Etliche Münchner Literatur-Institutionen haben als Zeichen der Solidarität mit Jüdinnen und Juden gemeinsam ein ambitioniertes Programm zusammengestellt. Bei der Vorbereitung zeigte sich aber auch: Sobald es nicht nur um jüdisches Leben in Deutschland, sondern auch den Nahost-Konflikt geht, kommen schnell Irritationen auf.
Jesse Eisenberg
:„Das Seltsame an Paranoia ist, dass sie sich weitervererbt“
Hollywood-Schauspieler Jesse Eisenberg setzt sich in seinem neuen Film „A Real Pain“ auch mit seiner jüdischen Familiengeschichte auseinander. Ein Gespräch über seine Ängste als Mann, seine Liebe zu Polen und das Glück, Emma Stone als Produzentin zu haben.
Banken
:Credit Suisse verheimlichte offenbar Konten aus der Nazi-Zeit
Die Schweizer Großbank Credit Suisse soll Konten für die SS geführt und Nazi-Schergen die Flucht nach Südamerika erleichtert haben. Neue Untersuchungen zeigen, dass die Bank Dokumente dazu womöglich bewusst zurückgehalten hat.
80 Jahre Befreiung des KZs
:„Auschwitz ist viel näher, als es scheint“
Die Erfolge populistischer Parteien und der zunehmende Antisemitismus beunruhigen den Direktor der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau. Das Grauen könne sich wiederholen, sagt Piotr Cywiński.
MeinungMuseen
:Ein Gesetz sollte regeln, wie geraubte Kunst zurückgegeben werden kann
Die Ampelkoalition nahm sich vor, den Opferfamilien des Nazi-Kunstraubs mehr Rechte zu geben. Mit der geplanten neuen Regelung würde sich ihre Lage jedoch noch weiter verschlechtern.
„Lagermedizin“ in Auschwitz
:Das Ende aller Ethik
Bogdan Musial hat erforscht, wie jüdische Häftlingsärzte die Gratwanderung zwischen Zwang zur Selektion und Helfenwollen durchlitten. Diese „Beteiligung“ am verbrecherischen Treiben deutscher Mediziner war jahrzehntelang ein Tabu.
Holocaust
:Wo das Leben von 999 Juden aus München ausgelöscht wurde
Eine Seminargruppe der LMU begibt sich auf die Spuren von Holocaustopfern. In Kaunas ermordete das NS-Regime auch 13 Kinder einer Münchner Schule. Die Studierenden versuchen, deren Biografien zu vervollständigen.
Gustav-Heinemann-Preis für „Emmie Arbel“
:Bilder, die es eigentlich nicht geben kann
Aus Feingefühl und Aquarell entsteht ein einzigartiges Porträt der Holocaust-Zeitzeugin Emmie Arbel. Die Künstlerin Barbara Yelin hat damit grandiose Erinnerungsliteratur geschaffen.
SZ-Podcast „Auf den Punkt“
:Haftbefehl gegen Netanjahu: Der Strafgerichtshof ist keine Verurteilungsmaschine
Der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag hat gegen Israels Premier Haftbefehl erlassen. Eine juristisch komplexe und politisch brisante Entscheidung.
„Turmschatten“ auf Wow
:Rumballern und vergeben
In der Serie „Turmschatten“ nimmt Heiner Lauterbach als nach Deutschland zurückgekehrter Jude zwei Neonazis als Geiseln und lässt im Internet darüber abstimmen, ob die den Tod verdient haben – zumindest ein spannender Thriller.
Klassik
:Der Wunsch, sich zu erinnern
Joana Mallwitz dirigiert in Berlin Lera Auerbachs Symphonie „Vessels of Light“. Sie ist einem japanischen Diplomaten gewidmet, der in Litauen Juden vor dem Holocaust rettete.
Hitler und die Auslandspresse
:Auf eine Tasse Tee mit dem „Führer“
In seinem letzten Buch widmet sich der kürzlich verstorbene Lutz Hachmeister den Interviews, die Adolf Hitler ausländischen Reportern gab. Die brillante Studie ist wenig schmeichelhaft für die Medienwelt von damals.
Reportagen von Gabriele Tergit
:Alles fließt
Von 1933 an lebt die Berliner Autorin und Großbürgerin Gabriele Tergit fünf Jahre in Palästina. Ihre Reportagen erzählen von diesem Ort ohne großspurige Theorien, sondern fühlbar, als Ereignis.
Installation „AugenBlicke“ im NS-Dokuzentrum
:Der Shoah ein Gesicht geben
Die Installation „AugenBlicke“ im NS-Dokuzentrum zeigt Porträtaufnahmen jüdischer Kinder aus München, die vom NS-Regime verfolgt wurden. Zeitzeugen mahnen: Das ist nicht nur museale Vergangenheit.
Dokumentarfilm „Liebe Angst“
:Was passiert mit Kindern, deren Eltern unfassbares Leid erlebten?
Der lange Schatten von Auschwitz: Ein Dokumentarfilm spürt einer Mutter-Tochter-Beziehung nach, die bis heute im Bann der deutschen Vergangenheit steht.
Charlotte Knobloch
:„Stehe ich noch als stolze Deutsche vor Ihnen?“
Die Holocaust-Überlebende Charlotte Knobloch hält eine bewegende Rede in der Düsseldorfer Universität. Ihr Vertrauen in die Deutschen sei „fast aufgebraucht“. Ein Rest von Zuversicht aber bleibt.
VR-Brillen im Geschichtsunterricht
:Wenn Charlotte Knobloch als Avatar von der Judenverfolgung erzählt
Das städtische St.-Anna-Gymnasium in München ist weltweit die erste Schule, die ein ambitioniertes Virtual-Reality-Projekt unter dem Titel „Inside Pogromnacht“ testen darf.
Sachsen-Anhalt
:Luxusbunker für die kühnsten Prepper-Träume
Ein Unternehmer will Bunker für die Apokalypse bauen, inklusive Wellness und Samenbank. Und das in einem Stollen, den Zwangsarbeiter für die Nazis bei einem KZ ausheben mussten.
Israel
:Holocaust-Forscher Yehuda Bauer ist tot
Der Historiker galt als einer der bekanntesten Holocaust-Forscher der Welt. Lange hatte er die Gedenkstätte Yad Vashem geprägt. Die derzeitige israelische Regierung bezeichnete er als „Katastrophe“.
NS-Vergangenheit
:Trübe Lichtgestalt
Kann sich ein Museum nach jemandem benennen und sich zugleich von ihm distanzieren? Über das Ringen eines "politischen Lernorts" in Osnabrück mit der Komplexität der Vergangenheit.
Biografie über Esther Bejarano
:Eine aus Deutschland
Sie überlebte Auschwitz, kam zurück ins Land der Täter und wurde zur Ikone der Erinnerung an den Holocaust. Benet Lehmann hat eine einfühlsame Biografie über Esther Bejarano und deren Kampf gegen Rechtsextremismus verfasst. Sie zeigt, was gerade alles auf dem Spiel steht.
SZ-Podcast:
:Zum Jahrestag des 7. Oktobers: „Wir sind auf einem Höhepunkt der Gewaltspirale“
Am 7. Oktober 2023 verübte die Hamas in Israel ein Massaker. Der israelische Politologe José Brunner über die Folgen und Traumata auf israelischer und palästinensischer Seite.
Michel Friedman
:Bitte stören!
Katharina Bach verwandelt an den Münchner Kammerspielen Michel Friedmans „Fremd“ in ein fulminantes, notwendiges, ergreifendes Solo.
„The Zone of Interest“ auf Sky
:Die Gespenster von Auschwitz
Nie wieder ist jetzt? Wer wirklich verstehen will, was das heißt, muss diesen Film sehen: „The Zone of Interest“ mit Sandra Hüller und Christian Friedel.
Der Geiger und Dirigent Julian Rachlin wirbt für Frieden in Nahost
:„Die Menschen möchten, dass das aufhört. Und zwar gestern!“
Als Dreijähriger kam Julian Rachlin einst als jüdischer Kontingentflüchtling nach Wien. Überschattet vom Krieg in Nahost, spielt der gefeierte Geiger und Dirigent jetzt mit seinem Jerusalem Symphony Orchestra in St. Ottilien. Dort gaben Shoa-Überlebende 1945 das erste Befreiungskonzert.
