Landtagswahl 2023:Vier Platzhirsche und viele neue Gesichter

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Schon wieder eine Durchsuchung in Bayerns Landtag: Diesmal geht es um einen Schmiergeldverdacht gegen einen Parlamentsmitarbeiter. (Foto: Johannes Simon)

Im Landkreis München können die Wähler jeweils aus mehr als einem Dutzend Direktkandidaten auswählen. Im Norden wird nach dem Rückzug von Ernst Weidenbusch auf alle Fälle ein neuer Stimmkreisabgeordneter gewählt, aber auch im Süden könnte es spannend werden.

Von Martin Mühlfenzl, Landkreis München

In etwa drei Wochen können die Wählerinnen und Wähler bereits ihre Kreuze für die Landtagswahl machen. Denn vom 28. August an - sechs Wochen vor dem eigentlichen Wahltermin am 8. Oktober - verschicken die Rathäuser die Wahlbenachrichtigungen. Und wenn die beim Wähler eintrifft, kann er seine Wahlunterlagen schriftlich beantragen oder einfach ins Rathaus gehen und dort sofort seine Stimmen abgeben. Beides wird immer beliebter: Vor fünf Jahren nutzten bereits nahezu 40 Prozent der Wähler und Wählerinnen die Möglichkeit der Briefwahl. Im Landkreis München werden diesmal etwas mehr als 233 000 Menschen bei der Wahl stimmberechtigt sein. Zur Wahl stehen insgesamt 15 Parteien, die in den beiden Stimmkreisen München-Land Nord und Süd 27 Direktkandidaten ins Rennen schicken.

Die CSU-Landtagsabgeordnete Kerstin Schreyer meldet sich zurück, verordnet sich aber noch Zurückhaltung. (Foto: Claus Schunk)

Nirgends sonst im Freistaat strömen traditionell so viele Menschen an die Urnen wie im Landkreis München. Etwa 80 Prozent waren es vor fünf Jahren. Und im Landkreis mit seiner heterogenen Struktur aus urbanem und ländlichen Raum lassen sich politische Entwicklungen wie in einem Brennglas verstärkt beobachten. Das war auch bei der Wahl 2018 so, als der Absturz von CSU und SPD sowie der Aufstieg der Grünen zur zweitstärksten Kraft in den beiden Stimmkreisen deutlicher ausfielen als in ganz Bayern. Zwar gelang es den beiden direkt gewählten CSU-Abgeordneten - Kerstin Schreyer im Süden und Ernst Weidenbusch im Norden - noch einmal, ihre Mandate zu verteidigen, allerdings mit herben Verlusten bei den Erststimmen - und der Erkenntnis, dass ihnen in den beiden Grünen Claudia Köhler aus Unterhaching und Markus Büchler aus Oberschleißheim, die über die oberbayerische Liste ins Maximilianeum einzogen, ernsthafte Konkurrenz erwachsen ist.

Der Ismaninger Landwirt Nikolaus Kraus (Freie Wähler) sitzt seit 2013 im Maximilianeum. (Foto: Claus Schunk)

Für die Sozialdemokraten endete die Wahl im Landkreis München in einem Debakel, ihre Verluste waren noch deutlicher als die der CSU. Ihre Direktkandidatin in München-Land Süd, Natascha Kohnen, zog als Landeschefin und Spitzenkandidatin dennoch über die Liste ins Parlament ein. Im Stimmkreis München-Land Nord sind die Freien Wähler dank ihres Abgeordneten Nikolaus Kraus aus Ismaning traditionell stark, dem ebenfalls die Wiederwahl über die Liste gelang. Im Stimmkreis Süd fungierte Focus-Gründer Helmut Markwort für die FDP als Stimmenfänger und zog ebenfalls ins Maximilianeum ein. Doch bei der Wahl in diesem Herbst werden die Karten teilweise neu gemischt: Weidenbusch und Kohnen beenden ihre politischen Karrieren und Markwort wurde vom FDP-Kreisverband nahegelegt, nicht mehr anzutreten. Er zog daraufhin in den Landkreis Freising weiter und tritt dort an.

Die Unterhachingerin Claudia Köhler tritt erneut für die Grünen im nördlichen Stimmkreis an. (Foto: Claus Schunk)

Stimmkreis München-Land Nord

Mehr als 170 000 Menschen sind im Stimmkreis München-Land Nord, der von Unterschleißheim über Kirchheim bis nach Ottobrunn, Putzbrunn und Grasbrunn reicht, zur Wahl aufgerufen. Für die CSU bewirbt sich Kirchheims Bürgermeister Maximilian Böltl als Direktkandidat um Weidenbuschs Nachfolge. Seine stärkste Konkurrentin dürfte Claudia Köhler sein, die vor fünf Jahren auf nahezu 23 Prozent der Erststimmen kam. Aber auch Nikolaus Kraus von den Freien Wählern dürfte angesichts des Umfrage-Hochs seiner Partei ein Gegner sein, der wichtige Stimmen kosten könnte. Die SPD wiederum probiert nach dem schlechten Abschneiden der Ismaningerin Annette Ganssmüller-Maluche vor fünf Jahren mit ihrem Kreisvorsitzenden Florian Schardt den Neuanfang, die FDP schickt erstmals die Feldkirchner Kreisrätin Katharina Diem ins Rennen und die AfD die Putzbrunner Kreisrätin Christina Specht. Weitere Direktkandidaten im Norden sind Pia Chojnacki (Linke) aus München, Peter Ruppert (Bayernpartei) aus Unterhaching, Sebastian Riedelbauch (ÖDP) aus Oberschleißheim, die Münchnerin Anna Bauer (Die Partei), die Kirchheimerin Elisabeth Reithmayer (Tierschutzpartei), der Münchner Lukas Grötsch (V-Partei3), der Ismaninger Udo Kappelmaier (Die Basis) sowie der Münchner Karl Dietzel (Volt).

Bei der Wahl vor fünf Jahren holte Markus Büchler (Grüne) im südlichen Stimmkreis die zweitmeisten Stimmen. (Foto: Claus Schunk)

Stimmkreis München-Land Süd

Als Favoritin geht im Stimmkreis Süd, der das Isar- und Würmtal sowie den südöstlichen Landkreis abdeckt, Bayerns ehemalige Verkehrsministerin Kerstin Schreyer (CSU) ins Rennen, die seit 2008 Mitglied des Landtags ist und vor fünf Jahren noch auf 32,2 Prozent der Erststimmen kam. Mit 23,6 Prozent landete der Unterschleißheimer Markus Büchler (Grüne) damals auf Platz zwei. Und er wird sich Chancen ausrechnen, Schreyer bei dieser Wahl das Direktmandat streitig zu machen. Mit der Taufkirchnerin Christine Himmelberg setzt die SPD auf ein neues Gesicht, allerdings werden der Ortsvereinsvorsitzenden nur geringe Chancen auf den Einzug ins Parlament eingeräumt. Für die Freien Wähler kandidiert der Grasbrunner Johannes Seitner, für die AfD der Unterschleißheimer Stadtrat Peter Kremer und die FDP hat den Grünwalder Marco Deutsch aufgestellt. Die Linke schickt erneut Bernhard Baudler aus Schäftlarn ins Rennen, die Bayernpartei Franz Beierbeck aus Straßlach-Dingharting und die ÖDP Kreisrätin Karin Schuster aus Oberschleißheim. Die Münchnerinnen Gabriele Lachner (Tierschutzpartei) und Sarah Neukirchen (V-Partei3) kandidieren ebenso wie Andreas Sönnichsen (Die Basis) aus Gräfelfing und Simon Grad (Volt) aus Unterhaching.

In einer früheren Version kam es bei den Kandidaten der Parte Die Basis und der AfD zu Verwechslungen. Dies wurde korrigiert.

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