Das war 2023:Die 13 wichtigsten Entwicklungen in Münchens Politik und Wirtschaft

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Stillstand beim Wohnungsbau: Die "Sendlinger Loch" genannte Baugrube in der Alramstraße ist zum Sinnbild der Immobilienkrise geworden. (Foto: Lorenz Mehrlich)

Die Mieten explodieren und der Wohnungsbau liegt am Boden, die Grünen wechseln ihre Bürgermeisterin aus, die Kosten für den Nahverkehr steigen dramatisch - doch immerhin macht die zweite S-Bahn-Stammstrecke einen kleinen Fortschritt.

Von SZ-Autorinnen und -Autoren

Miet-Explosion und Immobilien-Krise

Anfang März laden Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) und Sozialreferentin Dorothee Schiwy zu einer Pressekonferenz ins Rathaus. Der Anlass: die Vorstellung des neuen Mietspiegels. Und die Zahlen sind - aus Sicht von Mieterinnen und Mietern - alarmierend. Binnen zwei Jahren seien die Kosten für eine Wohnung um 21 Prozent gestiegen, erklären Reiter und Schiwy. Es ist die höchste Steigerung in der Geschichte des Mietspiegels. Zweimal im Jahr erhebt der Maklerverband IVD die Preise für Neuvermietungen. Hier liegt der Wert im Herbst stadtweit bei durchschnittlich 19,50 Euro pro Quadratmeter im Monat.

Und alle Expertinnen und Experten erwarten, dass es weiter nach oben geht, weil durch die Zinswende der Markt für Eigentumswohnungen nahezu zusammengebrochen ist - was noch mehr Wohnungssuchende in den Mietmarkt treibt. Zwar geben die Kaufpreise etwas nach. Aber in der ganzen Stadt bleiben Projekte in der Entwicklung stecken, weil die Investoren ohne genug Vorverkauf keinen Kredit für den Bau bekommen. Zum Sinnbild dafür ist das "Sendlinger Loch" geworden, eine 15 Meter tiefe Baugrube an der Alramstraße. Sebastian Krass

Bürgermeisterin tritt zurück, jüngster Kandidat wird gewählt

Dominik Krause wird im November zum neuen Zweiten Bürgermeister gewählt, die zurückgetretene Katrin Habenschaden gratuliert. (Foto: Robert Haas)

Es war die politische Überraschung des Jahres: Im Oktober verkündete die Zweite Bürgermeisterin Katrin Habenschaden (Grüne), dass sie aus der Politik aussteigen und auf einen Posten bei der Deutschen Bahn wechseln wird. Die Entscheidung sei wohl die schwerste in ihrem Leben gewesen, schrieb sie in einem Statement. Sie habe das Amt mit großer Begeisterung ausgefüllt und der Aufgabe dreieinhalb Jahre lang alles untergeordnet. Zugleich deutete die 46-Jährige an, dass ihr der Politikbetrieb zugesetzt habe: "Die hohe Belastung durch die öffentliche Rolle hat (...) Spuren hinterlassen."

Seit Dezember leitet Habenschaden, die in den vergangenen Jahren zum prägenden Gesicht der Grünen in München geworden war, bei der Deutschen Bahn in Berlin den Bereich Nachhaltigkeit und Umwelt. Zu ihrem Nachfolger wählte der Stadtrat Ende Oktober Dominik Krause, Ende November wurde er vereidigt. Der 33-Jährige war zuvor Fraktionschef der Grünen, er ist der jüngste Bürgermeister Münchens nach dem Zweiten Weltkrieg und der erste offen schwule. Ob er bei der nächsten Kommunalwahl 2026 als OB-Kandidat antritt, muss seine Partei erst noch entscheiden. Anna Hoben

Hin und Her beim Diesel-Fahrverbot

Der Stadtrat richtet Anfang des Jahres ein Dieselfahrverbot ein, verzichtet aber auf die geplante Verschärfung im Oktober. (Foto: Sven Hoppe/dpa)

Seit dem ersten Februar gilt in der um den Mittleren Ring erweiterten Umweltzone ein Fahrverbot für vor allem ältere Diesel-Fahrzeuge der Schadstoffklasse Euro 4, wobei der Stadtrat Ausnahmen beschlossen hatte, etwa für Anwohner oder Lieferverkehr. Von Oktober an wären auch Diesel mit Euro 5 betroffen gewesen, von April 2024 an schließlich wären sogar die pauschalen Ausnahmen wegfallen. Doch die Stadt verzichtete auf eine Verschärfung des Fahrverbots, weil sich die Luft verbessert hat und der Grenzwert für Stickstoffdioxid (NO₂) in der Luft nur noch gering an zwei Stellen überschritten wurde, an der Landshuter Allee und an der Tegernseer Landstraße.