Ausstellung im Justizpalast
:„Jeder Einzelne hatte die Möglichkeit, das Richtige zu tun“
Eine Woche nach dem Terroranschlag in München kommen jüdische Prominenz und Politik zusammen, um mutige Menschen zu ehren: die „Gerechten unter den Völkern“, die nicht wegsahen und Leben retteten.
Film
:Lachen gegen das Grauen
Lily Bretts Vater überlebte Auschwitz, Jahrzehnte später fuhr er mit seiner Tochter wieder dorthin. Darüber hat sie ein humorvolles Buch geschrieben, das nun verfilmt wurde. Eine Begegnung.
Landtagswahlen
:„Ich habe mehr Angst als Hoffnung“
Der Holocaust-Überlebende Ernst Grube blickt mit Sorge auf einen wahrscheinlichen Wahlerfolg der AfD im Osten. Der Präsident der Lagergemeinschaft Dachau sieht die Erinnerungskultur in Gefahr, für die er und andere Zeitzeugen so lange kämpfen mussten.
MeinungNS-Prozesse
:In einem KZ war auch die Sekretärin schuldig
Der Bundesgerichtshof bestätigt die Verurteilung einer heute 99-jährigen Frau des Konzentrationslagers Stutthof – zu Recht.
Bundesgerichtshof zu KZ-Urteil
:Schuldig, auch am Schreibtisch
Irmgard F. war Sekretärin im KZ Stutthof und wurde wegen Beihilfe zum tausendfachen Mord verurteilt. Der BGH verwirft nun die Revision der 99-Jährigen: Auch „kleine Rädchen“ tragen Verantwortung.
Nationalsozialismus
:Urteil gegen ehemalige KZ-Sekretärin ist rechtskräftig
Irmgard F. war der Beihilfe zum Mord in mehr als 10 000 Fällen schuldig gesprochen worden. Dies hat der Bundesgerichtshof nun bestätigt. Die Arbeit der heute 99-Jährigen sei für den „durchweg bürokratisch organisierten Lagerbetrieb von zentraler Bedeutung“ gewesen.
Transgenerationale Traumata
:„Ich bin die Wunde der Familie“
Ihre Mutter hat den Holocaust überlebt und konnte darüber zu Hause nicht reden. Ein Gespräch mit der Psychoanalytikerin Maya Lasker-Wallfisch über Trauma, die sich vererben, ihre jahrelange Drogensucht – und eine Begegnung mit dem Sohn des Auschwitz-Kommandanten Rudolf Höß.
Holocaust
:Vergesst uns nicht
Eine Kindheit im Verborgenen, eine Jugend im KZ: Ernst Krakenberger und Abba Naor gehören zu den Letzten, die das bezeugen können. Mit digitaler Technik wollen Forscher jetzt erreichen, dass man sie auch noch fragen kann, wenn sie nicht mehr da sind.
Aufstand im Warschauer Ghetto 1943
:Auflehnen gegen die Mordmaschine
Marek Edelman war einer der Anführer des jüdischen Aufstands gegen die deutschen Besatzer in Warschau. In seinen bisher unbekannten Erinnerungen aus der Nachkriegszeit schildert der Sozialist das Grauen so nüchtern wie möglich und schließt so eine Forschungslücke.
Holocaust-Gedenken
:„Selbst das wird uns jetzt genommen“
Unter dem Denkmal für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma in Berlin soll eine S-Bahn-Linie gebaut werden. Die Gemeinde fürchtet um ihren Erinnerungsort.
Historie
:Die Kinder von Mulfingen
Am 2. und 3. August 1944 ermordeten die Nationalsozialisten Tausende Sinti und Roma in Auschwitz. Mit einem der letzten Transporte in die Vernichtung trafen Mädchen und Jungen eines katholischen Heims aus Württemberg ein. Die Rekonstruktion einer Todesfahrt.
Aufarbeitung von Verbrechen des Nationalsozialismus
:„Gefühllose Gesinnung“
Der Bundesgerichtshof verhandelt über den Fall einer Sekretärin im Konzentrationslager Stutthof, sie muss sich unter anderem wegen zehntausendfacher Beihilfe zum Mord verantworten. Überlebende setzen in den Prozess große Hoffnungen.
