Klima- und IAA-Proteste in München:Klimaschützer protestieren gegen "Greenwashing-Show"

Lesezeit: 21 min

Menschenbild gegen neue Autobahnen auf der Maximilianstraße. (Foto: Catherina Hess/Catherina Hess)
  • Die "Letzte Generation" will München vor der bayerischen Landtagswahl zum Schwerpunkt ihrer Proteste für eine konsequentere Klimapolitik machen.
  • An verschiedenen Stellen in der Stadt soll es wohl über den 12. September hinaus Aktionen geben - auch während der am 5. September beginnenden Automesse IAA.
  • Eine Allgemeinverfügung der Stadt verbietet unangemeldete Klebeaktionen auf vielen Straßen Münchens, um das Durchkommen von Rettungsfahrzeugen zu ermöglichen. Gegen einige Aktivisten hat das Kreisverwaltungsreferat auch ein Sekundenkleber-Verbot erlassen.

Von SZ-Autorinnen und -Autoren

Die "Letzte Generation" (LG) hatte angekündigt, München zur "Protesthochburg" zu machen und setzt das um. Am Donnerstag vor mehr als einer Woche haben die Aktivisten ihre Blockaden an vielen Stellen in der Stadt begonnen. Seither gab es rund 60 Aktionen. Wo blockiert wird und alle weiteren Entwicklungen im Überblick:

La Ola auf der Maximilianstraße, Abseiler am Georg-Brauchle-Ring

Sonntag, 3. September, 13.30 Uhr: "Könnt ihr noch?" ruft die Frau am Mikrofon. Sie können noch. Zum zehnten Mal geht die La-Ola-Welle durch die Münchner Maximilianstraße. Dort, wo am Sonntag sonst gerne Autoposer ihre PS-protzenden Runden drehen, und nur ein paar Meter von der Baustelle einer IAA-Außenstation vor der Oper entfernt demonstrieren etwa 400 Menschen am Sonntagnachmittag. Sie fordern "Mobilität für alle statt IAA" und "Bahn statt Autobahn".

Mit Plakaten und Tüchern bilden sie ein riesiges lebendes Transparent. Die Polizei hat die Maximilianstraße dafür gesperrt. Aufgerufen zu der Protestaktion haben Attac, Greenpeace, Bund Naturschutz, Naturfreunde, Umwelthilfe und Verkehrsclub Deutschland. Eine Stunde dauert die angemeldete Aktion. Doch der Protest gegen die "Greenwashing-Show" der Automobilindustrie werde weitergehen in dieser Woche, kündigt eine Sprecherin an. Denn, so ein weiterer Redner: "München gehört nicht der IAA."

Bereits am Montag werden sich Aktivistinnen und Aktivisten von "Extinction Rebellion" am Mittleren Ring nahe der BMW-Welt abseilen. Der Georg-Brauchle-Ring soll frei bleiben, sagt die Münchner Polizei. Allerdings werde die Geschwindigkeit reduziert und die Fahrbahn auf zwei Spuren verengt. Umleitungen Staus zwischen 11 und 12.30 Uhr werden in diesem Bereich unvermeidlich sein.

Klimakleber und Autobauer auf einem Podium: Wer schafft die Verkehrswende?

Samstag, 2. September, 15 Uhr: Die Verkehrswende ist nicht auf dem Münchner Stachus eingeleitet worden. So viel kann man nach der Podiumsdiskussion sagen, die die Greenpeace-Jugend veranstaltet hat und an der - quasi als Antipoden - sowohl die "Letzte Generation" (LG) als auch der Verband der Automobilindustrie (VDA) teilgenommen haben. Auch der Bund für Naturschutz und ein Armutsbetroffener waren dabei. Immerhin: Man sprach zueinander, manchmal sogar miteinander und nur am Ende übereinander.

Ungestellt und erst recht unbeantwortet blieben allerdings etliche Fragen nach dem Warum: Warum etwa der VDA ein generelles Tempolimit ablehnt, das die LG fordert? Warum die LG das Angebot abgelehnt hat, auf der am Dienstag beginnenden Automobilschau IAA mit einem Stand für ihre Überzeugungen zu werben? Warum der von allen Teilnehmern gleichermaßen kritisierte öffentliche Nahverkehr im ländlichen Raum in einem derart desolaten Zustand ist? Beklagt und kritisiert wurden all diese Umstände gleichwohl.

Erwartbar deutlich wurden die unterschiedlichen Lösungsansätze: Mit Innovation und Technik, mit Elektro-Mobilität und Digitalisierung, glaubt VDA-Sprecher Simon Schütz, sei die Verkehrswende zu schaffen. Und er sorgt sich um den politischen Kipppunkt. LG-Vertreter Simon Lachner setzt kurzfristig auf Tempolimit ("Damit könnten wir morgen anfangen") und Neun-Euro-Ticket, grundsätzlich auf wissenschaftliche Expertise und einen schnell einzuberufenden "Gesellschaftsrat". Auch Bund-Naturschutz-Vertreter Julian Fürholzer hält nur Lösungen für erfolgreich, die aus der Gesellschaft kämen - und nicht "profitorientiert" aus der Industrie. Und Arko Kröger, der sich selbst als armutsbetroffen bezeichnet, mahnt immer wieder an, dass Mobilität für jeden erschwinglich sein müsse, um Teilhabe zu ermöglichen, idealerweise durch einen kostenlosen öffentlichen Nahverkehr. Der LG rät er, ihre Aktivisten sollten sich vielleicht besser vor Ministerien ankleben.

Weitere Blockierer in Gewahrsam - länger, als von der Polizei gewünscht

Samstag, 2. September, 11 Uhr: Bisher gehen offenbar weder der Münchner Polizei die Haftzellen aus noch den Klimaaktivisten der "Letzten Generation" die Protestierer. Und so steigt die Zahl der Männer und Frauen weiter an, die nach Blockaden von Straßen im Münchner Stadtgebiet und der Ankündigung, derartige Aktionen zu wiederholen, präventiv im Gewahrsam sitzen. Während die Münchner Polizei in einer jüngsten Mitteilung von zehn weiteren Blockierern schreibt, in deren Fällen Richter den Gewahrsam bestätigt haben (was eine Gesamtzahl von 24 Eingesperrten ergäbe), nennt die "Letzte Generation" die Namen von 27 Personen. 24 von ihnen sitzen demnach in Stadelheim, drei weitere in der Justizvollzugsanstalt Memmingen, weil die Münchner Haftanstalt "ausgelastet" sei.

