Kulturpolitik in Bayern:Visionen verzweifelt gesucht

Lesezeit: 2 min

Der Basis entrückt? Bayerns Parteien-Vertreter bei einer Diskussionsveranstaltung im TUM-Audimax, zu der die Initiative Kulturzukunft Bayern geladen hatte. (Foto: Stephan Rumpf)

Bayern mitten im Landtagswahlkampf. Da lautet die Preisfrage, welche Partei die Kultur zur Chefsache erklären will. Eine ernüchternde Diskussionsrunde in der Münchner TU.

Von Jürgen Moises

Er könne mindestens 20 erfolgreiche Kulturmaßnahmen der bayerischen Staatsregierung aus den vergangenen Jahren nennen. Aber, so sagte es Thomas Kreuzer von der CSU bei der von der Initiative Kulturzukunft Bayern organisierten Podiumsdiskussion im Audimax der TU München: Dafür sei leider keine Zeit. Und ja, es stimmt. Für jede der Fragestellungen erlaubten die zwei Moderatoren den eingeladenen kulturpolitischen Sprechern der Bayerischen Landtagsfraktionen nur ein zweiminütiges Statement. Trotzdem. Vielleicht wäre es ganz gut gewesen, man hätte etwas über die kulturpolitischen Erfolge von CSU und Freien Wählern erfahren. Denn die Außenwahrnehmung, die ist eine andere. Man muss dafür nur die vergangenen Monate in die Zeitungen schauen.

Sanierungsstau: Auch die Münchner Musikhochschule gilt als extrem maorode. (Foto: Robert Haas)

Die Bayerische Staatsoper: sanierungsbedürftig. Die Münchner Musikhochschule und die Antikensammlung: sanierungsbedürftig. Und ob das geplante Konzerthaus jemals entsteht? Genau diese Mischung aus Sanierungsstau und Stillstand war es auch, die im vergangenen Jahr überhaupt zur Gründung der Initiative Kulturzukunft Bayern führte. Die hat es sich als unabhängige, bürgerschaftliche Vereinigung von inzwischen 36 kulturfördernden Freundeskreisen mit rund 16 000 Mitgliedern zur Aufgabe gemacht, auf Missstände im kulturpolitischen Betrieb aufmerksam zu machen und Lösungen einzufordern. Dafür organisiert sie Veranstaltungen wie diese, die nun als Programmpunkt des Kunstareal-Fests stattfand.

Newsletter abonnieren
:München heute

Neues aus München, Freizeit-Tipps und alles, was die Stadt bewegt im kostenlosen Newsletter - von Sonntag bis Freitag. Kostenlos anmelden.

"Wie positionieren sich die Parteien im Landtagswahlkampf zur Zukunft der Kulturinfrastruktur?" So lautete der Titel, der geschätzt immerhin an die 200 Zuhörer in den Hörsaal lockte. Was nun die Positionierungen an diesem Nachmittag angeht, die blieben, um es vorwegzunehmen, doch ziemlich allgemein und vage. Und wer gar kulturpolitische Visionen erwartet hatte: Davon gab es so gut wie keine Spur. Genau das warf auch Sanne Kurz von Bündnis 90/Die Grünen in einem der wenigen polemischen Momente der CSU vor, die früher mal jemanden wie den Kultusminister Hans Maier in ihren Reihen hatte: "Was ich vermisse, sind Visionen und Menschen, die dafür kämpfen."

Stattdessen werde, so Kurz, bei der CSU nur noch kulturpolitisch verwaltet. Und wenn man Thomas Kreuzer mehrfach sagen hörte, der Staat könne nur fördern, unterstützen und die Rahmenbedingungen schaffen, alles andere müssten die Kulturschaffenden selbst richten: Dann dürfte das von der Sache her irgendwie richtig sein. Aber möchte man als Kulturschaffender nicht irgendetwas hören, das einen ein klein wenig beflügelt? Aber halt! Sprach der aktuelle Kunstminister Markus Blume (CSU) nicht kürzlich von einer "Kulturkaskade", die als Strategie für die ausstehenden Sanierungen dienen soll? Nun, dazu meinte Volkmar Halbleib von der SPD: Das sei doch nur ein "Label", ein "schillernder Begriff" und alles andere als ein "Masterplan".

Vielleicht könnte da ja ein bayerischer Kulturrat, bestehend aus externen Experten, helfen. Den brachte der Fraktionsvorsitzende der Freien Wähler, Florian Streibl, ins Spiel. Der könnte dann auch so etwas wie einen "Landesentwicklungsplan" für die Kultur entwerfen. Einen Entwicklungsplan? Den hätten die Grünen schon zweimal erfolglos eingebracht, so Kurz. Und einen Rat, den könne man den Kulturschaffenden nicht einfach überstülpen. Von Wolfgang Heubisch von der FDP hieß es, er selbst hätte schon einmal einen Kulturrat vorgeschlagen, in Nordrhein-Westfalen funktioniere der gut. Nur, wer in dem Rat sitzen soll, das sagte Heubisch nicht. Dafür schlug er als Liberaler den Kulturinstitutionen vor, verstärkt auf Crowdfunding und Sponsoring zu setzen.

Wobei es aber ja gerade eine der Forderungen der Initiative Kulturzukunft ist, die Verantwortung nicht dem bürgerlichen Engagement zu überlassen. Andererseits: Es gibt viele Baustellen. Zu viele. Denn marode Kirchen oder Schlösser, so Florian Streibl, die gäbe es ja auch. Nur, vor den Landtagswahlen wird sich da nicht viel bewegen. Weswegen die letzte Frage an die Teilnehmer lautete: Warum sollten wir Sie wählen? Antwort CSU: Wegen ihrer Wirtschaftspolitik. Der Grünen: Wegen ihrer Klimapolitik. Bei SPD und Freien Wählern hieß es immerhin, dass die Kultur gesellschaftliche Entwicklungen befördere. Aber: Nach einer "Chefsache Kultur" klang das alles nicht.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Kulturpolitik
:Wie soll Bayern "ein moderner Kulturstaat" werden?

Kunstminister Markus Blume stellt Vertretern wichtiger Freundeskreise und Mäzenen seine Kulturagenda für Bayern vor. Die Initiative Kulturzukunft Bayern hatte ihn darum gebeten, mit Nachdruck.

Von Susanne Hermanski

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: