"Wo ist eigentlich der Kapitän?", fragt einer der Männer, nachdem die Pequod schon längst auf hoher See ist und der Theaterabend im Münchner Residenztheater (sehr) allmählich Fahrt aufgenommen hat. Gute Frage. Es verhält sich mit Herman Melvilles Kapitän Ahab wie mit Friedrich Schillers Feldherrn Wallenstein: Der Chef lässt lange auf sich warten. Das steigert die Erwartungshaltung und die Fama. Wenn Ahab (Barbara Horvath) dann nach gefühlt einer Stunde endlich in Erscheinung tritt, beschwört er vor dem Schädel eines Wals - hier als 3-D-Video-Skelett-Projektion - die Majestät jenes gewaltigen Meeressäugers, den zu jagen und zu erlegen zu seiner Lebensaufgabe, ja, zu einer Obsession geworden ist: Moby Dick. Im Kampf mit dem "weißen Teufel" hat Ahab einst ein Bein verloren. Aber es treibt ihn mehr als Rache an. Es ist existenzieller, universeller. Es ist ein Kampf Mensch versus Natur, von Melville einzigartig beschrieben in seinem 1851 erschienenen Jahrhundertroman.
"Moby Dick" im Münchner Residenztheater:Mutanten der wässrigen Welt
Lesezeit: 5 min
Stefan Pucher inszeniert im Münchner Residenztheater "Moby Dick" nach dem Roman von Herman Melville als nachtdunklen Theaterabend.
Von Christine Dössel
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