Victoria de Grazia: "Der perfekte Faschist":Eine böse Operette

Lesezeit: 6 min

Lilliana Weinman und ihr Gatte Attilio Teruzzi mit Eskorte in Bengasi: Zwischen 1926 und 1928 war Teruzzi Gouverneur der italienischen Kolonie Kyrenaika in Libyen. (Foto: Verlag Klaus Wagenbach)

Wie sich die jüdisch-amerikanische Primadonna Lilliana Weinman in Italien für den Faschismus begeisterte, Mussolinis Mann fürs besonders Grobe heiratete und mit Glück und der katholischen Kirche doch noch davonkam.

Von Willi Winkler

Drei Jahre nach der Hochzeitsreise, die die Frischvermählten nach Triest, Wien, Budapest, Prag und Berlin führte und für die ihnen der Duce seinen eigenen Eisenbahnwaggon zur Verfügung gestellt hatte, sagte sich Attilio Teruzzi von seiner Frau los. Sie sei gar nicht als Jungfrau in die Ehe gegangen, betrogen habe sie ihn und belogen, und Jüdin sei sie auch noch. Die Hochzeit in Rom im Juni 1926 war ein transatlantisches Ereignis gewesen. Die Braut Lilliana Weinman stammte aus New York, eine Sängerin, die an der Scala und in der Arena di Verona unter dem Künstlernamen Lilliana Lorma Triumphe feierte. Auch der Bräutigam berechtigte zu den schönsten Hoffnungen, er war General der faschistischen Miliz und dazu noch Staatssekretär. Der italienische Staat wusste die Eheschließung mit Stil zu feiern: Während die Braut, wie die New York Times getreulich meldete, ein reich besticktes, mauvefarbenes Kleid trug, erschien ihr künftiger Gemahl mit "all seinen Tapferkeitsorden an seinem faschistischen Schwarzhemd".

Zur SZ-Startseite

SZ PlusStreitgespräch zum Ukrainekrieg
:"Wie stellst du dir so ein Ende des Waffengangs vor?"

Die SPD-Politikerin Gesine Schwan und der Osteuropa-Historiker und Scholz-Kritiker Martin Schulze Wessel schätzen sich - und führen einen harten Streit unter Freunden über die deutsche Ukraine-Politik.

Interview von Lothar Müller und Jens-Christian Rabe

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: