Auszeichnungen beim Comic-Salon Erlangen:Jüdisches Leben und jüdisches Leiden

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Ein zentrales Thema seiner Werke ist seine jüdische Identität: der französische Comickünstler Joann Sfar. (Foto: Magali Delporte)

Joann Sfar und Barbara Yelin werden mit den wichtigsten Preisen der deutschen Comic-Szene ausgezeichnet.

Der französische Comickünstler Joann Sfar wird in diesem Jahr mit dem Max-und-Moritz-Preis für sein Lebenswerk beim Comic-Salon Erlangen geehrt. Dies gab das Kulturamt der Stadt Erlangen als Veranstalter des alle zwei Jahre stattfindenden Festivals am Freitag bekannt. Der Max-und-Moritz-Preis ist die wichtigste Auszeichnung in der deutschsprachigen Comicszene.

Die Jury ehrt Sfar "als einen der wichtigsten lebenden Comic-Künstler für ein bereits jetzt herausragendes Lebenswerk, das in den nächsten Jahren ganz sicher noch mit vielen genialen Geschichten bereichert wird". In den zahlreichen Arbeiten des 1971 in Nizza geborenen Zeichners und Szenaristen (der außerdem Filme macht und Bücher schreibt) spielen seine jüdische Identität, jüdische Traditionen und Mythen eine zentrale Rolle. Bekannt wurde Sfar mit der Comicreihe "Die Katze des Rabbiners" (ausgezeichnet mit dem Will-Eisner-Award), in der er bewies, dass der jüdische Glaube auch sehr lustig sein kann. Zuletzt veröffentlichte er die autobiografische Graphic Novel "Die Synagoge", in der er auf seine Jugend in Nizza zurückblickt und auf fast alltäglichen Rassismus und Antisemitismus. Zum Festival soll außerdem Sfars Buch "Der Götzendiener" auf Deutsch (im Avant-Verlag) erscheinen. Zusätzlich zur Ausstellung feiert ihn der Comic-Salon mit einer großen Retrospektive.

Die Münchner Zeichnerin Barbara Yelin. (Foto: Martin Friedrich)

Das Festival findet vom 30. Mai bis 2. Juni statt. Neben dem Lebenswerkpreis für Joann Sfar wird auf dem Salon die Münchner Comickünstlerin Barbara Yelin mit einem "Spezialpreis der Jury" für "ihre tiefgreifende künstlerische Auseinandersetzung mit Menschen und deren Erfahrungen von Verfolgung, Krieg, Flucht und Gewalt sowie ihr nachhaltiges Engagement gegen Ausgrenzung und Menschenfeindlichkeit" geehrt. Zuletzt erschien von ihr "Emmie Arbel. Die Farbe der Erinnerung", in der sie von einer jüdischen Frau erzählt, die im Holocaust als Kind drei Konzentrationslager überlebt hat, und von den traumatischen Folgen für ihr Leben. Über vier Jahre hinweg sprach Yelin regelmäßig mit der Überlebenden. Ihr Buch ist ein starkes Stück Erinnerungskultur, das auch sichtbar macht, was das Medium Comic bei der Aufbereitung von Geschichte leisten kann. Wie den Holocaust zeichnen? Wie ein Trauma, die Schwärze im Herzen von Überlebenden? Vieles in diesem Buch bleibt - buchstäblich - in der Unschärfe. Zum Glück.

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