Reporterinnen und Reporter beschreiben die Welt nicht nur vom Büro aus, sie gehen raus, dahin, wo das Leben stattfindet, wo es wehtut und funkelt, zu den Menschen und ihren Geschichten. Um im Kleinsten das Große zu erkennen. Die SZ widmet der Reportage in jeder Ausgabe ihre Seite Drei.
Olaf Scholz
:Also, ich find mich gut
Bundeskanzler Olaf Scholz tut bis jetzt so, als habe er in diesem Wahlkampf noch eine echte Chance. Aber daran glaubt keiner mehr, außer vielleicht er selbst. Szenen einer Aufholjagd, die eigentlich nie eine war.
München
:Der nächste Schlag
Sie trafen sich, um für ihre Arbeitnehmerrechte zu kämpfen. Dann waren da plötzlich überall Schreie. Über den mutmaßlichen Anschlag in München und die Frage, wie das passieren konnte in einer Stadt, die gerade voller Polizisten ist.
Europa
:Das Ende der Illusionen
Seit Trump der Welt mitgeteilt hat, wie er sich die Zukunft der Ukraine und Europas so vorstellt, ist auch in Berlin nichts mehr, wie es war. Szenen aus der Hauptstadt am Tag danach.
Recht
:In den Fängen von Orbáns Justiz
2023 soll Maja T. mit anderen Linksradikalen in Budapest Rechtsradikale verprügelt haben. Der Vater kann nicht fassen, dass es den deutschen Behörden offenbar nicht schnell
genug gehen konnte, sein Kind an Ungarn auszuliefern. Das Bundesverfassungsgericht auch nicht.
Freie Wähler
:Dahoam is dahoam
Das ländliche Bayern ist Hubert Aiwangers Lebensraum, aber nicht die Grenze seiner Ambitionen. Er will seine Freien Wähler über Obermaiselstein und Ergoldsbach in den Bundestag führen. Daran scheint nur kaum noch jemand zu glauben. Außer ihm.
Holocaust-Überlebender
:Warum ich wieder Deutscher werden will
Er war noch ein Kind, als er mit seiner Familie vor den Nazis fliehen musste, von Karlsruhe nach New York. Jetzt hat sich Peter Barth wieder einbürgern lassen. Über einen Neuanfang mit 87 und das Ende einer lebenslangen Demütigung.
Antisemitismus
:Der vergessene Held
Ofer Katzenstein war drei Monate alt, als sich sein Vater Arie am Münchner Flughafen auf eine Handgranate warf, um sechzehn Menschen zu retten. 1970 war das, der antisemitische Anschlag geriet in Vergessenheit. Bis jetzt. Über ein neues Denkmal und alte Wunden.
FDP
:Zwischen Absturz und Auferstehung
Christian Lindner kämpft um das politische Überleben seiner Partei. Dafür rückt er sie nach rechts, weit weg von der verhassten Ampel. Er hat die FDP schon mal aus der Versenkung geführt, die Frage ist jetzt: Führt er sie dorthin zurück?
Karneval
:Witz, komm raus
In Zeiten wie diesen, in denen Disruptoren Weltmächte regieren und alle alle verachten, sollte man sich in den Bonner Karneval stürzen. Weil sie hier eines schon immer wussten: Wer rausgeht, muss auch wieder reinkommen. Na dann, hereinspaziert.
Bündnis Sahra Wagenknecht
:Die Kriegerin und der Frieden
Wenige polarisieren so wie Sahra Wagenknecht. Feind oder Fan, es gibt bei ihr fast nie ein Dazwischen. „Putin-Versteherin“, Machtpolitikerin, alles falsch, sagt sie. Was sie auf jeden Fall beherrscht: die Wut der Enttäuschten zu nutzen.
Ukraine
:Zurück ins Leben
In einer Rehaklinik im Nordwesten der Ukraine versuchen sie, die Schwerverletzten des Krieges wieder auf den Alltag vorzubereiten. Letztlich sollen die Soldaten hier lernen weiterzuleben. So einfach, so kompliziert.
