Welche Buch-Neuheiten sind lesenswert? Und welches Buch ist ein Geheimtipp? Stöbern Sie in den Buchtipps der SZ-Kulturredaktion.
Jonas Lüschers Roman „Verzauberte Vorbestimmung“
:Die Narben bleiben
Wie kam es, dass unser Glück und unser Leben heute so oft von Technik abhängen? Jonas Lüscher erzählt in einem Roman mit enormer Sprachmagie davon. Und von der Todesnähe einer Corona-Erkrankung, die so noch nie Literatur geworden ist.
Geschenkideen
:Die schönsten Bildbände des Jahres
Traumhaft, opulent, witzig, inspirierend: Eine kleine Auswahl großer Bücher.
Bestseller-Autor Jan Weiler im Porträt
:„Sie fahren nirgendwo hin, Sie sterben gerade“
In Jan Weilers neuem Roman „Munk“ überlebt der Protagonist einen Herzinfarkt und beginnt sein Leben aufzuräumen. Eigentlich kein biografisch inspiriertes Buch, sagt der Autor. Oder doch? Ein Besuch bei ihm zu Hause.
Husch Josten: „Die Gleichzeitigkeit der Dinge“
:Paris sehen … und sterben?
Was ist das Beste am Tod? Dass sie so gut über ihn schreibt – und man mit ihr so gut über ihn reden kann. Eine nächtliche Bootsrundfahrt auf der Seine mit der Schriftstellerin Husch Josten.
Love-Scammer-Roman
:Immer schön elastisch bleiben
Das Leben am Existenzminimum ist so witzig nicht, aber in Martina Hefters Roman „Hey guten Morgen, wie geht es dir?“ erhält sich die Heldin den Humor mit einem seltsamen Hobby.
Lee Yarons Buch „Israel, 7. Oktober“
:Vom Ende eines Traums
Die Chronologie des 7. Oktober der israelischen Journalistin Lee Yaron auf Basis von Interviews mit Überlebenden gehört schon jetzt zu den bedeutendsten Dokumentationen der Literaturgeschichte. Ein Anruf bei der Autorin in New York.
Sally Rooney
:Keine Liebe ohne Schmerzen
„Intermezzo“ ist anders als Sally Rooneys bisherige Romane, wärmer, komplexer, reifer. Und: fantastisch. Es geht um die ganz große Frage, wie man aus Verletzung wieder Nähe schafft.
Neige Sinno: „Trauriger Tiger“
:„Wir teilen diese Einsamkeit“
Neige Sinno hat ein kühnes Buch über Missbrauch geschrieben: ihre eigene Geschichte. Bei einem Treffen in Paris spricht sie darüber, was man Lesern zumuten kann, über Nabokovs „Lolita“ und die Perspektive der Täter.
Tech-Debatte
:Wehrt euch
Hat die Menschheit keine Chance gegen KI, weil sie diese nicht als Bedrohung erkennt? Das schreibt der Historiker Yuval Noah Harari in seinem Buch „Nexus“. Läge er richtig, hätte das Folgen für das ganze Universum.
Wolfram Eilenberger: „Geister der Gegenwart“
:Es lebe die Metarevolution
Die dritte Folge der populären Philosophiebücher von Wolfram Eilenberger wickelt erzählerisch Leben und Denken von Theodor W. Adorno, Michel Foucault, Paul Feyerabend und Susan Sontag auf. Lernen wir aus ihren Fehlern?
Jürgen Habermas: „Gespräche“
:Muss man sich Sorgen um Habermas’ Philosophie machen?
Auch für Neulinge: Jürgen Habermas geht in einem Interview-Band noch einmal zentrale Punkte seines Schaffens durch. Vor nötigen Gedanken zu Krieg und Gegenwart scheut er zurück.
Philipp Ruch: „Es ist 5 vor 1933“
:Eine letzte Warnung vor der Katastrophe
Der Aktionskünstler und Aktivist Philipp Ruch, Kopf des Zentrums für politische Schönheit, imaginiert in seinem neuen Buch die Machtübernahme der AfD. Es ist der Weckruf der Stunde.
Literatur für Kinder
:Wild und frei
Die Bücher der schwedischen Kinderbuchautorin Frida Nilsson sind auch deshalb so umwerfend, weil sie überaus realistisch sind. Eine Begegnung.
Ilko-Sascha Kowalczuks „Freiheitsschock“
:Wut der Verzweiflung
Die Ostdeutschen lügen sich die Vergangenheit schön, versinken in Selbstmitleid und haben die Demokratie nicht verstanden: Der Historiker Ilko-Sascha Kowalczuk hat ein zorniges Buch geschrieben.
Roman „Unten auf der Piazza ist niemand“
:Der Zauber der kleinen Dinge
Mit jahrzehntelanger Verzögerung erscheint das Lebenswerk der italienischen Schriftstellerin Dolores Prato jetzt auf Deutsch. Ein monumentaler Roman.
Jens Balzers Essay „After Woke“
:Moralischer Bankrott
Der Journalist Jens Balzer bilanziert ungnädig das Versagen der angeblich achtsamen Linken nach dem 7. Oktober. Einen ihrer Grundgedanken will er aber bewahren. Kann das gutgehen?
Autobiografisches Schreiben
:Einer war nie da
Ihr Vater starb, als sie acht Monate alt war, und ihr Leben blieb von seinem Unfall gezeichnet. Zora del Buono versucht in dem Tatsachenroman „Seinetwegen“, den Verursacher zu finden.
Neue Hörbücher
:Das Flüstern in der Wand
Ein bekanntes Gespenst geht wieder um, ein vertrautes Gebäude lässt neue Töne hören und ein Debütant entdeckt einen Klassiker: frische Hörbücher für die Sommerferien.
Aris Fioretos: "Die dünnen Götter"
:In Würde altern ist schwer
Zu Besuch bei Aris Fioretos, der erklärt, warum biografisches Erzählen Betrug ist und sein neuer Roman trotzdem mit der Zeit zu tun hat, als er der einzige Punk in Lund war.
Victoria de Grazia: "Der perfekte Faschist"
:Eine böse Operette
Wie sich die jüdisch-amerikanische Primadonna Lilliana Weinman in Italien für den Faschismus begeisterte, Mussolinis Mann fürs besonders Grobe heiratete und mit Glück und der katholischen Kirche doch noch davonkam.
300. Geburtstag von Immanuel Kant
:So wird man Kant-Versteher
Es ist nie zu spät, den großen Philosophen zu lesen. Ein paar Startpunkte, vier gute neue Einführungen - und ein junger Klassiker.
Kinder- und Jugendliteratur
:Die besten Kinder- und Jugendbücher zu Ostern
Eine Chamäleon-Jagd in Berlin, jiddische Kinderlyrik und ein Jugendroman, erzählt in Kurznachrichten. Zehn Buchempfehlungen für alle Altersgruppen.
Sci-Fi-Hörspiel "Andreas 473"
:Bin Android, suche Gott
Das Hörspiel-Bilderbuch "Andreas 473" erzählt die Geschichte eines Roboter-Menschen, der den Allmächtigen töten soll. Es bringt mehr Verstörung als Erkenntnis.
"Und die Welt, sie fliegt hoch" von Sarah Jäger
:Hallo, ist da jemand?
Kunstvoller Höhenflug: Sarah Jägers Jugendroman "Und die Welt, sie fliegt hoch" besteht komplett aus Kurznachrichten.
Roman von Joyce Carol Oates
:Die Geister von Detroit
Nach der Vergewaltigung führen alle Wege ins Nichts: Der neue Roman von Joyce Carol Oates ist rasend spannender Krimi und Me-Too-Psychogram in einem.
"Der Prophet" von Khalil Gibran als Graphic Novel
:Mythischer Promi
Wie man mit dem Zeichenstift philosophiert: Zeina Abirached hat "Der Prophet", das Kultbuch des 20. Jahrhunderts von Khalil Gibran, in eine aufregende Graphic Novel verwandelt.
Anne Webers Roman "Bannmeilen"
:1000 Kilometer
Bevor sich Paris bei den Olympischen Spielen von seiner besten Seite zeigen wird, unternimmt Anne Weber in ihrem Buch "Bannmeilen" Spaziergänge an die verrufenen Ränder der Stadt. Hier nimmt sie uns einmal mit.
Roman von Han Kang
:Bücher wie aus Seide
Eine koreanische Dichterin lernt Altgriechisch, um ihren Glauben an die Sprache wiederzufinden: der neue Roman der Ausnahmeautorin Han Kang.
Olga Ravn über den Wert der Arbeit
:Wer ist hier das Monster?
Die dänische Autorin Olga Ravn steigt in ihrem Roman "Meine Arbeit" in die Abgründe des Mutterseins - und findet dort sogar etwas Freiheit.
Gabriel García Márquez' letztes Buch
:Heilige Mischung
Zehn Jahre nach dem Tod von Gabriel García Márquez erscheint ein Roman aus dem Nachlass - gegen seinen Willen. Eine allerletzte Geschichte von Liebe und Einsamkeit.
Favoriten der Woche
:Die Republik umgraben
Aus seinen Fotografien der Wendejahre birgt Arwed Messmer die Trümmer von Ost und West: Diese und weitere Empfehlungen aus dem SZ-Feuilleton.
"Einer verliert immer"
:Müssen Fußballmannschaften Gegner sein?
Der Philologe Ansgar Mohnkern legt in seinem Buch "Einer verliert immer" die Ideologie des Sports frei.
