Reisefotograf Craig Ferguson:Verliebt in Taiwan

Fotograf Craig Ferguson wollte in Asien nur eine Auszeit machen - und blieb in Taipeh. Seither ist er Taiwan verfallen.

Von Katja Schnitzler

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Reisefotograf Craig Ferguson Taiwan Asien

Quelle: Craig Ferguson test

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Eigentlich wollte der Fotograf Craig Ferguson sich in Asien nur erholen: In Sydney hatte er sein Studium der Umweltwissenschaften abgeschlossen und gönnte sich ein Backpacker-Jahr in Asien. Fergusons recht vager Reiseplan war, sich durch Südostasien und Indien treiben zu lassen, solange das Geld reichte. Als ein Freund ihm Anfang 2003 vorschlug, Taipeh zu besuchen, war es schon längst um Craig Ferguson geschehen: "Zu sagen, ich hätte mich in den Kontinent verliebt, wäre eine Untertreibung." Alles habe sich richtig angefühlt, "wie heimkommen": das Essen, die Landschaften, die Kulturen. Ferguson blieb etwas länger als gedacht.

Im Bild: Laomei Green Reef an Taiwans Nordküste: Diese grüne Pracht ist so nur in den Monaten April und Mai zu sehen, wenn Algen die erstarrte Lava überziehen - und Ebbe ist.

Reisefotograf Craig Ferguson Taiwan Asien

Quelle: Craig Ferguson

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Ausgangspunkt für seine nun meist fotografisch motivierten Reisen durch Asien ist Taipeh, wo Craig Ferguson mit seiner Frau lebt: "Ich fand, die Stadt passt gut zu mir", sie vereine hochentwickelte Moderne mit jahrhundertealter Kultur. Die Liebe zu Land und Leuten zeigt sich in seinen Motiven - und in deren Bandbreite. Mal bohren sich Wolkenkratzer in das Blau der Abendstunde, mal ...

Im Bild: Der Elephant Mountain am Rand des Xinyi-Viertels ist Taipehs beliebtester Aussichtspunkt für einen Blick über die Metropole. In der Dämmerung erhebt sich der Wolkenkratzer Taipei 101.

Reisefotograf Craig Ferguson Taiwan Asien

Quelle: Craig Ferguson

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... arbeiten Metzger auf dem Markt in schachtelartigen Verkaufsständen. Wo andere Reisefotografen schnell eine Antwort parat haben, an welchen Ort sie in einem Land kein zweites Mal reisen wollten, ist Ferguson gewiss: "Den gibt es in Taiwan nicht."

Im Bild: Auf Taipehs Großhandelsmarkt wird Fleisch von den Knochen gelöst.

Reisefotograf Craig Ferguson Taiwan Asien

Quelle: Craig Ferguson

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Zwar sei auch er von ein paar Orten in Taiwan weniger begeistert gewesen - so schlimm, dass er niemals dorthin zurück wollte, sei aber keiner gewesen. Auch Plätzen oder Sehenswürdigkeiten, die schon millionenfach fotografiert wurden, kann er Spannendes abgewinnen. Sein Rezept gegen Klischees: Ortskenntnis und Geduld, sehr viel Geduld.

Im Bild: Nudeln wirken beim Trocknen im Freien wie riesige Hängematten.

Reisefotograf Craig Ferguson Taiwan Asien

Quelle: Craig Ferguson

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Wenn er bei einer Auftragsarbeit ein allzu bekanntes Motiv fotografieren soll, lässt er den Ort erst einmal auf sich wirken und versucht herauszufinden, wie er ihn anders als bisher, aber dennoch charakteristisch zeigen könnte. "Vor kurzem etwa wartete ich ab, dass sich das Licht und die Wolken änderten. So konnte ich eine Stunde später eine weitaus ungewöhnlichere Aufnahme machen."

Im Bild: Qingshan-Wasserfälle im Yangmingshan-Nationalpark

Qingshan Wang festival; Reisefotograf Craig Ferguson Taiwan Asien

Quelle: Craig Ferguson

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In der Reisefotografie sieht Craig Ferguson die Chance, tiefer in eine fremde Kultur zu blicken statt nur weithin bekannte Sehenswürdigkeiten zu betrachten. Er selbst genießt es, zu weniger oder nur bei Taiwanern beliebten Reisezielen zu fahren und für sich zu entdecken, nicht nur in Taiwan. So habe er vor vielen Jahren von einem buddhistischen Fest in Indien gehört, das nur unter Gläubigen berühmt war. Ferguson blieb einige Monate in dem indischen Dorf, freundete sich mit Mönchen und Pilgern an - und wurde in ihren Tempel eingeladen, um dort den Dalai Lama zu treffen.

