Sprüche vom Nockherberg:"Hubert, da ist kein Platz für so einen Borkenkäfer wie dich"

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Maximilian Schafroth schlug bei der Fastenpredigt heitere, aber auch ernste Töne an. (Foto: Robert Haas)

Maxi Schafroth übernimmt in Teilen seiner Fastenpredigt Aiwangers und Söders Tonlage. Auch andere Politiker bekommen ihr Fett weg. Die besten Zitate.

Über den Stil in der Politik: "Was da plötzlich alles gesagt werden darf. Da kriegt man in der Schule gesagt, des sagt ma ned und des darf ma ned sagen, höflich sein! Und dann kommt ihr daher. Hubert, ich zitiere: Offene Ärsche, Deppen und Leut, die zum Psychiater müssen. Die einen nennen es Volksnähe, ich würde es eher sagen, ihr habt einen verbalen Saustall beieinander."

Über Ministerpräsident Söder: "Wenn mein Vater am Stammtisch nach zehn Halbe so einen Schmarrn verzapft wie der Markus am Aschermittwoch nach einer Mass Cola Light: Da liegt der Haustürschlüssel nach null Uhr nicht unter der Matte. Da schläft der eine Woche in der Kälberbox."

Über Freie-Wähler-Chef Aiwanger: "Hubert, du bist ja zum politischen Holzspalter mutiert. Weil Forstwirte und Scheitholzheizer wissen: Gespaltenes Holz ist besser zum Zündeln. Hubert, wenn ein gesunder gewachsener Stamm ein gesunder gewachsener Stamm bleibt, dann ist dazwischen kein Platz für so einen Borkenkäfer wie dich."

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Über Diversität im Freistaat: "Bayern bleibt Bayern. Bevor wir gendern, macht der Schuhbeck ein Praktikum im Finanzamt."

Über Aiwanger: "Draufhauen kann man ja nur von oben. Außer der Hubert, der entsagt diesen physikalischen Gesetzmäßigkeiten. Der Hubert sagt, er ist einer von unten, haut aber trotzdem von oben drauf. Hubert, so eine charakterliche Verrenkung beherrscht auch nur so eine wirbellose Existenz wie du."

Über die Grünen: "Der Nockherberg ist ein Safe Space für Konservative. Keine Gefahr, höchste Sicherheitsstufe. (...) Wir haben die Grünen gefilzt bis auf die vegane Unterbuchs, die haben nix dabei, keine Farbbeutel, kein Gras, keine guten Umfragewerte."

Über Bayerns Grünen-Chefin: "Katha Schulze, wie ein geköpftes Maiglöckchen sitzt sie da. Biene-Maja-Burn-out. Entstachelt."

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Über die neue Regierung in Bayern: "Diese Magie, wenn der Söder das Kabinett präsentiert. Wie früher in der Augsburger Puppenkiste, wenn die Holztürchen aufgehen und man hat kurz die Illusion: Wow, die Puppen haben ein Eigenleben. Aber dann schaut man genau hin und sieht die Fäden. (...) Wenn das CSU-Kabinett die Puppenkiste ist, dann ist der Hubert die Puppe ohne Fäden. Vor der alle Angst haben. Hubert Chucky Aiwanger. Oder Markus Söders persönlicher Horrorfilm."

Über Holetschek, den Vorsitzenden der CSU im Landtag: "Der Aktionismus vom Holetschek, das sind keine Gebärden eines stolzen Stiers, das sind eher die Luftsprünge eines Milchkalbs, das weiß, wenn es zu viel Muskeln ansetzt, kommt der Shuttlebus zum Vinzenzmurr. Dann wird man durch den Wolf gedreht, bis alle Ecken, Kanten und Charakter-Knorpel einer streichfähigen Masse weichen. Manche werden in diesem Zustand für späteren Gebrauch vakuumiert. (...) Nicht grob-stückig mag es der Markus, sondern streichfein."

