Doch so sehr das weite Land Sehnsuchtsort ist, gibt es auch aus der vermeintlichen Idylle Deprimierendes zu berichten. In einem Dorf in der Region Banat etwa erzählten Bewohner Haberhauer, man könne mit einem Streichholz das Wasser anzünden, das aus dem Hahn fließe. Denn in Teilen des Banat wird Erdöl gewonnen (man denke an den Film "Toni Erdmann") - und die Auswirkungen auf die Umwelt sind hochumstritten.
Haberhauer weiß von einer älteren Frau, die aus Angst stets nur mit Wasser aus dem Supermarkt kochte. Als sie schwerkrank wurde, musste sie von Nachbarn versorgt werden, die Leitungswasser verwenden. Sie klagte darüber, vergiftet zu werden, verweigerte die Nahrung und hat inzwischen alle Kraft verloren, erzählt der Fotograf. Andere sagten lakonisch: "Wir trinken das seit Jahrzehnten und leben immer noch."
Der Unmut über vieles, was in Rumänien schiefläuft - über die Korruption und Misswirtschaft -, ist aber groß und allgegenwärtig, weiß er aus zahlreichen Gesprächen. Viele sagten, ihr Land werde "verramscht". Ein Beispiel: Überall stehen fertige Autobahnbrücken, doch das Geld für die eigentlichen Straßen ist verschwunden. Überrascht haben ihn deshalb die großen Demonstrationen im Land nicht, die zuletzt stattfanden.