Von 5. bis 10. September fand die Internationale Automobil-Ausstellung (IAA) in München statt. Dem Verband der Automobilindustrie zufolge kamen diesmal mehr als 500 000 Besucher. Mit zahlreichen Protestaktionen versuchten Klimaaktivistinnen und -aktivisten, die Messe zu stören. Am Ende ging es turbulent zu.
Alle Entwicklungen rund um die IAA zum Nachlesen im Liveblog:
Wichtige Updates
Eine halbe Million Besucher - IAA-Veranstalter zufrieden
Großdemonstration am Luitpoldpark beginnt
So lief der Protest-Samstag
Innerhalb weniger Sekunden eskaliert die Situation
Polizeieinsatz an der Donnersbergerbrücke
Thomas Balbierer
Rückblick auf ein Großevent mit turbulenten Szenen
Am Ende wollten dann doch alle zufrieden sein: Die Autoindustrie, weil eine halbe Million Menschen zur IAA nach München gekommen waren; die Aktivistinnen und Aktivisten, weil sie der Autolobby mit zahlreichen Protesten "in die Suppe gespuckt" hatten; und die Polizei, weil sie mit ihren 4500 Einsatzkräften einen in weiten Teilen friedlichen Ablauf des Mega-Events garantiert hatte.
Zufrieden dürften nun auch die Münchnerinnen und Münchner sein - egal, was sie von der IAA halten: Die einen sind froh, dass der Autozirkus endlich ein Ende hat - die anderen freuen sich, dass die IAA in zwei Jahren erneut in München stattfinden soll.
Meine Kollegen Yannik Achternbosch und Bernd Kastner haben die letzten beiden Tage der IAA genau beobachtet und schildern in ihrer Reportage, wie turbulent es an manchen Stellen dann doch zuging - inklusive Schlagstock- und Pfefferspray-Einsatz.
Zufrieden dürften nun auch die Münchnerinnen und Münchner sein - egal, was sie von der IAA halten: Die einen sind froh, dass der Autozirkus endlich ein Ende hat - die anderen freuen sich, dass die IAA in zwei Jahren erneut in München stattfinden soll.
Meine Kollegen Yannik Achternbosch und Bernd Kastner haben die letzten beiden Tage der IAA genau beobachtet und schildern in ihrer Reportage, wie turbulent es an manchen Stellen dann doch zuging - inklusive Schlagstock- und Pfefferspray-Einsatz.
Thomas Balbierer
Eine halbe Million Besucher - IAA-Veranstalter zufrieden
Mehr als eine halbe Million Menschen haben nach Angaben des Verbandes der Automobilindustrie (VDA) die IAA besucht. "Allein am Samstag kamen über 100 000 Besucherinnen und Besucher auf die Open Spaces", sagte VDA-Präsidentin Hildegard Müller am Sonntag zum Abschluss der Auto- und Mobilitätsmesse. Sie zog eine positive Bilanz - trotz des vehementen Gegenprotests.
Warum die Veranstalter der IAA mit dem Verlauf so zufrieden sind und warum sie die Messe auch 2025 in München austragen wollen, hat mein Kollege Andreas Schubert aufgeschrieben:
Warum die Veranstalter der IAA mit dem Verlauf so zufrieden sind und warum sie die Messe auch 2025 in München austragen wollen, hat mein Kollege Andreas Schubert aufgeschrieben:
Yannik Achternbosch
Demonstration beendet, erstes Zwischenfazit der Polizei
Nach Abschluss der Demonstration hat Polizeisprecher Andreas Franken ein erstes Zwischenfazit gezogen. Ein Großteil der Veranstaltungen an diesem Wochenende sei friedlich verlaufen. Auch heute habe habe sich der Versammlungsleiter kooperativ verhalten, weswegen die Veranstaltung abgesehen von zwei kurzen Stopps ohne Zwischenfälle durchgeführt werden konnte. Etwa 2500 Teilnehmer hatte die Polizei gezählt.
Am Samstag seien einige Versammlungen „konfrontativ und dynamisch“ verlaufen, sagte Franken. „Unfriedlichen Protest werden wir in München nicht dulden.“ Insgesamt äußerte Franken sich jedoch zufrieden mit den Polizeieinsätzen und den Versammlungen des Wochenendes.
