Stadtplanung:Wo München keine Angst vor Hochhäusern hat

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Zwölf Stockwerke hoch: So soll das Gebäude am Moosacher Bahnhof aussehen. (Foto: Visualisierung: Anna Gassner)

Die Gestaltungsexperten der Stadt loben das Projekt, die Lokalpolitik befürwortet es und auch die Nachbarn können sich freuen - schließlich wertet der Turm das Arbeiterviertel mit Geschäften, Gastro und vielleicht sogar einer Dachterrasse auf.

Von Patrik Stäbler

Es hat schon Debatten im Münchner Rathaus gegeben, in denen allein die Erwähnung des Wortes Hochhaus bei manchen Beteiligten Schnappatmung auslöste. An diesem Abend jedoch, bei der Sitzung der Kommission für Stadtgestaltung, fällt der oftmals so polarisierende Begriff völlig unaufgeregt, und das dutzendfach. Mehr noch: Jenes fast 50 Meter hohe Gebäude in Moosach, um das es hier geht, wird allseits gepriesen - sowohl von den Architektinnen und Architekten in dem Gremium als auch vom Vorsitzenden des dortigen Bezirksausschusses (BA), Wolfgang Kuhn.

"Wir haben hier einen geschichtsträchtigen Ort für Moosach", sagt der SPD-Mann mit Blick auf den Standort, das einstige Firmengelände der Spedition Ascherl. Wo die Allacher Straße die Bahngleise kreuzt, soll in den kommenden Jahren nicht nur ein Hochhaus entstehen, sondern ein ganzes Quartier mit einem Mix aus Büronutzung und Gewerbehof. Das Besondere daran: Die "Timber Factory", wie die Bauherrn UBM Development und Austrian Real Estate (ARE) ihr Projekt getauft haben, wird in Holz-Hybrid-Bauweise errichtet. Geplant sind vier Gebäude mit fast 60 000 Quadratmetern Geschossfläche. Im Parterre sind Geschäfte und Gastronomie vorgesehen; das Gros der Flächen aber entfällt etwa hälftig auf Büros und Gewerbe.

Von 2026 an soll das erste Gebäude bezugsfertig sein, heißt es auf der Projektwebseite; der zugehörige Bauantrag liegt bereits im Rathaus. Einen weiteren, und zwar für das Hochhaus, werde man in den nächsten zwei Wochen einreichen, kündigt Architektin Karin Schmid vom Münchner Büro 03 Arch. in der Sitzung der Stadtgestaltungskommission an. Diese beschäftigt sich nicht mit dem kompletten Vorhaben nahe dem Moosacher Bahnhof, sondern lediglich mit dem geplanten Hochpunkt.

Er sei ein "städtebauliches Gestaltungsmittel, um diese Kreuzung zu markieren", sagt Schmid. Ihr zufolge ist aktuell noch ungewiss, ob der zwölfgeschossige Bau im obersten Stockwerk mit einem geschlossenen Konferenzraum oder einer Dachterrasse abschließen wird. Für zweiteres plädieren mehrere Mitglieder der Kommission, von der es ausschließlich lobende Worte für das Vorhaben gibt. So spricht etwa Piero Bruno von einem "wohlproportionierten Gebäude". Und er appelliert an das Gremium: "Haben Sie keine Angst vor Hochhäusern!"

Der Entwurf für den 47-Meter-Turm, der aus Brandschutzgründen eine Metallverkleidung erhalten soll, stammt von den Büros 03 Arch. und HK Architekten. Letzteres sitzt im österreichischen Schwarzach und ist auf Holzbauten spezialisiert. In dem Hochhaus wolle man auch "teil-öffentliche Quartiernutzungen" ermöglichen, sagt Karin Schmid. So sehen die Pläne unter anderem Dachgärten auf dem fünfgeschossigen Sockel des zweigliedrigen Baukörpers vor.

Aktuell sei das 28 000 Quadratmeter große Areal "komplett versiegelt und komplett eingezäunt", sagt BA-Chef Kuhn. Mit Blick auf den geplanten Grünstreifen entlang der Gleise sowie weiterer Naturflächen, die im Zuge des Vorhabens entstehen sollen, fügt der Lokalpolitiker hinzu: "Wir bekommen hier ein ökologisch aufgewertetes Gebiet. Außerdem entstehen Gewerbeflächen in der Stadt, und das ist optimal." Schließlich sei man in Moosach "stolz darauf, als Arbeiterviertel bezeichnet zu werden". Und auch vor Hochhäusern habe man in dem Stadtteil keine Angst, betont Wolfgang Kuhn. "Wir haben schon den O₂-Tower. Und wenn jetzt noch ein weiteres Hochhaus dazukommt, dann haben wir nichts dagegen."

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