Deutsches Museum:Museumsmitarbeiter ersetzt Gemälde durch Fälschung

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Franz von Stucks "Es war einmal" brachte bei der Auktion 70 000 Euro ein. (Foto: Wikipedia)

Der heute 30-Jährige entwendet ein wertvolles Werk Franz von Stucks und lässt es versteigern. Mit dem Erlös finanziert er seinen luxuriösen Lebensstil - mit teuren Armbanduhren und Rolls-Royce.

Ein Mitarbeiter des Deutschen Museums hat ein Gemälde aus einem Depot durch eine Fälschung ersetzt - und das Original versteigern lassen. Dafür hat das Münchner Amtsgericht ihn zu einer Freiheitsstrafe von einem Jahr und neun Monaten auf Bewährung verurteilt, wie das Gericht am Montag mitteilte. Der Tatbestand: illegales Inverkehrbringen von Kulturgut.

Der geständige Angeklagte war von Mai 2016 bis April 2018 als technischer Mitarbeiter in der Sammlungsverwaltung des Museums beschäftigt und hatte dort laut Urteil Zugriff auf das Lager, in dem Gemälde verwahrt wurden. Nach Gerichtsangaben nutzte er diesen, um das Gemälde "Das Märchen vom Froschkönig" - andere Quellen nennen den Titel "Es war einmal" - von Franz von Stuck (1863-1928) gegen eine Fälschung auszutauschen. Das Original bot er zur Versteigerung im Münchner Auktionshaus Ketterer-Kunst an, das das Bild für 70 000 Euro an eine Galerie in der Schweiz verkaufte. Der heute 30-Jährige hatte laut Urteil angegeben, dass das Gemälde aus dem Besitz seiner Urgroßeltern oder Großeltern stamme.

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Nach Abzug der Versteigerungskosten brachte der Verkauf dem Mann 49 127,40 Euro in bar ein. Außerdem entwendete der Mitarbeiter die Gemälde "Die Weinprüfung" von Eduard von Grützner (1846-1925) und "Zwei Mädchen beim Holzsammeln im Gebirge" von Franz von Defregger (1835-1921) aus dem Lager des Deutschen Museums. Eines der Gemälde ließ er ebenfalls versteigern, das andere verkaufte er direkt an das Auktionshaus, was ihm insgesamt weitere 11 490,50 Euro einbrachte.

In einem vierten Fall scheiterte der Angeklagte: Er versuchte laut Gericht, das ebenfalls aus dem Museumsdepot entwendete Gemälde "Dirndl" von Franz von Defregger über ein weiteres Münchner Auktionshaus versteigern zu lassen. Dazu kam es mangels eines entsprechenden Gebotes allerdings nicht. Insgesamt kassierte der Mann demnach 60 617,90 Euro.

"Das Geld verwendete der Angeklagte, um Schulden zu tilgen und sich einen luxuriösen Lebensstil zu finanzieren", teilte das Gericht mit. "Er leistete sich unter anderem eine neue Wohnung, teure Armbanduhren und kaufte sich einen Rolls-Royce." Vor Gericht hatte der Mann den Angaben zufolge nicht nur ein Geständnis abgelegt, sondern auch "ehrliche Reue und Einsicht" gezeigt.

"Er gab an, ohne Nachdenken gehandelt zu haben. Er könne sich sein Verhalten heute nicht mehr erklären", berichtete das Gericht über das Urteil vom 11. September, das neben der Freiheitsstrafe auch noch die Einziehung des Geldes anordnete, das der Mann mit seinen illegalen Machenschaften verdient hatte. Das Urteil ist rechtskräftig.

Das Deutsche Museum wollte sich auf Anfrage nicht detailliert äußern. Da sich das Haus noch um die Rückgabe der Bilder bemühe, handle es sich um ein laufendes Verfahren, teilte eine Sprecherin mit. Dass sich wertvolle Gemälde im Fundus des Technikmuseums fänden, sei nichts Ungewöhnliches. In der Sammlung befänden sich viele Kunstwerke, die beispielsweise aus Stiftungen und Erbschaften stammten, die ans Deutsche Museum gingen.

Das Auktionshaus Ketterer-Kunst hatte das Gemälde ausweislich seiner eigenen Online-Dokumentation im Mai 2017 unter dem Titel "Es war einmal" zusammen mit anderen Werken versteigert. Das Werk stammt demnach aus dem Jahr 1891 und gehörte einst zur bekannten Sammlung des 1931 verstorbenen Arthur von Franquet. Zur Provenienz hieß es schlicht: "Privatsammlung Süddeutschland".

Eine Sprecherin bestätigte die Versteigerung. Grundsätzlich würden Werke zuvor umfangreich auf Echtheit und Herkunft überprüft - auch in Zusammenarbeit mit dem Landeskriminalamt. Hier handle es sich jedoch um einen "Betrugsfall".

© SZ/dpa/dac - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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