Die Attacke sitzt: "Für Stiftungen wie das Konzerthaus und Biotopia sind von privater Seite schon Millionen geflossen - ohne dass je gebaut worden wäre", sagt Markus Michalke, der Unternehmer, Sammler, Mäzen und Sprecher der "Initiative Kulturzukunft Bayern" zum Minister. "Wie haben Sie vor, bei Stiftern wieder Vertrauen zu schaffen?"
Indem er indirekt antwortet, denkt sich Markus Blume offenbar, der Staatsminister für Kunst und Wissenschaft (CSU), an diesem Abend in der Filmhochschule vor 200 Freundeskreisvorsitzenden und anderen Kulturfreunden. Bei Biotopia habe man erst Probleme beheben müssen, erklärt Blume: Das Konzept "brauchte eine Re-Adjustierung" - nun würden etwa die Naturkundlichen Sammlungen des Freistaats mit einbezogen, um den Status eines Leibniz-Forschungsmuseums zu erfüllen. Zudem seien die Preise für den Bau "davongaloppiert", die Entwürfe würden deshalb überarbeitet.
Im Fall des Konzerthauses wiederum stelle sich die Staatsregierung durchaus der Verantwortung, die mit dem Pachtvertrag im Werksviertel einhergeht, "aber das Haus zu verwirklichen, geht nicht sofort". Erst im Laufe des Jahres läge eine aktuelle Kostenschätzung vor, und erst danach könne man überhaupt "seine Kräfte richtig einteilen". "Solange die Bagger nicht rollen", also mindestens noch für zwei bis drei Jahre, befürworte der Minister deshalb eine "kulturelle Zwischennutzung" für das Grundstück. Mit anderen Worten: Irgendetwas Kulturelles wird gebaut auf dem Grundstück, es fragt sich nur noch, was.
Newsletter abonnieren:München heute
Neues aus München, Freizeit-Tipps und alles, was die Stadt bewegt im kostenlosen Newsletter - von Sonntag bis Freitag. Kostenlos anmelden.
Einer Beteiligung des Freistaats an der Sanierung des städtischen Gasteigs erteilt Blume keine definitive Absage. Er verweist aber darauf, dass dieses städtische Kulturzentrum ja nicht nur aus einer Philharmonie bestehe, sondern auch aus der "Städtischen Bibliothek und der Münchner Volkshochschule". Institutionen, an denen der Freistaat naturgemäß kein Interesse hat.
Blumes Kulturagenda fußt auf drei Säulen: einer "digitalen Kulturbildungsoffensive" - und die bedeute dediziert nicht, "dass Schüler am Wandertag durch die Museen geschleift werden". Dem "Kulturpakt", bei dem "Freistaat, Kommunen und Private Hand in Hand" arbeiten sollen. Und einer "Kulturstiftung", die helfen soll, den gewaltigen Mittelbedarf für nötige Sanierungen und Neubauten aufzustellen. Besagte verprellte Stifter sind da natürlich sehr gefragt.
Die "Kulturkaskade", jener Sanierungsfahrplan, den Blume jüngst vor dem Kulturausschuss im Landtag vorgestellt hat, soll Ordnung in die Abfolge bringen. Allerdings dürfe man auch "keinen Fetisch entwickeln und sich nur noch auf das Bauliche versteifen", sagt der Minister. Um den "modernen Kulturstaat" aufzubauen, brauche es mehr: ein "Denken vom Publikum her", das Zusammenwirken zwischen den Institutionen und eine Verwaltung, die sich als "Dienstleister an den Kulturinteressierten" versteht.
"Ich würde wahnsinnig gern weitermachen", sagt Blume
Dass es im Freistaat viele Kulturinteressierte gibt, zeigt schon der Zulauf, den die "Initiative Kulturzukunft" seit ihrer Gründung im Herbst 2022 erfahren hat. Anfänglich hatten sich darin 15 Freundeskreise großer, vornehmlich staatlicher Kulturinstitutionen aus München zusammengeschlossen. Nun sind es schon 30, Nürnberger eingeschlossen, drei Bamberger befinden sich unmittelbar vor der Aufnahme.
Insgesamt spricht die Initiative aktuell schon für 15 000 Mitglieder. Eine Zahl von Personen, die gerade in Wahlkampfzeiten Wucht entfalten kann. Markus Michalke und seine Co-Moderatorin des Abends, die Kulturmanagerin Anna Kleeblatt, stellen denn auch die Gretchenfrage an Markus Blume: Ob er denn erwarte, auch nach der Wahl noch im Amt des Kunst- und Wissenschaftsministers zu sein?
"Ich würde wahnsinnig gern weitermachen", sagt Blume. "Und wenn ich das richtig sehe, würde sich mancher auch über mehr Kontinuität auf diesem Posten freuen." Das habe der Ministerpräsident, Markus Söder, jüngst sogar in Trudering im Festzelt "angedeutet". Und Festzelte, das weiß in Bayern jedes Kind, gehören definitiv zur Kultur hierzulande. Daran wird auch ein noch so moderner Kulturstaat kaum etwas ändern.
Die nächste Veranstaltung der Initiative Kulturzukunft wird am Donnerstag, 22. Juni, um 18 Uhr im Neuen Museum in Nürnberg stattfinden. Julia Lehner (CSU) hat bereits zugesagt. Sie ist seit Mai 2020 Zweite Bürgermeisterin und Stellvertreterin des Oberbürgermeisters der Stadt Nürnberg. Zuvor war sie 18 Jahre lang Stadträtin und Kulturreferentin dort. Sie gilt als eine der wichtigsten Beraterinnen von Markus Söder.