Moral und Stadt:Mehr Steinmeier wagen

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Kam mal ganz gut mit Wladimir Putin aus, nennt das heute einen Irrtum: Frank-Walter Steinmeier, hier 2017 in Moskau. (Foto: Bernd von Jutrczenka/dpa)

Wieso dürfen Straßen nur nach Helden heißen? Wieso nicht gerade nach jenen moralischen Mischwesen, die den meisten von uns so ähnlich sind?

Von Hilmar Klute

Es wird gerade viel über die Moral von Menschen aus der Vergangenheit diskutiert. Und weil man in diesen Angelegenheiten in der Regel erstaunlich schnell zu einem eindeutigen Ergebnis kommt (Daumen runter), müssen Straßen und Bildungseinrichtungen umbenannt oder zumindest Debatten darüber geführt werden. Das Geraune über die angebliche Unzumutbarkeit des Kinderbuchautors Otfried Preußler als Namenspate für ein oberbayerisches Gymnasium hat die breiteste Wirkung gehabt. Preußler, so lautet der Vorwurf, habe als junger Mann die Erzählung "Erntelager Geyer" veröffentlicht, ein im ideologischen Jargon der NS-Zeit gehaltenes Machwerk, dessen gravierende Amoral offenbar nicht mit den späteren, vor Machtmissbrauch und Obrigkeitshörigkeit mahnenden Büchern Preußlers verrechnet werden kann. Wie auch immer: Der große, oft heitere ("Hotzenplotz"), manchmal düstere ("Krabat") Moralist Preußler taugt nicht als Vorbild, denn Kinder müssen, so liest man, zu solchen Menschen aufschauen, die jeder Verführung, jedem falschen Gott und jeder bösen Denkungsart instinktiv und todesmutig den Rücken zugekehrt haben.

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