Arbeitszeit:Heil lehnt generelle Viertagewoche ab

Lesezeit: 2 min

Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) gehört nicht zu den Befürwortern einer flächendeckenden Einführung der kürzeren Arbeitswoche. (Foto: IMAGO/Frederic Kern/IMAGO/Future Image)

Die IG Metall will sich für eine kürzere Arbeitswoche einsetzen. SPD-Chefin Esken unterstützt den Vorschlag. CDU, FDP und Arbeitgeber lehnen ihn ab. Minister Heil hält das Modell nur im Einzelfall für sinnvoll.

Von Dimitri Taube

Anlässlich des Tags der Arbeit am 1. Mai ist die Debatte über die Einführung einer Viertagewoche neu entflammt. Die IG Metall will sich bei den im November beginnenden Tarifverhandlungen in der Stahlindustrie für eine Viertagewoche bei vollem Lohnausgleich einsetzen. Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) gehört dagegen nicht zu den Befürwortern einer flächendeckenden Einführung der kürzeren Arbeitswoche. Kanzler Olaf Scholz (SPD) äußerte sich zunächst nicht zu dem Thema. Er trat am Montag bei der DGB-Kundgebung in Koblenz auf. Arbeit müsse sich lohnen, und dafür brauche es gute Tarifabschlüsse und mehr Tarifbindung, sagte Scholz.

IG-Metall-Chef Jörg Hofmann rechnet nach eigenen Angaben damit, dass mit der Viertagewoche das Arbeitsvolumen insgesamt gesteigert werde. "Elf Millionen Beschäftigte, meist Frauen, arbeiten in Teilzeit. Das sind fast 30 Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, das ist mit der höchste Anteil in Europa", sagte er Bild am Sonntag. Die Beschäftigtenbefragungen der IG Metall hätten ergeben, dass bei einer Viertagewoche mit 32 Stunden mehr Frauen bereit wären, in Vollzeit zurückzukehren, weil das Modell auch mit Familie funktioniere.

Alle Nachrichten im Überblick
:SZ am Morgen & Abend Newsletter

Alles, was Sie heute wissen müssen: Die wichtigsten Nachrichten des Tages, zusammengefasst und eingeordnet von der SZ-Redaktion. Hier kostenlos anmelden.

SPD-Chefin Saskia Esken plädiert ebenfalls dafür, die Arbeitszeit zu verringern. Sie verwies im Gespräch mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland auf Studien, "wonach Menschen in einer auf vier Arbeitstage reduzierten Woche effektiver arbeiten, weil sie eine höhere Arbeitszufriedenheit haben". Esken sprach sich auch für einen Lohnausgleich aus.

Die Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), Yasmin Fahimi, sagte im Deutschlandfunk, die zunehmende Verdichtung der Arbeitszeit müsse mit längeren Erholungsphasen einhergehen. Eine Viertagewoche sei aber keine allgemeine Lösung für alle Branchen. Arbeitsminister Heil äußerte sich ähnlich zurückhaltend. Zwar könne ein solches Modell im Einzelfall sinnvoll sein, damit etwa ein Unternehmen für Beschäftigte attraktiv sei, sagte er im ZDF. Aber: "Ich kann mir das nicht vorstellen für alle Branchen." Ein starres System sei falsch.

Der Arbeitgeberverband BDA wies die Forderungen nach einer Viertagewoche bei vollem Lohnausgleich entschieden zurück. "Deutlich weniger Arbeit bei vollem Lohnausgleich - wirtschaftlich ist das eine Milchmädchenrechnung", sagte BDA-Hauptgeschäftsführer Steffen Kampeter der Bild am Sonntag. Auch Mercedes-Vorstandschef Ola Källenius ist dagegen. "Wenn unsere erste Priorität ist, bei vollem Lohnausgleich weniger zu arbeiten, gewinnen wir international kein Spiel mehr", sagte Källenius Bild am Sonntag.

Von Union und FDP kommt ebenfalls Kritik an der Idee der Viertagewoche. Der stellvertretende Vorsitzende der Unionsfraktion im Bundestag, Hermann Gröhe (CDU), warnte im Tagesspiegel, dies werde Deutschlands Wirtschaft schaden. FDP-Fraktionschef Christian Dürr sagte der Funke-Mediengruppe, die Annahme, dass die Menschen bei einer Viertagewoche produktiver arbeiteten, sei auf viele Bereiche nicht übertragbar. So sei es etwa im Gesundheitswesen oder in der Kinderbetreuung erforderlich, dass die Arbeitnehmer vor Ort seien. Arbeitszeiten ließen sich dabei nicht verrechnen.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusZeiterfassung
:Wann fängt Arbeit an - und wann hört sie auf?

Angestellte müssen ihre Zeiten im Job aufschreiben, hat das Bundesarbeitsgericht vor vielen Monaten entschieden. Ein Gesetz aber lässt auf sich warten. Woran das liegt - und was auf Firmen und Beschäftigte zukommt.

Von Wolfgang Janisch und Benedikt Peters

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: