Biergärten in München:Elf Biergarten-Klassiker, die Münchner kennen sollten

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Im Hirschgarten bleibt das Kiffen verboten, weil er laut Wirt in einer Sperrzone liegt. (Foto: Ralph Peters/Imago)

Traditionell oder schick, zentral gelegen oder einen Ausflug wert: Eine Orientierungshilfe durch die Biergarten-Klassiker für Münchner und solche, die es werden wollen.

Von SZ-Autorinnen und -Autoren

Münchens Größter: Hirschgarten

Es soll einige Menschen geben, die mal im Hirschgarten den Biergarten nicht gefunden und irgendwann frustriert aufgegeben haben. Das muss man als Neuling aber auch erst mal wissen: "Hirschgarten" heißt nicht nur die Trink- und Brotzeitlokalität, sondern ebenso der Park drumherum. Und zu allem Überfluss auch noch die S-Bahn-Haltestelle - die aber vom Biergarten einen guten Kilometer entfernt ist. Dementsprechend sieht man den "Königlichen Hirschgarten" gar nicht so leicht. Und das, obwohl er Münchens größter Biergarten ist.

Etwa 8000 Menschen haben hier Platz, wie in jedem größeren Biergarten gibt es einen Bereich mit Service und einen mit Selbstbedienung. Zum Essen gibt es typisches Biergartenessen, aber auch Auszogne und Kuchen, zum Trinken Augustiner-Bier. Schon seit der Erbauung des "Jägerhauses" 1791 war der Hirschgarten ein beliebtes Ausflugsziel der Münchner, und auch heute findet man dort noch mehr Einheimische als Touristen. Direkt nebenan stehen die echten Hirsche im Gehege - und es gibt ein Karussell und reichlich grüne Wiesen. Elisa Britzelmeier

Königlicher Hirschgarten , Nymphenburg, Hirschgarten 1, 80639 München

Der Versteckte: Zum Flaucher

(Foto: Sebastian Gabriel)

Der Biergarten "Zum Flaucher", mitten in den Isarauen gelegen, ist nur zu Fuß oder mit dem Radl zu erreichen. Das macht ihn ganz besonders. Kein Autolärm ist zu hören, nur das Rauschen des Windes in den Bäumen oder das Juchzen der Kinder vom spektakulären Seidenspinner-Kletterspielplatz, der angrenzt. Der Flaucher ist ein Ausflugsbiergarten mitten in der Stadt.

Seit 1989 sorgt die Haberl-Gastronomie für die Verpflegung. Es gibt die üblichen Biergartengerichte, aber auch die echte Ochsensemmel aus der Ochsenbraterei auf der Wiesn. Das Bier kommt von Löwenbräu. Wer länger sitzen bleibt, sollte einen Pulli mitnehmen. Denn wenn sich die Bänke leeren und die frische Nachtluft aufzieht, ist es hier meist ein paar Grad kühler als in der Innenstadt. Lisa Sonnabend

Zum Flaucher , Thalkirchen, Isarauen 8, 81379 München

Der Besucher-Klassiker: Chinesischer Turm

(Foto: Robert Haas)

In den Biergarten am Chinesischen Turm gehen doch nur Touristen? Nein, das stimmt nicht ganz. Hier sieht man auch Münchnerinnen und Münchner, die es sich mit einer Mass und einem Buch auf den grünen Bierbänken gemütlich machen. Dieser Biergarten eignet sich hervorragend, um Besuchern etwas typisch Münchnerisches zu zeigen. Bei schönem Wetter spielt die Blaskapelle, die im 25 Meter hohen Turm sitzt. Der wurde Ende des 18. Jahrhunderts erbaut. Seit dem 19. Jahrhundert findet hier auch der Kocherlball statt: Einmal im Jahr treffen sich die Münchner frühmorgens zum Volkstanz.

Wenn die Sonne scheint, bilden sich vor der Ausgabe lange Schlangen. Es gibt klassische Biergartenkost wie halbes Hendl und Brezn. Ausgeschenkt wird Hofbräu. Auch für Kinder ist etwas geboten. Sie können auf dem historischen Karussell ihre Runden drehen. Ana Maria März

Biergarten am Chinesischen Turm , Schwabing, Englischer Garten 3, 80538 München

Der schattige Schöne: Biergarten am Wiener Platz

(Foto: Stephan Rumpf)

Dass der Wiener Platz mit seinen Marktständen einer der schönsten Plätze Münchens ist, steht nicht nur für die Haidhausener außer Frage. Noch dazu beheimatet er einen der schönsten und zugleich schattigsten Biergärten der Stadt, versteckt hinter einem großen Eingangstor. Abends leuchten die Lichter in langen Ketten, daneben erstreckt sich die prächtige Neorenaissance-Kulisse des Hofbräukellers, und nur ein paar Schritte sind es zur Isar.

Bis 1988 stand hier noch die Hofbräu-Brauerei, dann wurde der Platz knapp. Das Hofbräu-Bier wird immer noch ausgeschenkt. Mit etwa 1400 Plätzen gehört der Biergarten zur mittleren Kategorie, hier treffen sich viele auf ein Feierabendbier oder auch zwei. Im Selbstbedienungsbereich gibt es typische Biergarten-Gerichte. Elisa Britzelmeier

Hofbräukeller , Haidhausen, Innere Wiener Straße 19, 81667 München

Der Radler-Klassiker: Aumeister

(Foto: Robert Haas)

Natürlich ist der Aumeister auch mit dem Auto zu erreichen, ein großer Parkplatz grenzt an. Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln kommt man ebenso gut hin, von der U-Bahnstation Studentenstadt ist es nur ein kurzer Fußmarsch. Doch so richtig stellt sich das Aumeister-Gefühl nur dann ein, wenn man hinradelt. Von Schwabing aus, durch den nördlichen Teil des Englischen Gartens, der an manchen Tagen so menschenleer ist wie ein Wald in Kanada. Keine Ampel, keine Autos, dafür alte Bäume, der Schwabinger Bach und die Isar - und schon ist man da.

Der Aumeister gehört zu den größeren Biergärten der Stadt und ist einer der idyllischsten. Im Schatten der Kastanienbäume verzehren die Besucherinnen und Besucher Steckerlfisch, Hendl oder frische Waffeln. Ausgeschenkt wird Hofbräu. Lisa Sonnabend

Aumeister , Schwabing-Freimann, Sondermeierstraße 1, 80939 München

Der Traditionelle: Augustinerkeller

(Foto: Stephan Rumpf)

Ganz traditionell sitzt man im Augustinerkeller unter uralten Kastanienbäumen und trinkt sein Bier vom Holzfass, natürlich das von Münchens ältester Brauerei. Und noch dazu hat der Augustinerkeller einen großen Vorteil - manch grantelnder Münchner würde eher Nachteil dazu sagen: Kaum ein anderer Biergarten-Klassiker ist so verkehrsgünstig gelegen. Wenige Schritte sind es zu Tram, S-Bahn und dem ZOB. Selbst zum Hauptbahnhof lässt sich noch leicht nach der dritten Mass zu Fuß gehen. Was naturgemäß den einen oder anderen Touristen anlocken mag.

