"Der Besuch der alten Dame" am Münchner Volkstheater:Das Erbe des Schweigens

Lesezeit: 3 min

Ein Baum des Lebens? Eher nicht. Beim "Besuch der alten Dame" im Münchner Volkstheater wurzelt die Gesellschaft im Unheil vergangener Zeiten. (Foto: Gabriela Neeb)

Regisseurin Sapir Heller verlegt Friedrich Dürrenmatts Klassiker "Der Besuch der alten Dame" in die Enkelgeneration und zeigt mit ihrem starken Abend: Die Vergangenheit lässt sich nicht begraben.

Von Yvonne Poppek

Die Entschuldigung kommt spät. Längst reicht sie nicht mehr. Zu lange war das Schweigen über allem gelegen. So lange, dass Alfred Ill selbst nicht weiß, was ihm eigentlich leidtut. "Das mit deiner Oma", stammelt er. "Mein Opa. Mit uns. Alles, alles." Alfred Ill ist ein Gejagter geworden, eine Milliarde Kopfgeld hat Claire Zachanassian aus Rache auf ihn ausgesetzt. Todesangst zersetzt Ill. Verzweiflung. Einsamkeit. Er hat der Menschheit in ihre hässliche Fratze geblickt. Und wofür? "Ich habe doch nichts getan", sagt er. Das Vergehen, für das er bestraft werden soll, liegt zwei Generationen zurück. Aber ist es deswegen verschwunden?

Zur SZ-Startseite

SZ PlusMusical-Premiere in München
:Vergesst mal Mozart!

Bei der Welturaufführung von "Zauberflöte - das Musical" im Deutschen Theater gelingt nicht alles, aber sehr viel.

Von Jutta Czeguhn

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: