Der Milliardär Klaus-Michael Kühne schenkt Hamburg ein neues Opernhaus, und Kultursenator Carsten Brosda beruhigt Kritiker – Budgetüberschreitungen gehen nicht auf Kosten der Bürger.
Münchner Residenztheater: „Salome“
:Glotzt nicht so gierig
Bibel, Feminismus, Hitler: Am Münchner Residenztheater inszeniert Ewelina Marciniak sehr frei nach Oscar Wilde eine arg überladene „Salome“. Ein großer Moment bleibt aber doch.
Hafencity
:Hamburg bekommt eine neue Oper
Ein Milliardär will eine Oper in der Hafencity stiften. Die Stadt war anfangs skeptisch, nun soll das Gebäude aber gebaut werden.
Vergessene Oper von Richard Strauss an der Bayerischen Staatsoper
:Brüchiges Stück für eine unruhige Zeit
Eine selten gespielte Wiederentdeckung an der Bayerischen Staatsoper: Für Regisseur Claus Guth erzählt Richard Strauss’ „Die Liebe der Danae“ auch viel über den aktuellen Zustand der Welt.
Der fliegende Bariton Gerrit Illenberger
:Über den Wolken muss das Singen wohl grenzenlos sein
Als Segelflugsportler und Raumfahrtingenieur kennt sich Gerrit Illenberger aus mit dem Fliegen auf Sicht. Notlandungen sind für den Bariton Routine. Beste Basis für eine Sängerkarriere. Da kann er auch schon mal für Christian Gerhaher einspringen.
Opernpremiere: "Alcina" im Gärtnerplatztheater
:Spitzentöne im Spießerparadies
Die Inszenierung von Georg Friedrich Händels Oper „Alcina“ wird am Gärtnerplatztheater zum Fest der Stimmen - nur gibt es leider auch ein Bühnenbild.
Oper
:Wo, wenn nicht hier?
Subtile Botschaft, leuchtende Schönheit: Intendant Stephan Märki entdeckt für das Staatstheater Cottbus Zemlinskys Oper „Kleider machen Leute“
Die Stimme der Callas
:Hochrisiko-Gesang
Für viele ist sie die größte Opernsängerin aller Zeiten. Die hochdramatische Sopranistin Maria Callas hatte nicht nur ein außergewöhnliches, filmreifes Leben – sie hatte eben auch eine außergewöhnliche Stimme.
„Maria“ im Kino
:Die Welt ist eine Oper
Angelina Jolie spielt die Callas in Pablo Larraíns „Maria“. Der Film über die große Diva verspricht Flucht aus einer nervösen Gegenwart – bleibt aber in der Vergangenheit stehen.
Oper und Revolution
:„Die Unsterblichen müssen menschlich werden“
Regisseur Peter Sellars triumphiert an der Pariser Oper mit „Castor et Pollux“ von Jean-Philippe Rameau. Und erklärt im Gespräch, warum das Stück revolutionär und, klar, ein Meisterwerk ist.
Favoriten der Woche
:Feel hilft viel
Eine Pop-Wortakrobatin, ein Erfurter, der Venedig erfand, und eine experimentelle Putin-Oper – die Kulturempfehlungen der Woche aus dem SZ-Feuilleton.
Deutsche Oper Berlin
:Ohne Zusatz von Kitsch
Wenn Tobias Kratzer, der begehrteste Opernregisseur der Gegenwart, in Berlin Richard Strauss’ „Frau ohne Schatten“ inszeniert, führt das auf fulminante Weise in den Waschsalon.
Brechts Oper „Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny“ in Augsburg
:Untergang als Mitmachtheater
Jochen Biganzoli inszeniert in Augsburg Brechts Oper „Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny“ temporeich und unbequem aktuell. Die Zuschauer sind mittendrin im Geschehen, es werden sogar Warnwesten verteilt.
Das Olympia-Attentat als Oper
:„Sie brachten nichts anderes als den Tod“
Wie stellt man das Unsagbare auf die Bühne? Der Komponist Michael Wertmüller hat eine Oper über das Olympia-Attentat 1972 geschrieben. Die Uraufführung in Hannover ist ein beklemmendes Ereignis.
Was läuft im Musiktheater?
:Münchner Opernpremieren und ein unverhoffter Einspringer
Sein Wotan-Debüt in Paris musste Ludovic Tézier aus gesundheitlichen Gründen absagen, wieder fit, springt der französische Star-Bariton nun an der Bayerischen Staatsoper ein. Dort steht auch eine besondere Strauss-Premiere an.
Hamburgs Kultursenator Carsten Brosda
:„Kultur ist für alle da“
Kunst sei demokratierelevant, weil sie gegen Popularisierung wirke, sagt Carsten Brosda. Der Hamburger Kultursenator der SPD fordert deshalb, die subventionierte Kultur in Deutschland zu schützen.
