Tobias Kratzer, designierter Intendant der Hamburger Staatsoper, über die Zukunft der Oper, die Verpflichtung zum Neuen und die Besonderheiten der Hansestadt.
Favoriten der Woche
:Lassen wir uns verzaubern
Das Festival MaerzMusik in Berlin, ein Kinderbuch als Einschlafhilfe und ein Album voll schwarzer Magie. Die Kulturempfehlungen der Woche aus dem SZ-Feuilleton.
Akustik
:Aliens in der Staatsoper
Wollen Sie schon beim Kartenkauf wissen, wie sich ein Stück auf den unterschiedlichen Plätzen anhört? Im Münchner Nationaltheater ist das dank einer Revolution im Opern- und Konzertbetrieb bald möglich. Auch die Kunst dürfte profitieren.
Münchner Opernpremiere
:Die Vernichtung einer Frau
Die Sängerin Corinne Winters triumphiert in der Münchner Neuproduktion von Leoš Janáčeks brutaler Milieustudie „Katja Kabanova“.
Opernpremiere
:Stardirigent auf Mondfahrt
Für Leoš Janáčeks „Die Ausflüge des Herrn Brouček“ steht in Berlin Simon Rattle am Pult. Regisseur Robert Carsen pimpt die Märchenoper derweil zur Zeitsatire. So gut es geht.
„Innocence“ an der Dresdner Semperoper
:In der Traumahölle
Ein Schulmassaker auf der Bühne der Dresdner Semperoper? „Innocence“ ist ein Experiment der finnischen Komponistin Kaija Saariaho, das tatsächlich dort hingehört.
Favoriten der Woche
:Was wir von der KI lernen können
Künstliche Intelligenz auf der Bühne in Zürich und beim „Sonntagsrätsel“. Und Beethovens Cellosonaten. Die Kulturempfehlungen der Woche aus dem SZ-Feuilleton.
Nachruf auf Sofia Gubaidulina
:Großmeisterin der Sonnengesänge
Romantisch, meditativ, apokalyptisch und zärtlich: Niemand hat mit größerer Dringlichkeit die Schrecken der Welt komponiert als Sofia Gubaidulina. Ein Nachruf.
Klassikkomponist John Adams
:Ahnung von Apokalypse
John Adams ist der berühmteste Klassikkomponist der USA – er schrieb für die New Yorker Philharmoniker das Stück zum ersten Jahrestag 9/11. Begegnung mit einem, der beweist, dass orchestrale Musik so politisch wie modern sein kann.
Klassische Musik
:Hört, hört
Das klassische Konzert stirbt aus, hieß es noch vor wenigen Jahren. Studien zeigen aber: Genau das Gegenteil ist der Fall. Woher kommt das Bedürfnis nach analoger Livemusik?
Bach-Kantaten
:So gut wie neu
Der Grammy-nominierte US-Dirigent Julian Wachner nimmt mit dem Tölzer Knabenchor alle Kantaten Johann Sebastian Bachs auf. Diesmal sollen sie so klingen wie zur Entstehungszeit.
Filmbiografie „Bolero“ im Kino
:Geburt eines Ohrwurms
Zum 150. Geburtstag von Maurice Ravel erzählt der Kinofilm das Leben des französischen Komponisten. Kann man mit einem Biopic wirklich das Geheimnis seiner Musik verstehen?
Liebesroman von Takis Würger
:Mach mal Piano
Takis Würgers neues Buch wird als Liebesroman des Jahres beworben. Erstaunlich nicht nur, weil erst Februar ist. Sondern auch, weil „Für Polina“ gar nicht so viel von Liebe erzählt, sondern mehr von Klavieren und dem seltsamen Ideal des coolen Traummädchens.
Oper
:Diese Frau kann nichts aufhalten
Asmik Grigorian singt die Titelpartie in Bellinis „Norma“ am Theater an der Wien. Vergrippt, aber phänomenal.
Favoriten der Woche
:Das Fernsehstudio, ein Tollhaus
Die letzten 90 Minuten, bevor „Saturday Night Live“ geboren wurde, eine genialische Mördersuche und Proben bis zur „völligen körperlichen Erschöpfung“ – die Kulturempfehlungen der Woche.
Nachruf auf Edith Mathis
:Die ungeheure Leichtigkeit
Eine Diva war sie nie, aber eine der großen Opernstimmen des 20. Jahrhunderts zweifellos. Jetzt starb Edith Mathis in Salzburg.
Oper „Die Liebe der Danae“ in München
:Geld oder Liebe?
Claus Guth inszeniert an der Bayerischen Staatsoper die selten gespielte Oper „Die Liebe der Danae“ von Richard Strauss. Das hätte lustiger sein dürfen – bietet aber immerhin großes Musiktheater.
Opern-Neubau in Hamburg
:Nur Schokoladenseiten
Der Milliardär Klaus-Michael Kühne schenkt Hamburg ein neues Opernhaus, und Kultursenator Carsten Brosda beruhigt Kritiker – Budgetüberschreitungen gehen nicht auf Kosten der Bürger.
Daniel Barenboim
:Der Unbeugsame
Der große Dirigent Daniel Barenboim ist an Parkinson erkrankt. Sein Bemühen um eine Verständigung zwischen Israelis und Palästinensern will er mit seinem West-Eastern Divan Orchestra aufrechterhalten.
Syrien nach dem Sturz Assads
:„Ich wäre dort gestorben“
Rückkehr nach Damaskus: Als er im syrischen Bürgerkrieg Klavier spielte, setzte Aeham Ahmad kleine Zeichen der Hoffnung. Bis er selbst die Hoffnung verlor und floh. Wie erlebt er nun die alte Heimat?
Oper
:Wo, wenn nicht hier?
Subtile Botschaft, leuchtende Schönheit: Intendant Stephan Märki entdeckt für das Staatstheater Cottbus Zemlinskys Oper „Kleider machen Leute“
„Maria“ im Kino
:Die Welt ist eine Oper
Angelina Jolie spielt die Callas in Pablo Larraíns „Maria“. Der Film über die große Diva verspricht Flucht aus einer nervösen Gegenwart – bleibt aber in der Vergangenheit stehen.
Oper und Revolution
:„Die Unsterblichen müssen menschlich werden“
Regisseur Peter Sellars triumphiert an der Pariser Oper mit „Castor et Pollux“ von Jean-Philippe Rameau. Und erklärt im Gespräch, warum das Stück revolutionär und, klar, ein Meisterwerk ist.
Bayreuther Festspiele
:Und auf einmal war da eine Million
Was macht man, wenn man plötzlich Geld zur Verfügung hat? Die Frage stellt sich derzeit Katharina Wagner, Chefin der zuletzt so klammen Bayreuther Festspiele, mit Blick auf die 150-Jahr-Feier.
Klassik
:Kratzen, schaben und doch Musik
Er will das Hören neu ausrichten: Das Streichquartettfest des Heidelberger Frühlings feiert den großen Komponisten Helmut Lachenmann.
Klassik
:Wie Amerikas berühmtester Komponist die Gegenwart zu Musik macht
John Adams hat mit „After the Fall“ ein neues Klavierkonzert geschrieben, das derzeit durch die die Welt tourt. Es ist eine Gratwanderung zwischen Pop und Klassik mit viel Groove.
Deutsche Oper Berlin
:Ohne Zusatz von Kitsch
Wenn Tobias Kratzer, der begehrteste Opernregisseur der Gegenwart, in Berlin Richard Strauss’ „Frau ohne Schatten“ inszeniert, führt das auf fulminante Weise in den Waschsalon.
Dagmar Manzel mit der Märchenoper
:Hänsel und Gretel frühstücken LSD
Wenn schon Eskapismus, dann mit Zauber und Zinnober: Dagmar Manzel inszeniert in Berlin eine puderzuckersüße Version von Engelbert Humperdincks berühmtester Oper.
Das Olympia-Attentat als Oper
:„Sie brachten nichts anderes als den Tod“
Wie stellt man das Unsagbare auf die Bühne? Der Komponist Michael Wertmüller hat eine Oper über das Olympia-Attentat 1972 geschrieben. Die Uraufführung in Hannover ist ein beklemmendes Ereignis.
Star-Geiger Gidon Kremer
:„Wir alle haben das Schweigen gelernt“
Er gehörte zur Künstlerelite der Sowjetunion und war bald auch im Westen ein Star: Der Geiger Gidon Kremer über das Gefühl, als Musiker in einer Diktatur instrumentalisiert zu werden - und Kunst in Zeiten des Krieges.
70. Geburtstag von Simon Rattle
:Selig machender Rausch
Bei ihm kommt jeder Musiker zu Wort – und zu Klang: zum 70. Geburtstag des großen Dirigenten Simon Rattle.
Lampenfieber bekämpfen
:„Es sind viel mehr, als man weiß“
Auch Profimusiker haben Lampenfieber - und tatsächlich hilft eine gewisse Anspannung dabei, so konzentriert wie möglich zu sein. Was aber, wenn das Ganze in Angst umschlägt? Die Cellistin Marie Spaemann arbeitet mit Künstlern an deren Aufregung.
Interview mit Thomas Quasthoff
:„Ich bin sehr nah an meinen Emotionen“
Als sein Bruder starb, verlor er für zwei Jahre seine Stimme. Seither singt Thomas Quasthoff nur noch Jazz. Der deutsche Star-Bariton zu seinem 50-jährigen Bühnenjubiläum über die Leere großer Gesten – und über Tränen im Ton.
Favoriten der Woche
:Die Welt hinter den Busscheiben
Fotos wie abstrakte Gemälde, ein französischer Filmklassiker und das „Ultraschall“-Festival in Berlin: besondere Empfehlungen der Woche aus dem SZ-Feuilleton.
