Das war 2023:Die 14 aufsehenerregendsten Fälle, die Polizei und Justiz in München beschäftigten

Lesezeit: 9 min

Als die Feuerwehr in der Bozzarisstraße in Harlaching eintraf, schlugen ihr meterhohe Flammen entgegen. (Foto: Berufsfeuerwehr München)

Eine Serie von Brandanschlägen lässt die Ermittler rätseln, ein Pfleger wird wegen zweifachen Mordes verurteilt, Jugendliche schlagen zu und ein Promi muss ins Gefängnis. Diese und weitere spektakuläre Fälle im Blaulicht-Jahresrückblick.

Von SZ-Autorinnen und -Autoren

Rätselhafte Brandanschläge auf Infrastruktur

Eine Serie von Brandstiftungen in Stadt und Umland stellt die Polizei das ganze Jahr über vor Rätsel: Sie vermutet einen Zusammenhang zwischen den mittlerweile 19 Fällen - immer traf es Infrastruktur, Mobilfunkmasten oder Baumaschinen. In der Nacht zum 26. Mai brannten 26 Glasfaser-Kabeltrommeln in der Bozzarisstraße in Harlaching, die Flammen griffen auf Hecken und Zäune über und bedrohten Wohnhäuser. Der Gesamtschaden geht mittlerweile in die Millionen. Die Präsidien in München und Rosenheim gründeten Ermittlungsgruppen.

Die Zentralstelle zur Bekämpfung von Extremismus und Terrorismus schaltete sich im Oktober ein, nach mehreren Anschlägen auf die Bahnlinie Tüßling-Mühldorf und auf elf Maschinenfahrzeuge zum Bau einer Geothermie-Anlage in Polling. Von einem extremistischen Hintergrund sei auszugehen, teilte die Behörde mit. Zu den jüngsten Brandstiftungen kam es in diesem Monat: Am 11. Dezember wurden am frühen Morgen kurz nacheinander zwei Brände in Neuried und im Perlacher Forst gemeldet, bei denen jeweils ein Harvester zerstört wurde. Zwei weitere dieser Holzernte-Maschinen brannten in der Nacht auf den 15. Dezember im Forstenrieder Park. Wie bei vorangegangenen Anschlägen lag auch hier kein Bekennerschreiben vor. Stephan Handel

Zwölfjährige stundenlang von Mitschülerinnen gequält

Sowohl die Täterinnen als auch das Mädchen, das sie misshandelten, besuchten die sechste und siebte Klasse einer Realschule im Westend. (Foto: Lisa Sonnabend)

Es war am letzten Schultag vor den Sommerferien, und es war ein Fall, der die Stadt erschütterte. Eine Gruppe Schülerinnen schlug und demütigte mehr als zwei Stunden lang eine zwölf Jahre alte Mitschülerin - und filmte alles mit einem Handy. "Das ist so grausam und brutal, so etwas habe ich in 25 Jahren Schule nicht erlebt", sagte der damalige Schulleiter Philipp Volkmer. Auch ein Sprecher des Bildungsreferats teilte mit: "Dieser Vorfall ist in seiner Art und Weise absolut einzigartig und etwas Vergleichbares hat sich noch nie ereignet." Die Tat geschah nicht auf dem Gelände der Realschule, sondern in der Nähe. Täterinnen und Opfer besuchten die sechste und siebte Klasse.

Schulpsychologin, Schulsozialarbeiterinnen, Polizei und ein Kriseninterventionsteam waren im Einsatz, es wurden viele Gespräche geführt. Der Schulleiter sagte, alle seien entsetzt gewesen - auch die Jugendlichen selbst und ihre Eltern. Jemanden schlagen, zwei Stunden demütigen: Eine einzelne Person würde so etwas oft nicht tun, sagte der Sozialpsychologe Dieter Frey von der Ludwig-Maximilians-Universität im SZ-Interview. "Aber in der Gruppe machen sie es. Da geht einer voran und die anderen gehen hinterher, machen mit. Ein Verantwortungsbewusstsein ist nicht mehr vorhanden. Die Gefühle kochen hoch, die Situation eskaliert und keiner kontrolliert sie mehr." Kathrin Aldenhoff

18-Jähriger an Tramhaltestelle totgefahren

An der Trambahnhaltestelle Leonrodplatz kam ein 18-jähriger Schüler ums Leben. (Foto: Florian Peljak)

Es war kurz nach Mitternacht am 9. Juli, als ein 18-Jähriger bei einem Verkehrsunfall getötet wurde. Er saß in keinem Auto, er wartete in Neuhausen auf eine Tram. Kurz zuvor war einer Zivilstreife der Polizei ein Renault aufgefallen, dessen Fahrer sehr laut Musik hörte und dann die Polizei rechts überholte. Die Beamten fuhren ihm nach und forderten ihn auf der Dachauer Straße zum Anhalten auf. Der Fahrer fuhr rechts ran, aber als eine Polizistin zu ihm ging, gab er Gas.

Am Leonrodplatz überfuhr er eine rote Ampel, kollidierte mit einem anderen Auto und schleuderte ins Wartehäuschen der Tramhaltestelle, wo mehrere Personen standen. Zwei junge Männer wurden teils schwer verletzt, der 18-Jährige starb noch an der Unfallstelle. Der Verursacher ist 21 Jahre alt und stammt aus Baden-Württemberg. Er war laut Polizei alkoholisiert und besaß keinen gültigen Führerschein. Kurz vor Weihnachten hat der Prozess gegen ihn begonnen, er ist angeklagt unter anderem wegen verbotenen Kraftfahrzeugrennens mit fahrlässiger Todesfolge. Bernd Kastner

"Es war mir klar, dass es zum Tod führen kann"

Krankenpfleger Mario G. (Mitte) - hier mit seinen Anwälten Ömer Sahinci (li.) und Benedikt Stehlein - wurde wegen Mordes an zwei Patienten verurteilt. (Foto: Lennart Preiss/dpa)

Selten standen Tat und Habitus in so krassem Gegensatz: Auf der Anklagebank saß ein höflicher junger Mann, der eher wie ein tapsiger Bär wirkte, und nicht wie ein eiskalter Mörder. Doch genau das war der 27-jährige Mario G. Im Klinikum rechts der Isar, dort, wo Menschen gesund werden sollten, spritzte der Pfleger im Sommer 2020 Patienten Medikamente, um seine Ruhe zu haben, um seinen Rausch auszuschlafen, um am Handy daddeln zu können. Wenn er merkte, dass sich der Zustand der Patienten verschlechterte, jagte er ihnen noch eine Dosis Adrenalin in die Venen.

Zwei frisch Operierte starben durch sein Verschulden, drei überlebten nur knapp. Unter ihnen war auch der zwei Jahre später verstorbene Schriftsteller Hans Magnus Enzensberger. "Es war mir klar, dass es zum Tod führen kann", sagte G. vor Gericht, aber das sei ihm egal gewesen. Die 2. Schwurgerichtskammer am Landgericht München I verurteilte Mario G. wegen zweifachen Mordes und versuchten Mordes an drei Menschen zu lebenslanger Haft und sprach die besondere Schwere der Schuld aus. Das heißt, dass G. auch nach 15 Jahren Gefängnis nicht entlassen werden kann. Nach dem Urteil im Mai hatten die Verteidiger Revision eingelegt, diese aber im Dezember zurückgezogen. Somit ist das Urteil rechtskräftig. Susi Wimmer

Museumsmitarbeiter tauscht Gemälde gegen Fälschung aus - und versteigert es

Franz von Stucks "Es war einmal" brachte bei der Auktion 70 000 Euro ein. (Foto: Wikipedia)

Der Mittzwanziger hatte als technischer Mitarbeiter des Deutschen Museums Zugriff aufs Lager samt wertvoller Gemälde - zum Beispiel Franz von Stucks (1863-1928) "Es war einmal". Die Darstellung vom Froschkönig tauschte der Mann gegen eine Fälschung aus und ließ das Original bei einem Münchner Auktionshaus versteigern - er hatte behauptet, dass das Gemälde aus dem Besitz seiner Urgroßeltern oder Großeltern stamme. Tatsächlich ging das Werk im Jahr 2017 für 70 000 Euro an eine Galerie in der Schweiz. Der heute 30-Jährige machte außerdem mit zwei weiteren gestohlenen Bildern Kasse, nach Abzug der Gebühren blieben ihm 60 617,90 Euro.

Das Amtsgericht verurteilte ihn dafür in diesem September zu einem Jahr und neun Monaten auf Bewährung. "Das Geld verwendete der Angeklagte, um Schulden zu tilgen und sich einen luxuriösen Lebensstil zu finanzieren", teilte das Gericht mit. "Er leistete sich unter anderem eine neue Wohnung, teure Armbanduhren und kaufte sich einen Rolls-Royce." Das Deutsche Museum kämpft noch immer um das Gemälde, die Angelegenheit liege bei den Ermittlungsbehörden, die Rückgabe sei "nicht absehbar". David Costanzo

60 FC-Bayern- und Löwen-Fans prügeln aufeinander ein

Die FC-Bayern-Anhänger sollen den Sechzgern an der Implerstraße aufgelauert haben. (Foto: Instagram)

Eine Schlägerei mitten auf der Straße mit mehr als 60 Beteiligten - damit musste sich die Polizei am 14. Mai auseinandersetzen: Fans des FC Bayern griffen gegen 22 Uhr an der Kreuzung Impler-/Lindenschmitstraße in Sendling Anhänger der Löwen an, die gerade vom Auswärtsspiel gegen Essen zurückkehrten. Die Polizei vermutet, dass die Bayern-Hooligans den Sechzgern gezielt auflauerten, als diese ihr Vereinslokal, den Sendlinger Bunker, aufsuchten, um ihre Ausrüstungsgegenstände zurückzubringen. Der Angriff spielte sich mit großer Brutalität ab, Videoaufzeichnungen zeigen, dass Schläger noch auf einen Mann eintraten, als dieser schon am Boden lag.

Passanten verständigten die Polizei. Als die Sirenen zu hören waren, flüchten alle Beteiligten. Die Polizei ermittelt wegen Landfriedensbruchs - in einem schwierigen Umfeld: Solche Fan-Auseinandersetzungen gelten als interne Angelegenheiten, niemand würde von selbst zur Polizei gehen und Anzeige erstatten. Bis heute wurden keine Beteiligten oder Tatverdächtige ermittelt. Stephan Handel

Führt diese Decke zu Sonja Engelbrechts Mörder?

Überreste einer solchen Decke waren beim Skelett Sonja Engelbrechts gefunden worden - Stephan Beer (li.), Chef der Mordkommission, und Polizeisprecher Werner Kraus präsentieren das Muster im Präsidium. (Foto: Sven Hoppe/dpa)

Im Frühjahr 2023 schien neue Bewegung in die Ermittlungen zum rätselhaften Mordfall Sonja Engelbrecht zu kommen: Nachdem die Tat in der Fernsehsendung "Aktenzeichen xy...ungelöst" vorgestellt worden war, gingen mehr als 280 Hinweise ein. Die damals 19-jährige Münchnerin verschwand in der Nacht auf den 11. April 1995 spurlos. 2020 wurden in einem Wald bei Kipfenberg (Landkreis Eichstätt) Knochen gefunden, die ihr zugeordnet werden konnten. Weil der Fundort sehr versteckt im Wald liegt, geht die Polizei davon aus, dass der oder die Täter einen Bezug zu Kipfenberg haben.