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Über Söder: "Immer alle Möglichkeiten offenhalten, Markus. Außer in Koalitionsfragen. Da lebt der Markus christliche Werte vor, die politische Monogamie."

Über den politischen Diskurs im Land: "Rechts neben mir steht der alte CSU-Schlafsesselbus und links steht ein Elektrobus, bei dem manchmal der Akku aussetzt und über den in Internetforen verbreitet wird, dass man sich beim Mitfahren elektrostatisch stark auflädt, dass man bei der nächsten Umarmung einen Angehörigen defibrilliert. Dann nehme ich doch lieber den Dieselbus und nehme in Kauf, dass der Busfahrer mich reaktionär zutextet."

Über Münchens Oberbürgermeister: "Dieter, ich hab dich auch vermisst, dein Gschau. Dieser Reiter-Blick, wie man halt schaut, wenn man der einzige Sozi ist, der im BR länger als drei Sekunden im Vollbild gezeigt wird."

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Über Söders Verhältnis zu Aiwanger: "Wenn die Staatskanzlei ein Wirtshaus wäre, was tut man dann, bevor einer im Rausch die Stimmung zum Kippen bringt? Man spielt einen Rausschmeißer. Den Rausschmeißer spielen hat der Markus sich aber nicht getraut."

Über Protest in Bayern: "Die Jungen, die sich fürs Klima auf der Straße festkleben, die werden aus dem Boden rausgeflext und mit einem Fetzen A9 am Handgelenk eingesperrt. Aber ein Traktor ist auf bayerischen Straßen so unantastbar wie ein Rind in einer 30er-Zone in Kalkutta."

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Über das Buhlen der Politiker um Stimmen: "Wenn das so weiter geht, räkelt sich der Hubert für den Jungbauernkalender auf der Haube vom Fendt-Geräteträger. Und, dass die Grünen da jetzt so lachen, zeigt mir, dass ihr nicht wisst, dass ein Fendt-Geräteträger keine Haube hat."

Über die Parteien: "Der Hubert ist der politische Selbstgebrannte. Eine gewisse Schärfe, aber er führt nicht selten zur Erblindung. Da freuen sich die Grünen. Aber ihr seid in diesem Gleichnis der Smoothie. War mal in, aber auf Dauer zu teuer."

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Über Bildungspolitik: "Ihr solltet Menschen, die Lehrer werden wollen, wertschätzen, statt sie wie ein schlecht frankiertes DHL-Paket durchs Land zu schicken und ihnen das Versprechen der Verbeamtung vorne hinzuhalten wie einem Esel eine schrumpelige Karotte."

Über die Koalition in Berlin: "Liebe Ampel, ihr schaut wahnsinnig ungelenk aus. Falsch zusammengebaut. Wie ein Fiat Multipla. (...) Man kann zu dritt im Führerhaus sitzen, aber man merkt nicht, dass es von außen komplett dämlich aussieht. Vor allem erfordert es viel Geschick, wenn einer schaltet, ein anderer kuppelt und wenn der einzige, der einen Führerschein hat, den Zündschlüssel rumdreht und sich dann zum Schlafen hinten rein legt."

Über die Politik von CSU, Freien Wählern und Grünen: Markus, Hubert, die Menschen da draußen sind weiter, als ihr denkt. Nicht so weit, wie ihr denkt, Katha. Aber irgendwo zwischen Euch.

Über die AfD: "Eine Wärmepumpe kann aus Kälte Wärme rausziehen. Das ist ein Grundprinzip, das uns in diesen Tagen retten kann. Denn es heißt: Dass in der Kälte noch Wärme steckt. Das heißt im übertragenen Sinne, dass in der AfD-Wählerschaft noch Liebe drinsteckt."

Hinweis der Redaktion: In einer früheren Fassung stand, dass Klaus Holetschek bayerischer Gesundheitsminister ist. Tatsächlich führt er derzeit die CSU-Fraktion im Landtag. Das Ministeramt hat er im Oktober 2023 abgegeben.

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