Streit um Sep-Ruf-Haus in Solln:Forderung nach Denkmalschutz belastet Familie schwer

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Das Sep-Ruf-Haus in Solln am Fellererplatz 2 wirkt von außen eher unscheinbar. (Foto: Stephan Rumpf)

Sollte die Sep Ruf Gesellschaft Erfolg haben, müssten die privaten Bauherren ihre bisherigen Pläne verwerfen. Die finanzielle Situation ist angespannt. Und die Frage nach dem ideellen Wert des Hauses weiter ungeklärt.

Von Jürgen Wolfram

Die Sep Ruf Gesellschaft ist ihrem Ziel näher gerückt, ein vom gleichnamigen Architekten entworfenes Haus in Solln in die Denkmalliste aufzunehmen: Das Landesamt für Denkmalpflege hat dem Gebäude "Denkmaleigenschaft" attestiert. Andererseits zeichnet sich ab, dass die Verhinderung seines Abbruchs sowie der Neubau eines Dreispänners auf dem Grundstück am Fellererplatz für zwei verwandtschaftlich verbundene Familien ein kaum auflösbares Dilemma bedeuten würde.

Die Untere Denkmalschutzbehörde und die Lokalbaukommission, beide angesiedelt beim städtischen Referat für Stadtplanung und Bauordnung, wollen deshalb keine vorschnelle Entscheidung treffen. "Wir stehen mit den Eigentümern hinsichtlich des weiteren Umgangs mit dem Gebäude in engem Austausch. Zum Verfahrensstand können wir keine weiteren Auskünfte erteilen, solange der Abstimmungsprozess noch nicht abgeschlossen ist", teilt das Planungsreferat auf Anfrage mit.

Unterdessen hat Jonas Björklund als Sprecher der privaten Bauherren eine Erklärung abgegeben und dargelegt, warum seiner Familie der Ruin drohe, sollten die Pläne eines "zukunftsfähigen Wohnprojekts" am Denkmalschutz scheitern. Unter Hinweis auf die bereits vorliegende Baugenehmigung - sie wurde im Dezember 2022 erteilt - weist der Sollner Arzt auf hohe Vorlaufkosten hin, die vor allem seine Schwiegereltern wegen bereits bestehender Kredit- und Bauleistungsverträge zu stemmen hätten. Sollten die Behörden das Abbruch- und Neubauvorhaben tatsächlich durchkreuzen, drohe ihnen ein "gigantischer Schaden". Deshalb ruft er die Stadtverwaltung auf, "uns jetzt nicht im Regen stehenzulassen" und auf "eine willkürlich anmutende Vorgehensweise, mit der uns untersagt wird, über unser Eigentum zu verfügen", zu verzichten.

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Wie Björklund verwundert feststellt, habe das Ruf-Haus am Fellererplatz seit seiner Errichtung im Jahr 1936 nie öffentliches Interesse erregt. Auch sei es keineswegs im Original erhalten, sondern unter anderem in den 1980er-Jahren durch einen Anbau verändert worden. Die Sep Ruf Gesellschaft bediene sich daher bei ihrer Forderung nach Unterschutzstellung "gänzlich falscher Informationen".

Die überragende Bedeutung des Sollner Ruf-Hauses bezweifelt auch Ulrich Rappold von der Firma Casaconcept Immobilien, die im Auftrag der Eigentümer den Verkauf eines der Dreispänner (zwei davon wollen die Björklunds und ihre Eltern selbst nutzen) betreibt. "Das ist in Wahrheit ein ganz einfacher Bau, den Sep Ruf vermutlich selbst nicht in die Denkmalliste aufgenommen hätte", sagt Rappold. Die Bedeutung des renommierten Münchner Architekten zweifelt Rappold nicht an, doch klar sei, "dass der anderswo sehr viel Schöneres geschaffen hat".

"Wir sind eben kein großer Investor, sondern eine kleine Familie"

Nach einer Ortsbegehung mit einem Vertreter des Landesamts für Denkmalpflege hat eine Diskussion darüber Fahrt aufgenommen, ob es nicht möglich wäre, auf dem stattlichen Grundstück zwischen Fellererplatz und Herterichstraße den geplanten Dreispänner so zu platzieren, dass der Ruf-Bau erhalten bleiben könnte. Theoretisch sei dies unter Preisgabe eines größeren Gartenanteils möglich, räumt Jonas Björklund ein. Nur müsste das Bestandsgebäude zunächst dringend saniert werden, da es heutigen Wohnstandards nicht mehr entspreche und beispielsweise eine völlig veraltete Ölheizung aufweise. Wegen der Baufälligkeit ist Björklund mit seiner Frau und seinen zwei Kindern unlängst sogar in eine kleinere Wohnung umgezogen.

Neben der Errichtung des Dreispänner-Neubaus obendrein die Sanierung des Ruf-Hauses finanziell zu stemmen, sei den betroffenen Familien jedoch nicht möglich, beteuert Björklund. Und noch lange auf eine Entscheidung der Behörden zu warten wegen der finanziell angespannten Situation ebenfalls nicht - "wir sind eben kein großer Investor, sondern eine kleine Familie". Wenn Stadt und Staat der Ruf-Bau so wichtig sein sollte wie der Sep Ruf Gesellschaft, dann müssten sie diesen eben selbst übernehmen, sagt Björklund. Einen anderen Käufer kann sich auch Casaconcept-Makler Rappold kaum vorstellen. "Das müsste dann schon ein sehr großer Fan des 1982 verstorbenen Architekten sein."

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