Der Fall der ermordeten Sonja Engelbrecht beschäftigt die Polizei weiter. (Foto: Polizei Bayern)

Nach der Fernsehsendung identifizierte eine Zuschauerin eine Decke, die bei der Toten gefunden wurde und die nur mehr in Fetzen vorhanden war. Außerdem fand die Polizei Müllsäcke und Plastikplanen mit Anhaftungen von weißer Wandfarbe. Deshalb vermuten die Ermittler, dass der Täter beruflich mit der Baubranche zu tun hat. Die Polizei nahm im März bei fünf Kipfenbergern, die in Bau- oder Malerbetrieben arbeiten, DNA-Proben. Die Ergebnisse sind bislang nicht veröffentlicht, die Ermittlungen dauern an. Stephan Handel

Zwei Cold Cases nach Jahrzehnten aufgeklärt

Der Polizei ist es in diesem Jahr gelungen, zwei Morde aufzuklären, die vor Jahrzehnten begangen wurden. Im Fall des sogenannten "Silvestermords" konnte im März ein Tatverdächtiger in Großbritannien festgenommen werden. Seit April sitzt er in Deutschland in Untersuchungshaft. Er soll den 69-jährigen Josef B. in der Nacht auf den 31. Dezember 1978 in seiner Wohnung in Obergiesing hinterrücks erschlagen haben. Mehr als vier Jahrzehnte später führten sichergestellte Finger- und DNA-Spuren zu einem inzwischen 70 Jahre alten Rentner.

Auch eine Tat, die sich im Februar 2000 ereignet hatte, konnte aufgeklärt werden. Damals war die vierfache Mutter Seher Ö. scheinbar erhängt in ihrer Wohnung gefunden worden. Alles sollte nach einem Suizid aussehen, doch die Polizei hatte schnell den Verdacht, dass es sich um ein Verbrechen handeln könnte. Konkret nahm sie den Ehemann der Frau ins Visier, konnte ihm aber nichts nachweisen - bis sich nach mehr als 23 Jahren ein Zeuge bei der Polizei meldete. Isabel Bernstein

Friedenskirche von "Väterchen Timofei" brennt nieder

Der Eremit "Väterchen Timofei" hatte das Haus 1952 aus Schutt und Unrat gebaut. (Foto: Berufsfeuerwehr München/dpa)

"Der immaterielle Wert lag deutlich höher als der eigentliche Wert des Gebäudes", stellte die Polizei fest: Die Ost-West-Friedenskirche auf dem Olympiagelände ist in der Nacht zum 11. Juni komplett abgebrannt - das Lebenswerk von "Väterchen Timofei". Timofei Wassiljewitsch Prochorow war nach dem Zweiten Weltkrieg auf abenteuerliche Art nach München gelangt und hatte zusammen mit seiner Frau Natascha die Kirche 1952 aus Schutt und Unrat errichtet - als Schwarzbau, der viele Jahre später genehmigt wurde.

Timofei lebte nach dem frühen Tod seiner Frau als Eremit auf dem Gelände, bis er 2004 starb. Brandstiftung konnten die Ermittler ausschließen, ein technischer Defekt an der Elektronik im Inneren der Kirche hat das Feuer ausgelöst. Stephan Handel

Mörder von Rudolph Moshammer und Charlotte Böhringer kommen frei

Rudolph Moshammer - hier mit seiner Hündin Daisy - war im Januar 2005 erdrosselt worden. (Foto: Volker Dornberger/dpa)

Es waren Münchens aufsehenerregendste Kriminalfälle zu Beginn der 2000er-Jahre: die Ermordung des Modeschöpfers Rudolph Moshammer im Januar 2005 sowie der Mord an der Parkhausbesitzerin Charlotte Böhringer im Mai 2006. In diesem Jahr kamen die in diesen Fällen jeweils zu lebenslanger Haft verurteilten Männer wieder frei - beide haben die für sie festgesetzte Mindesthaftdauer verbüßt. Herisch A., 44, hatte gestanden, Moshammer erdrosselt zu haben. Er wurde im Januar in sein Geburtsland Irak abgeschoben, nach Deutschland darf er nie mehr zurück.

