Ein brandenburgisches Kaff wird zum Hollywood-Drehort, eine dystopische Jugendroman-Reihe immer besser und ein satirisches Künstler-Hörspiel: Kulturempfehlungen für das Osterwochenende.
Suhrkamp-Verleger
:Ein bisschen NSDAP
Die Akten zur kurzen Parteimitgliedschaft des legendären Suhrkamp-Verlegers Siegfried Unseld erzählen eine hochinteressante, weil völlig normale Geschichte: die einer deutschen Familie in bösen Jahren.
Literatur
:Zu Hause geht eine Welt unter
Ulrike aus Karl-Marx-Stadt reist aus, will sich in der Geschichte von Paris verlieren. Dann bricht das DDR-Regime zusammen. In Patricia Holland Moritz’ Roman „Drei Sommer lang Paris“ kollidieren Nostalgie und Gegenwart.
Flucht und Vertreibung
:Träume und Traumata
Grenzen trennen, Wörter verbinden: In Görlitz und Zgorzelec treffen sich Schriftsteller, um an der Neiße endlich zu reden.
Nachruf: Mario Vargas Llosa
:Ein wahrer Kosmopolit
Er schrieb gegen Autoritäten an und wurde selbst zur Autorität: Der peruanische Literaturnobelpreisträger Mario Vargas Llosa ist gestorben. Er erlebte die größten Ehren, aber auch scharfe Angriffe, als er sich gegen die Linkspopulisten wendete.
Schriftsteller
:Literaturnobelpreisträger Mario Vargas Llosa gestorben
Der Peruaner war einer der bedeutendsten Schriftsteller Lateinamerikas. Er wurde 89 Jahre alt.
Gentrifizierung
:„Dies war ein hochkrimineller Ort“
Bloß keine falsche Nostalgie? Ein Gespräch mit dem Schriftsteller Jonathan Lethem über die bösen alten Zeiten von Brooklyn – und darüber, wie er selbst zum Gentrifizierungsgewinner wurde.
„Rammstein-“Sänger
:Till Lindemann gewinnt Rechtsstreit gegen KiWi-Verlag
Kiepenheuer & Witsch hatte sich vom „Rammstein“-Sänger getrennt, nachdem Frauen ihm unter anderem Machtmissbrauch vorgeworfen hatten.
Literatur
:Kinderbuchtipps für Ostern
Für ganz Kleine, nicht mehr Kleine und richtig Große: Die schönsten Kinder- und Jugendbücher dieses Frühlings.
Sachbuch
:Am Anfang war die Angst
Wozu machen wir Musik und woher kommt sie? Was hat ihr Ursprung mit Sadomasochismus und Menschenopfer zu tun? Der Philosoph Christoph Türcke hat nicht nur bohrende Fragen. Sondern auch ein paar überraschende Antworten.
Sachbuch für Kinder
:Der Hai frisst mich nicht
Der Fuchs schwärmt von der Gans, und der Putzerfisch erklärt, warum er auch in Hai-Nähe überlebt: Im grandiosen Sachbuch „Regenwurm und Anakonda“ halten Tiere Referate übereinander.
Kulturtipps
:Zum Sehen, zum Lesen, zum Hören
Mit Jude Law auf die Galapagos-Inseln, ein hundertjähriger Klassiker und ein Hörspiel am Badesee: Acht Kulturempfehlungen für ein frühlingshaftes Wochenende.
Literatur
:Die Orte seines Lebens
Albert von Schirnding wird 90 Jahre alt. Zum Geburtstag erscheint ein neues Buch, in dem er von Ankünften und Abschieden erzählt.
Gesellschaftskritik
:Jenseits von Körper und Seele
Joseph Vogl ist einer der originellsten Gesellschaftskritiker des Landes. In seinem neuen Buch „Meteor“ hält er unserem Bedürfnis nach Verlässlichkeit das Schweben entgegen – als eigentlichen Urzustand aller Dinge.
Nachruf
:Unser Mann in Brooklyn
Er feierte DDR-Punks als Vorbild für Amerika und propagierte deutschsprachige Literatinnen: Zum viel zu frühen Tod des Autors und Übersetzers Tim Mohr.
Kolumne: Wie redet ihr denn?
:Im Frühling fallen die Küsse
Wie nennt man es, wenn ein Bussi überraschenderweise mehr ist als das schwache Berühren einer Wange? Zum Glück ist Trash-TV gerade in diesem Bereich der Sprache höchst erfinderisch.
Russischer Roman
:Ein Brief, geschrieben mit Blut
Der russische Schriftsteller Georgi Demidow starb im Glauben, sein Werk sei vernichtet. Ein zweiter, unvergesslicher Roman erscheint nun auf Deutsch und erzählt die Geschichte eines sowjetischen Gefangenen.
Ideengeschichte der Bundesrepublik
:Eine unwahrscheinliche Annäherung
Der jüdische Emigrant und Philosoph Theodor W. Adorno und der rechtskonservative Soziologe und Nazi-Günstling Arnold Gehlen pflegten nach dem Krieg eine produktive Bekanntschaft. Thomas Wagner erzählt in einem eindrucksvollen Buch, wie es so weit kam.