Die Grünen
:Ich bin so frei
Kaum eine Politikerin wurde so vernichtend angegriffen wie Ricarda Lang. Seit ihrem Rücktritt als Grünen-Chefin wirkt sie gelöster, ehrlicher – mit sich und ihrer Partei. Es könnte also endlich um Inhalte gehen, aber die Leute interessiert vor allem eins: ihr Körper.
Nachruf Horst Köhler
:Der Unbequeme
Bundespräsident wurde Horst Köhler eher zufällig, dann war er derart renitent, dass eine Debatte über die Kompetenzen des Amtes ausbrach. Nachruf auf einen Mann, dem die Menschen immer näher waren als die Macht.
Ernährung
:Essen mit Hirn
Zur Hölle mit Sous-vide-Garern, hier geht es um die Zukunft des Essens: Thomas Imbusch und die Kunst, mit einem Eintopf das ein oder andere Problem zu lösen, ganz ohne grünkerntrübe Moralmeierei.
CSU
:Gute Zeiten, schlechte Zeiten
Spätestens seit der Abstimmung im Bundestag gibt es in diesem Wahlkampf ein Davor und ein Danach: Für Markus Söder ist das Danach eine besondere Herausforderung. Ganz einfach, weil es im Davor so blendend für ihn lief.
Berlin
:Das mach' ich doch mit Rechts
Was da am Mittwochabend in Berlin passiert, ist für viele ein Tabubruch und für Friedrich Merz eine Notwendigkeit: Die Union stimmt für Verschärfungen bei der Migration – mit Hilfe der AfD. Von einem Tag, der in die Geschichte eingeht. Die Frage ist nur, wie.
Friseurhandwerk
:Waschen, schneiden, stöhnen
Dass es den Friseuren nicht gut geht, ist bekannt. Dass bei ihrem Zukunftskongress diesmal Vertreter fast aller Parteien antanzen, ist allerdings neu. Nur: Was bringt`s?
Dänemark und Grönland
:Finger weg
In Dänemark ist man ratlos wegen der Drohungen von Donald Trump, Grönland an sich zu reißen. Die Dänen sind jetzt sehr nett zu den Einwohnern in Nuuk. Die Grönländer aber wollen eigentlich nur Grönländer sein. Alles nicht so einfach.
USA
:Eine Katastrophe kommt selten allein
Im kalifornischen Feuerinferno wittert Donald Trump seine Chance, den Demokraten endlich diesen wichtigen Bundesstaat zu entreißen. Also macht er, was er am besten kann: lügen.
Wahlkampf
:Seitenwahl
Nicht lang her, da war Oliver Ruhnert noch Manager bei Union Berlin. Jetzt will er für das BSW in den Bundestag. Da stellt sich die Frage im eisigen Wind von Berlin-Hellersdorf: Warum tut man sich das an?
USA
:Liebes Tagebuch
Seit vergangenem Montag ist Donald Trump im Amt, und man wusste oft nicht, ob man weinen oder lachen, verzweifelt abschalten oder gebannt hingucken sollte. Eindrücke aus einer bald wohl ganz normalen amerikanischen Woche.
Ägypten
:Wunder gibt es immer wieder
In der tristen, staubigen Gegenwart Ägyptens gibt es jetzt einen grandiosen Blick in die Vergangenheit: das Grand Egyptian Museum. Das monumentale Haus ist vollgepackt mit Artefakten – und mit riesigen Erwartungen für die Zukunft.
Die Grünen
:Jetzt bin ich mal dran
Robert Habeck ist endlich dort angekommen, wo er 2021 schon sein wollte. Als Kanzlerkandidat der Grünen tourt er durchs Land. Es gibt eigentlich nur zwei Optionen: mitregieren oder Opposition. Über die zweite will er gar nicht nachdenken.
Spanien
:Mein Haus, dein Haus
In Spanien sind Hausbesetzungen Alltag, Okupas nennen sich die Kämpfer gegen die Wohnungsnot. Es gibt jetzt Frontlinien mitten durch Häuserblocks. Wer zu lang weg ist, muss hoffen, dass die eigene Wohnung noch frei ist.
CDU
:Jetzt nur nicht abheben
Am Ende einer langen Straße im Sauerland liegt der Flugplatz von Ulrich Bettermann. Hier steht auch der Flieger von Friedrich Merz. Wobei: Dürften Kanzler fliegen?
Nord-Stream-Pipelines
:Leben und sterben lassen
In der Ukraine ist Roman Tscherwinskyj eine Legende. Seit geraunt wird, dass er an der Sprengung der Nord-Stream-Pipelines beteiligt war, kennt ihn die ganze Welt. Ein Spion und die Frage, wie weit ein Land im Kampf um seine Existenz gehen darf.
Israel
:Wenn alles gut geht
Seit Sonntag gilt die Waffenruhe zwischen Hamas und Israel, die ersten Geiseln sind frei, den anderen Angehörigen bleibt nur das Warten. Und das Hoffen. Eine Fahrt mit den Cohens an den Ort, an dem alles anfing.
Brüssel
:Alle unsere früheren Schlachten
US-Soldaten gaben ihr Leben, damit auf den Trümmern, die Nazi-Deutschland hinterlassen hat, ein geeintes Europa wachsen konnte. Für Trump aber sind EU und Nato vor allem Abzockerbuden. Und in Brüssel? Augenrollen, Kopfschütteln. Und ein Fünkchen Hoffnung.
USA
:Jetzt noch mal tief durchatmen
Donald Trump ist noch gar nicht im Amt, aber schon jetzt richtet sich alles nach ihm aus. Seine Partei liegt ihm zu Füßen, seine Gegner kuschen, und die halbe Welt zittert vor seinen Launen und Zöllen. Dabei geht es ja erst los.
Trump und Ukraine
:Vergesst uns nicht
Wenn Wiktorija Schtscherban wieder mal aus dem Lärm des Kriegs zu ihrer Tochter nach München fährt, versucht sie, nicht nur über das Grauen zu reden. Aber jetzt ist da bald Trump und über allem die Sorge, von der Welt fallen gelassen zu werden.
Justiz
:Im Zweifel für den Zweifel
Eine Frau sagt, dass sie von der Mutter und dem Stiefvater missbraucht wurde, die Eltern kommen ins Gefängnis. Aber die Zweifel werden immer größer. Was, wenn es ganz anders war, wenn nicht Josephine R. das Opfer ist, sondern die anderen?
Syrien
:Der Diktator im Kopf
Die Menschen in Syrien haben gelernt zu überleben, indem sie nichts sagen. Jedes Wort eine Falle. Auch der Vater des Jungen, dessen Bild 2016 berühmt wurde, hat das verinnerlicht. Wie frei spricht ein Volk, das erst lernen muss, frei zu sein? Ein Wiedersehen in Aleppo.
USA
:Lektionen in Finsternis
Reiner Zufall, dass die Brände in Kalifornien das Haus von EveAnna Manley verschont haben. Wer mit ihr durch die niedergebrannten Straßen von Altadena geht, trifft auf Verlorene, Wütende, Helfende. Szenen aus Amerika.
AfD-Parteitag
:Wie es den Rechten gefällt
In die AfD trat Alice Weidel ein, weil sie gegen den Euro war. Lange her. Mittlerweile hat sie sich dem Höcke-Sound der Partei bestens angepasst. Ihr Wahlprogramm: abschotten, abreißen, rausschmeißen. Eine Frau und ihr Wille zur Macht.
Großbritannien
:Sie kamen mit der Kettensäge
Der Sycamore Gap Tree war der berühmteste Baum Englands. Er stand in einer Senke, direkt am Hadrianswall, mehr als hundert Jahre lang. Dann sägte ihn jemand um. Wer zur Hölle tut so was?
Österreich
:Bist deppert
Österreich könnte bald einen extrem rechten Kanzler haben, aber wer geglaubt hat, dass jetzt die Hölle losbricht, hat sich getäuscht. Es ist erstaunlich lang ruhig am Heldenplatz. Hallo? Wien? Ein Erklärungsversuch.
CSU-Klausur in Seeon
:Immer schön lächeln
Zwischen CDU und CSU ist es gerade so wie zwischen Clownfisch und Seeanemone: symbiotisch. In Seeon sind Merz, Söder und Dobrindt erschreckend nett zueinander, es bleibt die Frage, wer hier für wen am nützlichsten ist.