Das Fahrverbot war das Ergebnis eines Vergleichs, den die Stadt mit der Deutschen Umwelthilfe (DUH) und dem Verkehrsclub Deutschland (VCD) geschlossen hatte. Die hatten auf Einhaltung der Grenzwerte geklagt. Ob das Fahrverbot doch verschärft wird, hängt vom NO₂-Jahresmittelwert an den Messstellen ab. Und vom Ausgang der erneuten, im Oktober eingereichten Klage von DUH und VCD, die am 14. März 2024 verhandelt wird. Andreas Schubert

Städtisches Wohnunternehmen verliert gleich zwei Chefs

Klaus-Michael Dengler muss nach einer Affäre im Frühjahr gehen - hier posiert er noch bei einem Richtfest der Gewofag mit der Dritten Bürgermeisterin Verena Dietl. (Foto: Gewofag)

Am 1. Januar wird aus den zwei städtischen Wohnungsbauunternehmen Gewofag und GWG ein Großkonzern, die "Münchner Wohnen". Mit mehr als 70 000 Wohnungen wird sie zu den größten kommunalen Firmen ihrer Art in Deutschland gehören. Doch der Weg zur Fusion war turbulent: Gleich zwei Geschäftsführer, die den Prozess hätten managen sollen, hat die Stadt 2023 verloren. Im Frühjahr musste Klaus-Michael Dengler nach der Affäre um ein Sprachgutachten gehen. Er hatte mehrere kritische anonyme Briefe zur Fusion untersuchen und dabei auch Mitglieder des Betriebsrats sowie der Stadtratsopposition überprüfen lassen.

Ende Oktober schmeißt dann Andreas Lehner als Gewofag-Chef und designierter Geschäftsführer der neuen "Münchner Wohnen" hin. (Foto: Stephan Rumpf)

Ende Oktober kündigte dann Andreas Lehner nach nur vier Wochen im Amt. Anschließend warf Lehner, ehemals Vorstandschef der "Deutsche Wohnen", der Stadt vor, die geplante Fusion könne nicht funktionieren. Bürgermeisterin Verena Dietl (SPD), als Aufsichtsratsvorsitzende der beiden Unternehmen politisch für die Fusion zuständig, hält an dem Vorhaben fest. Diese wurde im November gegen heftige Kritik aus der Opposition im Stadtrat beschlossen. Anna Hoben

Der Nahostkonflikt spaltet die Stadt

Münchnerinnen und Münchner gedenken der ermordeten Israelis - hier am 12. Oktober auf dem St.-Jakobs-Platz. (Foto: Stephan Rumpf)

Seit dem 7. Oktober ist der Nahostkonflikt in München so deutlich wie lange nicht zu spüren. Nach dem Terroranschlag der Hamas auf Israel mit mehr als 1200 getöteten und 200 entführten Menschen, seit dem anschließenden israelischen Militärschlag gegen die Hamas, der das Bombardement des Gazastreifens und den Tod Tausender bedeutet, gehen Menschen auf die Straße. Israelis, Jüdinnen, Juden und mit ihnen Sympathisierende gedenken ihrer Toten, wehren sich gegen Terror und Antisemitismus. Palästinenserinnen und Palästinenser, Muslime und ihre Unterstützer gedenken ihrer Toten und wehren sich gegen die israelische Politik, die viele als unterdrückerisch empfinden.

Immer wieder kommen Tausende Menschen zu propalästinensischen Demos. Gegen einzelne Unterstützer ermitteln Polizei und Staatsanwaltschaft wegen des Vorwurfs der Israel-Hetze. (Foto: Florian Peljak)

Kurz nach dem Terrorüberfall kündigte Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) an, alle propalästinensischen Demos zu verbieten. Die Stadt scheiterte damit vor Gericht. Ein gemeinsames Friedensgebet von Muslimen, Juden und Christen auf dem Marienplatz wurde abgesagt, weil Vorwürfe des Antisemitismus gegen eine bestimmte muslimische Gruppe erhoben wurden. Einmal gingen Menschen auf die Straße, um gemeinsam um alle Opfer zu trauern. Es war ein Schweigemarsch, initiiert vom Orientalisten Stefan Wimmer. Worte werden gerade allzu oft falsch verstanden. Bernd Kastner

Münchner Grüne und CSU sehen sich als Wahlsieger

Katharina Schulze jubelt auf der Wahlparty in der Muffathalle über das gute Wahlergebnis mit Co-Spitzenkandidat Ludwig Hartmann und der Bundesvorsitzenden Ricarda Lang. (Foto: Wolfgang Maria Weber/Imago)

Der Rechtsruck Bayerns war in München kaum zu spüren bei der Landtagswahl am 8. Oktober. Die großen Gewinner auf Landesebene, Freie Wähler und AfD, legten in der Stadt nur wenig zu, auf jeweils um die sieben Prozent - und die bayernweit gebeutelten Grünen und Christsozialen blieben stabil. Beide fühlten sich als Sieger: die Grünen, weil sie mit 30,7 Prozent der Stimmen erneut stärkste Partei in der Landeshauptstadt waren; die CSU, weil sie den Kampf um die Direktmandate mit 5:4 gewonnen und damit das Ergebnis von 2018 umgekehrt hat. Mit 28,5 Prozent verringerte sie zudem den Abstand zu den Grünen.

Gediegen beim Gruppenfoto der Münchner CSU (v. li.): Justizminister und München-Chef Georg Eisenreich, die Kandidatinnen und Kandidaten Christine Müller, Susanne Hornberger und Alexander Dietrich sowie Rathaus-Fraktionschef Manuel Pretzl. (Foto: Florian Peljak)

SPD und FDP lagen in München über dem Landesschnitt, was für keine der beiden Parteien ein Trost war. Die traditionell den Oberbürgermeister stellende SPD sank auf ein historisches Tief von 12,1 Prozent, die FDP flog trotz ihrer 6,0 Prozent in München aus dem Landtag. Weil deshalb auch drei Münchner FDP-Politiker aus dem Maximilianeum auszogen, reduzierte sich die Zahl der örtlichen Abgeordneten von 22 auf 20. Joachim Mölter

Das fast wirkungslose Grünflächen-Bürgerbegehren

Fast 60 000 Menschen unterschrieben die Forderung an die Stadt, Grünflächen zu bewahren statt in Bauland umzuwandeln. Das übernahm der Stadtrat - und genehmigte danach dennoch 19 von 20 Projekten. (Foto: Lorenz Mehrlich)

Im Januar karrten Vertreter des Bürgerbegehrens "Grünflächen erhalten" kartonweise Namenslisten vors Kreisverwaltungsreferat: Fast 60 000 Menschen unterschrieben die Forderung an die Stadt, Grünflächen zu bewahren, statt in Bauland umzuwandeln. Ihre Argumente: Naherholungsgebiete und Frischluftschneisen seien fürs Stadtklima nötig, unversiegelte Böden für die Aufnahme von Regenmassen bei Extremwetter. Mit den Stimmen der regierenden Grünen und der oppositionellen CSU übernahm der Stadtrat im März das Begehren - und ignorierte es dann, wie Tobias Ruff kritisierte, Fraktionschef von ÖDP/München-Liste und Sprecher des Begehrens.

Entsprechende Abstimmungen im Stadtrat endeten in 19 von 20 Fällen zugunsten einer Bebauung; nur im Tucherpark blieb eine Grünfläche samt Bäumen verschont. Stete Begründung: Die Planungen seien zu weit fortgeschritten, um sie noch zu stoppen. Ruffs Fraktion beschwerte sich bei der Regierung von Oberbayern. Die billigte der Stadt jedoch zu, zwischen Wohnungsbedarf und Umweltschutz abzuwägen. Nun sammelt die ÖDP Unterschriften für eine Petition an den Landtag für mehr Verbindlichkeit bei Bürgerbegehren. Joachim Mölter

Vom Konzerthaus zum Konzertsaal

So sollte das Konzerthaus im Werksviertel aussehen - doch nun will die Staatsregierung den Bau "redimensionieren". (Foto: Bloomimages für Cukrowicz Nachbaur Architekten)

Würde die Münchner Kulturszene ein Unwort des Jahres küren, die Wahl fiele wohl auf "Redimensionierung". Denn eine solche hat die neue alte Regierung aus CSU und Freien Wählern nach Markus Söders "Denkpause" dem Konzerthaus-Projekt im Werksviertel in ihrem Koalitionsvertrag verordnet. Mit den Worten des Kunstministers Markus Blume: Der lange geplante Kulturbau soll "abgespeckt" werden.