Jugendroman
:Wenn der kleine Helfer mordet
In „They Are Everywhere“ geraten zwei Jugendliche in einen brutalen Aufstand von Robotern. Das klingt gar nicht mehr so unwahrscheinlich.
„Die letzten Tage“
:Standgericht im Urlaubsort
Kurz vor der Kapitulation ermordeten die Nazis noch einmal besonders viele Menschen. Auch 80 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg ist das nicht bekannt genug. Martin Prinz zeigt es in seinem Roman am Beispiel eines Ortes in den Ostalpen.
Eva Illouz
:Ich werde mich nicht entschuldigen, nur um einen Preis zu bekommen
Staat und Regierung Israels verteilen eine namhafte Auszeichnung an viele kulturell verdiente Bürger. Allerdings unter einer Bedingung, die nicht zu erfüllen ist.
Teslas Markenimage
:Schande auf Rädern
War mal die Hoffnung auf eine bessere Zukunft, ist aber heute eine Garantie, beschimpft zu werden: der Tesla. So rasant ist noch nie ein Auto zum Problem für seine Fahrer geworden.
Iranisch-amerikanisches Debüt
:Mandelmilch, Hass und Yoga
Schräger zur Realität des neuen Amerikas als Kaveh Akbars „Märtyrer!“ könnte ein Roman nicht stehen. Wenn das mal kein Qualitätsmerkmal ist.
Roman: Flucht in die Berge
:Holzhacken ist auch keine Lösung
Katharina Köller erzählt in „Wild wuchern“ von zwei Frauen auf der Suche nach dem richtigen Leben unter falschen Bedingungen: denen des Patriarchats.
Stefan Kühl: „Führung und Gefolgschaft“
:Fließender Übergang zwischen Nationalsozialismus und Demokratie
In der niedersächsischen Provinz wurden bis in die Achtzigerjahre Zehntausende deutsche Manager geschult – von Reinhard Höhn, einem einstigen NS-Staatsrechtler. Der Soziologe Stefan Kühl hat die Geschichte der Ausbildung von Führungskräften in der BRD erforscht.
Angela Merkel in Leipzig
:Beeindruckend, wie diese Frau geliebt wird
Die Lesung von Angela Merkel aus ihrem Buch „Freiheit“ zum Ausklang der Leipziger Buchmesse ist ein Nostalgiefestival. Und, ja, wirklich: unterhaltsam. Bis die Altkanzlerin die Reißleine zieht.
Leipziger Buchmesse
:Flanieren unmöglich
Was ist nur aus dem literarischen Spaziergang zu den Büchertischen geworden? Auf der diesjährigen Leipziger Buchmesse wurde Schlangestehen zur Hauptdisziplin. Zum Abschluss kein Rundgang – aus Gründen.
Exilliteratur
:„Frauen müssen lügen“
Späte Wiederentdeckung eines in Auschwitz Ermordeten: Juri Felsens Roman „Getäuscht“ gibt es endlich auch auf Deutsch. Das Werk des russischen Proust ist ein Buch über die Liebe.
Leipziger Buchmesse
:„Kein Klaus, kein Heinz, kein Dieter“
Sex mit dem Kopf unter Wasser? Und Haien drum herum? Die enorm erfolgreiche Autorin D.C. Odesza erklärt, wie ihre Dark-Romance-Romane funktionieren. Ein Treffen auf der Buchmesse.
Leipziger Buchmesse
:„Presseschau des Wahnsinns“
Wie funktioniert Putins Propaganda? Mit ihrem Buch dazu hat Irina Rastorgueva den Leipziger Buchpreis gewonnen. Ein Gespräch über Manipulationstechniken, die längst ihren Weg in den Westen gefunden haben.
Science-Fiction-Legende
:Seine Paranoia wurde unsere Wirklichkeit
Hier treffen zwei aufeinander, die leidenschaftliche Fans haben. Der Reporter-Schriftsteller Emmanuel Carrère erzählt vom Schicksal des Science-Fiction-Autors und „Blade Runner“-Erfinders Philip K. Dick.
Preis der Buchmesse
:Die Gewinner von Leipzig
Irina Rastorgueva, Thomas Weiler, und etwas überraschend auch Kristine Bilkau werden mit dem Preis der Leipziger Buchmesse ausgezeichnet. Wolf Haas und Christian Kracht gehen leer aus.
Urteil gegen algerischen Schriftsteller Boualem Sansal
:Eine juristische Groteske
Der weltweit bekannte 75-jährige Schriftsteller und Dissident Boualem Sansal wurde zu fünf Jahren Haft verurteilt: ein Zeugnis der politischen Verzweiflung des algerischen Regimes.
Kulturtipps
:Zum Sehen, zum Lesen, zum Hören
Die Serie, über die ganz England spricht, ein Buch übers Durchatmen und Musik, mit der man die Welt vorbeiziehen lassen kann: Acht Empfehlungen für ein entspanntes Wochenende.