Parkhausbesitzerin Charlotte Böhringer starb im Mai 2006. (Foto: Robert Haas)

Im April wurde dann auch Böhringers Neffe Benedikt T., 48, auf freien Fuß gesetzt. "Die Vollstreckung seiner Strafe wurde zur Bewährung ausgesetzt", heißt es im Juristen-Deutsch. Lässt sich T. bis zum Mai 2028 nichts zuschulden kommen, wird ihm die Reststrafe erlassen. T. bestreitet bis heute, seine vermögende Tante erschlagen zu haben, so wie es das Gericht allein aufgrund von Indizien festgestellt hat; er kämpft weiterhin um seine Rehabilitierung. Sein im Herbst 2022 eingereichter Antrag auf Wiederaufnahme des Verfahrens, der dritte inzwischen, liegt nach wie vor beim Landgericht Augsburg zur Prüfung. Joachim Mölter

Angst vor angeblichem Vergewaltiger auf dem Nockherberg

Eine 24-Jährige war stark blutend und geschockt von der Damentoilette am Nockherberg zurückgekehrt. (Foto: Sven Hoppe/dpa)

Beim Starkbierfest am Nockherberg ging im Frühjahr die Furcht vor einem angeblichen Vergewaltiger um. Eine 24 Jahre alte Studentin aus dem Landkreis Dachau war an einem Abend stark blutend, mit Hämatomen an Armen und Knien, und offensichtlich geschockt von der Damentoilette zu ihren Freunden zurückgekehrt. Die Verletzungen in ihrem Unterleib waren so schwer, dass sie im Krankenhaus notoperiert werden musste. Erinnern konnte sich die alkoholisierte Frau an nichts mehr.

Aufgrund der Umstände ging die Polizei von einem Sexualdelikt aus. Die Frage, warum die Tat anscheinend niemandem aufgefallen war, beschäftigte Polizei und Öffentlichkeit; die Gaststätte verstärkte das Sicherheitspersonal. Nach einem Monat kam die Polizei aufgrund der kriminalistischen und medizinischen Untersuchungsergebnisse zu dem Schluss, dass sich die Frau die Verletzungen wohl bei einem unglücklichen Sturz auf der Toilette zugezogen habe. Genauer ließ sich der Hergang nicht mehr rekonstruieren. Nach Angaben der Polizei sei die 24-Jährige erleichtert gewesen, doch nicht Opfer eines Sexualtäters gewesen zu sein. Joachim Mölter

Starkoch Alfons Schuhbeck geht ins Gefängnis

Jetzt in der Justizvollzugsanstalt Rothenfeld: Starkoch Alfons Schuhbeck (Archivbild) (Foto: Matthias Balk/dpa)

Unter dem Namen "Ingwer" liefen jahrelang die Ermittlungen gegen Küchen-Guru Alfons Schuhbeck. Am Ende stand eine Verurteilung vor dem Landgericht München I wegen Steuerhinterziehung in Millionenhöhe zu einer Freiheitsstrafe von drei Jahren und zwei Monaten. Mitte August packte der 74-jährige Starkoch seinen Koffer und passierte in der Justizvollzugsanstalt Landsberg am Lech ein. Schuhbeck, der für den FC Bayern aufkochte und in etlichen Fernsehsendungen in den Töpfen rührte, hatte in seinen Restaurants "Orlando" und "Südtiroler Stuben" über Jahre hinweg Steuern hinterzogen.

Angeblich sollen sich beim Ingwer-Papst, Schuhbeck pries das Gewürz bei jeder sich bietenden Gelegenheit, Schulden in Millionenhöhe angehäuft haben. Das Amtsgericht München hatte Anfang Juli ein Insolvenzverfahren gegen Schuhbeck als Privatmann eröffnet. Fast 30 Gläubiger wollen Geld von ihm. Neben dem Fiskus sollen auch Privatleute ihr Geld zurückfordern, das sie Schuhbeck geliehen hatten. In den letzten Jahren war das Schuhbeck-Imperium geschmolzen wie Schnee in der Sonne. Lediglich der Gewürzladen am Platzl, der von der Schuhbeck Company geführt wird, existiert noch. Es ist davon auszugehen, dass der Koch nicht die volle Haftstrafe wird absitzen müssen. Susi Wimmer

Jugendliche rauben Passagiere am Pasinger Bahnhof aus

Anfang des Jahres überfielen Jugendgruppen Fahrgäste, meist ebenfalls Jugendliche, und nahmen ihnen Mobiltelefone, Kopfhörer oder teure Markenkleidung ab. (Foto: Lorenz Mehrlich)

Fast täglich mussten sich Polizei und Gerichte in diesem Jahr mit Jugendgewalt beschäftigen: Überfälle, Messerstechereien, Schlägereien. Vor allem eine Raubserie rund um den Pasinger Bahnhof machte Anfang des Jahres Schlagzeilen. Jugendliche in wechselnden Besetzungen, jedoch alle zu einer Clique gehörend, überfielen Fahrgäste, meist ebenfalls Jugendliche, und nahmen ihnen Mobiltelefone, Kopfhörer oder teure Markenkleidung ab. In Neuperlach und Riem entwickelten sich Brennpunkte der Bandenkriminalität. Auch im Englischen Garten wurden immer wieder Jugendliche angegriffen.

Vier Täter vom Pasinger Bahnhof wurden im August und September verurteilt, sie müssen Jugendstrafen zwischen knapp zwei und fast fünf Jahren verbüßen, zwei von ihnen kommen in den Entzug. Die Staatsanwaltschaft hat eine weitere Anklage bereits eingereicht und bereitet zwei weitere gegen mehrere Beschuldigte vor. Stadt und Polizei wollen mit Prävention und mehr Angeboten für Jugendliche gegensteuern. Stephan Handel

Geldstrafe für Klima-Bruchpilot

(Foto: Ulmer Pressebildagentur/Imago)

Dass lediglich drei Menschen verletzt wurden, grenzt an ein Wunder: "Es war ein schwerer Fehler, ich werde nie wieder solche Aktionen durchführen", sagte Kai S. vor Gericht. Er war der Pilot und Klimaaktivist, der während der Fußball-EM im Juni 2021 mit einem motorisierten Gleitschirm in die Allianz Arena geflogen war, an einem Stahlseil hängen blieb und abschmierte. Im Sturzflug raste das ramponierte Fluggerät in Richtung Zuschauerränge, herabfallende Metallteile trafen einen Tontechniker des französischen Fernsehens sowie einen ukrainischen Uefa-Dopingkontrolleur. Auch Kai S. verletzte sich bei der Landung auf dem Spielfeld.

Der Greenpeace-Anhänger hatte gegen EM-Sponsor VW protestieren und einen riesigen Ball mit der Aufschrift "Kick out Oil" über der Arena abwerfen wollen, im Zeitfenster zwischen Nationalhymne und Anpfiff. Landen wollte er anschließend außerhalb des Stadions. Zumindest hatte S. im Vorfeld daran gedacht, dass ein Mitstreiter Minuten vor seinem Überflug die Einsatzkräfte der Polizei im Stadion informierte. Ansonsten wäre er Gefahr gelaufen, von Scharfschützen ins Visier genommen zu werden. Das Gericht verurteilte S. zu einer Geldstrafe von 7200 Euro. Susi Wimmer

© SZ/kaal/stha/beka/moe/wim/dac/imei - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

23 aus 2023
:München, wie es lebt, liebt und leidet

Frauen, die sich gegen einen Tinder-Schwindler wehren. Polizisten, die kein Problem mit Drogen haben. Weltumsegler, Spielstraßen-Bekämpfer und ein klaffendes Loch mitten in der Stadt - diese 23 Artikel interessierten am meisten.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: