Milo Rau inszeniert Elfriede Jelineks „Burgtheater“ über den Hörbiger-Clan nach der NS-Zeit: ein wüster Abend, eine moralische Agitation, eine bizarre Posse. Und zum ersten Mal am Burgtheater.
Theatertreffen Berlin
:Wie war das mit der Relevanz?
Sparzwänge und rechte Attacken auf die Kultur ergeben einen bedrohlichen Zangengriff, doch die Szene beschäftigt sich beim Theatertreffen in Berlin lieber mit sich selbst.
Theater
:Das Auge bleibt trocken
Die berühmteste aller Liebesgeschichten: Elsa-Sophie Jach inszeniert „Romeo und Julia“ am Münchner Residenztheater mit einem spektakulären Bühnenbild.
Burgtheater Wien
:Königin Elisabeth
Die Schauspielerin Elisabeth Orth, Doyenne des Wiener Burgtheaters, ist 89-jährig verstorben – einen Tag, bevor an genau dieser Bühne ein Stück Premiere hat, das ihre Familiengeschichte thematisiert.
Österreich
:Burgtheater-Schauspielerin Elisabeth Orth ist tot
Elisabeth Orth stammte aus einer der bedeutendsten deutschsprachigen Schauspieler-Dynastien und lebte für das Theater. Abseits der Bühne engagierte sie sich gegen Rassismus und Diskriminierung.
Theater
:Nach 40 Jahren ist auch Wien bereit
Als Elfriede Jelinek 1985 die NS-Verstrickung des Schauspieler-Clans Hörbiger offenlegte, beschimpfte man sie als Nestbeschmutzerin. Jetzt wird ihr Stück „Burgtheater“ zum ersten Mal am Burgtheater aufgeführt.
Theater
:Meine Schwester, der Baum
Marie Schleef bringt am Wiener Akademietheater den Roman „Die Vegetarierin“ von der Literaturnobelpreisträgerin Han Kang auf die Bühne. Und. Zwar. Ganz. Ganz. Langsam.
Theater
:Der Chefdenker
Carl Hegemann war quirlig, extrovertiert, seine anarchische Energie hat die Berliner Volksbühne entscheidend mitgeprägt. Nun ist der Dramaturg und Philosoph gestorben.
Theater
:Wer springt, ertrinkt
Wann wird man vom Zeugen zum Mittäter? Mit dieser großen Frage beschäftigt sich die israelische Regisseurin und Autorin Yael Ronen in ihrem Thriller „Collateral Damage“ am Schauspiel Köln.
Münchner Kammerspiele
:Die Angst vorm eigenen Ich
Anspielen gegen die innere Leere: Lies Pauwels inszeniert Shakespeares „Was ihr wollt“ an den Münchner Kammerspielen.
Theater
:Telefon aus, keine Diskussion
Wer Entschleunigung und seinen Ruhepuls sucht, sollte eine der Zeitlupen-Inszenierungen von Marie Schleef besuchen. Das Beste daran: Gesprochen wird sehr, sehr wenig.
Festival „Radikal jung“
:Das Geheimnis guten Theaters
Keine Moden, außer den eigenen und viel Hoffnung auf die Zukunft: Das Festival „Radikal jung“ am Münchner Volkstheater zeigt, wie herrlich es auf den Bühnen weitergehen kann.
Ruhrfestspiele Recklinghausen
:Auch Oma hat gern Sex
Der französische Theatermacher Mohamed El Khatib nährt sich in „Das geheime Leben der Alten“ einem Thema, das vielen peinlich ist. Das Stück feierte bei den Ruhrfestspielen in Recklinghausen Premiere.
Nina Hoss in New York
:„Wenn ich erschöpft bin, ist das manchmal gerade gut“
Eine Begegnung mit der Schauspielerin Nina Hoss in New York, wo sie mit Tschechows „Kirschgarten“ auf der Bühne stand – und live miterlebte, wie Trump zum zweiten Mal an die Macht kam.
Film
:„Lass uns nur mal reinschauen“
Tausende VHS-Kassetten und DVDs lagerten im Keller des berühmten Filmkritikers Michael Althen – sein Sohn Artur hat diesen Schatz nun geborgen. Die Volksbühne Berlin nimmt ihn nun zum Anlass für ein Stück. Ein Gespräch über den Sinn des Sammelns.
Theater
:Vom Mann zum Menschen dank Kastration?
Bei der Premiere von Ernst Tollers Impotenz-Drama „Hinkemann“ 1923 schäumten die Nazis. Nun inszeniert es Anne Lenk am Deutschen Theater Berlin. Und siehe: Es ist gespenstisch aktuell.
Sarah Silverman
:Selten so wenig Alkohol bei einer Comedy-Veranstaltung gesehen
Derbe und harte Pointen haben Sarah Silverman Anfang der Nullerjahre berühmt gemacht. Die bestimmen noch immer ihre Shows – nur spricht die Komödiantin heute über das echte Leben.
Kulturpolitik
:Was wird aus diesem Mann?
Als Kulturstaatsminister nicht berufen, als Berlins Kultursenator eine Fehlbesetzung: Joe Chialos Ausflug in die Politik könnte bald beendet sein.
Theater
:Die Revolution war auch schon mal aufregender
In sieben Stunden durch die Hölle: Frank Castorf verbindet am Schauspiel Dresden Büchners „Dantons Tod“ mit Heiner Müllers „Der Auftrag“, doch am Ende macht der Kapitalismus einfach weiter.
Klassik
:Wie viel Wagner steckt in der „Gruppe Wagner“?
Das Hamburger Ensemble Sounding Situations klärt in „Wagner weltweit“ die Beziehung des Komponisten und seiner Musik zur russischen Söldnertruppe, die seinen Namen trägt – verzettelt sich dabei aber.
Theater
:Munter drehen sie sich im Kreise
Luk Perceval inszeniert Samuel Becketts „Warten auf Godot“ am Berliner Ensemble so, wie es wohl sein soll: als Spiel, mehr nicht.
Theater
:„Denken Sie an die Deutsche Bahn, der reine Beckett“
„Warten auf Godot“ von Samuel Beckett ist auch heute noch einer der rätselhaftesten Theatertexte. Jetzt hat sich Matthias Brandt am Berliner Ensemble tief hineingegraben. Was hat er da entdeckt?
Comedy: Celeste Barber
:Feminismus mit Werbeunterbrechung
Wir sind alle schön, wie wir sind, und die Perfekten sehen ziemlich albern aus: Das ist die Botschaft der australischen Comedienne Celeste Barber. Jetzt tritt sie live in einem nagelneuen, ausverkauften Club in Berlin auf. Aber Moment, da stimmt doch was nicht?
Theater
:Die Krönung von Kaiserin Steffi
Im Monolog „Elisabeth!“ von Mareike Fallwickl am Wiener Burgtheater lässt Stefanie Reinsperger es 100 Minuten lang krachen. Doch diese Schauspielerin hätte ein besseres Stück verdient.
Theater
:Und raus bist du
Rainer Werner Fassbinders Stück „Katzelmacher“ ist eine nüchterne Studie über Rassismus. An den Münchner Kammerspielen macht Emre Akal daraus eine Albtraum-Show über die Grenzenlosigkeit von Fremdenhass.
Stefanie Reinsperger als Elisabeth
:„Die Klischee-Sisi ist eine einzige Verklärung“
Zwei der berühmtesten Österreicherinnen finden jetzt zusammen: Stefanie Reinsperger spielt Kaiserin Elisabeth am Burgtheater in Wien. Und? Wie fühlt sich das so an?
Interview mit Julia Jentsch
:„Es ist eine große Herausforderung, ein Kind großzuziehen“
Julia Jentsch über die Tücken von Eltern-Kind-Beziehungen, darüber, warum ihr Vorsprechen an der Schauspielschule fast schiefgegangen wäre – und was ihr Plan gewesen wäre, wenn es mit der Schauspielerei doch nicht geklappt hätte.
Theater
:Immerhin haben wir gute Laune
Krisen sind noch lange kein Grund für Depression: Schorsch Kamerun lädt zu „Große Gewinne Schwere Verluste“ ans Deutsche Theater Berlin. Eine Mischung aus Zeitdiagnose und Party.
Theater–Highlights am Broadway
:Sieben Sarah Snooks gleichzeitig
Der „Succession“-Star überzeugt mit einer multiplen Performance am New Yorker Broadway – in einer Theatersaison der Stars, in der auch George Clooney, Denzel Washington und Sadie Sink für lange Schlangen sorgen.
Zirkus
:Der Clown stirbt aus
Der Zirkus von heute muss einen Spagat meistern: Die Menschen sehnen sich nach analoger Unterhaltung, doch in der Manege reichen die klassischen Künste nicht mehr aus. Was ist seine Zukunft?
Theater
:Warten auf den nächsten Gag
Gezappel und Klamauk: Claudia Bauer inszeniert „Warten auf Godot“ am Münchner Residenztheater – und scheitert an Samuel Beckett.
„Mond“ im Kino
:Holzinger als Kampfsport-Amazone
Kurdwin Ayubs dunkler Thriller „Mond“ lässt den österreichischen Performance-Star leuchten – als ehemalige Profisportlerin, die versucht, drei jordanische Schwestern zu befreien.
Berliner Ensemble
:Rumpeln hinter den Kulissen
Das Berliner Ensemble in Aufruhr: Eine Abteilungsleiterin wurde freigestellt, dann ist der Co-Geschäftsführer gegangen. Auch gegen den Intendanten gibt es anonyme Vorwürfe.
Antje Rávik Strubels Roman „Der Einfluss der Fasane“
:Feuilleton am Limit
Antje Rávik Strubel traut sich was. Sie bringt einen „Me Too“-Roman heraus – ihren zweiten – und geht damit ein zweifaches Risiko ein.
Theater
:Familienfeier für einen Schreibtischtäter
Das Theater Oberhausen verbindet in „Bruder Eichmann / Geschwister Eichmann“ zwei Texte über den Administrator des Holocaust. Ein Abend über die Banalität des Bösen.
„The Critic“ im Kino
:Weniger Beauty, mehr Biest
Ein arroganter Theaterkritiker im London der Dreißigerjahre soll durch eine Intrige gestürzt werden. „The Critic“ ist ein Thriller über die Lust an der Selbstzerstörung in Zeiten von Hass, Gewalt und Zynismus.
Volksbühne Berlin
:Alles andere als gemütlich
Lebende und tote Prominente, Liedeinlagen und eine gewisse Kälte: Christoph Marthaler und Anna Viebrock inszenieren an der Berliner Volksbühne „Wachs und Wirklichkeit“ als Endstation einer untergehenden Zivilisation.
Favoriten der Woche
:Was wir von der KI lernen können
Künstliche Intelligenz auf der Bühne in Zürich und beim „Sonntagsrätsel“. Und Beethovens Cellosonaten. Die Kulturempfehlungen der Woche aus dem SZ-Feuilleton.
„Die Abweichlerin“ am Hamburger Schauspielhaus
:Nicht von dieser Welt
Lina Beckmann spielt in „Die Abweichlerin“ Tove Ditlevsen am Hamburger Schauspielhaus. Nicht als psychisch Kranke, sondern als radikal selbstbestimmte Frau.
Interview mit Autorin Yasmina Reza
:Verlieren wir die Kontrolle, Frau Reza?
Wenn normalen Menschen die Sicherungen durchbrennen: Für ihre Geschichten recherchiert Yasmina Reza seit mehr als einem Jahrzehnt in Gerichtssälen. Ein Gespräch über Leidenschaften, Entgleisungen und eine Gegenwart, mit der Schriftsteller kaum noch konkurrieren können.
Arbeitsbedingungen am Theater
:„Bis die Anschuldigungen aufgeklärt sind“
Nach einem Bericht über mutmaßliche Missstände am Berliner Ensemble lassen zwei Künstlerinnen die Inszenierung von „#Motherfuckinghood“ vorerst pausieren. Aus Solidarität und als Protest.
„Sturmhöhe“ am Schauspielhaus Bochum
:Das System sprengen
Passend zum Weltfrauentag hat Claudia Bossard in Bochum Emily Brontës Jahrhundertroman „Sturmhöhe“ mit Wut und Wucht auf die Bühne gebracht. Eine dringend notwendige Inszenierung.
Tschechows „The Seagull“ in London
:Ein kleines Wunder
Virtuos, komisch und klug: Thomas Ostermeier hat am Londoner Barbican-Theater Tschechows „Die Möwe“ inszeniert, mit Cate Blanchett als Arkadina. Was für ein Theaterabend.
SZ MagazinTheater
:Wie Lena Brasch die Theaterwelt umkrempelt
Stücke unter eineinhalb Stunden, weniger Hochkultur und nicht so theatral: Lena Brasch macht als Regisseurin vieles anders, mit großem Erfolg. Dabei geht sie geradezu beschwingt mit dem Vermächtnis ihrer berühmten und konfliktreichen Familie um.
Tanztheater Wuppertal
:Intendant und Choreograf Boris Charmatz gibt auf
Das Wuppertaler Tanztheater Pina Bausch findet zu keiner steten Form. Was hinter Charmatz’ Abgang steckt.
Don Karlos am Münchner Volkstheater
:Was ist die Freiheit?
Christian Stückls „Don Karlos“ am Münchner Volkstheater kommt ohne aufregende Referenzen und aktualisierende Ideen aus. Und prallt dennoch mit voller Kraft ins Jetzt.
„Mephisto“ in den Münchner Kammerspielen
:Der Teufel im Detail
Erst spät wird klar, warum Jette Steckels Inszenierung von Klaus Manns „Mephisto“ ein wichtiges Stück ist. Lange Zeit ist es eine allzu beflissene Literaturumsetzung.
Theater
:Klassenkampf de luxe
Revolutionslust am Berliner Ensemble: Bertolt Brechts „Die heilige Johanna der Schlachthöfe“ ist ein rares und abgründiges Vergnügen.
Theater
:Im Leerlauf
So durchgeknallt es auch sei: Auch Regieshootingstar Fritzi Wartenberg kann in Köln nicht vermeiden, dass das aufgekratzte Sozialneiddrama „Jeeps“ von der Realität überholt wird.
Rabenhof Theater Wien
:Bussi, Bussi!
Stefanie Sargnagel, Österreichs lustigste Autorin, war auf dem Opernball und hat ein wildes Stück darüber geschrieben. Das ist einfach nur zum Lachen.