Newsblog in der NachleseSo verlief die Demo gegen rechts in München

Gedränge bei der Demo am Siegestor: Der Veranstalter spricht von 250 000 Teilnehmenden, die Polizei von 100 000.
Gedränge bei der Demo am Siegestor: Der Veranstalter spricht von 250 000 Teilnehmenden, die Polizei von 100 000. (Foto: Florian Peljak)
  • Die Demo gegen rechts in München wurde wegen zu großen Andrangs abgebrochen.
  • Der Veranstalter spricht von gut 250 000 Personen, die Polizei geht von 100 000 Menschen aus und teilt am Abend mit, der Protest sei friedlich verlaufen.
  • Auf der Bühne wurde mehrfach der Protest gegen Rechtsextremismus und AfD mit Kritik an der Ampel-Regierung verbunden. Das gefiel nicht allen Teilnehmenden.
  • Nach Abbruch der Demo liefen noch Tausende die geplante Demo-Route und die Leopoldstraße entlang - Richtung Potsdamer Straße, wo die rechtsextreme Burschenschaft Danubia ihren Sitz hat.

Von Isabel Bernstein, Martin Bernstein, David Costanzo, Barbara Galaktionow, Jana Jöbstl, Karin Kampwerth, Bernd Kastner, Martin Moser, Katja Schnitzler, Lisa Sonnabend und Stefanie Witterauf

Für unseren Newsblog war das SZ-Team in München unterwegs; zudem verwenden wir auch Material der Nachrichtenagentur dpa.

Wichtige Updates
Die SZ berichtet 
Demonstration ist abgebrochen - es sind zu viele Teilnehmer
Veranstalter erwarten Zehntausende Demo-Teilnehmer
Katja Schnitzler
Katja Schnitzler

Positive Demo-Bilanz der Polizei

Die Münchner Polizei ist mit dem Verlauf der Demo sehr zufrieden, berichtet SZ-Redakteur Bernd Kastner. Man habe keine nennenswerten Störungen oder Straftaten registriert, sagte ein Sprecher am Sonntagabend. Zur vorzeitigen Auflösung der Kundgebung aus Sicherheitsgründen habe man sich in Absprache mit den Veranstaltern entschlossen. 
Bevor die Groß-Demo wegen des gewaltigen Andrangs abgebrochen werden muss, bewegen Rednerinnen und Redner die Zehntausenden im Publikum – doch einige befremden auch mit ihren Angriffen auf die Ampel-Regierung:

Katja Schnitzler
Katja Schnitzler

Protest beim Danubia-Haus löst sich auf 

Die Demonstrierenden nahe dem Sitz der Münchner Burschenschaft, deren aktive Mitglieder vom Verfassungsschutz als rechtsextremistisch eingestuft wurden, machen sich auf den Heimweg.

Die Antifa war danach noch weitergezogen, berichtet SZ-Mitarbeiter Leon Lindenberger. Aber diese Aktion ist inzwischen ebenfalls beendet.
Foto: Leon Lindenberger
Foto: Leon Lindenberger
Dennoch lief ein Teil der Protestierenden weiter und wurde von einer Polizeikette gestoppt.
Foto: Leon Lindenberger
Katja Schnitzler
Katja Schnitzler

Was treibt die Menschen auf die Straße? Ein paar ganz persönliche Einblicke

Manche waren zum ersten Mal in ihrem Leben bei einer Demonstration. Aus welchen Gründen sich Zehntausende auf den Weg gemacht haben, um klar zu zeigen, dass die sogenannte stille Mehrheit gar nicht so still ist: sieben Antworten von Münchnerinnen und Münchnern.
Martin Bernstein
Martin Bernstein

Proteste nahe dem Haus der Burschenschaft Danubia

An der abgesperrten Potsdamer Straße sammeln sich inzwischen Demonstranten, einige tausend stehen von hier bis zur Münchner Freiheit. Unmittelbar vor das Danubenhaus lässt sie die Polizei nicht. Sprechchöre, Pfiffe und Buhrufe sind zu hören. Ein Polizeihubschrauber kreist über dem Areal. Mehrere Mitglieder der rechtsextremen Aktivitas der Burschenschaft Danubia sitzen auf einem Vordach und auf einer Terrasse, Bierglas und Prosecco in der Hand, und beschallen die Umgebung mit Lautsprechermusik. "Nazis raus!" skandieren die Demonstranten auf der Straße, unter ihnen viele ältere Menschen. Und sie fordern mit Blick auf das Verbindungshaus: "Schmeißt die Nazis raus, macht ne Kita draus!"
Natascha Holstein
Natascha Holstein

