Interkommunales Projekt:Gemeinsam zur Energiewende

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Gemeinsam stark: Diese Gemeinden aus den Landkreisen Ebersberg und München haben sich in den vergangenen drei Jahren beim kommunalen Energieeffizienz-Netzwerk beteiligt. In vielen Rathäusern wünscht man sich nun, dass das Projekt fortgesetzt wird. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Nach drei Jahren intensiver Arbeit stellt das kommunale Energieeffizienz-Netzwerk, ein Zusammenschluss aus 14 Gemeinden in den Landkreisen Ebersberg und München, seine Ergebnisse vor. Diese fallen vielerorts sogar deutlich besser aus, als man sich das ursprünglich erhofft hatte.

Von Andreas Junkmann, Grafing

Zusammen ist man nicht nur weniger allein, sondern es gehen auch viele Dinge deutlich leichter von der Hand. Mit diesem Hintergedanken haben sich vor drei Jahren insgesamt 14 Gemeinden aus den Landkreisen Ebersberg und München zu einem kommunalen Energieeffizienz-Netzwerk (KEEN) zusammengeschlossen. Ziel dieser Vereinigung war es, mit Unterstützung der Energieagentur Ebersberg-München sowie dem Institut für nachhaltige Energieversorgung Rosenheim (INEV) Maßnahmen in den einzelnen Gemeinden anzustoßen, um dauerhaft Energie und Treibhausgase einzusparen. Nun war es an der Zeit, Bilanz zu ziehen - und diese fällt für viele Kommunen sehr erfreulich aus.

"Toll, toll, toll", sagte INEV-Leiter Dominikus Bücker über die Zahlen, die er zusammen mit Vertretern der Energieagentur am Mittwoch in der Grafinger Stadthalle präsentieren konnte. Dieses Lob galt vor allem den 14 Mitgliedern des Netzwerks, die in den vergangenen drei Jahren die Energiewende vor Ort ein gutes Stück vorangebracht haben. Aus dem Landkreis Ebersberg waren Anzing, Grafing, Kirchseeon, Poing und Zorneding an dem Zusammenschluss beteiligt, aus dem Landkreis München waren die Gemeinden Baierbrunn, Feldkirchen, Gräfelfing, Grasbrunn, Haar, Kirchheim, Neubiberg, Neuried und Schäftlarn mit dabei.

"Die Teilnahme an dem Netzwerk hat uns gezeigt, was wir alles nicht wussten"

Bei insgesamt zwölf Netzwerktreffen haben sich die Gemeinden über die Möglichkeiten von Energieeinsparungen austauschen können und sich bei zahlreichen Fachvorträgen Anregungen zur konkreten Umsetzung geholt. Weil aber vom Reden allein die Energiewende nicht vorangetrieben wird, gab es auch einige Ortstermine in den einzelnen Kommunen. Insgesamt seien in den vergangenen drei Jahren 72 Liegenschaften auf mögliche Energieeinspar- und Ausbaupotenziale untersucht worden, wie Sebastian Gröbmayr von INEV sagte. Von Bauhöfen über Rathäuser bis hin zu historischen Gebäuden sei alles mit dabei gewesen. Auf Basis dieser Vor-Ort-Termine sind von den Experten des INEV und der Energieagentur schließlich Befundberichte erstellt worden, die den KEEN-Mitgliedern übergeben wurden.

Diese Unterstützung hat es vielerorts offenbar gebraucht, denn die Ergebnisse können sich durchaus sehen lassen. Oder wie es Baierbrunns Bürgermeister Patrick Ott (ÜWG) am Mittwoch formulierte: "Die Teilnahme an dem Netzwerk hat uns gezeigt, was wir alles nicht wussten." Nun ist man in den Rathäusern der Region nicht nur schlauer, sondern hat die Energiewende auch ein gutes Stück vorangebracht. Insgesamt 578 Maßnahmen sind in den 14 Gemeinden angestoßen worden, von denen einige noch in Umsetzung sind, andere aber bereits abgeschlossen wurden.