Konzertante Oper im Prinzregententheater
:Zauberhafte Wiederentdeckung
Das Münchner Rundfunkorchester präsentiert im Prinzregententheater die Opernrarität „Mazeppa“ von Clémence de Grandval.
Oper
:Clowns des Untergangs
Alles geht zu Ende? Noch nicht: György Kurtágs Beckett-Oper „Fin de partie“ an der Berliner Staatsoper.
Die Sopranistin Amina Edris
:Diese strahlende Stimme
Sie kommt aus Kairo, hat in Neuseeland, Cardiff und San Francisco Operngesang gelernt und startet von Paris aus ihre Weltkarriere. Ein Treffen mit der fantastischen Sopranistin Amina Edris.
Nachruf auf Otto Schenk
:Der große Schmäh
Er war ein Publikumsliebling, der noch selbst ans Telefon ging, wenn die Zeitung anrief: Zum Tod des Wiener Schauspielers, Regisseurs und Humoristen Otto Schenk.
Jonas Kaufmann gibt seinen Einstand bei Tiroler Festspielen
:Wie schlägt sich Münchens Lieblingstenor als Intendant in Erl?
Die „Bohème“ ist die erste große Neuinszenierung unter Jonas Kaufmanns Ägide bei den Tiroler Festspielen. Die Inszenierung gelingt, doch wie findet er sich in seine neue Rolle? Bleibt er so nahbar wie gewohnt?
Schauspielerin Sunnyi Melles an der Bayerischen Staatsoper
:„Ich will auch durchs Falschmachen weiterkommen“
Jüngst bereicherte sie die Serie „Die Zweiflers“, jetzt zieht es sie in die Oper: Sunnyi Melles übernimmt in München die Sprechrolle der Duchesse de Crakentorp in Donizettis „La Fille du régiment“. Ein Gespräch über Humor und die Liebe zu ihrem Beruf.
Aktuelles Lexikon
:Semperoper
Dresdens Magnet für Besucher und Kulturhungrige, nun Schauplatz seltsamer Attacken von Atemnot.
Fotoprachtband
:Sternstunden der Bayerischen Staatsoper
Anna Netrebko als Lady Macbeth, die Gruberova bei ihrem letzten Münchner Vorhang, Kristīne Opolais als Nixe im Aquarium – Wilfried Hösl, über Jahrzehnte Theaterfotograf der Staatsoper, bringt mit seinen Fotos die Erinnerung an große Stimmen und Inszenierungen zurück.
Seltene Offenbach-Operette
:Regensburg reist zum Mond
Jacques Offenbach komponierte mit „Le voyage dans la lune“ eine entzückende Operette. Die Begegnung mit den rückständigen Mondbewohnern sollte öfter zu sehen sein. In Regensburg kommt nun die dortige Erstaufführung auf Deutsch heraus.
Beethoven in Basel
:WG gesucht
Worin unterscheiden sich Wohnen und Angekommen-Sein? Der Frage geht Christoph Marthaler am Theater Basel nach – mithilfe wenig bekannter Motive von Ludwig van Beethoven.
Nürnbergs Oper und NS-Architektur
:Die Meistersinger vom Nazi-Bau
Auf dem Reichsparteitagsgelände wird ein Opern-Interim gebaut. Nach langem Streit wird damit auch in Nürnberg der Umgang mit NS-Architektur so pragmatisch wie in Berlin oder München.
Südkurve statt Scala
:Warum Jonas Kaufmann lieber mit den Bayern-Fans grölte
Eigentlich hätte der Startenor mit Anna Netrebko in Mailand auf der Bühne stehen sollen, stattdessen tauchen Videos von Jonas Kaufmann auf, wie er mit Fans die neue Bayern-Hymne singt. Wie es dazu kam.
Anna Netrebko
:Die Königin von Mailand
Anna Netrebko triumphiert bei der Spielzeiteröffnung der Scala mit Verdi. Trotzdem gibt es einige Buhs für sie – und Proteste vor der Oper.
Salzburger Festspiele
:„Der wahre Grund ist ein anderer“
Marina Davydova war bis vergangene Woche Schauspieldirektorin der Salzburger Festspiele. Jetzt klagt sie gegen ihre Entlassung wegen einer nicht angemeldeten Nebentätigkeit.
Wegen Sparmaßnahmen
:Jonas Kaufmann und Anna Netrebko singen in Mailand ohne Orchester
Das Konzert in der Scala hätte so nicht stattfinden sollen: Die Opernsängerin und der Opernsänger werden nur von einem Klavier begleitet. Im Publikum rufen einzelne „Schande“ – womit aber nicht die Künstler gemeint sind.
Kulturpolitik
:Geld ins Theater oder ins Schwimmbad stecken?
Viele Kommunen müssen sparen und stecken vielleicht bald in einem Dilemma. Warum ein guter Plan jetzt so wichtig für die Kultur wäre.
