremen nichts an, reden sie bei Nomos im sächsischen Glashütte schon lange Klartext. Jetzt sind sie erleichtert, dass auch andere vor der AfD warnen.
Argentinien
:Ihr wolltet es doch auch
Javier Milei zieht wie vor der Wahl versprochen seinen „Kettensägen-Plan“ durch: Sollen die Argentinier halt hungern, Hauptsache, der Haushalt stimmt. Reise durch ein Land, in dem viele nicht mehr wissen, wie ihr Leben morgen aussehen wird.
Saarland
:Grün ist die Hoffnung
Im Saarland leben viele von einem Material, das für ein Drittel der deutschen Industrieemissionen verantwortlich ist. Dass es so nicht weitergehen kann, wissen sie längst auch in der Dillinger Hütte. Aber ob sie mit grünem Stahl jemals konkurrenzfähig sein werden, weiß niemand.
Haus der Geschichte
:Verzettelt
Es gibt eine Notiz von Günter Schabowski, die eine zentrale Rolle spielte beim Mauerfall. Lange war sie verschwunden, bis 2015. Fall erledigt? Von wegen. Über den Streit um ein Stück Papier, bei dem es um viel Geld geht, aber auch ums Prinzip.
Berlinale
:Am Ende
Es herrscht Fassungslosigkeit nach der Berlinale, von Antisemitismus ist die Rede. Aber auch von deutscher Überempfindlichkeit. Jetzt stellt sich heraus, über die Opfer der Hamas wollte von Anfang an keiner reden. Die Chronik eines angekündigten Versagens.
Nockherberg
:Über die Schwere des Leichten
Im Biernebel des Nockherbergs wird verspottet und belehrt. Aber funktioniert Derblecken überhaupt noch, wenn der reale, politische Diskurs selber auf einer Art Deppen-Ebene angekommen ist? Auf der Spur des Humors in maximal gehässigen Zeiten.
Italien
:It’s Showtime
Giorgia Meloni kommt aus der extrem rechten Ecke, aber seit sie an der Macht ist, ist sie eher geschmeidig. Jetzt erzählt sie Journalisten, dass sie ungern im Amt sei. Wer’s glaubt.
Türkei
:Die Zukunft? Abgesagt
Seit der Wiederwahl von Erdoğan ist vielen Jungen klar, dass sich so schnell nichts ändern wird. Die Idee vom Auswandern geht seitdem um wie ein Virus. Warum der Türkei gerade droht, eine ganze Generation zu verlieren.
Antisemitismus in Indonesien
:Nachts schreit schon mal einer „Heil Hitler“
In Indonesien gibt es fast keine Juden. Gehasst werden sie trotzdem. Warum Rabbi Yaakov Baruch und seine winzige jüdische Gemeinde sich im größten muslimischen Land der Welt trotzdem sicher fühlen. Vielleicht sogar sicherer als manche Juden in Deutschland.
Künstliche Intelligenz
:Sprich nur ein Wort
In Barcelona tritt das erste Mal Jerry Yue auf, der Mann, der das KI-Telefon der Telekom mitentwickelt hat. Sieben Jahre lang hat er daran gearbeitet. Jetzt soll er der Welt in fünf Minuten zeigen, wie Mensch und Handy verschmelzen könnten. Ist das der Anfang einer Revolution?
Freie Universität Berlin
:Hört doch mal zu
Es war ein turbulentes Semester an der FU Berlin. No-go-Areas, eine brutale Attacke auf einen jüdischen Studenten, Strafanzeigen. Ausgerechnet hier, an einem Ort des Geistes und des Austauschs. Und keiner fühlt sich verstanden.
Hubert Aiwanger
:Wer bin ich?
Hubert Aiwanger wird oft als regionales Geschöpf missverstanden, dabei geht sein Ehrgeiz weit über Bayern hinaus. Er brummt gerade vor Selbstbewusstsein, doch selbst bei seinen Freien Wählern spüren sie: Mit ihm kann man wachsen, aber auch scheitern.
Dänemark
:Gestank der Gier
Jahrelang wurde im dänischen Ølst Sondermüll angehäuft, im Dezember kam dann eine Wand aus Schlamm auf das Dorf zu. Die Verantwortlichen sagen, der Regen ist schuld – und zahlen: nichts. Aber die Menschen müssen hier weiterleben mit dem Müll, den Giften und der Angst.
