Klassik-Reihe "Stars & Rising Stars":Supertalente mit großen Mentoren

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Alfred Brendel, 93, ist nicht nur ein genialer Pianist, sondern auch ein großer Erzähler. Im Münchner Künstlerhaus teilt er sich den Flügel mit dem jungen Israeli Ariel Lanyi, und wird dem Publikum "Das A bis Z eines Pianisten" erklären. (Foto: Gianluca Battista/Imago/Newscom / El Pais)

Berühmte Musiker wie die Pianisten-Legende Alfred Brendel präsentieren junge künftige Meister in Gesang und Instrumentalmusik - und das an ungewöhnlichen Orten wie dem Odeon.

Von Harald Eggebrecht

Es gehört heute zu den großen Widersprüchen, dass einerseits beklagt wird, das Publikum in Opern- und Konzerthäusern werde immer älter und es fehle an jungen Zuhörern, und andererseits in die Musikhochschulen weltweit hochbegabte Jugendliche strömen, um Klavier, Violine, Violoncello und andere Instrumente bis zur Meisterschaft spielen zu lernen, Sänger und Sängerinnen nicht zu vergessen. Also treten auf dem Podium oft junge Meister auf vor einer Zuhörerschaft, die, von der Bühne aus betrachtet, sich gleichsam wie ein grauer Teppich ausbreitet, was allerdings Begeisterungsfähigkeit und Freude an der Musik nicht behindert. Doch werden Anfangszeiten, Formate und auch Ticketpreise variabel gestaltet und unterschiedliche Spielorte gewählt, sieht die Sache schon ganz anders aus. Dann finden sich häufig Musikinteressierte aus allen Altersgruppen ein, bei Spätterminen sind die Jungen oft in der Überzahl.

Die Reihe "Stars & Rising Stars", die heuer zum achten Mal stattfindet - zwischen 3. und 15. Mai mit neun Veranstaltungen, wie immer kuratiert von Kari Wolfsjäger -, bietet da ein schönes Beispiel. Zum einen ziehen große Namen wie der legendäre Alfred Brendel gleich zur Eröffnung (3. Mai) oder der berühmte Tenor Daniel Behle (5. Mai) oder Generalmusikdirektor Vladimir Jurowski mit der lettischen Diva Marina Rebeka (15. Mai) ihr Publikum. Zum anderen aber fungieren die Weltstars hier auch als Mentoren für Supertalente. Die sind vielfach bei Wettbewerben ausgezeichnet worden und berechtigen, ob als Gesangssolisten oder als Instrumentalisten, schon jetzt zu den schönsten Hoffnungen.

(Foto: IMAGO/Funke Foto Services)

Neben dieser attraktiven Mixtur aus anerkanntem Ruhm und frischen Lorbeeren gibt es für die sogenannte Klassik ungewohnte Spielorte. Das Künstlerhaus und der Max-Joseph-Saal in der Residenz sind zwar als Konzerträume bekannt, aber die Aula des Wilhelmsgymnasiums oder die Freiheizhalle an der Donnersbergerbrücke bieten andere Reize. Erst recht das Odeon im heutigen Innenministerium, das sonst vor allem der Ehrung von Polizisten und anderen Persönlichkeiten dient.

Zur Erinnerung: Das Odeon war einst der bedeutendste, akustisch in ganz Europa bewunderte Konzertsaal Münchens bis zur Bombardierung 1944. Wenn also GMD Vladimir Jurowski als begleitender Pianist mit der lettischen Sängerin Marina Rebeka auftritt und dazu die junge Natalie Lewis, Mezzosopran, und den Nachwuchstenor Aleksey Kursanov präsentiert, dann weist er damit auch darauf hin, dass bis zur Zerstörung die Akademiekonzerte des Staatsorchesters im legendären Odeon stattfanden.

Kommt am 8. Mai mit Udo Wachtveitl ins Wilhelmsgymnasium: der Geiger Guido San'Anna, Jahrgang 2005, und 2022 Sieger im Wiener Fritz-Kreisler-Wettbewerb. (Foto: Cauê Diniz)

Einige Highlights seien herausgegriffen: Tatort-Kommissar Leitmayr alias Udo Wachtveitl liest Krimigeschichten im Wilhelmsgymnasium (8. Mai), mit dabei die Pianistin Martina Consonni, Jahrgang 1997, und der Geiger Guido San'Anna, geboren 2005, 2022 Sieger im Wiener "Fritz Kreisler"-Wettbewerb. Mit dem italienischen Meisterpianisten Andrea Lucchesini kommen der spanische Violinist Javier Comesana, Jahrgang 1999, der Cellist Jaemin Han aus Südkorea, 2006 geboren, und am Klavier der 26-jährige Piotr Pawlak aus Polen. Eine kühne Programmmischung gibt es bei Daniel Behle, wenn die Salzburger Hofmusik unter Leitung von Wolfgang Brunner Mozartarien und -lieder bietet, neben Behle der polnische Bassbariton Dawid Biwo; dazu der phänomenale Virtuose Ziyu He, geboren 1999, als Geiger und als Bratschist.

Insgesamt 21 Jungstars aus Europa, Asien und Amerika geben sich die Ehre neben den Ruhmreichen, zu denen auch Cellomeister Daniel Müller-Schott, Bassbariton Luca Pisaroni und Geiger Daniel Hope gehören. Die Spanne der Musikstücke und Arien reicht von Haydn, Mozart, Beethoven, Schubert bis hin zu Ravel, Skrjabin und Gershwin. Alle Konzerte beginnen, wo auch immer, um 19 Uhr. 10 Euro für junge Zuhörer (bis 28 Jahre), sonst 35 Euro.

Stars & Rising Stars, erstes Konzert am 3. Mai, 19 Uhr, mit Alfred Brendel, Künstlerhaus am Lenbachplatz, Infos unter www.starsandrisingstars.de

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