Salzburger Festspiele
:Marina Davydovas Vertrag ist aufgelöst
Die Salzburger Festspiele trennen sich von ihrer Schauspieldirektorin. Der Grund: Verstoß gegen „Dienstpflichten“.
Historie
:Der Meister der Liebe und des Todes
Die Nachwelt verbindet Giacomo Puccini, der vor 100 Jahren starb, mit wunderschönen Opern - aber auch mit einem Hang zum Kitsch. Letzteres tut dem genialen Komponisten wirklich unrecht.
Countertenöre
:Messerscharfe Spitzentöne
Lange glänzten Kastraten auf Europas Bühnen - heute hat man bei Werken aus der Zeit ein Besetzungsproblem. Eine Neueinspielung von Hasses Oratorium „Serpentes ignei in deserto“ setzt wie inzwischen gewohnt auf Countertenöre. Ist das wirklich die Lösung?
Musical
:Menschenwurst im Angebot
Barrie Kosky inszeniert an der Komischen Oper in Berlin das Grusel-Musical „Sweeney Todd“. Er zeigt, warum kein anderes Haus derzeit zu solch einer fulminanten Show fähig sein dürfte.
Alte Musik
:Ein Panoptikum der Gefühle
Wie könnte Alte Musik in Zukunft auf der Bühne klingen? Dirigent Raphaël Pichon und Regisseur Romeo Castellucci machen es mit ihrer eigenwilligen Produktion „Le lacrime di Eros“ in Amsterdam vor.
Opernpremiere in Nürnberg
:Die Liebe endet nie
Armin Petras inszeniert am Staatstheater Nürnberg Tschaikowskys Oper „Eugen Onegin“ -außerordentlich fein und gewitzt.
Baden-Württemberg
:Oper 21
Spätere Fertigstellung, höhere Kosten? Für viele Stuttgarter klingt das vertraut. Aber es geht gar nicht um ihren Bahnhof.
Deutscher Alltag
:Kröte und Schniedel
Ein großartiger Abend in der Bayerischen Staatsoper und die Erkenntnis: Wagners „Rheingold“ kann sehr zeitgemäß sein. Auch als nackte Kunst.
Oper
:Völlige Zerrüttung
Auch ohne Putin krass: Kirill Serebrennikow inszeniert an der Zürcher Oper Alfred Schnittkes irre Operngroteske „Leben mit einem Idioten“.
Der neue Münchner „Ring“
:Leider ungeil
Regisseur Tobias Kratzers und Dirigent Vladimir Jurowskis „Rheingold“ an der Münchner Staatsoper will mehr sein als manipulatives Überwältigungstheater. Das geht nicht gut.
„Alma“ an der Volksoper Wien
:Ihr Leben als große Oper
Zu ihrer Zeit idolisiert und gehasst, jetzt als tragische Heldin vertont: Die Volksoper Wien zeigt ein feministisches Stück über Alma Mahler-Werfel zwischen Musical und Avantgarde.
Uraufführung am Burgtheater Wien
:Zynismus pur
Sibylle Berg hat aus ihrem tristen Roman „Vielen Dank für das Leben“ ein Singspiel gemacht. Unter der Regie von Ersan Mondtag wird daraus am Wiener Burgtheater fast ein Musical.
Regisseur Tobias Kratzer über den neuen „Ring“ in München
:„Es geht halt doch um Götter“
Der Regisseur Tobias Kratzer inszeniert den neuen „Ring des Nibelungen“ von Richard Wagner an der Bayerischen Staatsoper in München.
SZ MagazinSagen Sie jetzt nichts
:Wie fühlt man sich als Enfant terrible des Theaters, Pınar Karabulut?
Die Theater- und Opernregisseurin im Interview ohne Worte über wilde Premierenfeiern, eingeschüchterte Intendanten und Julia ohne Romeo.
Opernpremiere in Augsburg
:Moritz Eggerts grandioses Komponistenhandwerk
Die Oper „Die letzte Verschwörung“ begeistert am Staatstheater Augsburg mit einer Fülle von Musikideen und einem starken Auftakt. Nach der Pause aber wird es eigenartig.
Schauspielerin Annina Machaz
:„Es ist nicht mein Ziel zu schocken“
In der Opern-Performance von Florentina Holzinger spielte Annina Machaz den Jesus – danach druckte die „Bild“ sie neben Putin ab. Ein Gespräch über Nacktheit und Missverständnisse.
Klassik
:Götter wie du und ich
Einst galt er als unaufführbar, heute spielen ihn alle: Richard Wagners „Ring des Nibelungen“, ab Sonntag wieder neu inszeniert in München, taugt nicht mehr als Prestigeobjekt.
Künstliche Intelligenz in der Klassik
:Das Klavier spielt von selbst
Wie klingt es, wenn die KI ein Klavierkonzert schreibt oder eine Barockoper weiterdreht? Studierende der Musikhochschule loten zusammen mit den Münchner Philharmonikern neue Möglichkeiten des Komponierens aus.