Die Dauer des Gewahrsams variiert, doch nach derzeitigem Stand werden die Inhaftierten nicht vor dem Ende der Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) am kommenden Sonntag freigelassen werden. Nach Polizeiangaben gingen die richterlichen Entscheidungen zum Teil erheblich über den Antrag der Polizei hinaus. Statt am 10. September enden manche Gewahrsamsfristen erst 20 Tage später.

Neben der "Letzten Generation" haben neun weitere Klimaschutz-Organisationen und Bündnisse Protestaktionen zur Autoschau angemeldet. Eine Diskussionsveranstaltung am heutigen Samstag (Karlsplatz, 13 Uhr) soll ungeachtet der aktuellen Zuspitzung stattfinden. Neben Vertretern von "Letzter Generation", "Fridays for Future", der Greenpeace-Jugend, der BUND-Jugend und der Initiative "Ich bin armutsbetroffen" soll auch Simon Schütz auftreten, der gesellschaftspolitische Sprecher des Verbandes der Automobilindustrie (VDA).

Derweil hat Bayerns Justizminister Georg Eisenreich (CSU) angekündigt, den geltenden Strafrahmen für illegale Proteste zu hinterfragen, vor allem wenn es um "Störungen des Betriebs von Flughäfen oder (...) Behinderung von Rettungsfahrzeugen" gehe. Eisenreich: "Ein kleiner Teil der Letzten Generation gefährdet die Gesundheit und das Leben anderer Menschen. Hier ist in besonderem Maße eine klare und eindeutige Reaktion des Rechtsstaats notwendig, die dem Unrecht dieser Taten, die oft durch besondere Rücksichtslosigkeit geprägt sind, gerecht wird."

Heftige Diskussionen bei Sitzblockade der "Letzten Generation" am Stachus

Freitag, 1. September, 21:00 Am Freitagabend gegen 20 Uhr 30 blockieren Mitglieder der "Letzten Generation" am Stachus den Autoverkehr auf der Sonnenstraße. Später wird die Polizei von einer nicht angemeldeten Versammlung sprechen. Innerhalb weniger Minuten ist die Stimmung angespannt. Autofahrer und Passanten diskutieren heftig über Klimawandel, Staatsversagen und Sekundenkleber. Der Mann im Burberry-Pulli und dem vielen Goldschmuck an seinem Hals und den Handgelenken wird immer aggressiver. "Was wollt ihr damit erreichen?!", fragt er. "Politischen Druck ausüben", antwortet ein Protestierender leise. "Soll ich mal auf dich politischen Druck ausüben?!", brüllt der Mann zurück, "mit meiner Faust in deiner Fresse?!". Ein paar schaulustige Jugendliche lachen und johlen. Kurze Zeit später wird ein Aktivist von der Straße gezerrt, steht auf, läuft zurück und setzt sich wieder hin. Ein Mann geht zu den Autos in der ersten Reihe und ruft durch das Seitenfenster: "Gib Gas! Gib einfach Gas!".

Blickduell mit dem Scheinwerfer: Die "Letzte Generation" wurde für ihre Protestaktion von Passanten heftig kritisiert und beleidigt. (Foto: Leo Kilz)

Manche Autofahrer versuchen, sachlich mit den Aktivisten zu diskutieren oder fragen, wie lange die Blockade dauern soll. Einige Passanten sprechen der "Letzten Generation" Mut zu, bedanken sich oder klatschen. Niemand ist hier festgeklebt. Die Klimaaktivisten halten ihre orangefarbenen Transparente hoch, ein Mann versucht immer wieder, sie ihnen zu entreißen. Ein Notarztwagen umfährt den Stau über die Tramspur, auch mehrere Autofahrer wagen sich über den Grünstreifen ins Trambahngleis. Eine Fahrerin in der ersten Reihe ist für das Superbloom-Festival aus Pforzheim angereist und sehnt sich nach ihrem Hotelbett.

Die Szenen dokumentiert die "Letzte Generation" später auch auf X (früher Twitter) mit Videos. Nach etwa zehn bis fünfzehn Minuten trifft ein Streifenwagen ein. Laut Polizei werden alle Beteiligten nach dem Einsatz wieder entlassen. Die Kriminalpolizei ermittelt wegen Nötigung und Verstößen gegen das Versammlungsgesetz. Übergriffe gegen Blockierer werden am Samstagvormittag im Polizeibericht nicht erwähnt.

"Robin Wood" demonstriert am Odeonsplatz

Freitag, 1. September, 13.30 Uhr: Aktivisten der Umweltschutz-Organisation "Robin Wood" haben am Odeonsplatz gegen die kommende Woche beginnende Internationale Automobil-Ausstellung IAA protestiert. Laut Polizei habe eine Gruppe von etwa zehn Personen gegen 10.30 Uhr Transparente ausgebreitet, zwei der Aktivisten kletterten auf Fahnenmasten vor der Feldherrnhalle und spannten ein Banner auf: "Saubere Autos sind eine dreckige Lüge".

Die beiden Kletterer spannen ein Banner auf. (Foto: Robert Haas)

Zudem türmten die Demonstranten Autoreifen auf und erzeugten künstlichen Rauch, um gegen den Ressourcenverbrauch der Autoindustrie zu protestieren. Die Polizei sperrte das Demo-Areal ab; zu weiteren Verkehrsbehinderungen kam es nicht. Gegen 12 Uhr beendete Robin Wood eigenständig und freiwillig die Aktion.

Aktivisten blockieren Straße beim Altstadttunnel

Freitag, 1. September, 12.40 Uhr: Klimaaktivisten haben Freitagmittag den Verkehr in der Nähe des Altstadttunnels beim Prinz-Carl-Palais blockiert. Den Protest der "Letzten Generation" unterstützten nach Angaben der Aktivisten auch Glaubensvertreter, die sich hinter die am Boden sitzenden Blockierer stellten. Anlass dafür sei der heutige Weltgebetstag. Aufgrund der Blockaden kommt es laut Polizei zu erheblichen Behinderungen, der Verkehr wird abgeleitet.

Polizei beendet Aktionen - Wieder Rettungswagen blockiert

Freitag, 1. September, 11.51 Uhr: Die Blockaden an der Ecke Donnersbergerbrücke/Arnulfstraße und an der Ecke Fürstenrieder Straße/Ammerseestraße sind vorbei. Die Polizei beendete die Aktionen nach eigenen Angaben gegen 9.30 Uhr. Gegen die beteiligten Aktivisten wird nun unter anderem wegen Nötigung, Verstößen gegen das Versammlungsgesetz sowie gegen die Allgemeinverfügung der Stadt München ermittelt. Diese verbietet unangemeldete Klebeaktionen auf vielen Straßen, um das Durchkommen von Rettungsfahrzeugen zu ermöglichen.

An der Donnersbergerbrücke musste laut Polizei am Freitag wegen der Proteste ein Rettungsfahrzeug auf einer Einsatzfahrt abgeleitet werden. Auch am Donnerstag hätten Rettungsfahrzeuge und die Feuerwehr bereits Umwege fahren müssen. Außerdem führten einige Aktivisten am Freitag Klebstoffe mit, obwohl Einzelverfügungen gegen sie vorliegen, die ihnen das verbieten. Mittlerweile sind laut Polizei 14 Aktivistinnen und Aktivisten in Gewahrsam - elf davon richterlich bestätigt längerfristig, drei derzeit noch im kürzeren Polizeigewahrsam.

Erneut Blockaden an Donnersbergerbrücke und Fürstenrieder Straße

Freitag, 1. September, 7.48 Uhr: Der Freitagmorgen beginnt mit zwei neuen Aktionen der Klimaaktivisten. Laut Polizei haben sich um 7.30 Uhr fünf Personen an der Ecke Donnersbergerbrücke/Arnulfstraße festgeklebt. Ebenfalls um 7.30 Uhr haben mehrere Personen die Ecke Fürstenrieder Straße/Ammerseestraße blockiert.

Wissenschaftler solidarisieren sich

Donnerstag, 31. August, 15 Uhr: Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verschiedener Disziplinen haben sich mit den Aktivisten der "Letzten Generation" solidarisiert. Auf einer Pressekonferenz unter dem Siegestor kritisierten Vertreterinnen und Vertreter aus Medizin, Philosophie, Jura und Sozialer Arbeit, dass die "Letzte Generation" kriminalisiert werde.

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler geben eine Presseerklärung am Siegestor ab, in der sie sich mit den Klimaaktivisten solidarisieren. (Foto: Catherina Hess)

Claudia Paganini, Medienethikerin an der Hochschule für Philosophie, wertet die Straßenblockaden als zivilen Ungehorsam. Dieser sei ein "überlebenswichtiger Bestandteil jeder reifen politischen Kultur, eine Art Immunsystem, das reagiert, wenn mit herkömmlichen demokratischen Mitteln keine Veränderung mehr erzielt werden kann". 60 Juristinnen und Juristen zahlreicher deutscher Hochschulen, darunter viele Verfassungs- und Völkerrechtler, veröffentlichten eine Erklärung, in der sie die Forderung der LG nach wirksamerem Klimaschutz unterstützen.

Während die Pressekonferenz noch lief, versuchten einige LG-Aktivistinnen und Aktivisten, die Fahrbahnen neben dem Siegestor zu blockieren. Dies misslang. Die Polizei griff sofort ein und schleifte die Blockierer von der Straße, es kam zu keinen nennenswerten Verkehrsbehinderungen.

Ermittlungen nach Beschmieren des Landtags

Donnerstag, 31. August, 13.30 Uhr: Die Würfe von Farbbällen auf das Maximilianeum haben ein Nachspiel: Die Polizei hat Ermittlungen gegen die Klimaaktivisten aufgenommen, die am Mittwoch das Gebäude des bayerischen Landtags mit in weiße Wandfarbe getunkten Tennisbällen beworfen haben. Gegen die etwa zehn Beteiligten werde wegen gemeinschädlicher Sachbeschädigung ermittelt, teilt die Polizei mit. Die Beamten nahmen die Aktivisten der "Letzte Generation" am Mittwochnachmittag mit, unter anderem um ihre Personalien aufzunehmen. Danach wurden sie wieder entlassen. Das von 1857 an erbaute Maximilianeum steht unter Denkmalschutz.

SZ PlusMeinungKlimaaktivisten
:Die "Letzte Generation" wird ihren Gegnern immer ähnlicher

Die Aktionen der Klimaaktivisten in München sind vor allem nervig. Schlimmer noch - sie sind selbstgerecht und undemokratisch. Mit der Attacke auf den Landtag wurde eine Grenze überschritten.

Kommentar von Martin Bernstein

Weitere Blockadeversuche - drei Freilassungen

Donnerstag, 31. August, 12 Uhr: Die 50 ist voll. So viele Aktionen hat die "Letzte Generation" durchgeführt, seitdem sie vor einer Woche München zur "Protesthochburg" erklärt hat, wie die Polizei mitteilt. Bei einer angemeldeten Kundgebung mit Wissenschaftlern am Siegestor hätten mehrere Personen versucht, sich auf die Ludwigstraße zu setzen, sagte ein Polizeisprecher am Mittag.

Auch am Mittwochabend hatte es im Anschluss an einen öffentlich angekündigten, bei der Stadt aber nicht angemeldeten Protestmarsch vom Rosenheimer Platz zum Isartor einen Blockadeversuch gegeben.

Außerdem wurde am Mittag bekannt, dass die Münchner Polizei nach eigenen Angaben drei Blockierer "wegen formeller Gründe im Hinblick auf die Zuständigkeitsverteilung innerhalb des Amtsgerichts München" aus dem Gewahrsam entlassen musste. Das Amtsgericht bestätigte auf Nachfrage diesen Vorgang. Die Polizei habe am Donnerstag um 6.04 Uhr die zuständige Bereitschaftsrichterin kontaktiert. Die habe darauf verwiesen, bis zum Ende ihres Bereitschaftsdienstes um 7.30 Uhr keine Entscheidung treffen zu können. Die Polizei habe sich daraufhin an die Ermittlungsrichter gewandt, die eine Ingewahrsamnahme "aus Gründen der Unverhältnismäßigkeit" und wegen der Zuständigkeit der Bereitschaftsrichterin abwiesen. Mit Stand vom Donnerstagmittag sitzen damit weiterhin neun Mitglieder der "Letzten Generation" bis zum 12. September präventiv in Stadelheim.

Verkehrsblockade aufgehoben

Donnerstag, 31. August, 10.05 Uhr: Wie die Polizei München mitteilt wurde die Blockade am Petuelring nach rund zwei Stunden beendet und die Verkehrssperren aufgehoben. Bislang wurden keine weiteren Blockaden in der Münchner Innenstadt bekannt.

Neue Proteste am Donnerstagmorgen

Donnerstag, 31. August, 8.10 Uhr: Nach einer kleinen Verschnaufpause am Mittwoch wird der Berufsverkehr am Donnerstagmorgen nun wieder von den Aktivisten der "Letzten Generation" gestört. Aktuell kommt es im Bereich Petuelring (Fahrtrichtung westlich)/Schleißheimer Straße zu erheblichen Verkehrsbeeinträchtigungen aufgrund einer nicht angemeldeten Versammlung. Der Verkehr wird von der Polizei abgeleitet.

Tennisballhagel auf Maximilianeum

Mittwoch, 30. August, 15.50 Uhr: Am Nachmittag geht ein Tennisballhagel auf den bayerischen Landtag nieder. Mit Warnwesten bekleidete Unterstützer der "Letzten Generation" werfen in weiße Farbe getunkte Tennisbälle gegen die Türen des Maximilianeums. Um die zehn Menschen seien beteiligt gewesen, sagte ein Polizeisprecher. Die Polizei habe sie mitgenommen, unter anderem um die Personalien aufzunehmen. Mit dem Protest wollen die Aktivisten auf die verheerenden Unwetter mit tennisballgroßen Hagelkörnern wie etwa in Bad Bayersoien aufmerksam machen und die Staatsregierung dafür anprangern, dass diese zu wenig gegen zukünftige Schreckensszenarien unternehme.

In weiße Farbe getunkte Tennisbälle gegen den Landtag: Die Polizei hat etwa zehn Beteiligte mitgenommen, um deren Personalien aufzunehmen. (Foto: Letzte Generation)

Die Verwaltung des bayerischen Landtags kündigte an, Landtagspräsidentin Ilse Aigner (CSU) werde Anzeige wegen des Vorfalls stellen. Aigner selbst schrieb bei X (vormals Twitter): "Das ist auch ein Anschlag auf unser Parlament! Wenn Aktivisten zu Extremisten werden und glauben, sich alles erlauben zu können, dann haben sie sich gewaltig geirrt."

Gefängniscontainer für Festgenommene

Mittwoch, 30. August, 14.30 Uhr: In Vorbereitung auf die Proteste während der Internationalen Automobilausstellung (IAA) hat die Polizei vergangene Woche acht Gefängniscontainer im Hof des Präsidiums platziert, in denen bereits Klimaaktivisten kurzzeitig eingesperrt waren.

In den Containern werden laut Polizei vorläufig Festgenommene untergebracht, bis Beamte deren Fälle bearbeiten können. Danach würden die Demonstranten entweder entlassen oder dem Richter vorgeführt. Jeder Container besteht aus einer Zelle, die mit mehreren Personen belegt werden kann, plus Büros.

In Vorbereitung auf die Proteste während der IAA hat die Polizei Gefängniscontainer aufstellen lassen. (Foto: Polizei München)

Sechs weitere Aktivisten in Gewahrsam

Mittwoch, 30. August, 12.15 Uhr: Das Amtsgericht hat nach Angaben der Polizei am Dienstag weitere Anordnungen geprüft und bestätigt: Sechs Vertreterinnen und Vertreter der "Letzten Generation" müssen demnach ebenfalls bis 12. September in Gewahrsam bleiben - also bis über das Ende der Automobilausstellung IAA hinaus.

Dabei handelt es sich laut Polizei um zwei 19 und 24 Jahre alte Frauen aus Bayern und vier Männer, ein 27-jähriger Berliner, ein 25-Jähriger aus Rheinland-Pfalz, ein 20-jähriger Sachse und ein 73 Jahre alter Mann mit Wohnsitz in Bayern. Zuvor waren drei Aktivistinnen und Aktivisten bis 12. September in Gewahrsam genommen worden. Insgesamt befinden sich nun neun Personen in Gewahrsam. Weitere Prüfungen stehen laut Polizei derzeit nicht aus. Die "Letzte Generation" hatte zuvor von insgesamt 17 Prüfungen gesprochen.

Blockaden bleiben aus

Mittwoch, 30. August, 11.20 Uhr: Anders als in den vergangenen Tagen hat es am Mittwoch bislang keine Aktionen der "Letzten Generation" auf Münchens Straßen gegeben. Dafür starteten Klima-Protestler von Greenpeace eine Aktion vor der bayerischen Staatskanzlei, die bis 12 Uhr andauern sollte. Die Polizei kündigte an, dennoch mit 200 Polizisten im Einsatz zu sein, die auf etwaige Proteste der LG am Mittwoch reagieren können.

Ermittlungen gegen Autofahrer

Dienstag, 29. August, 18.24 Uhr: Die Münchner Polizei ermittelt wegen der Klima-Blockaden der "Letzten Generation" seit vergangenen Donnerstag gegen mehrere Personen, die versucht hatten, die Blockierer eigenmächtig von den Straßen zu entfernen. Eine Sprecherin teilte mit, es seien "Ermittlungsverfahren im einstelligen Bereich" eröffnet worden. Die jeweiligen Vorwürfe umfassen Nötigung, gefährliche Eingriffe in den Straßenverkehr und Körperverletzung.

Die Ermittlungen werden von Amts wegen geführt - die "Letzte Generation" äußert sich nicht zu den Vorgängen und hat auch keine Anzeigen erstattet. Es gibt noch keine abgeschlossenen Verfahren. Am Montag war es bei einer Blockade-Aktion am Innsbrucker Ring zu einer spektakulären Szene gekommen: Ein Autofahrer hatte zwei Aktivisten auf die Motorhaube genommen und war einige Meter im Schritttempo gefahren. Die Aktivisten blieben unverletzt, der Autofahrer entfernte sich, ohne Angaben zu seiner Person zu machen.

"Letzte Generation" will Klima-Proteste verlängern

Dienstag, 29. August, 17.14 Uhr: Die "Letzte Generation" hat als Reaktion auf den für drei Aktivisten verhängten Polizeigewahrsam angekündigt, ihre Blockade-Aktionen auch über den 12. September hinaus aufrecht erhalten zu wollen. Seit Dienstag sitzen laut der Gruppierung noch weitere 17 Mitstreiter von ihnen in Gewahrsam, auch hier prüft die Polizei aktuell, wann sie wieder auf freien Fuß kommen. Am späten Nachmittag klebten sich Aktivisten erneut in München fest, dieses Mal unter anderem auf der Bundesstraße 2R.

In einem Statement nahm Sprecherin Lilli Gomez Bezug auf die verheerenden Unwetter der vergangenen Tage: "In Bayern hagelte es in den letzten Tagen Tennisball-große Eisklumpen. Wir sind mit der Frage auf die Straße getreten 'Schöne heile Welt hier - wie lange noch', jetzt sehen wir, wie diese Welt schon heute durch Unwetter zerstört wird." Und weiter: "Deswegen sind wir nicht davon abzuhalten, den Alarm in dieser Krise auf die Straße zu tragen. (...) Bayern hat die Gesetze uns für unseren friedlichen Protest weg zu sperren, doch heute morgen wurde ich direkt wieder gehen gelassen. Für mich fühlt sich das an wie ein zahnloser Tiger, von dem ich mich nicht einschüchtern lasse."

Münchens Polizeipräsident Hampel appelliert an "Letzte Generation"

Dienstag, 29. August, 16.26 Uhr: Der Münchner Polizeipräsident Thomas Hampel wendet sich mit einem Appell an die "Letzte Generation" und fordert sie auf, ihre Aktionen zu beenden: "Durch Ihr verantwortungsloses Vorgehen gefährden Sie nicht nur sich selbst, sondern auch das Leben von Menschen, die dringend auf schnelle Hilfe angewiesen sind. Sie nehmen in Kauf, dass sowohl Verkehrsteilnehmer als auch Einsatzkräfte sowie unbeteiligte Personen durch die Folgen der Blockaden gefährdet werden."

Die Polizei habe mehrmals mit Aktivisten über die Gefahren geredet, die entstehen, wenn Rettungskräfte an Fahrten zu Einsätzen gehindert werden. In mindestens zwei Fällen sei es aufgrund der Blockadeaktionen der "Letzten Generation" in München zu Behinderungen der Rettungsdienste gekommen, so Hampel. "Wenn Sie Ihre Aktionen in dieser Form weiter durchführen, bleibt der Polizei zur Erfüllung ihres Schutzauftrages für die Bevölkerung nichts anderes übrig, als zur Abwehr dieser geschilderten Gefahren und zur Verhinderung der fortgesetzten Begehung von weiteren Straftaten alle zur Verfügung stehenden rechtlichen Mittel gegen Sie auszuschöpfen."

Die Münchner Polizei ist derzeit laut eigener Aussage täglich mit mehr als 200 Beamten allein in Sachen "Letzte Generation" unterwegs. "Diese Einsatzkräfte fehlen zwangsläufig bei der Bearbeitung anderer Fälle, beziehungsweise stehen nicht für andere Aufgaben zur Verfügung, welche die Aufrechterhaltung der Sicherheit und Ordnung einer Millionenstadt tagtäglich fordern", heißt es in einer Mitteilung.

Drei Klimaaktivisten in längerfristigem Gewahrsam

Dienstag, 29. August, 16.06 Uhr: Die drei Klimaaktivisten, die sich in den vergangenen Tagen mehrfach an Blockadeaktionen beteiligt haben, bleiben in längerfristigem Gewahrsam. Der Richter beim Amtsgericht hat am Dienstag laut Polizei bestätigt, dass die drei Mitglieder der "Letzten Generation" bis zum angekündigten Ende der Dauerproteste am 12. September in Gewahrsam bleiben müssen. Ob auch weitere Personen in Gewahrsam müssen, wird derzeit geprüft. Die "Letzte Generation" hat Aktionen bis einschließlich 12. September angekündigt, also auch während der am 5. September beginnenden Automobilmesse IAA.

SZ Plus"Letzte Generation"
:Darum kleben wir uns auf Münchens Straßen fest

Noch sitzen sie nicht im Gefängnis: Vier Klimaaktivisten sagen, wann ihnen Zweifel an den Straßenblockaden kommen, in welchen Situationen sie beinahe weinen mussten und wie ihre Aktionen weitergehen werden.

Von Bernd Kastner

Alle Blockaden vorerst beendet

Dienstag, 29. August, 9.23 Uhr: Auch die letzten beiden Blockaden der "Letzten Generation" wurden mittlerweile beendet. Die Polizei weist daraufhin, dass es an manchen Orten noch zu Folgebeeinträchtigungen im Verkehrsfluss kommen kann.

Vier der sechs Blockaden am Morgen beendet

Dienstag, 29. August, 9.11 Uhr: Wie die Polizei München mitteilt, konnten vier der sechs unangemeldeten Versammlungen inzwischen beendet werden. Die Örtlichkeiten sind wieder frei befahrbar. An der A96/Fürstenrieder Straße und an der Passauer Straße/ Heckenstallerstraße kommt es noch immer zu Verkehrsbeeinträchtigungen.

Letzte Generation blockiert an sechs Stellen

Dienstag, 29. August, 8.09 Uhr: Die "Letzte Generation" ist auch am Dienstag trotz strömenden Regens wieder auf Münchens Straßen unterwegs. Seit 7.30 Uhr am Morgen setzen die Aktivisten die Straßenblockaden im Berufsverkehr fort. Betroffen sind folgende Straßenbereiche: Passauerstraße/ Heckenstallerstraße, Dietlindenstraße/ Biedersteiner Straße, Leopoldstraße/Schenkendorfstraße, Innsbrucker Ring/ Grafinger Straße, Nymphenburger Straße/ Landshuter Allee, sowie an der Abfahrt der A96 an der Fürstenrieder Straße. Die Polizei ist an allen Orten mit Einsatzkräften anwesend und regelt den Verkehr.

Im Zusammenhang mit den Protestaktionen der "Letzten Generation" vom Montag wurden am Abend noch drei Aktivistinnen und Aktivisten in Gewahrsam genommen. Die drei Personen - eine 26-Jährige aus dem Landkreis Straubing, eine 43-Jährige und ein 64-Jähriger aus Berlin - waren zuvor bereits an mehreren Aktionen der LG beteiligt gewesen und hatten gegen ein Verbot des Mitführens von Klebstoffen verstoßen. Die Gewahrsamnahme soll im Laufe des Tages durch einen Richter geprüft werden.

Das Kreisverwaltungsreferat (KVR) hatte am Montag in mehreren Fällen Einzelverfügungen erlassen. Außerdem wurden in mehreren Fällen durch die Polizei Verstöße gegen die Allgemeinverfügung der Stadt angezeigt.

KVR erlässt Mitführ- und Benutzungsverbot von Sekundenkleber

Montag, 28. August, 20.05 Uhr: Das Kreisverwaltungsreferat hat an diesem Montag gegen mehrere Personen ein Mitführ- und Benutzungsverbot von Sekundenkleber erlassen. Den Betroffenen seien diese Bescheide bereits ausgehändigt worden, so die Polizei. Bei Verstößen gegen den Bescheid wird ein Zwangsgeld in Höhe von 1000 Euro fällig. Die Verbote gelten während der gesamten von der "Letzten Generation" angekündigten Dauer der Proteste.

Das KVR hatte entsprechende Verbote bereits bei vergangenen Protestaktionen erteilt. Sie würden in erster Linie dann erlassen, wenn bereits mehrfach rechtswidrige Anklebeaktionen durchgeführt worden seien, so die Behörde.

Bilanz am Montag: elf Aktionen, 48 Aktivisten, 200 Polizisten

Montag, 28. August, 19.52 Uhr: Bis zum Abend ist die Zahl der Aktionen in der Stadt auf elf gestiegen. In der Leopoldstraße stadteinwärts auf Höhe der Karl-Weinmair-Straße, in der Schenkendorfstraße/Ecke Leopoldstraße sowie in der Einsteinstraße in östlicher Fahrtrichtung auf Höhe Leuchtenbergring klebten sich jeweils mehrere Personen fest, teilte die Polizei am Abend mit. Zudem hätten Aktivisten zweimal versucht, sich im Bereich der Donnersbergerbrücke/Arnulfstraße auf die Straße zu kleben, was die Polizei jedoch haben unterbinden können.

Insgesamt seien 48 Personen angetroffen worden, gegen mehrere werde nun wegen Nötigung, Verstößen gegen das Versammlungsrecht und die von der Stadt München erlassene Allgemeinverfügung ermittelt, so die Polizei, die selbst mit 200 Beamten im Einsatz war.

Neben der Aktion am Innsbrucker Ring, als ein Auto mit zwei Aktivisten auf der Motorhaube losfuhr, kam es heute zu Übergriffen gegen Mitglieder der "Letzten Generation", die an manchen Stellen von Verkehrsteilnehmern gewaltsam von der Straße gezogen wurden. Die Polizei bittet die Verkehrsteilnehmer in ihrer Pressemitteilung um Gelassenheit: "Gegen Personen, die gewaltsam gegen andere Personen vorgehen, in welcher Form auch immer, leitet die Polizei konsequent Ermittlungen ein."

Newsletter abonnieren
:München heute

Neues aus München, Freizeit-Tipps und alles, was die Stadt bewegt im kostenlosen Newsletter - von Sonntag bis Freitag. Kostenlos anmelden.

Polizei: Mehr als 40 Beteiligte an Blockaden

Montag, 28. August, 12.45 Uhr: An den Blockade-Aktionen am Montag haben sich laut Polizei mehr als 40 Personen beteiligt. Anders als zunächst berichtet, protestierten die Aktivisten sogar an sechs Stellen: An der Donnersbergerbrücke an der Arnulfstraße, am Innsbrucker und am Leuchtenbergring, an der Garmischer Straße, der Schenkendorf- und der Albert-Roßhaupter-Straße.

Am Innsbrucker Ring kam es zu einem Zwischenfall, als ein Autofahrer zwei Aktivisten auf die Motorhaube nahm und im Schritttempo einige Meter fuhr. Danach sei er verschwunden, ohne sich weiter um den Vorfall zu kümmern, sagte ein Polizeisprecher. Rettungskräfte hätten vor Ort aber keine Verletzungen bei den Aktivisten festgestellt. Auf der Plattform X (vormals Twitter) verbreitete die "Letzte Generation" ein Video, das den Vorfall zeigen soll. Die Polizei ermittelt.

Plattform X

Die SZ-Redaktion hat diesen Artikel mit einem Inhalt von X Corp. angereichert

Um Ihre Daten zu schützen, wurde er nicht ohne Ihre Zustimmung geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir Inhalte von X Corp. angezeigt werden. Damit werden personenbezogene Daten an den Betreiber des Portals zur Nutzungsanalyse übermittelt. Mehr Informationen und eine Widerrufsmöglichkeit finden Sie untersz.de/datenschutz.

An anderen Stellen versuchten Autofahrer und andere Passanten, die Aktivisten selbst und zum Teil sehr rüde von der Fahrbahn zu entfernen. Polizeisprecher Andreas Franken weist darauf hin, dass bei solchen Aktionen ebenfalls Ermittlungsverfahren eingeleitet werden können, beispielsweise wegen Körperverletzung. "Das ist Aufgabe der Polizei, nicht der Verkehrsteilnehmer", sagte Franken.

Er kritisierte die Aktivisten dafür, dass sie "kein Einsehen" in die Notwendigkeit etwa von Einsätzen des Rettungsdiensts hätten: Zwar ließen sie meistens eine Art Rettungsgasse frei, was dem Notarzt aber überhaupt nichts hilft, wenn er weiter hinten im Stau steht.

Lob fand Franken für die Allgemeinverfügung, die die Stadt am Freitag erlassen hatte und nach der unangemeldete Proteste auf bestimmten Routen verboten sind. Das macht die Arbeit der Polizei leichter und vor allem schneller, sagte Franken. Sie müsse nun nicht mehr in jedem Einzelfall prüfen, ob eine Straftat vorliege, sondern könne die Blockierer sofort unter Bezug auf die Allgemeinverfügung entfernen. Verstöße gegen die Verfügung sind mit Geldbußen bis zu 3000 Euro bedroht.

Alle Blockaden vorerst aufgehoben

Montag, 28. August, 9.45 Uhr: Wie die Polizei München mitteilt sind die Blockaden durch die LG in München am Montag vorerst wieder aufgehoben. Die Polizei warnt, dass es mancherorts zu Folgeverzögerungen aufgrund des sich aufgestauten Verkehrs kommen kann.