Im Bild: Qingshan Wang oder der Herr des Grünen Berges ist eine Gottheit, die jedes Jahr in Wanhua, Taipeh, mit einem dreitägigen Fest geehrt wird.

Reisefotograf Craig Ferguson Taiwan Asien

Quelle: Craig Ferguson

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Weil aber nicht jeder wochenlang am selben Ort bleiben kann, um Nähe aufzubauen, empfiehlt Ferguson, statt zu typischen Touristenzielen lieber nach Taiwan zu reisen: "Japan oder Thailand ziehen viele westliche Besucher an, während Taiwan nicht auf deren Radar auftaucht." So lernten Urlauber die schönsten Plätze kennen, ohne dort gezwungenermaßen Teil eines Touristenstroms zu werden. Allerdings hat dieser Aspekt Taiwans auch einen Nachteil, gibt Ferguson zu.

Im Bild: Verlassene Untertassen im Viertel Wanli, Neu-Taipeh. Der finnische Architekt Matti Suuronen hat die Futuro-Häuser im Ufo-Stil entworfen; in Taiwan sollte Ende der 1970er-Jahre ein ganzes Dorf entstehen - doch der Finanzier ging pleite.

Reisefotograf Craig Ferguson Taiwan Asien

Quelle: Craig Ferguson

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Vor allem außerhalb größerer Städte sind manche sehenswerte Orte nur zu erreichen, wenn sich die Reisenden einen privaten Transport organisieren - was schwerfallen kann, wenn man kein Chinesisch beherrscht. Allerdings werden die Sprachbarrieren auch in Taiwan langsam niedriger und "die Menschen dort sind so freundlich und hilfsbereit, dass sie alles tun werden, um zu helfen".

Im Bild: Die "Zukunftshäuser" verfallen und werden wohl irgendwann doch einer tatsächlichen, modernen Ferienanlage weichen.

Fire Fishing; Reisefotograf Craig Ferguson Taiwan Asien

Quelle: Craig Ferguson

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Craig Ferguson empfiehlt Urlaubern, auf jeden Fall an die - übrigens gut erschlossene - Nordwestküste zu reisen. Zwar gebe es dort ein paar stärker frequentierte Orte, die von Tourbussen angefahren werden. Doch zwischen Tamsui und Keelung biete die Küste alles: Surfstrände, ungewöhnliche Felsformationen, Reisterrassen, Berge und heiße Quellen. Die Orte werden von lokalen Bussen verbunden, so dass die Reisenden einfach zu- und aussteigen, wo es ihnen gefällt - und dennoch am Abend wieder zurück in Taipeh sein können.

Im Bild: Nur noch drei oder vier Boote praktizieren in den Sommermonaten das traditionelle Fackelfischen nahe Jinshan an der Nordküste. Die Fische springen sogar in Richtung des hellen Scheins.

Reisefotograf Craig Ferguson Taiwan Asien

Quelle: Craig Ferguson

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Am liebsten ist und fotografiert Craig Ferguson auf den "turbulenten und ziemlich chaotischen" Tempelfesten, von denen viele außerhalb Taiwans gänzlich unbekannt sind, obwohl sie mit international berühmten Pilgerfesten mithalten könnten.

Im Bild: Qingshan-Wang-Festival

Reisefotograf Craig Ferguson Taiwan Asien

Quelle: Craig Ferguson

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Aus dem Studenten der Umweltwissenschaften ist ein Fotograf geworden, der seine Umgebung und ihre Schönheit entdeckt und für andere bewahrt - nur anders als ursprünglich gedacht.

Der Hafen von Donggang im Süden Taiwans ist einer der geschäftigsten den Landes. Vor allem Thunfisch wird hier entladen und weiterverarbeitet. Weitere Fotografien von Craig Ferguson unter craigfergusonimages.com .

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Quelle: Illustration Jessy Asmus

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In dieser Serie stellt SZ.de interessante Reisefotografen vor. Bislang ging es mit ihnen in die Metropolen der Welt, nach Vietnam, tief unter die Meeresoberfläche, zu indigenen Stämmen auf den Philippinen und mitten in die deutsche Städtelandschaft, an Vulkankrater sowie zur wahren Seele der Eisberge, nach Südamerika, Hongkong, nach Taiwan, Island, Bangladesch, in die US-Südstaaten, nach "Senegambia" und Rio de Janeiro sowie in den glühenden Sommer von Tadschikistan. Weitere Episoden zeigten bereits Reisen durch Schottland, Afrika, Armenien, Myanmar, Rumänien, Iran, Spitzbergen und Georgien sowie die Lieblingsorte eines Globetrotters, der alle Unesco-Welterbestätten abbilden will.

© SZ.de/ihe/lala
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