Kanzlerkandidatur:"Söder könnte das schon"

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Schätzen sich: Bayerns Ministerpräsident Markus Söder und sein stellvertretender Generalsekretär Florian Hahn. (Foto: Robert Haas)

Die CSU-Basis im Landkreis ist sich einig: Der bayerische Ministerpräsident ist der geeignetere Kanzlerkandidat. Ob er es allerdings wird, wird angezweifelt.

Von Iris Hilberth und Stefan Galler, Landkreis

Der Putzbrunner CSU-Bundestagsabgeordnete Florian Hahn twitterte am Montag gleich mal aus der Berliner Reichtstagskantine: Dort seien die beste Wahl die "Nürnberger" gewesen. Rostbratwürste also mit Kraut und Kartoffelpüree. Eine Anspielung auf den Kampf innerhalb der Union in der Kanzlerkandidatenfrage. Denn da ist für Hahn der Nürnberger Markus Söder, seines Zeichens Ministerpräsident und CSU-Vorsitzender, eindeutig die bessere Wahl im Vergleich zum CDU- Chef Armin Laschet. "Ich wünsche mir, dass der Kandidat ins Rennen geht, der die größte Aussicht auf Erfolg hat und schon bewiesen hat, dass er regieren kann. Und das ist nun einmal Markus Söder", sagt der stellvertretende CSU-Generalsekretär.

Mit dieser Meinung steht der Verteidigungs- und Sicherheitsexperte bei seinen Parteifreunden im Landkreis keineswegs alleine. Ob Gemeinde- und Kreisräte, Ministerin oder JU-Vorsitzende - die lokalen Christsozialen sind sich einig: Söder kann Kanzler. Nur ob die CDU ihn auch lässt und die Norddeutschen ihn auch wählen würden - da ist man sich nicht so sicher.

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Beide Politiker sollen sich noch am späten Sonntagabend in Berlin getroffen haben. Die Junge Union hatte sich zuvor mehrheitlich für Söder ausgesprochen.

Es brauche eine "echte Erneuerung" nach dem Ende der Ära Merkel

Für Florian Hahn kann es darüber keinen Zweifel geben, schließlich stehe Söder auch für eine "echte Erneuerung" am Ende der Ära Merkel. Darüber hinaus sei er einfach der Kandidat, der den größeren Rückhalt in der Bevölkerung habe, das zeigten die Umfragen. Er müsse deshalb in diesen Tagen immer wieder an ein Zitat denken, das er im Marketingstudium gehört habe: "Der Köder muss dem Fisch schmecken und nicht dem Angler." Was eine mögliche Nachfolge Söders an der Spitze der bayerischen Staatsregierung angeht, bleibt Hahn defensiv: "Wir sollten einen Schritt nach dem anderen gehen. Aber angesichts der vielen Talente in unserer Partei wird mir bei dieser Frage nicht angst und bange."

Kerstin Schreyer, die bayerische Bau- und Verkehrsministerin aus Unterhaching, sieht es ähnlich: "Markus Söder ist ein herausragender Politiker und wäre mit Sicherheit ein hervorragender Bundeskanzler. Ich finde es sehr gut, dass er seine Kandidatur anbietet, und ich wünsche mir, dass CDU und CSU ihn ins Rennen schicken. Sollte es doch anders kommen, behalten wir in Bayern einen ganz hervorragenden Ministerpräsidenten." Sollte Söder tatsächlich nach Berlin gehen, sorgt sich Schreyer nicht um seine Nachfolge in Bayern.

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"Wir haben in der CSU die glückliche Situation, dass wir personell hervorragend aufgestellt sind." Schreyer sieht die Zeit für eine Frau in der CSU gekommen: "Sollte es so weit kommen, wäre es aber sicherlich sehr gut, wenn wir eine langjährig erfahrene und glaubwürdige weibliche Politikerin anbieten könnten." Söder habe immer gefördert, dass Frauen in Führungspositionen kommen sollten. Das sehe man auch an der Verteilung der Kabinettsmitglieder der CSU. "Wenn wirklich Positionen frei werden, wäre es daher vielleicht ganz in seinem Sinne, als männlicher Kanzler seine Nachfolge in Bayern weiblich zu besetzen", so Schreyer. Ob sie damit Landtagspräsidentin Ilse Aigner oder gar sich selbst meint, sagt Schreyer nicht.

Ilse Aigner als Ministerpräsidentin? Die hätte es "im Kreuz"

Ilse Weiß, Bezirksrätin aus Neuried und Vorsitzende der Senioren-Union München-Land, ist von der K-Frage zum jetzigen Zeitpunkt etwas überrascht, denn eigentlich habe sich der Bezirksverband erst in einer kommenden Sitzung über das Thema austauschen wollen, sagt sie. Doch ist sie überzeugt: "Söder könnte das schon. Und gerne würde ich für ihn Wahlkampf machen." Sie ist aber skeptisch, ob es dazu kommen wird.

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Korbinian Rausch, CSU-Fraktionsvorsitzender im Gemeinderat Unterhaching, findet: "Als Kanzler brauchen wir einen starken Leader für die riesigen Aufgaben, die uns bevorstehen." Und da falle ihm nur Markus Söder ein. Dieser habe das Zeug dazu und auch einen Plan, wie es nach der Pandemie weitergehen könne. Vor allem gefalle ihm, dass Söder auf Forschung und Entwicklung, auf den Ausbau der Universitäten setze. Rausch ist allerdings nur vorsichtig optimistisch. "Ich befürchte, dass sich in der CDU nicht genügend finden, die Söder wollen."

Für Nicola Gehringer, die Kreisvorsitzende der Jungen Union München-Land, wäre Söder "definitiv der richtige Kanzlerkandidat für die Union", schließlich stehe nach 16 Jahren Angela Merkel "eine tiefgreifende Zäsur" an. Gehringer ist überzeugt, dass Söder diese Situation am besten meistern könnte: "Das Land braucht neue Ideen, und die traue ich ihm eher zu als Armin Laschet." Was die Nachfolge Söders im Amt des Ministerpräsidenten angeht, hält sich die JU-Chefin zurück: "Das ist zum jetzigen Zeitpunkt sehr hypothetisch. Wir sind sehr gut aufgestellt, egal ob das Berlin, Brüssel oder die Landtagsfraktion angeht. Da würden mir ad hoc vier, fünf geeignete Kandidaten einfallen", sagt die Neubibergerin. So hätte es etwa Landtagspräsidentin Ilse Aigner "im Kreuz", in Bayern das Ruder zu übernehmen. "Ich schätze sie sehr, aber dieser Diskussion will ich nicht vorgreifen." Schließlich: Selbst wenn Söder Kanzlerkandidat werde, liege noch ein "sehr schwerer Wahlkampf" vor ihm.

© SZ vom 13.04.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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