München war noch nicht aus den Ruinen auferstanden - 90 Prozent der historischen Altstadt lagen nach den Luftangriffen der Alliierten in Trümmern - , doch das tat dem Ermittlungseifer der Beamten im Polizeipräsidium keinen Abbruch. Vor allem derjenigen nicht, die unter dem Naziregime Karriere gemacht hatten und jetzt bei der Strafverfolgung von Sinti und Roma oder Homosexuellen fast wie gewohnt weitermachen konnten; abgesehen natürlich - den Zeitumständen geschuldet - von der Möglichkeit, Schwule in "Schutzhaft" zu nehmen und in das Konzentrationslager Dachau vor den Toren der Stadt zu verschleppen. Der Leistungsbericht aus dem Haus in der Ettstraße, Nazigegner hatten den Sitz der Polizei in früheren Jahren aus bitterer Erfahrung "die Mörderzentrale" genannt, listete für das Jahr 1948 einen Fahndungserfolg auf: "160 Fälle von widernatürlicher Unzucht wurden gemeldet. 93 Personen wurden auf frischer Tat betroffen und vorgeführt. Darunter befanden sich 12 Ausländer."
Homosexuelle im KZ Dachau:Die Totgeschwiegenen
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Im KZ-Dachau waren auch etwa 800 Homosexuelle inhaftiert, sie wurden von der SS besonders brutal behandelt. Danach blieb diese Opfergruppe noch 50 Jahre aus dem öffentlichen Gedenken ausgeschlossen.
Von Helmut Zeller, Dachau
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