Die SZ berichtet 

Lesen Sie hier unsere wichtigsten Analysen, Hintergründe und Einordnungen zu den Protesten gegen Rechtsextremismus in Deutschland:
  • Die Münchner Großdemo gegen rechts am Sonntag sollte auch durch die Potsdamer Straße führen. Dort hat die Danubia ihr Quartier. Wie ist die als rechtsextrem geltende Burschenschaft an die Villa gekommen? Und was geht dort vor sich? Von Livia Hofmann, Leon Kaessmann, Ella Knigge und Katharina Wulff (SZ Plus)

  • Zehntausende strömen am Freitag Richtung Binnenalster in Hamburg, um gegen rechts zu protestieren. Es sind so viele Menschen, dass die Veranstaltung am Nachmittag abgebrochen werden muss, berichten Oliver Klasen und Jana Stegemann (SZ Plus)

  • Auf einmal gehen Menschen zu Zehntausenden gegen die AfD auf die Straße. Was kann der erwachende Protest gegen die Rechtspopulisten bewirken? Fragen an den Soziologen Nils Kumkar stellt Johann Schloemann (SZ Plus)

  • Wenn AfD-Politiker über die Ausweisung ganzer Bevölkerungsgruppen nachdenken, haben Ironie und Hoffnung ausgedient. Wer vernünftig ist, rechnet mit dem Schlimmsten – und kämpft für die deutsche Demokratie. Ein Essay von Hilmar Klute (SZ Plus)

  • In Thüringen gilt die AfD als "gesichert rechtsextrem" und könnte dennoch bei der Landtagswahl erfolgreich sein. Ließe sich das verhindern mit einem Verbotsantrag nur für ein Bundesland? Von Wolfgang Janisch(SZ Plus)
Katja Schnitzler
Katja Schnitzler

Menschenmenge Richtung Odeonsplatz löst sich nur langsam auf

Die ganze Ludwigstraße entlang stehen Lautsprecher, berichtet SZ-Redakteurin Barbara Galaktionow. Immer wieder kommt eine Durchsage, dass die Veranstaltung abgebrochen wurde, weil zu viele Menschen gekommen sind. Spontaner Jubel brandet auf. Nur langsam löst sich die Demo auf, es geht ja auch nur zu Fuß weg. Die U-Bahn an der Uni ist immer noch gesperrt, laut U-Bahnwache können Fahrgäste erst ab der übernächsten Station Münchner Freiheit wieder zusteigen. 
Foto: Barbara Galaktionow
Katja Schnitzler
Katja Schnitzler

Nur ein Stimmungsbild? Nein, ein politischer Auftrag - Kommentar zur Demo

Warum es bei den Demonstrationen gegen rechts in ganz Deutschland um mehr geht als nur um ein prodemokratisches Signal an Rechtsextreme – ein Kommentar von Meredith Haaf: 
Katja Schnitzler
Katja Schnitzler

"Privileg der Freiheit" in Deutschland

Die iranisch-deutsche Künstlerin Maryam.fyi hätte eigentlich auch vor den Münchner Protestierenden auftreten sollen, in der vergangenen Woche war sie bereits bei der Demo in Berlin dabei vor 25 000 Menschen, schon diese Anzahl war für sie "Wahnsinn". Sie will sie vermitteln, wie groß das Privileg der Freiheit in Deutschland ist: "Ich war kurz traurig, dass ich diese Botschaft nicht auf der Bühne teilen kann", sagte sie SZ-Redakteurin Barbara Galaktionow. Aber es sei toll, dass so viele Leute gekommen seien.
Die iranische Künstlerin Maryam.fyi
Die iranische Künstlerin Maryam.fyi . Foto: Barbara Galaktionow
Martin Bernstein
Martin Bernstein

Polizisten schützen das Haus der Burschenschaft Danubia 

Der Demonstrationszug hätte am Danubia-Haus in der Potsdamer Straße in München-Schwabing vorbeiführen sollen. Hinter den Fenstern und auf dem Balkon der millionenschweren Villa zeigen sich einige jüngere Menschen, größtenteils wohl Angehörige der vom Verfassungsschutz als rechtsextremistisch eingestuften Aktivitas. An ihrer Gesinnung lassen sie auf einem Spruchband keinen Zweifel: Die Demonstranten sind für sie "Feinde".

Am Nachbarhaus ist ein Schild mit einer Aufschrift "Gegen Rechts" und einem Pfeil nach rechts, in Richtung Danubia, angebracht. 

Nun treffen doch Demonstrierende ein, die Polizei sperrt die Straße ab, ein Hubschrauber kreist.
Fotos: Martin Bernstein
Katja Schnitzler
Katja Schnitzler

Nicht alle verzichten auf den Protestmarsch

Obwohl die Demo wegen zu vielen Teilnehmenden abgebrochen wurde, laufen Tausende friedlich die geplante Route und die Leopoldstraße entlang, berichtet SZ-Redakteurin Stefanie Witterauf.

Foto: Stefanie Witterauf
Jana Jöbstl
Jana Jöbstl

Demonstranten machen sich langsam auf den Heimweg

Die Versammlung löst sich auf, an der U-Bahnstation Universität ging nach Bekanntgabe des Abbruchs erst einmal nichts mehr weiter. Auch auf der Schellingstraße öffneten sich nur langsam Lücken in der Menge, das Gedränge war sehr groß und an manchen Stellen beängstigend dicht. Das Univiertel ist weiterhin voller Menschen mit Plakaten.
Foto: Jana Jöbstl
Foto: Matthias Becker
Katja Schnitzler
Katja Schnitzler

Demonstration ist abgebrochen - es sind zu viele Teilnehmer

Deutlich mehr Menschen als angenommen gehen in München gegen rechts auf die Straße: Vom Podium aus geben die Veranstalter bekannt, dass sich etwa 250 000 Menschen dem Protest angeschlossen haben - zu viel, um loszumarschieren. Die Demo muss abgebrochen werden, die Sicherheit der Teilnehmer sei nicht mehr zu gewährleisten, sagt ein Polizeisprecher der Nachrichtenagentur dpa. Die Polizei spricht von bis zu 100 000 Teilnehmern, sie hatte mit 25 000 gerechnet. Organisiert hatte die Demo das Bündnis "Gemeinsam gegen Rechts", bestehend aus über 230 Vereinen, Initiativen und Institutionen.
Foto: dpa/Sven Hoppe
Karin Kampwerth
Karin Kampwerth
Isabel Bernstein
Isabel Bernstein

Betretene Blicke bei Parteien-Bashing

Mit dem letzten Lied heizt die Band Kafvka nochmal richtig ein, bevor die Kundgebung wegen zu vieler Demonstranten abgebrochen werden muss. Auf den Song-Text "Alle hassen Nazis" können sich die Demonstranten vor dem Bayerischen Verwaltungsgerichtshof einigen, es wird getanzt und laut mitgegrölt. Auch "Scheiß AfD" wird laut mitgeschrien. Doch dann geht's gegen CDU/CSU, die Grünen, die Ampel-Koalition im Allgemeinen, und das nicht zum ersten Mal bei der Veranstaltung - und für dieses Bashing sind viele Demonstranten offenbar nicht gekommen. Die Rufe werden leiser, betretene Blicke, einzelne schütteln den Kopf. 
Lisa Sonnabend
Lisa Sonnabend

Seifenblasen und Polizeihubschrauber am Odeonsplatz

Seifenblasen und der Polizeihubschrauber in der Luft, Tausende Menschen auf dem Boden am Odeonsplatz. Als verkündet wird, dass zu viele Menschen, laut Veranstalter bis 200 000, gekommen sind, brandet erst Jubel auf, dann machen sich die ersten auf und verteilen sich in den Seitenstraßen. Viele aber bleiben stehen, die Plakate weiter nach oben gereckt.
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:Nach der Dämmerung kommt die Finsternis

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