Aus der Landespolitik:Eine Schmach für das Land

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Kaum hatten die Bayern im vergangenen Oktober den Landtag gewählt, schon fielen zwei Abgeordnete der AfD besonders unangenehm auf. (Foto: Michael Bihlmayer/Imago)

Im Landtag sitzen seit Oktober die beiden jüngsten Bayern-Abgeordneten aller Zeiten. Eigentlich wäre das ein Ehrentitel. Aber nur eigentlich.

Kolumne von Olaf Przybilla

Vor vier Monaten durfte sich Kristan von Waldenfels (CSU) - er hatte bei der Landtagswahl das Direktmandat im Stimmkreis Hof gewonnen - als jüngster Bayern-Parlamentarier aller Zeiten fühlen. Allerdings keine 48 Stunden lang. Dann wurde er, die allmähliche Stimmauszählung brachte es zutage, altersmäßig von zwei AfD-Listenkandidaten überflügelt, die ebenfalls in den Landtag einzogen und deren Namen zu der Zeit - außerhalb bräunlicher Zirkel - noch kaum jemand gehört haben dürfte. Was sich bis heute grundsätzlich ändern sollte.

Als Rekordhalter altersmäßig unterboten wurde Waldenfels zum einen von einem gewissen Franz Schmid. Der hat seither durch zweierlei Aufmerksamkeit erregt: Er räumte ein, bei jenem Mob gestanden zu haben, der nach einem AfD-Parteitag in einer Disco lauthals "Deutschland den Deutschen, Ausländer raus" gegrölt hat - immerhin will Schmid nicht selbst mitgegrölt haben. Und er soll in Dasing dabei gewesen sein, beim Vernetzungstreffen mit dem österreichischen Rechtsextremisten Martin Sellner, jenem Mann, der für das abscheuliche Wort "Remigration" steht.

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Noch jünger als Schmid, 23, ist Daniel Halemba, 22, jener Bursche, der gleich nach der Wahl per Haftbefehl gesucht worden ist. In dessen Zimmer in einem Würzburger Verbindungshaus soll laut Staatsanwaltschaft der Ausdruck eines mit sogenannter Doppelsigrune " versehenen SS-Befehls des Reichsführers SS Heinrich Himmler vom 28.10.1939" gefunden worden sein.

Ein Himmler-Freund also? So etwas hätte man wohl früher schlicht einen brettharten Neonazi genannt. Heute ist der Mann Parlamentarier. Und zwar einer mit superlativischem Titel: jüngster bayerischer Landtagsabgeordneter aller Zeiten.

Bei der konstituierenden Sitzung des Landtags hätten neben dem Alterspräsidenten normalerweise die Herren Schmid und Halemba auf repräsentativen Sitzen Platz nehmen sollen, die beiden Parlamentsjüngsten. Halemba aber war verhindert. Er war kurz zuvor vorläufig festgenommen worden, gesucht wegen mutmaßlicher Volksverhetzung.

Jüngster Parlamentarier, das klang mal nach einem schönen, einem ausschließlich freundlich besetzten Titel, eine Ehre. Der AfD ist es gelungen, daraus eine historische Schmach für das Land Bayern werden zu lassen.

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