Amerikanische Literatur:Wir sind, was wir vergessen

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Natasha Trethewey kommt am 1966 noch auf einer rassengetrennten Geburtsstation zur Welt: Bürgerrechtsproteste in Jackson, Mississippi. (Foto: AP/AP)

Natasha Trethewey ist 19, als ihr Stiefvater ihre Mutter erschießt. Jahrzehnte später kehrt sie als hochdekorierte Dichterin zurück in die Heimat - und schreibt ein atemberaubendes Buch über Erinnern, Sprache und Rassismus.

Von Marlene Knobloch

Weil alles, was ich hier gleich schreiben werde, das Potenzial hat, sämtliche Leser zu verschrecken, muss vorab festgehalten sein: "Memorial Drive" der in Deutschland unbekannten amerikanischen Schriftstellerin Natasha Trethewey ist ein brillantes erzählerisches Werk. Und trotz des bleischweren Gegenstands, obwohl hier eine Schriftstellerin autobiografisch über einen Femizid schreibt, finden sich auf den knapp 250 dahingleitenden Seiten federleichte Poesie ebenso wie präzise journalistische Recherche, Traum wie Protokoll, die vom Trost weich geformte Erinnerung und die mit Quellen präzise dargelegte Realität. Und damit schwebt dieses Buch als großes Kunstwerk über den tragischen Tatsachen.

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