Am Münchner Volkstheater inszeniert Ran Chai Bar-zvi „Caligula“ von Albert Camus über den grausamen römischen Kaiser. Aber wo bleibt das Grauen?
Residenztheater „Sankt Falstaff“
:Männer, die an Gefühlen scheitern
Saufen, schlagen, siegen wollen: „Sankt Falstaff“ am Münchner Residenztheater hätte ein nerviger Abend werden können. Die Inszenierung von Alexander Eisenach aber ist ein eiskaltes Lehrstück in maskulinem Machtgebaren.
Hamburgs Kultursenator Carsten Brosda
:„Kultur ist für alle da“
Kunst sei demokratierelevant, weil sie gegen Popularisierung wirke, sagt Carsten Brosda. Der Hamburger Kultursenator der SPD fordert deshalb, die subventionierte Kultur in Deutschland zu schützen.
Theatertreffen
:Freude am Exzess
Albträume, Queerness und eine opulente Messe: Die Auswahl zum Berliner Theatertreffen ist erfreulich vielfältig.
Thalia-Theater Hamburg
:Wer zu spät kommt, den bestrafen die Götter
Christopher Rüping inszeniert am Thalia-Theater Hamburg „Ajax und der Schwan der Scham“, einen Abend über die Schande, Zweiter zu sein. Gute Idee, aber nur zweitbestens umgesetzt.
Migration & Theater
:Zu Gast als Arbeiter?
Selen Karas musikalisches Stück „Istanbul“ ist ein Publikumsrenner. Gerade hat es die Intendantin des Theaters Essen dort neu inszeniert. Was ist sein Erfolgsgeheimnis?
Kultursponsoring
:Wollten Sie immer schon ein Theater nach sich benennen?
Dazu besteht in Görlitz die Chance, wo die Namensrechte des Theaters zum Verkauf stehen. Warum Sponsoring auch im Kulturbereich helfen könnte.
Neuer Text von Peter Handke
:Verzweiflung? Ihr könnt mich, alle!
Ein Büchlein als Heilmittel gegen politische Hysterie: Der Literaturnobelpreisträger Peter Handke denkt in „Schnee von gestern, Schnee von morgen“ entspannt über die Unbill der Zeit nach.
Oper
:Clowns des Untergangs
Alles geht zu Ende? Noch nicht: György Kurtágs Beckett-Oper „Fin de partie“ an der Berliner Staatsoper.
„Future Macbeth“ am Berliner Ensemble
:Krise? Welche Krise?
Der Ukrainer Stas Zhyrkov bringt eine herrlich überdrehte „Macbeth“-Variation ans Berliner Ensemble - mit lieben Grüßen an Wladimir Putin.
Nachruf auf Otto Schenk
:Der große Schmäh
Er war ein Publikumsliebling, der noch selbst ans Telefon ging, wenn die Zeitung anrief: Zum Tod des Wiener Schauspielers, Regisseurs und Humoristen Otto Schenk.
Necati Öziri am Gorki-Theater
:Irgendwo muss das schöne Leben sein
Aus einer Geschichte vom abwesenden Vater wird die der pragmatischen Mutter in Hakan Savaş Micans Adaption von Necati Öziris Roman „Vatermal“ am Berliner Gorki-Theater: Eine knallrote Show gegen den Sozialkitsch.
Das Beste von 2024
:Die fünf, die bleiben
Auf einen Blick: Was man 2024 gehört, gesehen und gelesen haben muss. Nur eine Handvoll Höhepunkte des Jahres.
Sigourney Weaver am Londoner West End
:Ihr Wille geschehe
Sigourney Weaver gibt mit „Der Sturm“ ihr Debüt am Londoner West End. Kann der Hollywoodstar auch Shakespeare?
Favoriten der Woche
:23 Minuten mehr Wahnsinn
Ein Nachschlag von einem der besten Filme, die je gedreht wurden, ein Countertenor auf romantischen Abwegen und die Zukunft des gestreamten Theaters: besondere Empfehlungen der Woche aus dem SZ-Feuilleton.
Zum Tod von Hermes Phettberg
:Die Engel tragen Jeans
Hermes Phettberg suchte immer nach seinem Platz in der Welt. Er fand ihn erst im Theater, dann im Fernsehen, das nie mehr so wahrhaftig war wie unter ihm. Zum Tod eines legendären Moderators und großen Menschen.
Sophokles in Zürich
:Den Frauen gehört die Hoffung
Jossi Wieler inszeniert am Schauspielhaus Zürich Sophokles’ merkwürdigstes Stück als feministische Übung. Seine leidensbereiten Heldinnen sind ein Ereignis.
Berliner Schaubühne
:Es ist ein Elend
Yael Ronens neues Stück „Replay“ an der Berliner Schaubühne ist überfrachtet und bezieht sich auf ein politisch fragwürdiges Werk. Hat die Regisseurin ihren analytischen Blick aufgegeben?
Münchner Kammerspiele
:Der nackte Wahnsinn
„Proteus 2481“ von Thomas Köck an den Münchner Kammerspielen hätte zum Anarchie-Zirkus implodieren können. Dass das nicht passiert, liegt vor allem an einem grandiosen Samuel Koch.
Salzburger Festspiele
:Friede und Stillschweigen
Marina Davydova wollte gegen ihre Entlassung klagen. Nun haben sich die einstige Schauspieldirektorin der Salzburger Festspiele und das Direktorium außergerichtlich geeinigt.
Kulturpolitik
:„Verachtung der Kultur“
Die Berliner Politik spiele das einfache Volk gegen angeblich elitäre Opernbesucher aus: In der Debatte um Etatkürzungen wirft Ulrich Matthes dem Regierenden Bürgermeister und dem Kultursenator „AfD-Rhetorik“ vor. Ein Gespräch.
René Pollesch
:Danke für die Party
Nach René Polleschs Tod endet auch seine einzigartige, kollaborative Form des Theaters. Fünf seiner erfahrenen Schauspieler zeigen in der Volksbühne in Berlin einen letzten Abend in seinem Sound: „Der Schnittchenkauf“.
Tanz in Israel
:Das ist der Schmerz
Der israelische Tanz gilt als extrem politisch und progressiv, noch dazu ist er ein Talentreservoir für den Westen. Wie geht es der Szene im Krieg? Eine digitale Exposure liefert beeindruckende Antworten.
Molnárs „Liliom“ am Burgtheater
:Elegie auf einen Schweinehund
Am Wiener Burgtheater inszeniert Philipp Stölzl Molnárs knallhartes Vorstadt-Märchen „Liliom“ so, wie man es noch nie gesehen hat.
Judi Dench zum 90. Geburtstag
:Die Shakespeare-Jukebox
Star der großen Bühnen, Oscargewinnerin und im Kino Chefin von James Bond: Dame Judi Dench, englisches Nationalheiligtum, wird 90.
Theater
:Er ist wieder da
„Endsieg“ heißt ein neuer Text von Elfriede Jelinek, den sie zwei Wochen nach Trumps Wahl veröffentlichte. Falk Richter bringt ihn in Hamburg auf die Bühne – mehr als Fassungslosigkeit transportiert er aber nicht.
Salzburger Festspiele
:„Der wahre Grund ist ein anderer“
Marina Davydova war bis vergangene Woche Schauspieldirektorin der Salzburger Festspiele. Jetzt klagt sie gegen ihre Entlassung wegen einer nicht angemeldeten Nebentätigkeit.
Sparpläne für die Kultur
:Wird Berlin für international renommierte Künstler unattraktiv?
Designierte Theaterleiter treten von ihren Jobs zurück, bevor sie die überhaupt angefangen haben. Das zeigt: Die Kulturszene hat das Vertrauen in Senator Joe Chialo verloren.
Theater
:Wenn schon Klamotte, dann richtig
Thomas Ostermeier zeigt an der Berliner Schaubühne Maja Zades „changes“. Er setzt dabei auf ehemalige „Tatort“-Kommissare. Späßchen in bitteren Zeiten? Ja, aber auch ein schaler Vorgeschmack auf die Berliner Kultureinsparungen.
Interview mit Jens Harzer
:„Beim Umdrehen nimm die ganze Welt mit“
Der Schauspieler Jens Harzer über die verkannten Stücke von Botho Strauß, den klaren Kopf von Sandra Hüller und über den „Augenweg“ auf der Bühne – weshalb man sein Gegenüber anschauen sollte.
Botho Strauß wird 80
:Selbstvergessene Einsamkeitsvirtuosen
Jahrzehntelang war er einer der meistgespielten Autoren auf deutschsprachigen Bühnen, dann verlor er sich in elitärem Konservatismus: zum 80. Geburtstag von Botho Strauß.
Theater und Kulturpolitik
:„Unsere Manövrierfähigkeit ist nicht sehr groß“
Auch an den Münchner Kammerspielen muss gespart werden. Aber woran? Geschäftsführer Oliver Beckmann über Gagen, Kunst und die Frage, wie viel von einem Euro auf der Bühne landet.
Kulturpolitik
:Geld ins Theater oder ins Schwimmbad stecken?
Viele Kommunen müssen sparen und stecken vielleicht bald in einem Dilemma. Warum ein guter Plan jetzt so wichtig für die Kultur wäre.
Salzburger Festspiele
:Marina Davydovas Vertrag ist aufgelöst
Die Salzburger Festspiele trennen sich von ihrer Schauspieldirektorin. Der Grund: Verstoß gegen „Dienstpflichten“.
Münchner Kammerspiele
:Wer hat hier wen so ruiniert?
Felicitas Brucker inszeniert an den Münchner Kammerspielen den „Baumeister Solness“ von Henrik Ibsen. Als Albtraum eines quälenden Mannes – und als Aufstand der von ihm Gequälten.
Deutsches Theater Berlin
:Party für einen Trotzigen
Im Deutschen Theater Berlin feiern Tom Kühnel und Jürgen Kuttner den zerrissen-genialen Künstler Thomas Brasch mit Texten und Gedichten.
Die Reihe „Plattenspieler“ an der Berliner Volksbühne
:Wie sind wir denn so schnell hier gelandet?
Als wäre man live in einer dieser Radiosendungen, die ein Leben umkrempeln können: Thomas Meinecke und Diedrich Diederichsen spielen sich an der Berliner Volksbühne Platten vor und reden drüber.
Baukosten
:Teurer, später, nerviger
Überall werden Theater und Opern saniert – und ein Baukosten-Skandal folgt dem nächsten. Was bedeutet das für die Liebe des Publikums zur Kunst? Nichts Gutes.
Berlin
:Die drastischen Kürzungen werden die Kultur auf Dauer beschädigen
Der Berliner Kultursenator Joe Chialo agiert erstaunlich unprofessionell, aber auch die Branche muss endlich erkennen: Solidarität einfordern kann nur, wer selbst solidarisch ist.
Theater
:Es gibt noch Hoffnung
Anna-Sophie Mahler inszeniert Tennessee Williams’ „Camino Real“ mit der Band „Calexico“ am Wiener Volkstheater. Das ist nicht weniger als die Schöpfung eines neuen Genres.
Musical
:Menschenwurst im Angebot
Barrie Kosky inszeniert an der Komischen Oper in Berlin das Grusel-Musical „Sweeney Todd“. Er zeigt, warum kein anderes Haus derzeit zu solch einer fulminanten Show fähig sein dürfte.
„Eine Zierde für den Verein“ am Residenztheater München
:Ihr Körper, seine Entscheidung
Der Frauenhass und das männliche Machtgebaren in Marieluise Fleißers „Eine Zierde für den Verein“ kommen einem bekannt vor. Am Residenztheater inszeniert Elsa-Sophie Jach den Text eindrucksvoll schnörkellos.
Theater
:Die Interdisziplinäre
Die Architektin, Kuratorin und Dramaturgin Çağla Ilk soll ab 2026 das Berliner Gorki-Theater leiten.
„Ihsane“ am Grand Théâtre in Genf
:Versöhnung mit der Vergangenheit
Plastisch und fantastisch: Der Choreograf Sidi Larbi Cherkaoui spürt in Genf seiner eigenen belgisch-marokkanischen Identität nach.
Rechtsstreit um Lindenberg-Musical
:Zehn Jahre Streit, fünf Millionen Euro
Nach einem seit 2014 andauernden Verfahren steht fest: Autor Thomas Brussig wurde für das Musical „Hinterm Horizont“ nicht ausreichend bezahlt. Kommt der Mammutprozess nun durch eine Mammutzahlung zu einem Ende?
Kulturpolitik
:Wo bleibt der gute Plan?
Es wird gekürzt, es wird gespart, doch wie es mit ihrer Arbeit weitergeht, wissen viele Berliner Künstler nicht - und demonstrieren. Es ist ein Hilferuf an die Hauptstadt und an einen wirkungslosen Kultursenator Chialo.
Theater
:Urknall der Schuld
Rasant und ungeheuer gut: Der neue Direktor Stefan Bachmann bringt Stefano Massinis „Manhattan Project“ am Wiener Burgtheater heraus.
Joachim Meyerhoff
:„Irgendwie ist man halt auch Muttersöhnchen“
Joachim Meyerhoff ist überzeugt, dass erst die Autokorrektur ihn zum Schriftsteller gemacht hat. Ein Gespräch über die neueste Folger seiner Bestseller-Roman-Reihe „Alle Toten fliegen hoch“ und den besten Ort, wenn man Urlaub von allem braucht.
„Gittersee“ am Berliner Ensemble
:Gegen die Verpanzerungen
Charlotte Gneuß’ DDR-Roman hat im vergangenen Jahr eine Kontroverse ausgelöst. Jetzt nimmt ihn eine Inszenierung am Berliner Ensemble so ernst, wie er es verdient.
Theater
:Klebt an der Vorlage
Christian Stückl inszeniert am Münchner Volkstheater Daniel Kehlmanns Roman „Lichtspiel“. Es geht um die Nazi-Verstrickungen des Regisseurs G. W. Pabst.