Yannik Achternbosch
Demonstration erreicht Endpunkt
Ohne größere Zwischenfälle ist die „No IAA“-Demonstration am angemeldeten Endpunkt angekommen, dem Karolinenplatz. Die Teilnehmer haben sich nach mehr als zwei Stunden um das Rund versammelt und hören den Redebeiträgen zu. Dabei geht es nicht ausschließlich um die Verkehrswende, sondern beispielsweise auch um Antirassismus und die Inklusion von Menschen mit Behinderung in die Klimabewegung.
Thomas Balbierer
Impressionen vom Protestzug
Auf den Protestschildern, die unser Fotograf Leonhard Simon während des Demozugs eingefangen hat, sieht man zum Beispiel prominente Köpfe der Autoindustrie, etwa den Tesla-Gründer Elon Musk. Auf den bunten Plakaten sind auch jede Menge kapitalismuskritischer Parolen zu lesen - aber auch weniger politische Sprüche wie "Bike statt Benz".
Yannik Achternbosch
Demonstration vorübergehend angehalten
Yannik Achternbosch
Auf der Belgradstraße hat die Polizei den Aufzug vorerst gestoppt. Zuvor hatten einige Teilnehmer Pyrotechnik gezündet. Der Grund für den Stopp ist laut Polizei, dass der vorgeschriebene Abstand zwischen einzelnen Transparenten nicht eingehalten wird. Der Versammlungsleiter hat auf die Auflage erneut hingewiesen. „Das war die letzte IAA“, rufen die Demonstranten trotzig. Nach zehn Minuten geht es weiter.
Yannik Achternbosch
Katharina Blum
2573 Kilometer mit einer Akkuladung
Studierende der Technischen Universität München (TUM) haben das reichweitenstärkste Elektroauto der Welt entwickelt. Das Team sei mit einer Akkuladung über 2573 Kilometer gefahren, wie die TUM nun in München mitteilte. Im Zuge der IAA Mobility habe das Team am Flughafen München um den neuen Weltrekord gekämpft. Sechs Tage lang dauerte der Versuch, für den das Team auf Feldbetten im Flughafenhangar schlief.
Für den Guinness-Weltrekord modifizierte das „TUfast Eco Team“ den „muc022“, mit dem es bereits früher an Wettbewerben für effiziente Elektroautos teilgenommen hatte. Die Studierenden setzen vor allem auf eine durchdachte Aerodynamik und auf Leichtbau. Sie bauten zudem einen größeren Akku ein, der 15,5 Kilowattstunden speichert. Das Fahrzeug „muc022“ wiegt ohne Fahrer 170 Kilogramm und wird von einem permanent erregten Synchronmotor (PSM) angetrieben. Die Leistung liegt bei 400 Watt, der Widerstandsbeiwert (cW) bei 0,159. Der volle Titel des Rekords lautet „Greatest distance by electric vehicle, single charge (non-solar)“. Seinen erneuten Erfolg bei einem Wettbewerb und den Weltrekord bezeichnete das „TUfast Eco Team“ als „Ritterschlag“.
Für den Guinness-Weltrekord modifizierte das „TUfast Eco Team“ den „muc022“, mit dem es bereits früher an Wettbewerben für effiziente Elektroautos teilgenommen hatte. Die Studierenden setzen vor allem auf eine durchdachte Aerodynamik und auf Leichtbau. Sie bauten zudem einen größeren Akku ein, der 15,5 Kilowattstunden speichert. Das Fahrzeug „muc022“ wiegt ohne Fahrer 170 Kilogramm und wird von einem permanent erregten Synchronmotor (PSM) angetrieben. Die Leistung liegt bei 400 Watt, der Widerstandsbeiwert (cW) bei 0,159. Der volle Titel des Rekords lautet „Greatest distance by electric vehicle, single charge (non-solar)“. Seinen erneuten Erfolg bei einem Wettbewerb und den Weltrekord bezeichnete das „TUfast Eco Team“ als „Ritterschlag“.