Etwa 5000 Menschen haben an den Tischen Platz. Und wem selbst unter den schattigen Kastanien zu heiß wird, der steigt einfach ein paar Stufen in den ehemaligen Bierkeller hinab und genießt sein Bier im ausgebauten Gewölbe. Denn da ist es - ganz traditionell - auch im Hochsommer schön kühl. Martin Moser

Augustinerkeller , Maxvorstadt, Arnulfstraße 2, 80335 München

Der Wiesnnahe: Biergarten im Bavariapark

(Foto: Lukas Barth)

Im Rücken der Bavaria liegt einer der schönsten Biergärten Münchens - doch irgendwie scheint sich diese Info bei Touristen noch nicht sonderlich herumgesprochen zu haben: Unweit der Theresienwiese lässt sich auch in den 50 Nicht-Oktoberfest-Wochen ganz wunderbar eine Mass genießen - zumindest bei sommerlichem Wetter. Nach dem Auszug der Messe war plötzlich jede Menge Platz an der Theresienhöhe. In die ehemalige Kantine für die Messebesucher kam 2007 ein Augustiner Wirtshaus und davor natürlich ein Biergarten.

In der Schänke fließt Augustiner aus dem Zapfhahn. Für Kinder gibt es einen kleinen Spielplatz, die Riesenschnecke zum Klettern vor dem Verkehrsmuseum nebenan und natürlich den Bavariapark, an dessen Rand der Biergarten liegt. Bei so viel Beschäftigung für die Kleinen können sich die Eltern dann gemütlich zurücklehnen und eine kühle Mass unter den Kastanienbäumen genießen. Martin Moser

Wirtshaus am Bavariapark, Schwanthalerhöhe, Theresienhöhe 15, 80339 München

Der Schicke: Das Seehaus

(Foto: Tobias Hase/dpa)

Im Seehaus gibt es die Plätze, die ein jeder Gast ergattern will: Die Plätze an den Tischen, die direkt am Ufer des Kleinhesseloher Sees stehen. Vorausgesetzt die Mittagssonne knallt nicht bei hochsommerlichen Temperaturen vom Himmel. Dann empfiehlt sich ein Platz unter den Kastanien, was sich von selbst versteht.

Gehört man zu den Glücklichen, die am Wasser sitzen, gibt es zwei Möglichkeiten, den Blick schweifen zu lassen: Einmal natürlich über den See. Bunte Tretboote schippern umher, mit Kinderkapitänen oder verliebten Pärchen jedes Alters besetzt; verschwinden hier hinter der grünen kleinen Insel, weichen da einem Schwarm Enten aus. Freche Gänse starren auf die Brezn, die auf dem Biertisch liegt, und fordern quakend deren Herausgabe.

Und einmal natürlich der Blick Richtung Seehaus-Laufsteg, der sich entlang der Biertische am Ufer zieht. Hier haben die ihren Auftritt, die noch auf der Suche nach einem Tisch sind oder auf der Suche nach ihren Bekannten, oder eben die, die einfach sehen und gesehen werden wollen. Eine große Sonnenbrille ist das perfekte Accessoire für einen Biergartenbesuch und für das Selfie vor dem See. Wer länger an diesem idyllischen Fleckchen im Englischen Garten verweilen will (ausgeschenkt wird Paulaner), hat am besten nicht nur die Sonnenbrille eingesteckt, sondern vorab auch bei einem Bankautomaten vorbeigeschaut: Umsonst ist nur der Tod und im Seehaus brodelt das Leben sehr Münchnerisch, das hat seinen Preis. Laura Kaufmann

Seehaus im Englischen Garten , Schwabing, Kleinhesselohe 3, 80802 München

Der Zentralste: Der Biergarten am Viktualienmarkt

(Foto: Florian Peljak)

Einer der schönsten Biergärten der Stadt findet sich mittendrin, in der Münchner Postkartenkulisse des Viktualienmarkts. Und trotzdem stimmt hier die Mischung aus Touristen, die nach einem Spaziergang zwischen den Standln einkehren, und Einheimischen, die sich hier einfinden. Sich mit einer Runde Freunde hier zu verabreden, ist eine demokratische Sache, weil der Viktualienmarkt nun wirklich für jeden gut zu erreichen ist. Und hier ein Bier zu trinken, ist ebenfalls eine demokratische Sache, weil die sechs Münchner Brauereien im Wechsel ausschenken; alle paar Wochen ist eine andere dran.