Kulturtipps
:Zum Sehen, zum Lesen, zum Hören
Beste Screwball-Comedy, ein Buch über die Flucht auf eine Berghütte und Musik, die mehr als rosig ist: Acht Kulturempfehlungen für ein entspanntes Wochenende.
Eröffnung der Leipziger Buchmesse
:Bis die Stimme bricht
Das Publikum hält neun Reden bis zum Häppchenempfang durch, der belarussische Autor Alhierd Bacharevič gewinnt einen Preis, ein Triangelspieler rührt zu Tränen: Der Festakt zur Eröffnung der Leipziger Buchmesse bietet herzzerrzeißende Mini-Momente.
Wehrpflicht
:„Ich lebe lieber in Unfreiheit, als für Freiheit zu sterben“
Der Podcaster Ole Nymoen ist 27 Jahre alt und möchte Deutschland auf keinen Fall mit der Waffe verteidigen. Sein Buch „Warum ich niemals für mein Land kämpfen würde“ ist ein Bestseller. Ein Gespräch.
Partyroman
:Warum sind Drogen so langweilig?
Ariana Abers „Good Girl“ verhandelt Identitätskrisen und Partyexzesse in Berlin. Das ist mal hypnotisierend - und mal ermüdend.
Neues Buch der Bestseller-Reihe „Die Tribute von Panem“
:Erschreckend aktuell
Warum funktioniert Propaganda? Das erklärt ein neuer Band der „Tribute von Panem“-Serie, in dem es um die Vorgeschichte einer bekannten Figur geht.
US-Bischöfin vs. Trump
:Wie man lernt, mutig zu sein
Seit die Bischöfin Mariann Edgar Budde Trump beim Gottesdienst zu dessen Amtseinführung unerschrocken ins Gewissen redete, ist sie ein Symbol des Widerstandes und der Vernunft. Ihr Buch über Courage erscheint jetzt auch bei uns.
Martin Mosebachs Roman „Die Richtige“
:Seine Kunst fordert Blut
Die Hauptfigur in Martin Mosebachs Roman „Die Richtige“ ist ein unerträglich egomanes Malergenie. Da liest man durchaus Selbstironie durch - aber auch ein „mea culpa“?
Kolumne: Wie redet ihr denn?
:Was sagt das Netz?
Egal, ob man eine Argumentation stützen oder entkräften will: Irgendwo im Internet findet sich immer eine passende Meinung. Aber wer oder was spricht da eigentlich zu uns?
Jule Govrin: „Universalismus von unten“
:Wir brauchen einander
Menschen seien „in ihrer Verwundbarkeit miteinander verbunden“, sagt die Philosophin Jule Govrin. Sie plädiert für einen „Universalismus von unten“ – als Gegengift zu Elon Musks libertärem Autoritarismus.
Graphic Novel: Wanda Dufner
:Letzter Halt Mutterschaft
Wanda Dufner erzählt in ihrer Graphic Novel „Bauchlandung“ mit Splatter-Elementen von einer Teenager-Schwangerschaft – verstörend, aber erstaunlicherweise auch komisch.
Bücher von SZ-Autoren
:Ökosystem, Selbstzweifel und NS-Enteignung
Interviews mit Visionen zur Rettung der Welt, eine Tragikomödie über den Versuch, sein Leben in den Griff zu bekommen, und eine Fallstudie aus der finstersten Zeit der deutschen Geschichte: neue Bücher von SZ-Autoren.
Martin Mulsow: „Naturrecht und Emotion“
:Im Untergrund walten Habgier, Neid, Stolz oder Eifersucht
Der Historiker Martin Mulsow hat erforscht, wie die Frühaufklärung über den Anteil von Affekten an rationalen Entscheidungen dachte. Kann man daraus immer noch etwas lernen? Oh ja!
Flaßpöhler und Plasberg bei der Lit.Cologne
:Schöner streiten
Das Festival Lit.Cologne macht seit 25 Jahren Lesungen zu attraktiven Begegnungsformaten. Nun schütten Frank Plasberg und Svenja Flaßpöhler sogar den tiefen Corona-Graben zu.
Sophie Auster
:„Wir sind auf dem Weg in eine Diktatur“
Erst starb ihr Vater, dann wurde Donald Trump erneut Präsident: Die Sängerin Sophie Auster, Tochter von Paul Auster und Siri Hustvedt, über das Überleben in seelischen Ausnahmesituationen – und darüber, warum Kunst keine Extreme braucht.
Leipziger Buchmesse
:Zehn Bücher, die Sie lesen sollten
Was in diesem Literaturfrühling unterhalten, informieren und inspirieren kann.
Zur Leipziger Buchmesse
:Welcher Satz macht Ihnen Hoffnung?
Die Welt hat sich in den vergangenen Monaten beunruhigend verändert. Was hilft, den Mut nicht zu verlieren? Der SZ-Fotograf Friedrich Bungert ist durchs Land gereist und hat Antworten bei Schriftstellerinnen und Autoren gesucht, die er porträtiert hat. Ihr persönliches Motto haben sie für uns in ihrer Handschrift notiert.