Erneute Blockaden am Montag an fünf Orten - Protestler erklären ihre Beweggründe

Montag, 28. August, 8.45 Uhr: Am Morgen haben sich mehrere Dutzend Aktivisten der "Letzten Generation" erneut an Straßenblockaden in der Münchner Innenstadt beteiligt. Zunächst berichtete die Polizei von vier Blockaden am Petueltunnel, in der Arnulfstraße, in der Rosenheimer Straße und in der Berg-am-Laim-Straße. Kurze Zeit später wurde auch eine Blockade am Luise-Kiesselbach-Tunnel bekannt. Die Polizei ist vor Ort, um den Verkehr zu regeln. Ob die Aktivisten sich diesmal auch auf die Straße geklebt haben, ist derzeit nicht bekannt. Laut einer seit vergangenem Freitag gültigen Allgemeinverfügung der Stadt dürfen unangemeldete Klebeaktionen auf vielen Straßen Münchens nicht mehr stattfinden, um das Durchkommen von Rettungsfahrzeugen zu ermöglichen.

Am Wochenende hatten sich die Aktivisten, die zum größten Teil von außerhalb Bayerns zu den Protesten angereist sind, bedeckt gehalten. Dennoch war absehbar, dass die Allgemeinverfügung der Stadt zunächst keine Auswirkungen auf die angekündigten Proteste haben wird, die noch bis zur IAA-Ausstellung Anfang September andauern sollen.

In einem Gespräch mit der SZ haben drei der Aktivisten nun über ihre Beweggründe zur Teilnahme an den Straßenblockaden gesprochen:

Polizei veröffentlicht eine Bilanz zu den Protestaktionen am Freitag

Freitag, 25. August, 18.20 Uhr: An insgesamt acht Standorten haben die Aktivistinnen und Aktivisten der "Letzten Generation" am Freitag den Verkehr blockiert, das teilt die Polizei am Abend in einer Bilanz mit. An zwei weiteren Orten in der Stadt habe die Polizei das verhindern können. Von etwa 40 Personen habe man die Identität festgestellt, die Münchner Kriminalpolizei ermittle gegen mehrere Personen unter anderem wegen Nötigung und Verstöße gegen das Versammlungsrecht.

Weitere Blockaden am Freitagnachmittag

Freitag, 25. August, 16.45 Uhr: Am Freitagnachmittag gab es nach Angaben der Polizei noch vier weitere Blockaden, zwei davon in der Nähe des Justizpalasts in der Elisen- und in der Sonnenstraße/Ecke Prielmayerstraße, in der Landsberger Straße auf Höhe der Donnersbergerbrücke und ganz aktuell in der Fürstenrieder Straße, Ecke Gotthardstraße. Teilweise hätten sich die Aktivistinnen und Aktivisten festgeklebt. In der Fürstenrieder Straße lief gegen 17 Uhr noch der Einsatz, bei allen anderen seien die Festgeklebten von den Straßen gelöst und die Blockaden aufgehoben worden.

Polizei korrigiert Teilnehmerzahl der Donnerstags-Proteste nach unten

Freitag, 25. August, 13.38 Uhr: Die Polizei München hat die Anzahl der Identitätsfeststellungen von Klimaaktivisten am Donnerstag von 80 auf etwa 50 korrigiert. Manche waren an mehreren der 14 Aktionen beteiligt und wurden deshalb mehrfach namentlich notiert. Etwa ein Drittel der Teilnehmer kam aus Bayern. Etwaigen Übergriffen auf die Aktivisten, die auf im Internet kursierenden Videos und Bildern zu sehen sind, geht die Polizei nach. Anzeige wurde jedoch bislang nicht durch die Geschädigten erstattet. Keiner der Klima-Aktivisten solle zudem zum jetzigen Zeitpunkt einem Haftrichter vorgeführt werden.

Die Allgemeinverfügung der Stadt erleichtere der Polizei die Arbeit, heißt es dort. So könnte ohne große Voransprachen schneller die Sachbearbeitung begonnen werden. Am Vortag hatten zwei Rettungsfahrzeuge im Rückstau, ausgelöst durch die Protest-Aktionen, warten müssen. Dadurch konnte die Hilfsfrist vom Zeitpunkt der Alarmierung bis zum Eintreffen der Rettungskräfte, die im Normalfall zehn Minuten beträgt, nicht eingehalten werden. Es hätten keine lebensbedrohlichen Situationen vorgelegen, dies sei aber reiner Zufall gewesen, so eine KVR-Sprecherin.

Proteste der "Letzten Generation"
:München im Fokus der Klimaaktivisten

Die Stadt ist derzeit die "Protest-Hochburg" der "Letzten Generation". Seit Anfang 2022 gibt es immer wieder Blockade-Aktionen - auf, aber auch abseits der Straße. Eine Übersicht.

Von Isabel Bernstein, Katharina Federl und Joachim Mölter

Mehrere Protestaktionen im Stadtgebiet - Kripo ermittelt

Freitag, 25. August, 12.07: Wie die Polizei mitteilt, kam es im Zeitraum zwischen 9.30 Uhr und 11.30 Uhr heute an vier Örtlichkeiten in München zu erneuten Protestaktionen der LG. Neben den beiden Blockaden auf der Trappentreustraße kam es zudem zu Aktionen auf der Heinrich-Wieland-Straße in südlicher Fahrtrichtung und an der Donnersbergerbrücke, ebenfalls in südlicher Richtung an der Abfahrt zur Landsberger Straße.

Mehrere Teilnehmer, die sich an der Fahrbahn festgeklebt hatten, mussten von der Polizei entfernt werden, es kam zu erheblichen Verkehrsbehinderungen und Maßnahmen durch die Einsatzkräfte. Zudem wurden die Identitäten der Protestler festgestellt, die Kripo ermittelt nun wegen Nötigung und Verstößen gegen das Versammlungsgesetz. An weiteren Orten konnte die Polizei die unangekündigten Aktionen bereits im Vorfeld stoppen.

Stadt erlässt Allgemeinverfügung, um Rettungsgassen zu sichern

Freitag, 25. August, 11.56 Uhr: Die Landeshauptstadt München hat eine Allgemeinverfügung erlassen, die es den Aktivisten der "Letzten Generation" verbietet, sich unangekündigt auf Straßen festzukleben, die als Routen für Einsatz- und Rettungsfahrzeuge gelten. Die Verfügung tritt umgehend in Kraft und hat vorerst eine Gültigkeit bis 12. September.

