Gerhard Polt zu den geplanten Hochhäusern in München
:Ja, wo ist sie denn hin, die Gemütlichkeit?
München war mal meine Stadt. Jetzt bekommt sie zwei Türme, die mehr Schatten machen als jede Kastanie und auf denen der höchste Biergarten der Welt entstehen soll. Warum ich dort nie sitzen werde.
Infrastruktur
:Marode in Germany
Für 500 Milliarden Euro wird die Infrastruktur ertüchtigt. Endlich. Aber ohne Strukturreformen kann man das Geld auch gleich verbrennen.
Nachruf auf David M. Childs
:Mittelname: Magie
Sein Stil war cool, minimalistisch und damit prägend für New York: David M. Childs, der Architekt von One World Trade Center, ist mit 83 Jahren gestorben.
Aus Büros werden Wohnungen
:„Das Potenzial ist insgesamt riesig“
Warum werden leer stehende Bürohäuser nicht in Wohngebäude umgebaut? Der Architekt Rudolf Hierl hat eine Studie zur Umnutzung durchgeführt und sagt: Einfach ist es nicht. Machbar und bezahlbar aber schon.
Design im Temu-Zeitalter
:Zeit, dass wir uns was vormachen
Mehr Ware als Wahres: Was der Kauf einer Gardine bei Temu über unsere Epoche der Verblendung erzählt.
Architektur-Ausstellung
:Mein Freund, der Baum
Seit 300 Millionen Jahren prägen Bäume den Raum. In München kann man nun hören, was sie über die Zukunft zu erzählen haben – in der beeindruckenden Ausstellung „Trees, Time, Architecture!“.
Pritzker-Preis 2025 für Liu Jiakun
:Ein Poet unter den Architekten
Der Pritzker-Preis 2025 geht an den Chinesen Liu Jiakun. Für die höchste Auszeichnung der Baukunst hatte ihn niemand auf dem Schirm, ein blendender Stilist er nicht. Eher ein Therapeut im Raum.
Favoriten der Woche – Empfehlungen der SZ-Redaktion
:Gibts doch gar nicht
Ein Saxofonist, der im zarten Alter von 100 Jahren sein Solodebüt vorlegt, ein Ostberliner Architektenepos, das stark nach Kino klingt und ein westdeutscher Bahnhof, der vom Verkehrsknoten für Kulturerlebnisse wurde: Empfehlungen aus dem SZ-Feuilleton.
Opern-Neubau in Hamburg
:Nur Schokoladenseiten
Der Milliardär Klaus-Michael Kühne schenkt Hamburg ein neues Opernhaus, und Kultursenator Carsten Brosda beruhigt Kritiker – Budgetüberschreitungen gehen nicht auf Kosten der Bürger.
Hafencity
:Hamburg bekommt eine neue Oper
Ein Milliardär will eine Oper in der Hafencity stiften. Die Stadt war anfangs skeptisch, nun soll das Gebäude aber gebaut werden.
Irak
:„Das Bucklige“ steht wieder
Nach sechs Jahren sind einige Wahrzeichen in der Altstadt Mossuls wieder aufgebaut. Ein positives Signal. Aber wird es anderswo gehört?
Brände in Los Angeles
:Californication über alles
Ökologische Moralisten sind dafür, die verbrannten Teile von Los Angeles aufzugeben. Aber daraus wird wohl nix. Bis zum finalen Erbeben regiert in der Stadt der Engel der Pragmatismus des Rock ’n’ Roll – und womöglich bald ein einst uncooler Baustoff: Beton.
Streit um Gaslaternen in Düsseldorf
:Es geht doch um die Liebe
Erst die Nacht macht Düsseldorf zu Düsseldorf, auch wegen des einzigartigen Scheins der Gaslaternen. Die sollen jetzt schnöden LED-Lichtern weichen, was Modernisten und Traditionalisten erbittert streiten lässt.
Tischkultur und Wohnen
:Es war einmal ein Esszimmer
Zwischen Weihnachtsbraten und Silvester-Raclette fällt schmerzlich auf: Wir haben leider die Speisezimmer abgeschafft. Ein Nachruf.
Das Beste von 2024
:Die fünf, die bleiben
Auf einen Blick: Was man 2024 gehört, gesehen und gelesen haben muss. Nur eine Handvoll Höhepunkte des Jahres.
Pinakothek der Moderne
:Jetzt ermitteln die NGOs
Die Ausstellung „Visual Investigations“ in der Münchner Pinakothek der Moderne zeigt, mit welchen Mitteln Aktivisten und Journalisten heute Verbrechen von Staat und Konzernen nachweisen.
Nürnbergs Oper und NS-Architektur
:Die Meistersinger vom Nazi-Bau
Auf dem Reichsparteitagsgelände wird ein Opern-Interim gebaut. Nach langem Streit wird damit auch in Nürnberg der Umgang mit NS-Architektur so pragmatisch wie in Berlin oder München.
Marokko
:Ein Zelt für Hundertfünfzehntausend
In Casablanca entsteht ein gigantisches Fußballstadion – größer als jedes andere auf der Welt. Warum das irre ist, aber auch ganz schön werden könnte.
Assads Palast in Damaskus
:Für den Teufel gebaut
Louis Vuitton meets Möbellager: Die Bilder von Assads geschmacklosem Palast in Damaskus erzählen von der verlässlichen Stil-Armut von Potentaten und anderen Alleinherrschern.
Macron und Notre-Dame
:Nicht seine Baustelle
Bei der Wiedereröffnung von Notre-Dame in Paris will Präsident Emmanuel Macron groß dastehen. Dabei könnte er hier etwas über Teamarbeit lernen.
Impressionismus
:Vive l’Abrissbirne!
Die Berliner Nationalgalerie enthüllt eine wenig bekannte Seite der heute als Schönwettermaler geltenden Impressionisten – sie waren frühe Fans von Kahlschlag im Stadtbild und extrabreiten Straßen.
Endzeit-Architektur
:Die letzten Tage der Menschheit
Nancy Faeser schockt Deutschland mit ihrer „Bunker-Beichte“, anderswo planen Superreiche schicke Überlebensräume „für die Zeit danach“. Die Zeit wonach, bitte?
Architektur und Macht
:Was verrät ein Blick in Trumps Privatjet?
Ein viral gegangenes Tiktok-Video der Trump-Enkelin zeigt das Innere des Privatjets „Trump Force One“ – bis zu einer Art Wackeldackel im Cockpit.
Architektur
:Was hätte Einstein davon gehalten?
In Ulm soll mit dem „Albert Einstein Discovery Center“ ein architektonisches Spektakel entstehen. Bauzeit und Kosten sind offen. Aber man weiß ja: Zeit und Raum sind relativ.
Architektur-Projekt Hyperion
:Odyssee im Wohnraum
In einem Wettbewerb soll herausgefunden werden, wie ein Raumschiff gestaltet sein muss, das 250 Jahre lang durchs Universum fliegt. Kleiner Tipp: Es sollte gemütlich sein, damit die Menschheit nicht ausstirbt.
„The Frankfurt Prototype“
:Alles könnte anders sein
Bezahlbar, flexibel und einladend: Studenten zeigen mit einer temporären Wohnanlage, wie man in der Stadt künftig am besten wohnen kann.
Oper Stuttgart
:Es bröckelt und bröselt
Die Sanierung der Oper in Stuttgart dauert länger. Und da Zeit Geld ist am Bau, könnte auch das Finanzielle aus dem Ruder laufen. Wieder mal.
Baukosten
:Teurer, später, nerviger
Überall werden Theater und Opern saniert – und ein Baukosten-Skandal folgt dem nächsten. Was bedeutet das für die Liebe des Publikums zur Kunst? Nichts Gutes.
Wohnungsnot
:Besetzt den Rathausbalkon
In deutschen Großstädten stehen massenhaft Büros leer - aus denen man laut einer Architektur-Studie dringend benötigte Wohnungen machen könnte. Warum das nicht längst geschieht? Weil Büros so lukrativ sind.
Architektur in Saudi-Arabien
:Bauen wie verrückt
In Berlin kommt ein Stadion-Umbau aufgrund nistender Spatzen zum Erliegen – in Riad geschieht anlässlich der WM 2034 kaum weniger Absonderliches: dort baut der Größenwahn.
Megaprojekt Mukaab Tower
:Der Würfel ist gefallen
Gigantomanie im Übermorgenland: In Riad wird das größte Bauwerk der Welt realisiert. Wie zeitgemäß sind die Pläne?
„Alma“ an der Volksoper Wien
:Ihr Leben als große Oper
Zu ihrer Zeit idolisiert und gehasst, jetzt als tragische Heldin vertont: Die Volksoper Wien zeigt ein feministisches Stück über Alma Mahler-Werfel zwischen Musical und Avantgarde.
Kulturpolitik der AfD
:Dringend gesucht: neue Feindbilder
Worum geht es der AfD, wenn sie das Bauhaus oder Theater attackiert? Nicht um Kunst - sondern um ihren Kulturkampf, der ohne immer neue Hassobjekte nicht funktionieren würde.
ExklusivKultur
:Claudia Roth nennt Bauhaus-Kritik der AfD „absolut inakzeptabel“
Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur verweist darauf, dass die AfD in Sachsen-Anhalt „erschreckend ähnliche Argumente und Formulierungen“ wie die NSDAP verwende.
Bauhaus und Rechtsaußen
:Unheimlich, dumm
Stahlrohr und Stahlhelm: Die AfD stänkert gegen das Bauhaus als „Irrweg der Moderne“. Ein Scherz? Jedenfalls einer, den man ernst nehmen muss. Zu einer Drucksache, die nach hinten losgeht.
Favoriten der Woche
:Sehen, was für die Kameras unsichtbar ist
Eine zum Klassiker gewordene Comicreportage aus Gaza, die Schönheit alter Dächer und ein musikalischer Amerika-Trip: die Kulturempfehlungen der Woche aus dem SZ-Feuilleton.
Stadtentwicklung in Japan
:Dschungel ohne Bäume
In Tokio wuchert die urbane Vielfalt: Baumogule überbieten sich mit immer neuen Attraktionen, Wohnungsnot gibt es nicht. Die Stadt der Zukunft muss trotzdem anders aussehen.
Melania Mazzucco: „Die Villa der Architektin“
:„Plautilla war Meloni Lichtjahre voraus”
Melania Mazzucco hat einen Roman über die erste Architektin der Welt geschrieben: eine Runde durch Rom mit der Schriftstellerin auf den Spuren ihrer Hauptfigur Plautilla Bricci.
Infrastruktur und Verkehr
:Dann halt übermorgen. Oder so
Die zwei Kilometer lange Warteschlange am Münchner Flughafen ist bloß das jüngste Symbol der Mobilitätskrise. Deutschland muss sich ein neues Zeitgefühl aneignen.
Leipziger Einheitsdenkmal
:Zwischen Aristoteles und Fairy Ultra
Der Siegerentwurf für das Einheitsdenkmal in Leipzig könnte in einer bizarren jährlichen Putzaktion enden. Immerhin wäre man dann immer noch schneller als Berlin.
Dokumentarfilm „Architecton“ im Kino
:Wütend auf die Betonköpfe
Klimakiller und Schutt von morgen: In seinem anklagenden Dokumentarfilm „Architecton“ verteufelt Victor Kossakovsky den Baustoff Beton. Aber was ist die Alternative?
Architektur
:Mogst a Villa, Nagelsmann?
„Servus, du eine Frage, verkaufst du noch ein Haus am Lago di Garda?“ Der Mailverkehr des Bundestrainers mit René Benko ist Dietl-Satire – und Abgesang auf eine Bauform.
Bodenversiegelung
:Diese Flut haben wir selbst gemacht
Es regnet, es regnet, das Wasser steigt an – aber schuld daran ist nicht höhere Gewalt. Sondern wir Menschen mit unserer Siedlungspolitik und Bodenversieglung.
Infrastruktur
:Einstürzende Altbauten
In Dresden kracht eine Brücke zusammen, und man muss sagen: Ein Wunder, dass das nicht schon früher passiert ist. Über ein Land, das gerade zerbröckelt.
Kürzungen bei VW
:Der Turmbau zu Bangkok
Bittere Pointe: Während Volkswagen deutsche Fabriken sterben lassen will, plant die VW-Tochter Porsche eine neue Luxus-Immobilie in Thailand. Zum geistlosen Zustand der deutschen Autoindustrie.
Favoriten der Woche
:Unvergängliches Leuchten
Das Berliner Buchstabenmuseum, pfiffige Blechklassik und Neil Youngs Vermächtnis: die Kulturempfehlungen der Woche aus dem SZ-Feuilleton.
Garnisonkirche Potsdam
:Der Turmbau nahe Babelsberg
Militarismus, Nazis, Stadtbild und Tourismus: Der Aufbau des Turms der Potsdamer Garnisonkirche war umstritten. Bei der Einweihung versucht sich Bundespräsident Steinmeier als Theologe des Sowohl-als-auch.
Städte-Utopien
:Das neue Dschungelcamp
Eine Idealstadt auf Borneo soll Jakarta ersetzen. Fertig ist von „Nusantara“ erst der Präsidentenpalast in Form eines adlerartigen Fabelwesens. Könnte auch ein Pleitegeier sein.
Turbomöbel von Ikea
:Wohnen im Wroaaaaaaar-Modus
Ikea verkauft jetzt Möbel, die man schneller zusammenbauen kann. Sollten Architektur und Städte nicht davon lernen?
Audimax in Düsseldorf
:Wie ein F-Wort an die Kunst
Von der einstigen Kunst-Metropole zur Banausen-City: In Düsseldorf soll ein epochales Werk von Günter Fruhtrunk abgerissen werden. Denkt noch jemand nach beim Denkmalschutz?