Yannik Achternbosch
Die Blöcke formieren sich
Die Straße am Obelisk im Luitpoldpark ist gut gefüllt, langsam formiert sich die angekündigte Demonstration gegen die Automesse in München - ihr Motto: „No IAA“. Unter den Teilnehmenden herrscht eine bunte Mischung: Parteien, die Aktionsbündnisse gegen die Messe und zahlreiche NGOs sind vor Ort. Während auf der Bühne Redebeiträge laufen, in denen der Lithium-Abbau für Elektroautos aus neokoloniale Ausbeutung kritisiert wird und Aktivistinnen die Verbindung von Demonstrierenden und Arbeitern fordern, bildet sich auch hinter der Bühne ein Block von Demonstranten.
In weißen Maleranzügen stehen dort die Aktivistinnen und Aktivisten von „No Future For IAA“. Über der Versammlung weht die Fahne mit dem Logo der Gruppe, einem brennenden Autoreifen. „Disrupt Capitalism“ steht auf dem Transparent, das vor dem Block getragen wird.
Die Polizei ist mit zahlreichen Kräften vor Ort und beobachtet das Geschehen sehr genau. Etwas mehr als 3000 Teilnehmer sind es laut Veranstalter. Bei der Großdemonstration gegen die letzte IAA vor zwei Jahren kam es zu einigen Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Demonstranten.
Yannik Achternbosch
Großdemonstration am Luitpoldpark beginnt
Mit einigen Redebeiträgen beginnt am Luitpoldpark in der Nähe des Verkehrswendecamps die Großdemonstration gegen die IAA und für die Verkehrswende. „Wir stellen uns gegen die riesige Werbeshow“, sagt eine Rednerin. Zahlreiche Bündnisse und Parteien sind vor Ort. Nach der Auftaktkundgebung soll die Demonstration zum Karolinenplatz ziehen. Einige Eindrücke:
Yannik Achternbosch
Yannik Achternbosch
Yannik Achternbosch
Yannik Achternbosch
Yannik Achternbosch
Katharina Blum
Weitere Demonstrationen und Aktionen erwartet
Zum Abschluss der IAA in München wollen Gegner der Auto- und Mobilitätsmesse mit weiteren Aktionen mobil machen. Am Sonntag soll ab 11 Uhr eine Demonstration unter dem Motto "#blockIAA" beginnen, zu der ein Bündnis verschiedener IAA-kritischer Organisationen aufgerufen hat. Parallel ist eine Fahrraddemonstration geplant, zu der unter anderem der BUND Naturschutz aufruft. Zudem werden verschiedene unangekündigte Aktionen erwartet.
Die Organisatoren der #blockIAA"-Demo haben 3000 Teilnehmer angemeldet. Bei der IAA vor zwei Jahren hatte es im Verlauf einer Demonstration mehrfach Zusammenstöße zwischen Polizei und Demonstranten gegeben, teilweise auch mit Schlagstockeinsätzen.
Yannik Achternbosch
So lief der Protest-Samstag
Nachdem Polizei und Feuerwehr die zwei Aktivistinnen auf dem Open Space von Mercedes-Benz geräumt hat, neigt sich der Protesttag dem Ende zu. Mit zwei großen Aktionen haben die Aktionsbündnisse „No Future For IAA“ und „Smash IAA“ heute ihren Protest gegen die Automesse in München zum Ausdruck gebracht.
„No Future For IAA“ hatte in der Bavariastraße symbolisch ein Haus besetzt, um auf den Leerstand aufmerksam zu machen und die Wohnungspolitik der Stadt zu kritisieren. Ein Teil der Blockaden wurde von der Polizei geräumt, die Aktivisten wurde erkennungsdienstlich behandelt. Ein anderer Teil der Aktivisten durfte ohne Aufnahme von Personalien geschlossen gehen.
Das Bündnis „Smash IAA“ demonstrierte unweit der Donnersbergerbrücke bei einer Niederlassung von Mercedes-Benz gegen den Autokonzern und die Verwicklung in die Rüstungsindustrie. Bei der Aktion kam es zu Beginn zum Schlagstockeinsatz gegen die Aktivisten, wie der Kollege Bernd Kastner berichtet hat. Nach einigen Stunden durften die Aktivisten eine Versammlung anmelden und gemeinsam gehen.
Auch für morgen sind Proteste geplant: Um elf Uhr startet am Mobilitätswendecamp im Luitpoldpark eine angemeldete Demonstration, die zum Karolinenplatz gehen soll. Außerdem startet um 12:30 Uhr ein Fahrradkorso des BUND Bayern am Brundageplatz, der gemeinsam mit der Demonstration am Karolinenplatz ankommen soll.
„No Future For IAA“ hatte in der Bavariastraße symbolisch ein Haus besetzt, um auf den Leerstand aufmerksam zu machen und die Wohnungspolitik der Stadt zu kritisieren. Ein Teil der Blockaden wurde von der Polizei geräumt, die Aktivisten wurde erkennungsdienstlich behandelt. Ein anderer Teil der Aktivisten durfte ohne Aufnahme von Personalien geschlossen gehen.
Das Bündnis „Smash IAA“ demonstrierte unweit der Donnersbergerbrücke bei einer Niederlassung von Mercedes-Benz gegen den Autokonzern und die Verwicklung in die Rüstungsindustrie. Bei der Aktion kam es zu Beginn zum Schlagstockeinsatz gegen die Aktivisten, wie der Kollege Bernd Kastner berichtet hat. Nach einigen Stunden durften die Aktivisten eine Versammlung anmelden und gemeinsam gehen.
Auch für morgen sind Proteste geplant: Um elf Uhr startet am Mobilitätswendecamp im Luitpoldpark eine angemeldete Demonstration, die zum Karolinenplatz gehen soll. Außerdem startet um 12:30 Uhr ein Fahrradkorso des BUND Bayern am Brundageplatz, der gemeinsam mit der Demonstration am Karolinenplatz ankommen soll.
Yannik Achternbosch
Polizei und Feuerwehr räumen Open-Space-Gerüst
Im Hof der Residenz haben Einsatzkräfte von Polizei und Feuerwehr die beiden Aktivistinnen, die auf das Gerüst des Mercedes-Benz-Open-Space geklettert sind und dort ein Banner entrollt haben, geräumt. Der Kollege Bernd Kastner berichtet, dass die Feuerwehr die Räumung mit einem Leiterwagen und Sprungkissen durchgeführt hat. Etwa zehn Polizeibeamte waren auf dem Kubus und in dem Gerüst im Einsatz, um eine sichere Räumung zu ermöglichen. Die Aktion hatte gegen 15:20 Uhr begonnen, erst zwei Stunden später konnten die Einsatzkräfte sie beenden. Während der Räumung war der Open Space für Besucher gesperrt, auch der Zugang für Journalisten wurde begrenzt.
Katharina Blum
Die Aufholjagd von VW und der deutschen Autoindustrie
Die IAA war immer ein Ort der Selbstvergewisserung. Aber jetzt stehen hier nicht mehr die Deutschen mit ihren Verbrennern im Mittelpunkt, sondern die Chinesen mit ihren E-Autos. Kann VW-Vorstand Ralf Brandstätter das mit seinem Konzern noch aufholen? Christina Kunkel, Florian Müller und Jan Schmidbauer berichten (SZ Plus).
Katharina Blum
„Sehr viel Polizeigewalt“
Vor der Mercedes-Niederlassung an der Donnersbergerbrücke beklagt eine Sprecherin der Gruppe „Smash IAA“ bei Ende der Versammlung „sehr viel Polizeigewalt“. Diese habe sie aber nicht überrascht. Es gebe „einige Verletzte“ in der Gruppe, eine Person sei bei der Auseinandersetzung mit der Polizei schwer am Ohr verletzt worden, berichtet sie unserem Reporter Bernd Kastner. Das Durchbrechen der von der Polizei errichteten Sperre begründet sie mit der Dramatik der Klimakrise. Deshalb wollten sie, wenn ihnen der Weg zu ihrem gewünschten Versammlungsort versperrt werde, nicht einfach sagen: Dann lassen wir es. „Wir müssen uns diesen Handlungsspielraum erkämpfen.“ Sie kritisiert, dass aus ihrer Sicht Konzerne und Staat „Hand in Hand“ agierten und dabei das Klima schädigten.
Yannik Achternbosch
Banner am Open Space von Mercedes-Benz
Am Open Space von Mercedes-Benz am Odeonsplatz haben zwei Aktivisten eine weitere Protestaktion begonnen. Sie sind auf das Metallgerüst geklettert und haben dort ein Banner mit der Aufschrift „Mit Vollgas in die Klimahölle“ befestigt.