Wie die Stadt mitteilt, ist dieser Schritt nach den massiven Blockaden am Donnerstag nötig geworden, um Rettungsfahrten innerhalb des Stadtgebiets nicht zu gefährden oder zu behindern. Die 14 nicht angezeigten Blockaden, die teilweise bis zu zweieinhalb Stunden bis zu ihrer endgültigen Räumung dauerten, hätten gezeigt, dass die von der LG eingeplanten, räumbaren Rettungsgassen nicht wie gewünscht funktionierten. Dies habe eine Auswertung des KVR und der Polizei ergeben. Die nicht angezeigten Blockadeaktionen gefährdeten das Leben anderer, weshalb die Allgemeinverfügung notwendig sei.

Blockaden auf Hauptverkehrsadern (insbesondere während des Berufsverkehrs) könnten oftmals so massive Rückstauungen verursachen, dass Rettungsfahrzeuge teilweise feststeckten und erst gar nicht bis zur Rettungsgasse durchkämen. Dies sei am Donnerstag bei zwei Einsatzfahrten der Fall gewesen. Das Verbot erstreckt sich demnach auch auf Bundesautobahnen, inklusive Autobahnschilderbrücken. Die Teilnahme an einer verbotenen Versammlung kann mit einer Geldbuße von bis zu 3000 Euro geahndet werden.

Scharfe Kritik an Aktionen von der Polizeigewerkschaft

Freitag, 25. August 2023, 11.29 Uhr: Die Gewerkschaft der Polizei hat die Aktionen der "Letzten Generation" in einer Pressemeldung scharf kritisiert. Die Störaktionen würden aufs Schärfste verurteilt, heißt es in dem Schreiben. Es handele sich um die bewusste Nötigung von anderen Verkehrsteilnehmern und die Inkaufnahme der Schädigung von Menschenleben durch provozierte Verkehrsunfälle, wird der Landesvorsitzende Florian Leitner zitiert. Dies habe mit einem Klimaprotest nichts mehr zu tun, sondern sei eine bewusst begangene Straftat, die der Staat nicht tolerieren dürfe und gegen den man unter Ausschöpfung aller rechtlichen Maßnahmen vorgehen müsse.

Regina Stephan, 21, Mitglied der "Letzten Generation", sagte dazu in einem Pressestatement: "Es ist paradox: Nach dem Willen von Herrn Söder soll uns jetzt die volle Konsequenz des Rechtsstaats treffen, den wir ja eigentlich schützen wollen."

Blockaden an der Trappentreustraße

Freitag, 25. August 2023, 9.55 Uhr: Die Aktivisten der "Letzten Generation" haben am Freitag ihre Proteste gegen die Klima-Politik der Regierung auf Münchens Straßen fortgesetzt. Wie die Polizei mitteilt, blockieren zurzeit mehrere Personen die Trappentreustraße in nördliche Fahrtrichtung an der Ecke Landsberger Straße. Die Blockade hat um 9.50 Uhr begonnen.

Bereits um 9.40 Uhr kam es an der gleichen Kreuzung in östliche Fahrtrichtung zu einer Aktion der Protestler. Mehrere Personen, die sich an der Fahrbahn festgeklebt hatten, mussten laut Angaben der Polizei entfernt und die Fahrbahn geräumt werden.

"Letzte Generation" lehnt Infostand auf der IAA ab

Donnerstag, 24. August 2023, 15.30 Uhr: Greenpeace, die Klimaaktivisten der "Letzten Generation" (LG) und Fridays for Future haben eine Einladung zum Dialog auf der Auto- und Verkehrsmesse IAA abgelehnt, die vom 5. bis 10. September in München stattfindet. Der Verband der Automobilindustrie hatte ihnen angeboten, einen Infostand aufzubauen und an Diskussionsrunden teilzunehmen. "Für eine derart durchschaubare Vereinnahmung sind wir nicht zu haben", teilte die LG am Donnerstag im Namen der drei Organisationen mit. Der Protest für klimagerechte und naturverträgliche Mobilität, bei der das Auto nicht im Mittelpunkt stehe, könne kein Programmpunkt der "Industrieshow" IAA sein.

Die Klimaaktivisten und Umweltverbände luden aber den "Lobbyverband VDA" zu einer Podiumsdiskussion drei Tage vor der IAA-Eröffnung auf dem Münchner Stachus ein. VDA-Sprecher Simon Schütz sagte, er werde für den VDA an dem Gespräch mit Vertretern von "Letzter Generation", Fridays For Future München, Greenpeace Jugend, BUND Jugend und #IchBinArmutbetroffen am Samstag, 2. September, auf einer Bühne am Karlsplatz teilnehmen. "Wir wollen den Dialog", betonte er.

Aktivisten der "Letzten Generation" beginnen mit Protesten

Donnerstag, 24. August 2023: Acht Aktivistinnen und Aktivisten der "Letzten Generation" (LG) haben am Donnerstagmorgen einen Teil der Kreuzung des Mittleren Rings mit der Landsberger Straße auf Höhe der Donnersbergerbrücke blockiert. Damit haben sie die angekündigte Reihe von Protesten begonnen, mit der sie in den kommenden Wochen den Autoverkehr in München massiv stören wollen. Sie hatten die Stadt zuvor zur "Protesthochburg" gekürt. Mit ihren Aktionen fordern die Klimaaktivistinnen und -aktivisten im Vorfeld der Landtagswahl in Bayern eine konsequentere Klimapolitik.

Im Laufe des Donnerstags kam es noch zwei weitere Male zu Störungen des Verkehrs an derselben Kreuzung auf dem Mittleren Ring bei der Donnersbergerbrücke. Aber auch am Stachus, am Friedensengel, auf der Von-der-Tann-Straße, an der Ecke Maximilianstraße/Karl-Scharnagl-Ring und an der Friedenheimer Brücke in Laim kam es zu Blockaden. Nach eigenen Angaben waren am Donnerstag mehr als 50 Aktivisten in der Stadt aktiv.

© SZ/kah/amm/imei/tek/anna/dac/stha/lkil/bm - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ Plus"Letzte Generation" blockiert München
:"Die Welt will nicht gerettet werden"

Klimaaktivisten kleben sich an vielen Stellen in der Stadt fest - die erste von vielen angekündigten Aktionen. Von rabiaten Autofahrern, übergriffigen Arbeitern und staunenden Passantinnen.

Von Martin Bernstein und Bernd Kastner

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: