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Schampus ohne Wankneigung

Schöner Rollen: Die neue Generation der V-Klasse von Mercedes verlässt das Gefilde der Nutzfahrzeuge und bietet jeden erdenklichen Luxus. Fotos: Mercedes-Benz

Mobile Faszination April 2024

Schampus ohne Wankneigung

Mercedes-Benz möbelt seine V-Klasse auf - sie ist so luxuriös ausgestattet wie noch nie

Bei Mercedes Benz herrscht schon traditionell eine echte Klassengesellschaft. Nicht nur bei der Kundschaft auch bei der Bezeichnung der Modelle. Von A bis X - jede Baureihe erhält hier seine eigene Klasse. Nicht alle hatten jedoch die Klasse zu überleben. Die SUV-artigen Großraumlimousinen mit dem R im Namen schafften es nur sieben Jahre (in China zwölf). Für den Pick-up mit dem X war schon nach drei Jahren Schluss. Ein Schicksal, das der 1996 eingeführten V-Klasse wohl kaum dräuen wird. Der Mercedes-Bus fährt in der nun fünften Generation vor. Deutlich aufgewertet als Edel-Vehikel für die betuchte Familie oder als VIP-Transporter für Business-People. Damit das Ganze auch standesgemäß wird, bekommt die neue V-Klasse sogar einen freistehenden Stern auf die Motorhaube (Exclusive Line), der Grill leuchtet nachts und dann wäre da ja noch das magische Champagner-Glas auf dem Mitteltisch im Fond, das dank seines Magnetbodens auch forsch gefahrene Kurven in der Senkrechten übersteht. Noblesse oblige - die globale Hautevolee lässt grüßen. Ob USA oder China, der Van mit dem Stern ist dort ein beliebtes Beförderungsmittel.

Luxus - das ist die grundsätzliche Strategie von Mercedes-Benz. Jetzt auch bei den Vans. Deshalb hat man der neuen V-Klasse auch ein komplett neues Cockpit verpasst. Voll digital mit zwei 12,3-Zoll großen Bildschirmen mit Widescreen-Optik, dazu ein neues Lenkrad, viel Chrom, Glanz und Gloria. Zum ersten Mal hat man das Gefühl, nicht mehr in einem Nutzfahrzeug zu sitzen. MBUX ist serienmäßig, das Ambiente-Licht lässt sich mit 64 Farben variieren - optional bringt einem das riesige zweigeteilte Panoramadach den Himmel näher. Massagesitze? Selbstverständlich. Hinten gibt es sogar ein eigenes Business-Gestühl. Sitzkühlung und -heizung inklusive, und natürlich kann man die Lehnen umlegen. Für ein Power-Nickerchen zwischen zwei Meetings. Kostenpunkt: über 10.000 Euro. Dafür hat man früher einen neuen Kleinwagen bekommen. Klavierlack, Leder, Holz, soweit das Auge reicht. Hartplastik nur da, wo man normalerweise nicht hinschaut - der ganze Innenraum wurde schwer aufgemöbelt. Schöner Wohnen auf vier Rädern. Fehlen nur noch die Fußabtreter die automatisch ausfahren, wenn sich die beiden Seitentüren (jetzt Serie) voll elektrisch öffnen. Auch beim Fahrkomfort und bei den Assistenzsystemen wurde nachgebessert. 

Das intelligente Licht mit 84 einzeln steuerbaren LEDs ist zum ersten Mal an Bord, ebenso wie eine 360-Grad-Kamera. Der Trailer-Assist hilft beim Rangieren des Anhängers - hier bleibt die V-Klasse ein echtes Nutzfahrzeug, sie nimmt bis zu zwei Tonnen an den Haken.
An Assistenten kann man je nach Geldbeutel fast alles ordern, was Mercedes im Regal hat. Lobenswert: Den vorgeschriebenen nervigen Geschwindigkeitswarner kann man mit einem einzigen „Touch“ auf dem Bildschirm ausschalten.

