Nürnberg:Konservative zeigen sich "entsetzt und beunruhigt" über queere Ausstellung

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An der Eingangstür zur Nürnberger Kirche St. Egidien wurde zunächst die vorübergehende Schließung der Ausstellung "Jesus liebt" des schwulen Künstlers Rosa von Praunheim bekanntgegeben. Inzwischen wurde die Schau endgültig beendet. (Foto: Daniel Karmann/dpa)

"Jesus liebt" heißt eine Ausstellung mit Bildern des Künstlers Rosa von Praunheim in der Nürnberger Egidienkirche. Nach massiver Kritik und Anfeindungen ist sie vorübergehend geschlossen worden.

Der theologisch konservative Arbeitskreis Bekennender Christen in Bayern (ABC) hat "entsetzt und tief beunruhigt" auf die Ausstellung "Jesus liebt" in der Nürnberger Egidienkirche mit Bildern des schwulen Malers Rosa von Praunheim reagiert. Man nehme "mehrere verheerende Wirkungen" wahr, die von der Ausstellung ausgingen, teilte der ABC am Donnerstag in einem offenen Brief mit. Dieser ist neben den Verantwortlichen vor Ort unter anderen auch an Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, die Nürnberger Regionalbischöfin Elisabeth Hann von Weyhern und Synodalpräsidentin Annekathrin Preidel adressiert.

Konkret stören sich die ABC-Unterzeichner daran, dass die Ausstellung das Schamgefühl verletzte und absichtlich "mit ins Pornografische gehenden Bildern" provoziere. Gerade in einem Kirchenraum habe es eine "übergriffige Wirkung", wenn Intimität an die Öffentlichkeit gezerrt werde. Die Darstellungen scheinen die Botschaft vermitteln zu wollen, dass alle selbstbestimmten Formen von Sexualität Ausdruck der Liebe Gottes seien. "Diese Botschaft widerspricht dem christlichen Verständnis", heißt es in dem Schreiben. Insgesamt attestieren die Unterzeichner den ausgestellten Bildern "eine blasphemische, gotteslästerliche Wirkung".

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Die Ausstellung war erst am vergangenen Freitag als Programmbestandteil der "Pride Weeks" des CSD Nürnberg eröffnet worden - nach massiver Kritik und Anfeindungen wurde sie am Montagabend zunächst vorübergehend geschlossen. Auch eine erste Sitzung des Kirchenvorstands am Dienstagabend brachte keine finale Entscheidung. Der geschäftsführende Pfarrer Martin Brons hatte nach dieser Sitzung mitgeteilt, der Kirchenvorstand wolle in den kommenden Tagen eine abschließende Entscheidung treffen: "Wir stellen uns der Aufgabe, die entstandenen Verletzungen, die einzelne Bilder ausgelöst haben, ernst zu nehmen."

Die Bilder der Ausstellung setzen sich mit Religion, Sexualität, Liebe und Tod auseinander und zeigen provokant teils explizite homoerotische und sexuelle Handlungen. Einige der Bilder befinden sich hinter einem Vorhang mit dem Hinweis, dass sie nur für Erwachsene geeignet seien. Die Ausstellung wolle sich kritisch mit Themen wie Missbrauch in der Kirche, Frauen- und Queerfeindlichkeit auseinandersetzen, hieß es. Pfarrer Brons hatte die Ausstellung gegen die harte Kritik verteidigt: Man müsse "in der weltoffenen Kulturkirche St. Egidien auch gesellschaftspolitisch und religiös herausfordernden künstlerischen Positionen" Raum geben.

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