Reisefotografin Camille Seaman:Die Seele der Eisberge

Nur gefrorenes Wasser? Von wegen. Für die Fotografin Camille Seaman haben Eisberge eigene Persönlichkeiten.

Von Sarah K. Schmidt

13 Bilder

Eisberge von Reisefotografin Camille Seaman, Arktis, Antarktis, Erderwärmung

Quelle: Camille Seaman

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Große, im Meer schwimmende Eismasse - so könnte man einen Eisberg beschreiben. Doch für die US-amerikanische Fotografin Camille Seaman sind die Giganten der Arktis und Antarktis viel mehr. Und das vermittelt sie auch mit ihren Bildern.

Eisberge von Reisefotografin Camille Seaman, Arktis, Antarktis, Erderwärmung

Quelle: Camille Seaman

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"Als ich zum ersten Mal einen Eisberg gesehen habe, war ich voller Ehrfurcht. Mein Herz schlug schnell und mir wurde ganz schwindelig, als ich versucht habe zu begreifen, was da vor mir lag." Fast 60 Meter ragen die Eisberge vor Seaman aus dem Wasser: "Schneeflocke über Schneeflocke, Jahr für Jahr. Zum Teil ist das Eis mehr als 100 000 Jahre alt."

Eisberge von Reisefotografin Camille Seaman, Arktis, Antarktis, Erderwärmung

Quelle: Camille Seaman

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Aus diesem ersten Kontakt ist ein ambitioniertes, mehrjähriges Projekt geworden. Über zehn Jahre hat Camille Seaman immer wieder Expeditionen begleitet und Eisberge fotografiert. Nicht nur in der Arktis, sondern auch in der Antarktis.

Eisberge von Reisefotografin Camille Seaman, Arktis, Antarktis, Erderwärmung

Quelle: Camille Seaman

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Ihre Arbeit geht über den schnöden Begriff "Landschaftsfotografie" weit hinaus. "Viele Leute fotografieren Landschaften ohne jede Seele, sie machen nur ein Abbild der Szene", sagt Seaman. Sie hingegen will mit jedem Bild ein Gefühl transportieren und beim Betrachter etwas bewegen. Sie sieht in jedem Eisberg eine Persönlichkeit, die Fotos versteht sie als Porträts.

Eisberge von Reisefotografin Camille Seaman, Arktis, Antarktis, Erderwärmung

Quelle: Camille Seaman

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Diese beinahe schon spirituelle Betrachtung ihrer Arbeit hat ihren Ursprung in Seamans Kindheit. In New York wurde Seaman 1969 als Tochter einer Afroamerikanerin und eines Vaters mit indianischen Wurzeln geboren. Besonders prägend war für sie die Beziehung zu ihrem Großvater vom Stamm der Shinnecock: "Seitdem mein Bruder und ich im Kindergartenalter waren, hat er uns jeden Tag eine Stunde nach draußen geschickt. Wir sollten nicht spielen, sondern einfach nur ruhig unsere Umgebung beobachten", erzählt sie. Hinterher besprachen sie, was die Kinder gesehen hatten. "So habe ich gelernt zu beobachten, Geduld zu haben und mich mit der Natur verbunden zu fühlen." Wichtige Voraussetzungen für ihren späteren Beruf.

Camille Seaman für Online-Serie "Reisefotografen"

Quelle: Camille Seaman

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Ihr feines Gespür für Komposition und Bildgestaltung entwickelte Camille Seaman dann bei zahlreichen Besuchen in New Yorks besten Museen und Galerien.

Eisberge von Reisefotografin Camille Seaman, Arktis, Antarktis, Erderwärmung

Quelle: Camille Seaman

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Fotografie studierte sie schließlich an der State University of New York. Doch zu großer Kunst brachte Camille Seaman es, indem sie von den Besten ihrer Zunft lernte. "Ich habe bei großen Fotografen angerufen, die Sachen gemacht haben, die mir gefielen." Vom Fotojournalisten Steve McCurry, der mit seinem Bild des afghanischen Mädchens mit den grünen Augen weltweite Berühmtheit erlangte, wollte Seaman wissen, wie er es schafft, in seinen Porträts so viel Seele einzufangen. "'Das kann ich dir nicht erklären, das muss ich dir zeigen', hat er gesagt", so Seaman. Daraufhin reiste sie mit McCurry über mehrere Jahre immer wieder nach Tibet.

Eisberge von Reisefotografin Camille Seaman, Arktis, Antarktis, Erderwärmung

Quelle: Camille Seaman

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"Es ist eine Frage von Glück und Geduld, bis die perfekte Stimmung für ein Bild zusammenkommt", erklärt Seaman den besonderen Zauber ihrer Aufnahmen. Auf den Expeditionen habe es immer geheißen: "Umpf, Camille bringt wieder die Wolken mit." Denn mit gleißendem Sonnenlicht konnte Seaman nichts anfangen - sie wartete auf diffuseres Licht.

Eisberge von Reisefotografin Camille Seaman, Arktis, Antarktis, Erderwärmung

Quelle: Camille Seaman

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Einen ganz besonderen Moment erlebte die Fotografin an einem Weihnachtstag. "Ich war melancholisch, es war schon wieder ein Weihnachten, das ich nicht zuhause bei meiner Tochter, sondern unterwegs verbracht habe." Dort entdeckte sie dann relativ dicht an der Küste Pinguine bei Eisbergen. Da habe sie gedacht: "Jetzt mache ich besonders gute Arbeit, damit es sich lohnt, dass ich nicht daheim bin."

Eisberge von Reisefotografin Camille Seaman, Arktis, Antarktis, Erderwärmung

Quelle: Camille Seaman

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Seaman bewegte sehr, über die Jahre mit eigenen Augen zu sehen, wie stark die Erderwärmung ist, wie sehr sich die Zerstörung beschleunigt, wie schnell das Eis der Pole schmilzt. Darum hat sie begonnen, über die Eisberge zu sprechen und Vorträge zu halten. Als TED-Fellow erreicht Seaman Hunderttausende (hier der Link zu ihrem Vortrag). "Mir ist wichtig, dass die Leute nicht nur ein schönes Bild haben, das sie betrachten, sondern ihnen auch die Geschichte dahinter zu erzählen."

Eisberge von Reisefotografin Camille Seaman, Arktis, Antarktis, Erderwärmung

Quelle: Camille Seaman

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"Immer wieder fragen mich Leute nach meinen Vorträgen über die Umweltzerstörung: 'Was kann ich tun?'", sagt Seaman. Sie antworte dann immer: "Such' dir etwas, das du liebst, und setz' dich für den Schutz, für den Erhalt ein." Das könnten Tiger oder auch eine spezielle Schmetterlingsart oder irgendetwas anderes sein: "Aber dann sei du der Fürsprecher, der Kämpfer für diese eine Sache."

Eisberge von Reisefotografin Camille Seaman, Arktis, Antarktis, Erderwärmung

Quelle: Camille Seaman

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Camille Seaman kämpft weiter für ihre Eisberge. Doch fotografisch verfolgt sie mittlerweile ein anderes Projekt. Wieder geht es um Naturphänomene, um das Zusammenspiel von Wasser, Licht und Luft. Als Sturmjägerin knipst Seaman nun "Big Clouds", Wirbelstürme.

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Quelle: Illustration Jessy Asmus

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In dieser Serie stellt SZ.de interessante Reisefotografen vor. Bislang ging es mit ihnen in die Metropolen der Welt, nach Vietnam, tief unter die Meeresoberfläche, zu indigenen Stämmen auf den Philippinen und mitten in die deutsche Städtelandschaft, an Vulkankrater sowie zur wahren Seele der Eisberge, nach Südamerika, Hongkong, nach Taiwan, Island, Bangladesch, in die US-Südstaaten, nach "Senegambia" und Rio de Janeiro sowie in den glühenden Sommer von Tadschikistan. Weitere Episoden zeigten bereits Reisen durch Schottland, Afrika, Armenien, Myanmar, Rumänien, Iran, Spitzbergen und Georgien sowie die Lieblingsorte eines Globetrotters, der alle Unesco-Welterbestätten abbilden will.

© SZ.de/ihe/jobr
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