Kino:Luft nach oben

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Zur Premiere serviert man am Königsplatz den neuen Eberhofer-Krimi "Rehragout-Rendezvous". (Foto: Constantin-Film)

Nach siebenjähriger Pause wird es im August am Königsplatz wieder Open-Air-Kino geben. Auch sonst ist in diesem Sommer viel geboten für filmliebende Frischluftfanatiker.

Von Josef Grübl

Die Jungen müssen an die frische Luft. Die Alten aber auch. Vielleicht liegt es an der postpandemischen Lage im Land, dass Münchner Kulturveranstaltungen diesen Sommer besonders oft draußen stattfinden. Geistige Durchlüftung ist angesagt, im Olympiastadion etwa oder im Westpark, bei Tollwood, in Riem oder in der Residenz. Und natürlich auf einem der prächtigsten Plätze der Stadt: Der Königsplatz ist als Konzertarena beliebt, im August soll es aber auch wieder Kinoaufführungen geben.

Zwanzig Jahre lang fand zwischen Propyläen, Glyptothek und Staatlicher Antikensammlung Münchens größtes Open-Air-Kino statt. Gezeigt wurden bis Sommer 2016 die Hits der Saison, mitunter kamen mehr als 10 000 Menschen pro Abend. Von solchen Zahlen können selbst die größten Multiplex-Kinos des Landes nur träumen. Doch das Geschäft wurde im Lauf der Jahre härter, die Konkurrenz größer und die Suche nach Sponsoren schwieriger - vom unkalkulierbaren Wetterrisiko ganz zu schweigen. Vor sieben Jahren rollte die veranstaltende Münchner Agentur Gral die Leinwand für immer ein.

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Jetzt aber geht es wieder los, unter neuer Leitung und mit etwas anderem Konzept: Simon Pirron und Michi Inzinger, die mit ihrer Veranstaltungsfirma "Kinoliebe" seit einigen Jahren das Pop-up-Sommerkino an der HFF München betreiben, wagen sich an die Königsdisziplin Königsplatz. "In unserem Leichtsinn haben wir überlegt, ob wir noch mehr machen könnten", sagt Inzinger und lacht, "also haben wir bei der Stadt diesen Platz angefragt."

An ihrer Spielstätte an der HFF halten die beiden weiterhin fest, das Pop-up-Sommerkino soll vom 20. Juli bis 4. August stattfinden. Es versteht sich als "Festival der Filmfestivals", gezeigt werden Film-Highlights vom Filmfest München, Dok-Fest, Bimovie, Kino Asyl oder den Türkischen Filmtagen. Die genannten Festivals möchten damit auch Werbung in eigener Sache machen, wollen neue Zuschauergruppen anlocken. Die Voraussetzungen dafür sind nicht schlecht: "Das Programm an der HFF ist dieses Jahr für alle Gäste komplett kostenfrei", sagt Inzinger.

Vor zehn Jahren wurde dieses Bild aufgenommen. Jetzt gibt es wieder Kino am Königsplatz. (Foto: Florian Peljak)

Am Königsplatz geht das natürlich nicht, das dortige Open-Air-Kino soll ein Massenpublikum anziehen. Stattfinden wird es vom 9. bis 16. August, bei schlechtem Wetter gibt es drei Nachspieltermine direkt im Anschluss. Die Tickets kann man schon vorab online kaufen, für spontane Zeitgenossen soll es auch eine Abendkasse geben. "Wir legen es etwas kleiner an als früher", sagt Inzinger, "auf maximal 5000 Leute pro Abend." Wobei diese Abende bereits um 16 Uhr beginnen: Dann soll das Gelände geöffnet werden, es wird einen Biergarten geben und einen kleineren abgetrennten Bereich, in dem am späten Nachmittag Kinder- und Jugendfilme gezeigt werden.

Später am Abend darf sich das Publikum auf aktuelle Kinohits freuen, zur Premiere etwa wird der neue Eberhofer-Film "Rehragout-Rendezvous" serviert. Der neunte Teil der nicht nur in Niederbayern erfolgreichen Krimikomödienreihe startet einen Tag später in den deutschen Kinos, einige der Darsteller und Macher werden am Königsplatz anwesend sein. Stars und Gäste haben sich auch in den Tagen darauf angesagt: So wird die mit Maren Kroymann, Heiner Lauterbach und Barbara Sukowa prominent besetzte Komödien-Fortsetzung "Enkel für Fortgeschrittene" am Königsplatz Premiere feiern. Bundesweit in die Kinos kommt der Film über Best Ager, die sich als Schülerbetreuer versuchen, im September.

Bei "Kino am Olympiasee" finden schon nachmittags Vorstellungen statt. (Foto: Robert Haas)

Frischluftfanatiker brauchen nicht bis August warten, um Filme unter freiem Himmel zu sehen: Auch dieses Jahr gibt es in München wieder Open-Air-Kinos, die den ganzen Sommer über Programm anbieten. Das bereits im Mai gestartete "Kino am Olympiasee" etwa zeigt insgesamt am meisten Filme. Dank eines tageslichtfähigen LED-Screens finden auch nachmittags Vorstellungen statt, von Kinder- und Familienhits wie "Der Räuber Hotzenplotz" oder "Die Schule der magischen Tiere" etwa. Abends stehen wie bei vielen anderen Freiluftkino-Veranstaltern die Hits der Saison auf dem Spielplan ("Ticket ins Paradies", "Top Gun Maverick", "Sonne und Beton"), aber auch Poetry Slams oder Vorstellungen des Bayerischen Outdoor-Filmfestivals wird es in den kommenden Wochen im Olympiapark geben.

Outdoor-Filmprogramme sind auch beim Publikum des ältesten Münchner Open-Air-Kinos gefragt: "Kino, Mond und Sterne" startete Anfang Juni in seine 28. Saison, das Freiluftkino im Westpark präsentiert unter anderem die "European Outdoor Film Tour" oder die "International Ocean Film Tour". Aber auch Lokalpatriotisches steht auf dem Programm: "Straight Outta Giasing - Die Geschichte vom Giesinger Bräu" feiert auf der Seebühne im Westpark gleich zweimal Premiere (am 6. und 14. Juni), offiziell in den Kinos starten wird Raphael Lauers bierseliger Dokumentarfilm erst im kommenden Jahr. Ansonsten bietet dieses Open-Air-Kino einen bunten Mix aus nationalen ("Oskars Kleid", "Einfach mal was Schönes") und internationalen Hits ("Der Super Mario Bros. Film", "Triangle of Sadness").

"Kino Mond und Sterne" im Westpark ist das älteste Münchner Open-Air-Kino. (Foto: Robert Haas)

In der letzten Juni-Woche wird es im Westpark besonders interessant: Dann ist das Filmfest München zu Gast bei "Kino, Mond und Sterne". Diese Kooperation zwischen innen und außen, zwischen Kinosaal und Freiluftarena, entstand in den Jahren der Pandemie, hat sich aber so gut bewährt, dass man sie beibehält. Das diesjährige Programm klingt verheißungsvoll, unter anderem werden neue Filme mit Senta Berger und Günther Maria Halmer ("Weißt du noch") oder Frederick Lau und Nora Tschirner ("One for the Road") aufgeführt. Und wie in den Vorjahren darf man damit rechnen, dass sich einige der Beteiligten an den Premierenabenden im Westpark die Ehre geben.

Auch nach dem Filmfest geht es hochkarätig weiter, dann zieht es das Filmmuseum ins Freie: Im Innenhof des Stadtmuseums wird es vom 6. bis 30. Juli Open-Air-Kino geben, anfangs sogar mit Live-Musik. In der ersten Hälfte der Reihe stehen Stummfilme wie Charlie Chaplins "Easy Street" oder Victor Sjöströms "The Wind" auf dem Spielplan, danach verspricht das Filmmuseum "Tonfilme aus der Glanzzeit Hollywoods", von Ernst Lubitsch oder John Huston.

Im August geht es nur wenige Meter vom Filmmuseum entfernt mit Open-Air-Filmen weiter: Wie bereits im Vorjahr wird die Hofstatt zum Freiluftkino, im großen Innenhof des Konsum- und Gastrotempels an der Sendlinger Straße werden vom 1. bis 25. August Filme gezeigt. Das genaue Programm steht noch nicht fest - sicher ist nur, dass diese Veranstaltungsreihe für das Publikum wieder kostenlos sein wird.

Es ist also einiges geboten diesen Sommer, für jeden Geschmack und jeden Geldbeutel. Und wer nicht in die Stadt kommen mag, wird auch im Umland fündig: Im Seebad Starnberg beginnt am 28. Juli die Open-Air-Saison, bis zum Beginn des Fünf-Seen-Filmfestivals am 22. August werden dort täglich Filme gezeigt. Dabei schauen die Gäste nicht nur auf die Leinwand, sondern anfangs noch in die Berge und später am Abend in die Sterne.

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