Russische Künstler
:Diese Realität ist wie ein Abszess
Monetotschka singt über die öde Provinz und über Sex. Und sie sagt, was sie denkt über Putin und seinen Krieg. Aus ihrer Heimat musste sie fliehen, aber ihren Kontakt zur russischen Generation Z hat sie nie verloren.
Straßenverkehr in Afrika
:Hier fährt nur, wer muss
Statistisch gesehen gibt es in Afrika die gefährlichsten Straßen der Welt. Wer einmal in Langton Mutubukas Lkw über die A1 in Simbabwe gerumpelt ist, weiß, was das heißt. Eine Probefahrt.
Krieg in der Ukraine
:Und im Hintergrund wummert der Krieg
Es ist nicht mehr weit von Kramatorsk bis zur Front. Die Stadt ist voller Soldaten und Geflüchteter und Menschen, die nur noch wenig zu verlieren haben. Von sensiblen Zierfischen, störrischen Soldatenhaaren und dem Trotz der Dagebliebenen.
USA
:Dichter an der Wahrheit
Der Schriftsteller Eliot Weinberger ist einer der schärfsten Beobachter der zunehmend verstörenden Realität. Für ihn begann der Niedergang der amerikanischen Politik mit George W. Bush. Mit Donald Trump aber fängt für ihn die Höllenkomödie an.
Hans-Georg Maaßen
:Der Spion, der sich liebt
Vom Geheimdienstchef zum offiziell eingestuften Extremisten. Wer hätte gedacht, dass Hans-Georg Maaßen mal so tief fallen würde? Mit seiner Werteunion wollte er die Politik aufmischen. Aber nicht mal das klappt.
Medizin
:„Da hast du mir mal wieder den Arsch gerettet“
Das Leben von Bastian Kurz hängt an Geräten – und an denen, die ihn zu Hause pflegen. Seine Frau fragt sich allerdings, wie sie diesen Firmen noch vertrauen soll, nach allem, was passiert ist. Über ein angeschlagenes System und was es heißt, darauf angewiesen zu sein.
Bergdoktor
:Jetzt tut's gleich ein bisschen weh
Seit 2008 heilt und therapiert Hans Sigl als „Bergdoktor“ vor mal milder und mal wilder Alpenkulisse. Und nein, seine Diagnosen sind nicht immer das, was die Patienten hören wollen. Zeit, der Gesellschaft mal den Puls zu fühlen.
Nachruf
:Peanuts and Peace
Er galt als einer der schwächsten US-Präsidenten – und einer der besten Ex-Präsidenten. Nachruf auf den Erdnussfarmer, Politiker und Friedensnobelpreisträger Jimmy Carter.
Österreich
:Zimmer frei
Mitten im populistischen Getöse Österreichs sitzen in einem Haus in Wien Menschen aus dem Nahen Osten und der Ukraine friedlich zusammen. Wie das alles passt zu den Sprüchen über Messerstecher, Sozialhilfebetrüger? Na, gar nicht.
Israel
:Hotel der Heimatlosen
Seit dem Überfall der Hamas am 7. Oktober 2023 lebt Familie Chamawy in einem Hotel am See Genezareth. Was kann man tun, wenn man nichts tun kann? Loslassen, sagt die Therapeutin. Als wäre das so einfach.
Schienennetz
:Im Urwald
Dass die Infrastruktur der Bahn völlig überlastet ist, wissen die Deutschen. Aber Birken, die aus Gleisen wachsen? Eine Fahrt mit dem Güterzug durch München.
Thomas Mann
:Todschick
Der alte Kornspeicher der Familie von Thomas Mann in Lübeck ist jetzt ein Friedhof. Und nein, billig ist das hier nicht, aber ein bisschen Luxus kann nicht schaden, wenn man schon tot ist.
DDR
:Eiserner Vorgang
Sie lebten im Sperrgebiet der Grenze in Thüringen, hörten Schüsse, Hundebellen und das Glockenläuten im Westen. Plötzlich war der Bruder auf der anderen Seite der Zäune. Über eine Familie, an der sich der DDR-Staat so richtig austobte.