Mitten in Hof:Hauptstädter, ihr schafft das!

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Wasserschaden? Damit kennen sie sich aus am Theater in Hof. (Foto: Olaf Przybilla)

Auch wenn das wenige glauben mögen: Der Blick von Berlin nach Oberfranken hat eine lange Tradition. Jetzt hat eine Sprinkleranlage das Berliner Ensemble halb absaufen lassen. Und wer gibt Hoffnung in dieser dunklen Stunde? Hof.

Glosse von Olaf Przybilla, Hof

Um gleich mal den Spöttern den Wind aus den Segeln zu nehmen: Aber natürlich haben sie in Berlin oft schon maximal aufmerksam in Richtung Hof geblickt. Nein, nicht des dort mal (ernsthaft) geplanten Flughafens wegen. Wobei man selbst in dieser Angelegenheit von Oberfranken hätte lernen können in Berlin: In Hof nämlich haben sie den fast schon eingetüteten Airport wieder abmoderiert und die bereits vorhandene Piste zum Ausprobieren von Autos umgewidmet, als sie gemerkt haben, dass so ein Neubau eines großen Landedings für Flugzeuge eine eher mittel schlaue Idee ist. War in Berlin bekanntlich anders, tja.

Nein, der Berliner Blick gen Hof war anderer Art, ernsthafter. Spuren davon kann man heute noch im Hofer Land entdecken, wo es ganze Feriensiedlungen gibt, die mal nahezu ausschließlich von Berlinern bevölkert waren. Ein "wa?!" ist da auch heute noch gelegentlich zu hören, Grund und Boden haben bekanntlich Bestand. Aber natürlich hat die Wir-investieren-in-Hof-Begeisterung in Berlin abgenommen nach 1989. Davor? Galt Hof gewissermaßen als Berliner Naherholungsgebiet. Immer nur Wannsee war irgendwann uncool, die Ferienmöglichkeiten rechts und links entlang der Transitautobahn in den Westen wirkten überschaubar. Also ein Häuschen in Hof, Frankenwald, Wochenendglück.

Gerne übrigens verziert mit Sahnehäubchen, einem Besuch beim BRD-Lagerfeuer schlechthin: "Wetten, dass ..." Ja, das kam auch oft aus Hof, Oberfranken, warum auch immer.

Nun werden die Hofer als solche immer weniger, die Stadt schrumpft und das durchaus nicht aus small-is-beautiful-Erwägungen. Aber ein Blick aus der Hauptstadt nach Hof lohnt immer noch, gerade jetzt wieder, wo das Berliner Ensemble in der Pause von Tschechows "Iwanow", nun ja, so halb abgesoffen ist. Die Löschtanks des Hauses fassen dort 150 000 Liter, die (aus welchen Gründen auch immer in Gang gesetzte) Sprinkleranlage in Berlin freilich begnügte sich mit 15 000 Litern, um Bühnenraum und Unterbühne mal geschwind unter Wasser zu setzen.

15 000 Liter auf der Bühne? Das kennt Florian Lühnsdorf nur zu gut. Er ist kaufmännisch-technischer Geschäftsführer am Theater Hof und hat, klar doch, Wurzeln in Berlin. In Hof hatten sie im Februar 2022 ebenfalls mit exakt 15 000 Bühnen-Litern zu kämpfen, insofern hat Berlin da offenbar sehr genau hingeschaut. Allerdings war es in Hof ein etwas übereifriger Mann an der Pforte, der helfen wollte, den eisernen Vorhang - jenen im Theater - anzuheben. Und dabei offenbar den falschen Knopf drückte. Nicht Vorhang rauf. Sondern Wasser runter.

Jetzt möchte Lühnsdorf natürlich nicht dumm daherreden, über Berlin schon gar nicht. Aber ja doch: Vor knapp zwei Monaten musste am Haus zwar noch eine Wasserschadenspätwirkung korrigiert werden, ansonsten aber ist man über den Berg in Hof. Und die Versicherung hat auch bezahlt. Grüße also aus Oberfranken nach Berlin: Ihr schafft das.

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