Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi hat die Schließungspläne von Galeria Karstadt Kaufhof "aufs Schärfste" kritisiert. Nicht nur die Gewerkschaft, auch Politik und Gesellschaft dürften diese Schließungspläne auf keinen Fall hinnehmen und müssten nun um Arbeitsplätze und Filialen kämpfen, teilte Verdi mit.
Jürgen Ettl, der Vorsitzende des Gesamtbetriebsrats der Warenhauskette sprach von einem "Wechselbad der Gefühle". Einerseits freuten sich die etwa 11 400 Beschäftigten, die ihren Arbeitsplatz behalten. Andererseits herrsche "großes Entsetzen" bei den 1400 Beschäftigten, denen gekündigt werde. Ettl appellierte an die Politik, mehr gegen die Verödung der Innenstädte zu tun.
Der Oberbürgermeister Wolfram Leibe von Trier, wo eine von zwei Galeria-Filialen geschlossen werden soll, sagte, die Nachricht sei zwar eine "Hiobsbotschaft". Die Stadt werde jetzt aber verstärkt an der Attraktivität der Fußgängerzone und am Umfeld der Porta Nigra, dem historischen Stadttor, arbeiten. Die Oberbürgermeisterin von Regensburg, Gertrud Maltz-Schwarzfischer, zeigte sich im Gespräch mit der SZ besorgt, dass an einem attraktiven Standort in der Altstadt am Neupfarrplatz ein längerer Leerstand drohen könnte. Auch in Regensburg soll eine von zwei Filialen dichtmachen.
Am Samstag hatte Galeria bekannt gegeben, in welchen Städten die Filialen bis Ende August schließen sollen. 16 von 92 Filialen sind es insgesamt. Drei davon befinden sich in Bayern: neben der in Regensburg die in Augsburg und Würzburg. In Rheinland-Pfalz trifft es neben Trier (Fleischstraße) noch Mainz. In Köln macht das Kaufhaus in der Breiten Straße dicht, das in der Hohen Straße bleibt, wie 76 weitere Standorte, bestehen. In Berlin schließen gleich drei Häuser: im Ringcenter, in Spandau und Tempelhof. Berlin kommt dann allerdings immer noch auf fünf Galeria-Kaufhäuser, und das KaDeWe gibt es auch noch. Auch in Potsdam soll Schluss sein. Die restlichen "Schließungsfilialen" verteilen sich quer über die Republik: Chemnitz, Essen, Leonberg, Mainz, Oldenburg, und Wesel.
Ausschlaggebend für das Aus war nach Unternehmensangaben, ob die Filialen Geld verdienen oder eine Chance dazu haben. Entscheidende Kriterien dabei waren die Kaufkraft in den Städten und besonders die Höhe der Mieten. In den vorangegangenen Insolvenzverfahren zeigte sich allerdings, dass Städte wieder von der Streichliste genommen werden können. Etwa dann, wenn nach ihrer Veröffentlichung die Vermieter doch noch einlenken und die Mieten senken.
Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus sagte: "Als Ziel haben wir einen marktüblichen Mietkorridor von sieben bis elf Prozent des Umsatzes definiert, um die jeweilige Filiale wirtschaftlich rentabel betreiben zu können." Teils lagen die tatsächlich gezahlten Mieten weit über diesem Korridor. Das war vor allem bei den 18 Filialen der Fall, die dem bisherigen, insolventen Eigentümer Signa des österreichischen Unternehmers René Benko gehörten. In Köln Hohe Straße lag die Miete gemessen am Umsatz bei 33 Prozent. Nun finden sich auf der Streichliste nur vier Signa-Filialen: Mainz, Trier, Würzburg und auch Mannheim. Das zeigt, dass sich Signa in den Verhandlungen mit Denkhaus über die Miethöhe flexibel gezeigt hat. Auch die Signa-Filiale am Rotkreuzplatz in München hat dadurch noch den Sprung von der Liste geschafft.
Anders als in den beiden vorangegangenen Insolvenzen müssen diesmal Mitarbeiter in Filialen, die nicht betroffen sind, auch nicht um ihren Arbeitsplatz bangen. Und den 1400 Mitarbeitern, denen gekündigt wird, steht eine Transfergesellschaft zur Verfügung. Sie können über acht Monate 80 Prozent ihres Bruttogehalts erhalten. Die Galeria-Zentrale soll von Essen in die vierte und fünfte Etage der Filiale in der Düsseldorfer Schadowstraße umziehen.
Nächster Schritt im Insolvenzverfahren, das im Januar begann, ist die vom Amtsgericht Essen für den 28. Mai angesetzte Gläubigerversammlung in der Messe Essen.