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Blätterdächer: Grosse Pergolen für einen kleinen Märchenwald
Blätterdächer: Grosse Pergolen für einen kleinen Märchenwald

DIE VERSCHIEDENEN GRÖSSEN DER PERGOLEN-SYSTEME ERMÖGLICHT EINEN FLEXIBLEN EINSATZ AUCH FÜR EIN KLEINERES PLATZANGEBOT WIE ETWA ZWISCHEN DEN HÄUSERN. VISUALISIERUNGEN: JAKOB ROPE SYSTEMS

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Blätterdächer: Grosse Pergolen für einen kleinen Märchenwald

Natürlicher Hitzeschutz aus Pflanzen für den urbanen Raum: Solothurn plant grüne Oasen, die Schatten spenden und die Biodiversität fördern. Ziel: Nachhaltiger Raum zur Milderung des Klimawandels.

Vor knapp zwei Jahrzehnten etablierte der Deutsche Wetterdienst (DWD) ein Hitzewarnsystem, welches als Konsequenz für den im Jahr 2003 genannten Jahrhundertsommer galt. Insbesondere Großstädte in Deutschland mussten feststellen, keine adäquate Antwort auf Temperaturen über 40 Grad über einen längeren Zeitraum hinweg liefern zu können. Und das, obwohl die Experten schon seit Längerem die zunehmenden Hitzeperioden voraussagten. Im Sommer 2018 verzeichnete der DWD 5.678 Hitzewarnungen, mehr als sonst üblich. Für die folgenden Jahre bot sich gleiches Bild und aufgrund des Klimawandels, der zunehmenden Flächenversiegelung und dichten Bebauung werden weitere Temperaturanstiege und Hitzephasen prognostiziert.

Der Appell an die Städte lautet nun, sich auf die Auswirkungen heißer Perioden vorzubereiten und effiziente Maßnahmen gegen drastische Hitzeinseleffekte einzuleiten. Im Idealfall unterstützen großzügige Förderinitiativen von Städten und Gemeinden, die Weichen für eine zügige Umsetzung zu stellen. Eine solche startete etwa das Bayerische Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr. Unter dem Titel „Klimawandel(t) Innenstädte“ darf sich ab März 2024 jeder bewerben, der sich eine klimagerechte Anpassung der städtischen Infrastruktur zur Aufgabe gemacht hat.

Konkrete Schutzhandlungen

Begriffe wie Schwammstadt, Retentionsbecken, Dachbegrünung und nachhaltige Bauwirtschaft bahnen sich sukzessive den Weg. Gleichwohl braucht es Überlegungen, welcher Schutz den Menschen in Städten und auf öffentlichen Plätzen geboten werden kann.

DER ARCHITEKTONISCHE ANSPRUCH HEUTIGER PFLANZEN PERGOLEN DEUTET AUF EIN FILIGRANES DRAHTSEILSYSTEM HIN, DAS UNTER DEM BLATTWERK KAUM MEHR ZU SEHEN IST.
DER ARCHITEKTONISCHE ANSPRUCH HEUTIGER PFLANZEN PERGOLEN DEUTET AUF EIN FILIGRANES DRAHTSEILSYSTEM HIN, DAS UNTER DEM BLATTWERK KAUM MEHR ZU SEHEN IST.

Eine Möglichkeit sind aus Pflanzen gebaute Pergolen. Vereinfacht gesagt, handelt es sich hierbei um sogenannte Blätterdächer, deren horizontale Rankstruktur sich mithilfe eines Edelstahlsystems und gespannter Netzelemente zu einem schützenden Dach formieren. Somit entstehen nicht nur urbane Begegnungsstätten mit wohltuenden Schattenspendern, sie bieten ebenso ein Zuhause für Vögel, Insekten sowie regionale Blumen- und Pflanzenarten. Die grüne Kombination verhilft obendrein zu einer Verminderung von Lärm um bis zu fünf Dezibel, natürlichen Kühlung und Luftreinigung. Die Blätter können etwa die Temperatur bis zu vier Grad senken. Das großflächige Gesamtkonstrukt bildet quasi einen Raum für das so wichtige Mikroklima.

Natürlich erfüllen Bäume den gleichen Zweck, jedoch benötigen die Pergolen im Gegensatz zum Baumbestand deutlich weniger Platz für das Wurzelwerk in der Erde. Hinzu kommt ein in der Regel unter den öffentlichen Plätzen befindliches Geflecht aus Tiefgaragen, Leitungen, Kanalisation und in manchen Fällen Tunnelsystemen für U-Bahnen. Auch lassen sich nicht überall Bäume im Nachgang pflanzen.

Beeindruckendes Konzept in Solothurn

Vielerorts erlaubt es der Bodenzustand aufgrund von Schadstoffbelastungen wie durch Streusalz nicht. Hier zeigt sich ein wahrer Vorteil oberirdischer Begrünung. Demgegenüber steht allerdings ein erhöhter Aufwand für Pflege und Bewässerung.

Der Rote Platz gegenüber der Baloise Bank im Schweizer Kanton Solothurn steht vor einer gravierenden Umgestaltung. Die gleichnamige Stadt möchte das Areal gegen die Auswirkungen des Klimawandels wappnen und gleichermaßen verschönern. Dieser Herausforderung stellt sich der Spezialist für Begrünungstechniken Jakob Rope Systems gemeinsam mit einer Gruppe aus Ingenieuren der ETH Zürich, der rollimarchini AG und Architekten SIA aus Bern, aus deren Feder der Entwurf stammt. Vorgesehen sind neun Stahlpfeiler, die zehn Meter in die Höhe ragen. Eine Konstruktion, die bereits bei einem Projekt in Singapur zur Anwendung kam. Die Bepflanzung folgt einer jahreszeitangepassten Struktur, sodass die Pergola das ganze Jahr über die vielen Farben der Natur präsentiert. Zusätzlich ist ein Wassertank vorgesehen, der das Regenwasser speichert und automatisch an die Pflanzen weiterleitet, sobald ein Sensor im Wurzelstock das Signal gibt. Derzeit läuft das Prüfungsverfahren für eine mögliche Realisierung.

KELLY KELCH

Er­schie­nen im Ta­ges­spie­gel am 06.04.2024

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