München heute:SZ-Adventskalender im Zeichen des Krieges / Wachszieher muss nach 160 Jahren schließen

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Shamyah R. ist mit ihrer Familie aus Syrien geflohen, nachdem der Bürgerkrieg ihr gesamtes Hab und Gut zerstört hat. Hier hilft sie ihrem jüngsten Sohn beim Lernen. (Foto: Catherina Hess)

Nachrichten und Lesenswertes aus der Stadt.

Von Sven Loerzer

Vor dem Krieg geflohen ist die Mutter von vier Kindern, zusammen bewohnen sie ein Zimmer. Mitnehmen von zu Hause konnte die Frau kaum etwas: "Was wir anhaben sind fast lauter geschenkte Sachen." Kein Einzelfall, deshalb titelt die SZ "Ein Schicksal unter tausend." Mit dem Schicksal dieser Frau startete im Dezember 1949 im Münchner Teil der SZ das Hilfswerk der SZ-Leserinnen und SZ-Leser, das später seinen heutigen Namen "Adventskalender für gute Werke der Süddeutschen Zeitung" erhielt. Flüchtlinge, Kriegsversehrte und Waisen standen 1949 im Mittelpunkt, Menschen, die ein Schattendasein auch im beginnenden wirtschaftlichen Aufschwung führten.

In der inzwischen 74. Spendenaktion gilt einer der Schwerpunkte den Auswirkungen eines Krieges, der nach mehr als 300 Tagen immer noch nicht beendet ist. Hilfe für Geflüchtete - nicht nur aus der Ukraine - bleibt in Europa beklemmend aktuell. Karin Kampwerth hat im diesjährigen Adventskalender gezeigt, wieviel Leid Kriege in das Leben von Menschen bringen.

Statt einzelnen Schicksalen stehen in jeder Adventswoche Menschen in einer ganz bestimmten Lebenslage im Mittelpunkt der Spendenaufrufe im Münchner Teil und in den Landkreisausgaben. Noch immer gehören chronische Krankheit oder Behinderung mit zu den Hauptursachen für Armut, wie Sabine Buchwald zum Auftakt der Adventszeit berichtet hat. Unter der Wohnungsnot leiden vor allem Familien mit Kindern, wie Andrea Schlaier beschreibt. Die Energiekrise und die Inflation macht vielen Menschen mit geringem Einkommen zu schaffen, wie Berthold Neff vergangene Woche gezeigt hat. Der Adventskalender hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Lücken zu benennen, die das staatliche Sozialsystem aufweist, und macht deutlich, was geschehen müsste, um Menschen in schwierigen Situationen ausreichend Hilfe zukommen zu lassen.

Während zu Weihnachten viele Wünsche in Erfüllung gehen, hat Christiane Bracht Menschen besucht, deren Herzenswünsche angesichts schwieriger Lebensbedingungen zumeist unerfüllt bleiben. Vielleicht aber geht der ein oder andere Traum dank der SZ-Leserinnen und SZ-Leser doch in Erfüllung.

DER TAG IN MÜNCHEN

Einzelhandel in München: Ein Lebenswerk schmilzt Sogar Papst Benedikt hat hier für seinen Christbaum in Rom bestellt: Nach 160 Jahren muss "Der Wachszieher am Dom" schließen. Aber Franz Fürst wird weiter besondere Kerzen herstellen.

Flughafen München: Vollbetrieb und voll besetzt Die Betreibergesellschaft rechnet mit bis zu 1,3 Millionen Fluggästen während der Weihnachtsferien. Und selbst an Heiligabend sind 800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Einsatz.

Zwangräumung bei Kaffeerösterei Emilo Der Münchner Unternehmer Emanuel Clemm gibt auf. Eine Immobiliengesellschaft hat das Areal gekauft, wo er seit acht Jahren mit "Emilo" Kaffee röstet. Nun steht die Räumung an - und Emilo macht dicht.

Nach Sturz in Baugrube: Schmerzensgeld in sechsstelliger Höhe Jahrelang hat ein junger Mann nach einem Sturz als Kind in eine Baugrube um Schmerzensgeld gekämpft. Nach einem langen Weg durch die Instanzen hat das Oberlandesgericht München nun ein Urteil gesprochen.

200 Beamte im Einsatz: 50 Drogen-Verstöße bei Rap-Konzert Beim Auftritt von Bonez MC und Raf Camora fanden die Polizisten vor allem Marihuana, aber auch Crystal Meth und Kokain.

Initiative kämpft für Subkulturzentrum In den Gebäuden der Elektroinnung im Bahnhofsviertel sollen sich nach einer Aktionswoche langfristig Initiativen und Kulturmacher wie das Kösk auf 6000 Quadratmetern entfalten.

Neuhauser Grünanlage: Concordia-Park darf bleiben Der Freistaat gibt die Pläne auf, die Grünanlage in Neuhausen zu bebauen. Nun können die ansässigen Parzellenbesitzer aufatmen, denn die Stadt will das Areal als ihre 80. Kleingartenanlage übernehmen.

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