Caspar David Friedrich
:Nur gucken, nicht anfassen
Hunderttausende pilgern gerade zu den Bildern des großen Caspar David Friedrich. Ein wahrer Hype ist das. Und gleichzeitig werden die Reste seiner Heimatlandschaft der Industrie geopfert. Ein Besuch bei Menschen, die ein paar Fragen hätten.
Medien in Polen
:Sendepause für den Hass
Unter der PiS-Regierung war TVP eine reine Propagandamaschine. Wer anders dachte, wurde beleidigt und abgestempelt. Jetzt sollen sich die Zuschauer wieder ihre Meinung bilden – statt sie eingetrichtert zu bekommen. Ein Redaktionsbesuch.
Alexander Kluge
:Denk ich an Deutschland
Er war 13, als Halberstadt im Bombenhagel verglühte. Was geblieben ist von diesem 8. April 1945? Dass ihn Kriege empören, alle. Ein Treffen mit dem Filmemacher, Schriftsteller, Künstler und Denker Alexander Kluge.
Alexej Nawalny
:Die Einsamkeit der Trauernden
Es ist gefährlich, in Putins Russland um Alexej Nawalny zu trauern. Und doch passiert genau das immer wieder. Über ein paar mutige Russen und die Gleichgültigkeit der vielen.
Sicherheitskonferenz
:Auf der Suche nach der roten Linie
Bei der Sicherheitskonferenz kommuniziert der Bundeskanzler in Andeutungen, während die Ukraine fragt: Wollt ihr euch erst wehren, wenn Putin in Estland steht? Über den Gang der Weltpolitik im labyrinthischen Bayerischen Hof.
Nachruf
:Der Mann, den Putin fürchtete
Alexej Nawalny war immer klar, dass dem Kreml jedes Mittel recht sein dürfte, um ihn zu brechen. Trotzdem hörte er nie auf, sich gegen das Regime zu stemmen. Jetzt soll er am eiskalten russischen Polarkreis gestorben sein, in der gefürchteten Strafkolonie Nr. 3.
FDP
:Angebot und Nachfrage
Seit zwei Jahren versucht die FDP jetzt, ihre Anhänger zu beeindrucken, mit Inhalten und viel Gestänker. Blöd nur, dass sie dabei immer weiter abstürzt. Eine Reise zu enttäuschten Wählern und frustrierten Parteimitgliedern.
Bundesverfassungsgericht
:Finger weg
Je erfolgreicher Demokratiefeinde weltweit den Rechtsstaat demontieren, desto heller strahlt das Bundesverfassungsgericht. Zeit, mal zu fragen, wie gut sie in Karlsruhe eigentlich gewappnet sind gegen die, die das System von innen sprengen wollen.
USA
:Ist Biden zu alt, um zu regieren?
Seit dem Bericht des Sonderermittlers reden alle nur noch über das Alter von Joe Biden. Aber was ist eigentlich mit den Aussetzern von Donald Trump? Über geistige Fitness und moralische Verkommenheit im amerikanischen Wahlkampf.
Sexsomnia
:Im Dunkeln
Ein Staatsanwalt soll seinen Sohn vergewaltigt haben – ohne wach zu sein. Sexsomnia nennt man das, sexuelle Handlungen im Tiefschlaf, schwer zu belegen, kaum auszuschließen. Eine perfekte Verteidigungsstrategie?
Krieg in Nahost
:Tod einer Vierjährigen
Ein Auto fährt auf einen Checkpoint zu, rammt eine Polizistin, da schießen die Grenzbeamten los. War der Tod der kleinen Ruqaya, die im Bus davor saß, vermeidbar? Sicher ist nur eines: Die Lage im Westjordanland wird immer explosiver.
USA
:Bis es knallt
Seit Wochen tönen die Republikaner, dass die Grenze zu Mexiko dicht sein wird, sobald Trump an der Macht ist. Wahlkampfgetöse, aber auch deswegen kommen immer mehr Migranten nach Eagle Pass, Texas. Entscheidet sich an Orten wie diesen die US-Wahl?
Berlin
:„Wat, Bundestagswahl?“
Nach dem Wahldebakel von 2021 sollen viele Berliner am Sonntag neu abstimmen. Dumm nur, dass viele davon gar nichts wissen – und der Wunsch nach Gerechtigkeit wohl alles noch ungerechter macht.