Die Stadt München wollte bei der Vergabe keine Brauerei bevorzugen, und nun steht am Ausschank angeschlagen, welches Bier es gerade gibt. Man munkelt, dass sich der Tank deutlich schneller leert, wenn er mit Augustiner gefüllt ist, als wenn Spatenbier in die Krüge zischt.

Der Biergarten ist nun nicht der größte der Stadt, um die 1000 Sitzplätze hat er, und so rutscht man hier besonders oft zusammen und prostet sich mit den Nachbarn zu. Mal sind die Plätze unter den schattigen Kastanien beliebter, mal die, die noch etwas Sonne abbekommen: Der zentral gelegene Biergarten hat den Vorteil, dass die Kälte der Nacht nicht gar so schnell die nackerten Beine hochkriecht wie das im Früh- und Spätsommer im Englischen Garten oder in den Biergärten in Isarnähe der Fall ist.

Wenn der Hunger zwickt, versprechen nicht nur die typisch deftigen Spezialitäten Abhilfe: Sind die Marktstandl noch geöffnet, ist die Auswahl theoretisch endlos. Praktisch hat der Magen eine begrenzte Kapazität, und weil der Biergarten am Viktualienmarkt ein sehr gemütlicher ist, sollte noch ausreichend Raum für ein zweites Bier bleiben. Laura Kaufmann

Biergarten am Viktualienmarkt , Altstadt, Viktualienmarkt 9, 80331 München

Der Jazz-Klassiker: Die Waldwirtschaft

(Foto: Claus Schunk)

Die Waldwirtschaft muss man sich verdienen, wenn man nicht gerade in Pullach wohnt. Dann nämlich nimmt man am besten das Radl und fährt die Isar flussaufwärts entlang. Das ist der anstrengendste, aber der schönste Weg zur "Wawi", wie sie die Gäste liebevoll nennen.

Und wirklich fühlt es sich so an, als würden die Gäste hier mitten im Wald sitzen. So dicht ist das Grün der hohen Bäume ringsum. Wenn dann noch das Wetter stimmt, spielt in der Mitte des Biergartens eine Jazz-Combo, weshalb die Waldwirtschaft unter Jazzliebhabern die absolute Nummer Eins ist. Es geht gemütlich zu, nie hektisch und für die Kinder ist Platz zum Toben.

Eine kleine, geschichtliche Bedeutung hat der Biergarten obendrein: Die Biergartenrevolution nahm hier ihren Anfang. Weil sich Anwohner beschwerten, sollte die Waldwirtschaft schon um 21.30 Uhr schließen müssen. Brauereien und Wirte wollten sich das nicht bieten lassen. Schließlich protestierten 25 000 Münchner im Mai 1995 auf dem Marienplatz gegen die Vorverlegung der Sperrstunde in Biergärten. Laura Kaufmann

Waldwirtschaft Großhesselohe , Pullach, Georg-Kalb-Straße, 82049 Pullach im Isartal

Münchens Markenmönch: Biergarten am Nockherberg

(Foto: Stephan Rumpf)

Einmal im Jahr steht der Nockherberg im Fokus des ganzen Landes, wenn sich die Politiker im Frühjahr hier versammeln, um derbleckt zu werden. Oben auf dem Stadtberg gibt es aber nicht nur den Salvatorkeller, sondern auch einen gemütlichen Biergarten.

Ein Steinbrunnen mit der Büste von Alois, dem Paulaner-Markenmönch, plätschert in der Mitte des Gartens, die üppigen Kastanien spenden Schatten. Manche Gäste spielen Karten, andere essen Bratwürstl oder trinken eine Paulaner-Mass. Eine Münchner Institution - das ganze Jahr über. Lisa Sonnabend

Paulaner am Nockherberg , Au, Hochstraße 77, 81541 München

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