Doch der Frust der Künstler rührt woanders her: Nicht zuletzt die ewigen Umplanereien haben dazu geführt, dass die Musikstadt München für mindestens zehn weitere Jahre keinen Spitzensaal haben wird. Die Isarphilharmonie, als Interim für sieben Jahre konzipiert, von denen drei schon verstrichen sind, besitzt nicht einmal eine Konzertorgel. Für große Orchesterwerke von Anton Bruckner etwa, dessen 200. Geburtstag 2024 gefeiert wird, gilt sie schlicht als ungeeignet. Und internationale Klassikfreunde reisen auch nicht unbedingt gern an, weil München sie ins Provisorium in der Gastro-Wüste unterhalb des Mittleren Rings lädt. Dann hören sie die "Philis" und Simon Rattle mit dem BR-Symphonieorchester lieber gleich auf Tournee in einer richtigen Metropole wie London oder Paris. Susanne Hermanski

Kosten für Gasteig-Sanierung steigen auf 710 Millionen Euro

Der Stadtrat hat im Dezember beschlossen, trotz Kostensteigerung bei der Sanierung von Europas größtem Kulturzentrum zu bleiben. (Foto: Henn Architekten)

Das Interimsquartier des Gasteig in Sendling brummt ordentlich, doch bei der Sanierung des Hauptgebäudes von Europas größtem Kulturzentrum geht wieder einmal ein Jahr ohne großen Fortschritt zu Ende. Erst in der letzten Sitzung im Dezember beschloss der Stadtrat, trotz der gestiegenen Kosten bei der längst vereinbarten Generalsanierung zu bleiben. Die Stadt will den Gasteig am Isarhochufer in Haidhausen nun mit einem privaten Investor gemeinsam für offiziell 710 Millionen Euro überholen und modernisieren. Dazu soll eine städtische Tochtergesellschaft mit einem Bauunternehmen schon bei der Planung eng zusammenarbeiten.

Damit reagiert die Stadt auf ihren gescheiterten Versuch, die Generalsanierung für 450 Millionen komplett an einen Investor zu übergeben und sich den Gasteig anschließend zurück zu mieten. Doch auch für das neue Modell wird eine zeitaufwendige offizielle Vergabe nötig. Deshalb dürfte die im Juli begonnene kulturelle Zwischennutzung des Gasteig, die sogenannte Fat Cat, gute Chancen haben, sich dort für längere Zeit festzusetzen. Heiner Effern

Geld für Nahverkehr fehlt

Für eine schnellere Verkehrswende fehlt München das Geld. (Foto: Robert Haas)

Die Kosten für den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs steigen und steigen. Dieses Jahr wurde bekannt, dass die Summen für neue U-Bahnen oder Trambahnstrecken weitaus höher liegen, als bisher angenommen. Denn die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) hatte nach eigener Auskunft stets nur den Anteil der Stadt an den Kosten angegeben. So ist etwa der Bau der Tram-Westtangente statt 145 Millionen tatsächlich 490 Millionen Euro teuer. Die Verlängerung der U5 nach Pasing wird nun schon auf 1,3 Milliarden Euro geschätzt, der neue Tram-Betriebshof Ständlerstraße auf 590 Millionen und der U-Bahn-Betriebshof Neuperlach Süd auf 380 Millionen.

Dann wurde im November bekannt, dass für den weiteren Ausbau des Nahverkehrs bis 2035 das Geld fehlt, um dessen Anteil am Gesamtverkehr auf 30 Prozent zu steigern. Laut einer internen Präsentation der MVG hätte die Zahl der U-Bahn-Züge von 100 auf 140 gesteigert, die der Tram sogar auf 210 fast verdoppelt werden müssen. Also stellte die MVG vor, welche Projekte im Gesamtwert von 2,7 Milliarden Euro gestrichen oder verschoben werden müssen - etwa der Neubau von Betriebshöfen für Bus und Tram. Auf neue Fahrzeuge wird vorläufig verzichtet, bei der Sanierung von U-Bahnhöfen und beim Ausbau des Tramnetzes gibt es zeitliche Abstriche. Andreas Schubert

Vollständige Baugenehmigung für zweite S-Bahn-Stammstrecke

Über die Mehrkosten streiten Bahn und Freistaat noch - aber immerhin kam Ende Oktober die vollständige Baugenehmigung für die zweite S-Bahn-Stammstrecke. (Foto: Robert Haas)

Der Bau der zweiten Stammstrecke für die S-Bahn zuckelt weiter voran wie der Schienenverkehr nach einer Weichenstörung. Ende Oktober erhielt der neue Tunnel unter der Innenstadt hindurch immerhin die noch fehlende Baugenehmigung für den östlichen Abschnitt. Der sogenannte Planfeststellungsbeschluss durch das Eisenbahnbundesamt kommt damit knapp drei Jahre vor dem Termin, an dem die Stammstrecke ursprünglich fertig gebaut sein sollte. Beim Spatenstich im Jahr 2017 wurde die Eröffnung der neuen Strecke für 2026 in Aussicht gestellt. Etwa 3,8 Milliarden sollte die zweite Stammstrecke kosten.

Warum der Zeitplan und auch die Kosten danach völlig aus dem Ruder liefen, das sollte ein Untersuchungsausschuss im Landtag klären. Derzeit geht die Politik davon aus, dass die Röhre zwischen 2035 und 2037 fertig und bis zu 8,5 Milliarden Euro kosten wird. In 20 Sitzungen zwischen Januar und Juli brachte das Kontrollgremium zahlreiche Missstände beim bauenden Unternehmen Deutschen Bahn und beim kontrollierenden Bauherrn Freistaat zutage. Nun streiten beide, wer die Mehrkosten bezahlt. Heiner Effern

Benkos Signa-Pleite wird zur Krise der Innenstadt

Der Umbau der denkmalgeschützten Alten Akademie in der Fußgängerzone wurde gestoppt. (Foto: René Hofmann)

Baustopp an der Alten Akademie - spätestens mit dieser Meldung von Ende November ist klar, dass die Krise von René Benkos Signa-Konzern auch eine Krise der Münchner Innenstadt wird. Der Umbau der denkmalgeschützten ehemaligen Klosteranlage an der Neuhauser Straße in einen Komplex mit Büros, Geschäften, Lokalen und (Luxus-)Wohnungen beschäftigt die Stadt seit zehn Jahren. Wann das Projekt fertig wird, ist derzeit völlig unklar - ebenso wie die Zukunft zweier weiterer Signa-Projekte in der Innenstadt. Der ehemalige Karstadt am Hauptbahnhof, der aus einem Altbau und einem zum Abriss vorgesehenen riesigen Anbau an der Schützenstraße besteht, steht seit der Schließung im Sommer leer und verfällt. Auch der Neubau anstelle des ehemaligen Kaut-Bullinger an der Rosenstraße liegt auf Eis.

Auch was aus drei der vier verbliebenen Filialen von Galeria Karstadt Kaufhof (Rotkreuzplatz, Münchner Freiheit, Olympia-Einkaufszentrum) wird, ist zum Ende des Jahres 2023 unklar. Lediglich die Filiale am Marienplatz, das umsatzstärkste Haus des Konzerns, gilt als gesichert. Sebastian Krass

Physik-Nobelpreis geht an LMU-Forscher

Ferenc Krausz, Direktor am Max-Planck-Institut, erhält aus Händen von Schwedens König Carl Gustaf (rechts) in Stockholm den Nobelpreis für Physik. (Foto: Claudio Bresciani/dpa)

Im Oktober freut sich München über die Attosekunde. Die sehr, sehr kleine Zeiteinheit ist die Domäne von Ferenc Krausz, Physik-Professor an der Ludwig-Maximilians-Universität und einer der Direktoren des Max-Planck-Instituts für Quantenoptik in Garching. Mit Lichtpulsen, die so schnell schwingen, lässt sich das Verhalten von Elektronen besser ergründen. Für die Erkenntnisse wurde Krausz gemeinsam mit Pierre Agostini von der Ohio State University (USA) und Anne L'Huillier von der Universität Lund (Schweden) der Nobelpreis für Physik zugesprochen. Es ist das dritte Mal innerhalb weniger Jahre, dass dieser nach München geht.

Krausz' Erkenntnisse sind vielversprechend vielfältig anzuwenden, sie könnten helfen, Krebserkrankungen früher zu erkennen oder schnellere Computer zu bauen. Das Beispiel des Forschers Theodor Hänsch, der 2005 mit dem Nobelpreis ausgezeichnet wurde und dessen Erkenntnisse inzwischen eine Firma mit 200 Beschäftigten vermarktet, zeigt, wie München auch wirtschaftlich von der Spitzenforschung profitieren kann. Und Nobelpreiskandidaten gibt es in der Stadt noch einige. René Hofmann

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23 aus 2023
:München, wie es lebt, liebt und leidet

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