An einer Tastatur im Computerraum zum Beispiel, da hat einer die Tasten ausgetauscht, so dass dort für jeden zu lesen war: "Heil Hitler". So etwas, aber auch Hakenkreuz-Schmierereien auf der Schultoilette, antisemitische Hetze im Klassenchat, oder Jungen und Mädchen, die auf dem Schulhof rassistisch beleidigt werden - diskriminierende Vorfälle an Schulen seien leider normal geworden, sagt Schülerin Alexandra Hernadi. Sie engagiert sich bei der Stadtschülerinnenvertretung im Arbeitskreis Rassismus und sitzt an diesem Montag dabei, als Stadtschulrat Florian Kraus und Miriam Heigl, Leiterin der städtischen Fachstelle für Demokratie, die Kampagne vorstellen, mit der sie an Münchens Schulen auf die Arbeit einer neuen Anlaufstelle gegen Diskriminierung aufmerksam machen wollen.
"Die Schulen leisten einen Beitrag zur demokratischen Bildung", sagt Florian Kraus. "Um das leisten zu können, müssen Schulen demokratische Orte werden." Und dafür sei es wichtig, dass dort sensibel und konsequent mit rassistischen Vorfällen umgegangen werde. Wer selbst rassistisch beleidigt oder diskriminiert wird, wer einen Vorfall beobachtet oder wer antisemitische Schmierereien auf dem Schulgelände entdeckt, kann das nun auf der Internetseite muenchen.de melden, auch als Sprachnachricht. Weitere Informationen zum Thema gibt es auf der Kampagnen-Seite.
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Es ist nun etwas länger als ein halbes Jahr her, dass die Anlaufstelle gegen Diskriminierung an Schulen in München die Arbeit aufgenommen hat. Sie gehört zur städtischen Fachstelle für Demokratie und hat mehrere Aufgaben. Für Betroffene von Rassismus an Schulen, seien es Schülerinnen oder Lehrer, ist sie eine erste Anlaufstelle; Schulleiter und Lehrkräfte können sich dort zum Umgang mit Rassismus beraten lassen, und es findet ein Monitoring statt: Gemeldete Vorfälle werden geprüft und fließen dann gegebenenfalls in die Statistik ein. Ziel ist es, herauszufinden, wie groß das Problem an den Münchner Schulen wirklich ist.
Seit Februar sind städtische Bedienstete verpflichtet, rassistische Vorfälle zu melden
Ebenfalls seit Februar sind städtische Bedienstete verpflichtet, rassistische oder antisemitische Vorfälle an Schulen zu melden. Das gilt nur für die städtischen Schulen in München. Wünschenswert wäre es, sagt Miriam Heigl, wenn auch der Freistaat seine Lehrkräfte und Schulleiter an den staatlichen Schulen dazu verpflichten würde.
In den vergangenen Jahren habe es immer wieder Rassismus-Vorfälle gegeben, sagt Heigl, etwa fünf pro Schulhalbjahr. Seit Februar wurden der Fachstelle 15 Vorfälle gemeldet - alle von städtischen Schulen. Für Heigl ein Zeichen dafür, dass die Anlaufstelle funktioniert - und dass die staatlichen Schulen stärker eingebunden werden müssen. Und noch etwas fällt auf: Keinen einzigen Fall haben Schülerinnen und Schülern gemeldet - und das, obwohl zum Beispiel in Berlin die große Mehrheit der Fälle aus der Schülerschaft gemeldet werden.
Deshalb nun diese Kampagne, mit 230 000 Flyern in fünf Sprachen, 6000 Postern und 15 000 Stickern, die an die Münchner Schulen verschickt werden: Damit die Schülerinnen und Schüler wissen, an wen sie sich wenden können, wenn sie Diskriminierung erleben. Die Kampagnen-Seite ist mehrsprachig, das Meldeformular gibt es bisher allerdings nur auf Deutsch.
Einmal jährlich wird die Antidiskriminierungsstelle künftig an den Stadtrat berichten. Die Zahl der Fälle wird steigen, davon ist auszugehen. "Das darf uns nicht nervös machen", sagt Stadtschulrat Florian Kraus. "Das bedeutet nicht, dass es plötzlich mehr rassistische Vorfälle an Schulen gibt. Sondern das ist ein Zeichen, dass die Schulfamilien sensibler mit dem Thema umgehen." Dazu sollen auch Fortbildungen für Lehrkräfte am Pädagogischen Institut beitragen. Bisher haben Teams von 24 Münchner Schulen dort die 19-tägige Fortbildung besucht. Sie sollen dazu beitragen, dass ihre Schulen zu Orten werden, die frei sind von Diskriminierung; das ist das große Ziel.