"Initiative Kulturzukunft":Sanierung als Chance

"Initiative Kulturzukunft": Die "Initiative Kulturzukunft" will kulturfördernden Freundeskreisen eine Stimme geben.

Die "Initiative Kulturzukunft" will kulturfördernden Freundeskreisen eine Stimme geben.

(Foto: Robert Haas)

Eine Diskussionsrunde in München zur Frage, wie man Bayerns Kulturbauten fit für die Zukunft macht. Eine Empfehlung auf dem Podium: daten-basiertes Arbeiten.

Von Dirk Wagner

"Alle nach dem Krieg in Deutschland neu gebauten Kulturbauten bedürfen einer Grundsanierung", erklärt die Schweizer Stadtplanerin Regula Lüscher auf einer Podiumsdiskussion, zu der die "Initiative Kulturzukunft" Bayern ins Künstlerhaus am Lenbachplatz geladen hat.

Nachdem die bürgerschaftliche Vereinigung von kulturfördernden Freundeskreisen im Januar unter anderem auch den wirtschaftlichen Nutzen von Kultur diskutiert hatte, stellt sie sich nunmehr der Frage, was öffentlich finanzierte Kultur für die Gesellschaft leisten muss. Denn allein die Grundsanierungen, von der die Stadtmacherin Lüscher spricht, kosten die Gesellschaft pro Bau dreistellige Millionen-Beträge, wenn nicht gar Milliarden.

Weil die Sanierungen ohnehin so teuer sind, fragt sie: "Dürfen wir diese Bauten nur sanieren, oder müssen sie auch umgebaut, ergänzt und somit ins 21. Jahrhundert aktualisiert werden?" Tatsächlich sieht sie darin nämlich eine Chance. Zudem müssten ihrer Meinung nach Kulturhäuser so ins Stadtleben integriert werden, dass sie auch als Alltagsorte fernab ihrer kulturellen Bedeutung funktionieren. Denn natürlich sind diese in einer Stadt auch deren Wahrzeichen.

Wie sehr etwa das Guggenheim-Museum die nordspanische Stadt Bilbao aufwertet, wird bereits mit dem eigens daraus resultierten Begriff "Bilbao-Effekt" erklärt. Doch für Lüscher müssen Museen und Theaterhäuser auch Orte sein, die man nutzt, um zum Beispiel wie auf dem begehbaren Dach der Osloer Oper die Aussicht zu genießen.

Das Angebot expandiert, aber immer weniger Menschen nutzen es

In dem Zusammenhang lobt sie das Ausweichquartier HP8 für den sanierungsbedürftigen Gasteig. Hier würde ein cross-kulturelles Angebot auch Menschen erreichen, die sich nicht für die ebenfalls dort gebotene Hochkultur interessieren. Damit stimmt sie der per Video zugeschalteten Kultursoziologin Vera Almanritter zu, die als Leiterin des Instituts für Kulturelle Teilhabeforschung prüft, warum auf der einen Seite die Freizeit und die kulturellen Angebote expandieren, auf der anderen Seite aber immer weniger Menschen solche Angebote nutzen. Viele, vor allem jüngere Menschen sähen sich in den Kultureinrichtungen nämlich nicht vertreten. Sei es, weil zu wenige Online-Angebote sie dort in ihrer Lebenswelt abholen, oder sei es, dass ihr häufiger Migrationshintergrund in jenen Häusern keine Wertschätzung erfährt.

Darum empfiehlt Almanritter ein daten-basiertes Arbeiten: "Wie soll man denn Menschen erreichen, wenn man überhaupt nicht weiß, wer da ist?", fragt sie und ergänzt, dass natürlich auch geprüft werden muss, was die Nicht-Besucher abhält. Weil Kultur aber auch Demokratie sichert, erwartet Marion Glück-Levi von der Landesvereinigung Kulturelle Bildung Bayern, dass sie nicht nur als Vorzeigeprojekte der Großstädte gefördert wird, sondern flächendeckend auch in den kleinen Gemeinden. Immerhin, so bestätigt es der Präsident des Bayerischen Verfassungsgerichts, Hans-Joachim Hessler, ist der Kulturstaat Bayern ein explizit in der bayerischen Verfassung formuliertes Staatsziel.

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