Die Sopranistin Amina Edris
:Diese strahlende Stimme
Sie kommt aus Kairo, hat in Neuseeland, Cardiff und San Francisco Operngesang gelernt und startet von Paris aus ihre Weltkarriere. Ein Treffen mit der fantastischen Sopranistin Amina Edris.
200. Geburtstag von Johann Strauss
:Tanzt weiter
Was wäre Johann Strauss ohne Wien und Wien ohne seinen Walzerkönig? Zum zweihundertsten Geburtstag im Oktober hat dort spätestens mit dem Neujahrskonzert ein Veranstaltungsmarathon begonnen, der ein ganzes Jahr lang anhalten soll.
Kulturtipps
:Worauf wir uns 2025 freuen
Beyoncé plant eine Überraschung, Chimamanda Ngozi Adichie veröffentlicht endlich einen neuen Roman und eine britische Lieblingsserie wird zum Blockbuster: Diese Kulturempfehlungen machen das neue Jahr schöner.
Favoriten der Woche
:Wie ein Wunder
Eine liebevolle Netflix-Doku, eine Graphic Novel über NS-Erinnerungskultur und gläserne Schätze in Düsseldorf: besondere Empfehlungen der Woche aus dem SZ-Feuilleton.
Neue Musik
:Musik für ganz stille Tage
Der Techno-DJ Jon Hopkins, Pianist Nils Frahm und das Elektro-Duo „Grandbrothers“ schreiben den Soundtrack der „Psychedelic Renaissance“. Sie erschaffen damit ein neues Genre für Reisende, die mit LSD oder Pilzen unterwegs sind.
Herbert Blomstedt dirigiert in Berlin
:In welchem Beruf Erfahrung mehr als klug macht
Ein Dirigent wird gut im Alter von etwa 60 Jahren, sagte Simon Rattle einmal. Mit 97 Jahren erscheint Herbert Blomstedt für drei Konzerte vor den Berliner Philharmonikern und zeigt, wie viel da noch kommen kann.
Das Beste von 2024
:Die fünf, die bleiben
Auf einen Blick: Was man 2024 gehört, gesehen und gelesen haben muss. Nur eine Handvoll Höhepunkte des Jahres.
Favoriten der Woche
:23 Minuten mehr Wahnsinn
Ein Nachschlag von einem der besten Filme, die je gedreht wurden, ein Countertenor auf romantischen Abwegen und die Zukunft des gestreamten Theaters: besondere Empfehlungen der Woche aus dem SZ-Feuilleton.
Beethoven in Basel
:WG gesucht
Worin unterscheiden sich Wohnen und Angekommen-Sein? Der Frage geht Christoph Marthaler am Theater Basel nach – mithilfe wenig bekannter Motive von Ludwig van Beethoven.
Staatstheater Nürnberg: „Strawinsky“
:Der Mensch als Geschoss
Als Ballettdirektor in Nürnberg hat Goyo Montero das Publikum enorm für sich gewonnen. Bevor er nun weiterzieht, bringt er noch einmal die Geschichte der Welt und ihres Untergangs auf die Bühne.
Anna Netrebko
:Die Königin von Mailand
Anna Netrebko triumphiert bei der Spielzeiteröffnung der Scala mit Verdi. Trotzdem gibt es einige Buhs für sie – und Proteste vor der Oper.
Wiedereröffnung von Notre-Dame
:„Die Orgel ist ein schlechtes Instrument“
Olivier Latry ist der dienstälteste Cheforganist der Kathedrale von Notre-Dame, bei der Wiedereröffnung wird er dort improvisieren. Ein Gespräch über die „Maschine“ mit 115 Registern und gut verstimmte Orgeln.
Rückkehr von John Eliot Gardiner
:„Ich war geschockt von dem, was ich getan habe“
Der legendäre Dirigent und Musikpionier John Eliot Gardiner im exklusiven Interview: über die Ohrfeige an einem Musiker, seinen Rückzug vor einem Jahr – und über seinen Neustart am Samstag in der Hamburger Elbphilharmonie.
Favoriten der Woche
:Das Gute und seine Geschichte
Der Ultimate Mix von Bob Geldofs „Do They Know It’s Christmas?“ zeigt, wie der Blick auf den globalen Süden sich verändert hat. Außerdem: Eine wunderbare Kunstausstellung und Einblicke in das Leben des großen Dirigenten Wilhelm Furtwängler.
Favoriten der Woche
:Auf sich selbst vertrauen
Ein Audiowalk, der spannend Realität und Fiktion vermischt, ein Museum des Nichtkünstlers Rafael Horzon und das Werk des Cellisten Emanuel Feuermann: die Kulturempfehlungen der Woche aus dem SZ-Feuilleton.
Countertenöre
:Messerscharfe Spitzentöne
Lange glänzten Kastraten auf Europas Bühnen - heute hat man bei Werken aus der Zeit ein Besetzungsproblem. Eine Neueinspielung von Hasses Oratorium „Serpentes ignei in deserto“ setzt wie inzwischen gewohnt auf Countertenöre. Ist das wirklich die Lösung?