Essay "Engel und Heilige"
:Mit ganz oben sprechen
Der legendäre Essayist Eliot Weinberger denkt über Engel und Heilige als Figuren nach, durch die Gott mit uns Menschen kommuniziert. Können wir auch antworten?
Literatur-Tipps
:Die besten Bücher des Jahres von Münchner Autorinnen und Autoren
Ob Roman, Sachbuch, Lyrik oder Graphic Novel - eine Auswahl empfehlenswerter Werke, die im Jahr 2023 von Münchner Schriftstellerinnen und Schriftstellern erschienen sind.
Literatur
:Lübeck in kürzeren Sätzen
Inger-Maria Mahlke scheut in ihrem Epos "Unsereins" nicht die Kollision mit Thomas Manns "Buddenbrooks", aber glücklicherweise seinen Stil.
Tove Ditlevsens Biografie
:Sie hat nie etwas auslassen wollen
In seiner Biografie über Tove Ditlevsen geht Jens Andersen diskret vor. Und umschifft sogar einen Skandal, der posthum die dänische Öffentlichkeit erschütterte.
Philosophie des Klimawandels
:Aus der Tiefe unserer Ohnmacht
Die Philosophin Corine Pelluchon versucht eine Antwort auf die Frage, was Hoffnung in Zeiten der Klimakatastrophe noch bedeuten kann.
Kultfiguren
:Welch Glanz
Der Kunstbuchverleger Lothar Schirmer zeigt eine Auswahl aus seiner privaten Sammlung von Fotografien der größten Mode-, Kunst- und Filmikonen des 20. Jahrhunderts.
Lisa Frischemeier: „I see Vulvas everywhere“
:Nennt sie beim Namen
Treppenhäuser, Früchte, Wollknäuel: Die Komikerin Lisa Frischemeier erinnern etliche Dinge an Vulven. Ein Bildband dokumentiert einige und verändert das Sehen.
Künstlerinnenroman
:Ich, ich, ich
Von der inspirierenden Konkurrenz unter Freundinnen erzählt Monika Helfer in "Die Jungfrau". Eine hintersinnig schöne Geschichte über versäumte Leben und die Macht des Erzählens.
Joanna Bator
:Der Geruch von Glück und Armut
Dieses Buch fühlt sich an wie eine Lebensphase: In ihrem epochalen Roman "Bitternis" erzählt die polnische Autorin Joanna Bator Weltgeschichte als Epos weiblichen Alltags.
Bücher des Monats Oktober
:Bequemlichkeit in den Köpfen
Wie verführten die Nazis den Regisseur G.W. Pabst, das neue Asterix-Heft und ein Buch zur Zeitenwende. Das sind die Bücher des Monats Oktober.
Monika Marons Roman "Das Haus"
:Die Raucher-WG
In Monika Marons Roman "Das Haus" zieht eine Gruppe Senioren zusammen aufs Land. Ihre Lebensrückblicke sind überwiegend bitter, der Ton der Erzählung ist jedoch sanft.
Bücher des Monats September
:Ausgewandert
Eine Migrationsgeschichte, ziviler Ungehorsam und die Zusagen, die Russland nie bekommen hat. Das sind die Bücher des Monats September.
Bücher des Monats August
:Üble Verstrickungen
Gefährliche Machenschaften im Harlem der Siebziger, eine zerrissene jüdische Familie und Wokeness im Visier. Das sind die Bücher des Monats August.
Buchtipp
:Wunden einer Familie
In "Briefe nach Breslau" erzählt Maya Lasker-Wallfisch ihre persönliche Geschichte über drei Generationen. In Briefform richtet sie sich direkt an die unbekannten Großeltern aus Polen, die 1942 von den Nazis im Lager Izbica umgebracht wurden.
Südstaaten-Roman "Der Wassertänzer"
:Captain America auf der Tabakplantage
Ta-Nehisi Coates schreibt neben politischen Essays auch "Black Panther"-Comics für Marvel. Logisch, dass sein Held im Roman "Der Wassertänzer" Superkräfte hat.
Buchempfehlung "Koskas und die Wirren der Liebe"
:Die üppige Nixe
Clown, Sexualneurotiker und Tagträumer: Der Journalist und Schriftsteller Olivier Guez erzählt von den tragikomischen Abenteuern eines liebestollen jüdischen Mannes.
Buchempfehlung "Keiner hat gesagt, dass du ausziehen sollst"
:Gedrucktes TV
Nick Hornby hat fürs Fernsehen zehnmal zehn Szenen über ein Paar in der Krise geschrieben. Jetzt sind die Dialoge als Buch erschienen. Eine Frage aber bleibt bis zum Schluss offen: Warum?
Buchempfehlung "Der Krieg der Armen"
:Unter riesigen Wolkenmassen
Zwei Jahrhunderte, drei Schauplätze, hundert Seiten: Eric Vuillard erzählt in seinem neuen Kurzroman von Thomas Müntzer und dem "Krieg der Armen".