MeinungNationalsozialismus
:Es ist gut, dass die 99-jährige KZ-Sekretärin jetzt noch vor Gericht steht
Jahrzehntelang interessierte sich die Justiz kaum für die Nazi-Verbrechen, viel zu lange konnten Zeugen ihre Geschichte nicht erzählen. Wenigstens das ändert sich nun.
Prozess gegen KZ-Mitarbeiterin
:Warum so spät?
Irmgard F. war Sekretärin im Konzentrationslager Stutthof. Die heute 99-Jährige wurde wegen Beihilfe zum Mord verurteilt, ging in Revision, nun verhandelt der Bundesgerichtshof ihren Fall. Der Prozess wirft grundsätzliche Fragen auf – und könnte der letzte seiner Art sein.
Münchner Leute der Woche
:Reinhold Messner weiß, was Glück bedeutet
Wie der Extrembergsteiger seinen 80. Geburtstag feiern wird, warum Philipp Lahm zu sich nach Hause einlädt und wann IT-Referentin Laura Dornheim persönlich anzutreffen ist.
Holocaust-Justizdrama „Die Ermittlung“ im Kino
:Die Gerichtsshow
Der Regisseur RP Kahl hat Peter Weiss’ „Die Ermittlung“ über den ersten Auschwitz-Prozess verfilmt – und setzt damit einen neuen Akzent im schwierigen Genre des Holocaust-Films.
Interimsquartier der Villa Stuck
:Jüdisches Leben zwischen Enteignung und Deportation
Seit die Villa Stuck vorübergehend in der Goethestraße 54 untergekommen ist, erforscht ein Team die Geschichte des Hauses. In der NS-Zeit war hier die Pension Patria, ein Zwangsraum für jüdische Bewohner.
Justiz
:Wem gehört das rote Dreieck?
Politiker wollen ein Symbol der Hamas verbieten. Bloß: Ein altes Zeichen linker Antifaschisten sieht ganz genauso aus.
Deutsche Terrorherrschaft in Polen
:„Brutales Vorgehen, größte Härte“
Was die NS-Besatzer zwischen 1939 und 1945 in Polen angerichtet haben und warum es noch immer Streit über Reparationen gibt. Ein Überblick.
Zürcher Sammlung Bührle
:„Ohne den Holocaust gäbe es diese Sammlung nicht“
Das Zürcher Kunsthaus hat 200 hochkarätige Werke aus der Sammlung Emil Bührle erhalten. Ein Bericht zeigt: Es hätte sie wohl niemals annehmen dürfen.
Rede von Historiker Michael Brenner
:Wie ich zur Geschichte kam
40 000 Katholiken, 4000 Protestanten und 40 Juden: Vom Aufwachsen in einer bayerischen Kleinstadt in der Nachkriegszeit – die Rede des Historikers Michael Brenner zum Kulturellen Ehrenpreis der Stadt München.
Serie auf Disney+
:Was ist das für ein Glück
In „We Were the Lucky Ones“ wird eine jüdische Familie im Zweiten Weltkrieg auseinandergerissen. Eine Serie über Abschied und Widerstand.
SZ MagazinLeben und Gesellschaft
:Ein Mann kämpft gegen das Vergessen
Naftali Fürst hat als Kind das KZ Buchenwald überlebt. Nie wieder wollte er einen Fuß nach Deutschland setzen – doch nun fühlt er sich in der Pflicht: um mit seiner Geschichte dem Rechtsruck und wachsenden Antisemitismus etwas entgegenzusetzen. Über eine so schmerzvolle wie heilende Reise in die Vergangenheit.
Nationalsozialismus
:Höss, der Enkel von Höß
Sein Vater sprach immer von der schönen Kindheit. Wer der Großvater war, erfuhr er durch Zufall: Der Nachfahre des Auschwitz-Kommandanten spricht in einem Kinofilm über seine Familie.
Deutsche Juden im Holocaust
:Schicksale hinter Ghettomauern
Andrea Löw hat Briefe, Tagebücher und Erinnerungen von Juden aus dem Deutschen Reich, die „nach Osten“ deportiert wurden, gesammelt. Ihr Buch zeigt eindrucksvoll, wie menschlich – und wie deutsch – diese NS-Opfer waren.