Antisemitismus
:Auf einen Schlag
Eine Bar in Berlin, ein jüdischer Student, der krankenhausreif geprügelt wird – und ein FU-Präsident in Erklärungsnot. Über die erschreckende Alltäglichkeit des Antisemitismus.
Baubranche
:Gegen die Wand
Viele Jahre war Boom am Bau, die Firmen konnten sich vor Arbeit kaum retten. Jetzt werden Aufträge gestreckt, verschoben, storniert – und die Wohnungsnot wird immer größer. Besuch bei einem, der gern mehr bauen würde, wenn er könnte.
Israel
:Ein Colt für alle Fälle
Es ist ja nicht so, dass es in Israel wenig Waffen im Alltag gibt, aber seit dem 7. Oktober werden es immer mehr. Von einem Mann, der das Geschäft seines Lebens macht, und einer Frau, die das alles für einen Albtraum hält.
Großbritannien
:Es lebe der König
King Charles III. hat Krebs, das lässt der Palast in erstaunlicher Offenheit verkünden, nur sagt er das Entscheidende nicht: Um was für einen Krebs es sich handelt. Es bleibt ein Land in Sorge.
Migration
:Die überforderte Stadt
New York hat immer davon gelebt, dass Menschen aus der ganzen Welt hier ankamen. Aber seit die Republikaner busseweise Migranten hier abladen, kippt etwas. Von einem Mann, der das Glück sucht, und einem, der Leute wie ihn loswerden will.
Bergkarabach
:Unsere Geisterstadt soll schöner werden
Wer in das menschenleere Bergkarabach zieht, bekommt von der aserbaidschanischen Regierung eine Wohnung geschenkt. Bleibt die Frage: Wie lebt es sich so im zurückeroberten Land, zwischen schnell hochgezogenen Neubauten und Ruinen?
Ukrainer in Deutschland
:Ihr kriegt mich nicht
Je verzweifelter die militärische Lage der Ukraine ist, desto härter mobilisiert der Staat. Das Land bräuchte dringend neue Soldaten, zum Beispiel die Männer, die nach Deutschland geflohen sind. Besuch bei einem, der gar nicht daran denkt, in den Krieg zu ziehen.
USA Wahlkampf
:Fürchtet euch
Als Donald Trump 2016 zum Präsidenten der USA gewählt wurde, folgte das pure Chaos. Diesmal ist seine Kampagne hochprofessionell, der Plan ist, das Land radikal umzubauen.
Migration
:Bis hierhin und nicht weiter
Vatslav Yeher floh aus der Ukraine, jetzt lebt er wie 5000 andere in Tegel, der größten Flüchtlingsunterkunft des Landes. Es gibt hier Nähkurse, aber keine Deutschkurse. Und nicht nur er fragt sich, wie es mit ihnen eigentlich weitergehen soll.
Angriffe auf Politiker
:Der Hass vor meinem Fenster
Jian Omar will nah bei den Menschen sein. Jetzt aber gibt es Angriffe auf den Berliner Grünen-Abgeordneten und sein Büro. Über Lokalpolitik in aufgehetzter Stimmung.
Berlin
:Seid nicht so naiv
Als israelischer Botschafter in Berlin hat Ron Prosor einige Fragen an die Deutschen, ist ja gerade nicht so angenehm als Jude in diesem Land. Aber je länger der Krieg zwischen Israel und der Hamas dauert, desto mehr Fragen haben die Deutschen auch an ihn.
Die Linke
:Tod einer Fraktion
In einem kargen Bundestagsbüro werden die Reste der Linken abgewickelt. Denn dass es sie nicht mehr gibt, heißt noch lang nicht, dass sie von selbst verschwindet. Thomas Westphal und die heikle Aufgabe, eine Fraktion in Würde zu liquidieren.
Horn von Afrika
:Land in Sicht
Somaliland ist ein kleines Wunder, friedlich, stabil, ganz anders als Somalia, von dem es sich losgesagt hat. Jetzt hat es einen Deal mit Äthiopien geschlossen: Ihr kriegt einen Zugang zum Meer, dafür erkennt ihr uns als Staat an. Und schon ist der Teufel los.
Energiewende
:Wenn der Wind sich dreht
In Bayern wollten sie lang keine Windräder. Jetzt aber wollen Söder und Aiwanger gleich 40 Stück davon in einen Wald bei Altötting stellen. Blöd nur, dass viele Leute störrisch sind. Über den Hunger nach Energie und das Gift der Verschwörungsideologen.