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Unterm Strich steht die Erkenntnis, dass die Kommunen die vor drei Jahren gesetzten Netzwerkziele bei weitem übertroffen haben. Bei der Einsparung von Endenergie war für alle Teilnehmer ein Wert von knapp über 2000 Megawattstunden pro Jahr angestrebt, tatsächlich sind es mehr als 3600 Megawattstunden geworden. Das Netzwerkziel in Sachen Primärenergie lautete 4900 Megawattstunden im Jahr, hier haben die Gemeinden einen Wert von fast 8000 erreicht. Und auch die CO₂-Einsparung liegt mit 2500 Tonnen pro Jahr deutlich über den geplanten 1300 Tonnen. Sebastian Gröbmayr sprach deshalb von einer "sensationellen Zielerreichung", zumal die Werte vor wenigen Monaten in manchen Gemeinden noch deutlich Luft nach oben hatten. Dann aber habe so manches Rathaus in letzter Sekunde noch ein Ass aus dem Ärmel gezaubert, wie der Energieexperte sagte.

Wo genau die Gemeinden bei der Energiewende besonders aufgetrumpft haben, stellten am Mittwoch die einzelnen Vertreter vor. Anzing etwa konnte durch die KEEN-Unterstützung den Wärmeerzeuger in der örtlichen Grundschule austauschen. Zudem soll demnächst die Beleuchtung am Sportpark auf LED umgestellt und auf dem Kindergarten eine Photovoltaikanlage installiert werden. Baierbrunn hat derweil die Netzwerk-Expertise genutzt, um die Fenster im Altbau des Rathauses auszutauschen und sich ein neues Elektrofahrzeug für den Bauhof anzuschaffen. "Wir haben alle noch viel zu tun. Ich nehme das als Ansporn, um weiterzumachen", sagte Feldkirchens Bürgermeister Andreas Janson (UWV), in dessen Gemeinde derzeit die Straßenbeleuchtung auf energiesparende Lampen umgerüstet wird.

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Auch der Gastgeber an diesem Mittwoch, die Stadt Grafing, konnte für sich wichtige Erkenntnisse aus dem Zusammenschluss der Gemeinden ziehen, wie Bürgermeister Christian Bauer (CSU) sagte. Die Bärenstädter haben etwa eine neue Pumpe im Freibad installiert sowie Elektrofahrzeuge für das Wasserwerk, die Verwaltung und den Bauhof angeschafft. Wie viele andere Kommunen setzen Grasbrunn und Haar auf Photovoltaikanlagen auf gemeindeeigenen Gebäuden. "Wir haben viel mitgenommen", sagte der Haarer Bürgermeister Andreas Bukowski (CSU) über die Netzwerktreffen. "Ich fände es deshalb toll, wenn es weitergehen würde. Denn es gibt noch viel zu tun."

Poing will die Erkenntnisse nutzen, um ein Windrad im Gemeindegebiet zu bauen

Lobende Worte gab es auch aus Kirchseeon, wo man durch die KEEN-Mitgliedschaft die bereits lang ersehnte Umstellung der Straßenbeleuchtung auf den Weg bringen konnte. "Wir haben sehr von dem kommunalen Austausch profitiert", sagte Melanie Fuchs, die Klimaschutzbeauftragte der Marktgemeinde. Ihre Neubiberger Kollegin Irina Schemm unterstrich vor allem die Expertise von Energieagentur und INEV, die eine große Unterstützung bei der Planung und Umsetzung der Projekte gewesen sei. Poing will unterdessen die Erkenntnisse aus dem Netzwerk dazu nutzen, um ein eigenes Windrad im Gemeindegebiet auf den Weg zu bringen, wie Bürgermeister Thomas Stark (parteilos) ankündigte. In Zorneding hat man mit der KEEN-Unterstützung ein Nahwärmenetz für die kommunalen Liegenschaften rund um das Rathaus aufgebaut und sich Ratschläge für die anstehende energetische Sanierung der Grundschule geholt.

Viele dieser Maßnahmen mögen für sich genommen zwar eher klein wirken, im Zusammenspiel ergibt sich dadurch aber ein durchaus beachtlicher Beitrag zur Energiewende. "Viele Lichter sind jetzt grüner als noch vor drei Jahren", stellte Energieagentur-Geschäftsführer Willie Stiehler deshalb zufrieden fest. Damit die Gemeinden den nun eingeschlagenen Weg weitergehen können, soll die interkommunale Zusammenarbeit fortgesetzt werden. Nächstes Jahr soll dazu ein neues Netzwerk ins Leben gerufen werden, wie Stiehler ankündigte. Viele der Kommunen haben bereits Interesse daran bekundet, sich auch weiterhin in Fragen der Energiepolitik austauschen zu wollen. Oder wie Energieagentur-Chef Stiehler sagte: "Man sieht, das Ganze trägt Früchte."

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