Bauvorhaben:Ein gefragtes Objekt

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So soll der Neubau an der Adolf-Kolping-Straße in München einmal aussehen. (Foto: Ochs Schmidhuber Architekten)

Für das gestoppte Neubauprojekt in der Adolf-Kolping-Straße gibt es fünf Interessenten. Nach der Insolvenz des Bauträgers sucht der Insolvenzverwalter einen Käufer, der das Geschäftshaus mit Tiefgarage nahe dem Stachus übernimmt.

Von Sebastian Krass

Eine fünfgeschossige Tiefgarage mit 549 Stellplätzen und darüber ein Büro- und Geschäftsgebäude - dieses wegen der Pleite des Investors derzeit gestoppte Neubauprojekt in der Münchner Innenstadt weckt offenbar breites Interesse in der Immobilienwirtschaft. Georg Kreplin, der vorläufige Insolvenzverwalter der Firma Elements of Infrastructure GmbH, sagt auf Anfrage, ihm lägen "fünf Interessenbekundungen" für eine Übernahme des Projekts an der Adolf-Kolping-Straße vor, das nah am Stachus liegt. Allerdings habe man diese bisher nicht auf ihre "Belastbarkeit" prüfen können.

Denn noch wichtiger ist es den Beteiligten offenbar, die komplexe Baustelle möglichst schnell wieder ins Laufen zu bringen. "Aktuell konzentrieren wir uns auf die Gespräche mit dem derzeitigen Finanzierer", so Kreplin weiter. Denn der Kreditgeber, "ein Fonds nach luxemburgischem Recht", habe "ein hohes Interesse", dass die Arbeiten wieder in Gang kommen. Dafür spreche man auch mit den beteiligten Bauunternehmen. Erst wenn diese Gespräche scheitern sollten, würden die Gespräche mit anderen Interessenten "intensiviert".

Im Februar war bekannt geworden, dass das österreichische Immobilienunternehmen Imfarr seine Tochterfirma Elements of Infrastructure in die Insolvenz geschickt hatte. Imfarr hatte in den vergangenen Jahren, quasi im Windschatten von René Benkos Signa-Gruppe, mehrere große Immobilienprojekte in München übernommen. Inzwischen ist Imfarr aber offenbar - ähnlich wie Signa - in erhebliche Probleme geraten.

Dort, wo der Neubau an der Adolf-Kolping-Straße entstehen soll, stand früher ein oberirdisches Parkhaus. Das Grundstück gehört der Stadt München, die es aber im Erbbaurecht bis 2091 an private Nutzer vergeben hat; dieses Erbbaurecht wurde vor einigen Jahren an Imfarr verkauft.

Durch die Insolvenz steht auch die Frage im Raum, ob die Stadt das Grundstück mit der vereinbarten Heimfall-Klausel wieder an sich nimmt. Die oppositionelle Stadtratsfraktion von CSU/Freie Wähler hat kürzlich mit einem Antrag gefordert, die Stadt solle die Fläche "übernehmen und entweder selbst oder gemeinsam mit einem seriös finanzierten Partner zusammen weiterentwickeln". Eine solche Neuvergabe dürfe nur erfolgen, nachdem ein vom Stadtrat bestimmter Gutachter die Finanzierung geprüft und freigegeben habe, schreibt CSU-Stadtrat Winfried Kaum in dem Antrag.

Der vorläufige Insolvenzverwalter Kreplin bestätigt zwar, man stehe "in einem regelmäßigen Austausch" mit der Stadt München, dabei sei es aber bisher "vor allem um Sicherheitsfragen auf der Baustelle" gegangen. Eine Übernahme durch die Stadt sei aus seiner Sicht kein besonders plausibles Szenario, "zumal dann nicht, wenn eine gesicherte Fertigstellung mit anderen Bauträgern und Baufirmen verhandelt werden sollte".

Derzeit herrscht auf der Baustelle an der Adolf-Kolping-Straße Stillstand. (Foto: Sebastian Krass)

Die Stadt selbst hält sich bedeckt. Das für Grundstücksangelegenheiten zuständige Kommunalreferat schreibt in einem Statement ebenfalls von einem "regelmäßigen Austausch" mit Kreplin. Auf Details zum Projekt geht das Referat nicht ein. Es schreibt lediglich, dass es nach einer Insolvenz "unterschiedliche Möglichkeiten" gebe, "wie im Rahmen eines Erbbaurechtsvertrags vorgegangen werden kann. Welcher Weg hier eingeschlagen wird, ist vom Fortgang der Verhandlungen abhängig." Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD), an den sich der Stadtratsantrag aus der CSU formal richtet, lässt über seine Sprecherin erklären, er habe der Auskunft des Kommunalreferats nichts hinzuzufügen.

Klar ist aber bereits eines: Selbst wenn es bald mit den Bauarbeiten weitergehen sollte, wird es noch lange dauern bis zu einer Fertigstellung. Bisher sei "ein Teil der Grube" für die Tiefgarage ausgehoben, erklärt Insolvenzverwalter Kreplin. Insgesamt soll die Grube 25 Meter tief werden - ein enorm aufwendiges Vorhaben auf dem oberirdisch wie unterirdisch eng umbauten Grundstück. "Aktuell gehen wir von einer möglichen Fertigstellung Ende 2027 aus", schreibt Kreplin.

Auf die Frage, ob es sinnvoll sei, das Projekt in der bisher geplanten Form fortzuführen, hat er eine eindeutige Antwort: "Es ist ein, wie ich finde, spannendes und zukunftsorientiertes Konzept, welches in dieser Form auch umgesetzt werden sollte." Die Parkgarage sei fertig geplant, "eine Umsetzung des Konzeptes ist auch im Interesse der Landeshauptstadt München".

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