Bewegen lässt sich das Luxusgeschöpf natürlich auch. Wir haben uns dazu den EQV ausgesucht - quasi als Vorgeschmack auf die anstehende Voll-Elektrisierung der Mercedes-Van-Sparte ab 2026. Außerdem hat wahrer Luxus auch etwas mit dem Fernbleiben von Lärm zu tun. Den EQV zu fahren, ist in dieser Hinsicht in der Tat vergnüglich. Wir summen durch die Landschaft, lassen uns vom satten Drehmoment (365 Nm) zur agilen Kurvenjagd verführen, die der rollende Salon bemerkenswert gut schafft. Je nach Anforderung kann man den E-Bus mit zwei Batteriegrößen bestellen. 60 oder 90 kWh (249/ 365 km Reichweite). Die E-Maschine powert mit 204 PS in der Spitze, die Dauerleistung liegt bei 95 PS. Der Normverbrauch wird mit 27 kWh auf 100 Kilometern angegeben. Bei unserem Test waren es nach exakt 100 Kilometern 25,6 kWh. Dabei waren die Bedingungen mehr als ideal. Temperaturen um die 20 Grad, etwa die Hälfte der Strecke absolvierten wir auf südfranzösischen Landstraßen mit Maximal-Geschwindigkeiten von 70. Die anderen 50 Prozent legten wir auf der Autobahn zurück, überwiegend mit Tempo 120. Von den ursprünglichen 365 Kilometern blieben am Ende 225 übrig. Realistisch und mit viel Stadtverkehr dürfte der EQV auf knapp 300 Kilometer kommen. Beim Laden nichts Neues: 11 kW an der Wallbox, maximal 110 kW bei Gleichstrom. 40 Minuten muss man investieren, bis der Luxus-Transporter wieder 80 Prozent Akku-Leistung hat.

Erhältlich ist die V-Klasse mit vier weiteren Motorisierungen. Drei Diesel mit 163, 190 und 237 PS und ein Benziner als Mild-Hybrid mit 231 PS (ab Herbst). Angetrieben werden die Verbrenner auf der Hinterachse (die Diesel gibt es auch als Allrad-Variante). Die elektrische V-Klasse hat die Maschine auf der Vorderachse und schiebt auch hier an. Preislich geht es mit 57.482 Euro los für den kleinen Diesel in der Ausstattungsvariante Style. Alle Verbrenner gibt es in drei Größen: 4,90, 5,19 oder 5,37 Meter lang, bestellbar mit sechs oder acht Sitzen. Der EQV kostet ab 58.500 Euro mit der kleinen Batterie. Wer den großen Akku will, muss noch mal 3.500 Euro drauflegen.
Unser Fazit zur neuen V-Klasse: Wo Mercedes draufsteht, ist auch Mercedes drin. Jetzt auch bei den Vans der V-Klasse. Dafür ist der Preis auch heiß. Mit großem Diesel, AMG-Line und Luftfederung haben wir im Konfigurator die 100.000-Euro-Grenze gerissen. Viel Geld für viel Auto. Quasi S-Klasse in der V-Klasse. Mercedes fast schon klassenlos.

Rudolf Bögel

TECHNISCHE DATEN

MERCEDES V-KLASSE STYLE (EINSTIEGS MODELL)
Motor:
2,0-Liter Diesel
Antrieb: Heck/9G-Tronic
Leistung: 120 kW (163 PS)
Drehmoment: 380 Nm
0-100 km/h: 10,7 s
V. max: 193 km/h
Verbrauch: 7,11100 km
Länge / Breite/Höhe: 4,90/1,93/1,90
Leergewicht/Zul.: 2.192/908 kg
Anhängelast: 2.000 kg
Kofferraum: 610-4.2001
Preis: 57.482 Euro

Er­schie­nen im Ta­ges­spie­gel am 22.04.2024

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