Es gibt Namen, die sind untrennbar mit Liedern verbunden. Für Roger Waters gilt das. Wer schon Musik hörte, als er mit Pink Floyd seine beste Zeit hatte, dem schießen Melodien und Liedzeilen in den Kopf, wenn der Name fällt. "Comfortably numb", "Another Brick in the Wall", "Wish You Were Here": großartige Stücke, immer noch. Auch wenn Waters selbst inzwischen in eine ganz andere Richtung abgebogen ist.
Für Putins Überfall auf die Ukraine gäbe es schon irgendwie auch nachvollziehbare Gründe, fabulierte der 79-Jährige unlängst mehrfach. Die zumindest in Teilen antisemitische Boykott-Bewegung BDS, die sich gegen Israel wendet, findet er schon länger unterstützenswert. Als er vor vier Jahren ein Konzert in München gab, meinte Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) deshalb, er wolle den Musiker am liebsten nie mehr in der Olympiahalle sehen, die ja von einer Tochterfirma der Stadt verwaltet wird. Am 21. Mai 2023 soll es nun aber wieder so kommen. Der Kartenvorverkauf hat bereits begonnen, ab 88,25 Euro lässt sich dabei sein.
Interessierte sollten allerdings vorsichtig sein. Ludwig Spaenle (CSU), der Antisemitismus-Beauftragte der bayerischen Staatsregierung, fordert eine Absage des Konzerts, auch Reiter will Waters aus der städtischen Halle schmeißen, wie mein Kollege Heiner Effern berichtet. Die Entschlossenheit, die das suggeriert, kommt allerdings reichlich spät, wie ich finde. Denn dass der Putin-Versteher und Antisemitismus-Ranschmeichler irgendwann mal wieder in München anklopfen würde, war abzusehen gewesen. Die Aufmerksamkeit, die Waters jetzt fängt, nutzt am Ende nur ihm. Echte politische Entschlossenheit sieht anders aus. (SZ Plus)
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